Last Updated 11. Mai 2025
Veröffentlicht am: 22. Apr. 2025
Die Geschichte eines Films in der Kurzfassung
In meinem letzten Beitrag, „Die Geschichte eines Films – Russland mit Verträgen zwingen“, habe ich versucht die Geschichte eines Films, der über die Gasverträge mit Russland berichtete und der frappierend für die Energiewende bzw. für die Kämpfe gegen die Energiewende steht, ausführlich zu erklären. Natürlich ist der Artikel sehr lang geworden, aber eigentlich hätte er sogar doppelt so lang werden müssen, um das Thema annähernd wissenschaftlich zu erfassen. Dann aber würde es garantiert niemand lesen, bis auf die Überschrift natürlich.
Ich habe mich entschlossen, mit Energiewende-Rocken nun auch die neuen politischen und kriegerischen Entwicklungen zu behandeln und mir ist dabei sehr klar geworden, ich habe mich bisher viel zu stark zurückgehalten, wie so mancher Energiewendebefürworter. Das Thema Ukrainekrieg und der Einfall Russlands in die Ukraine habe ich und bisher sehr viele andere ausgeklammert. Aber das sollte man aus meine Sicht eben nicht machen und dafür gibt es massenhaft Gründe.
Um es ganz kurz vorweg zu sagen, wir verpassen massenhaft Chancen, wenn wir die Energiewende außerhalb des Kriegsgeschehens z.B. in der Ukraine sehen. Eine dieser Chancen, sogar auf ein mögliches früheres Kriegsende in der Ukraine einwirken zu können, haben wir verpasst. Und ich sehe nicht mal die Bereitschaft von Leuten in den sozialen Medien, die sowohl für die Energiewende aber auch für Waffenlieferungen in die Ukraine sind, diese Sache durchdenken zu wollen.
Ich bin mir ebenso klar, dass ich mir dabei sehr viele Feinde machen werde, vor allem auch bei den Grünen. Dazu noch eine weitere Anmerkung: Die Grünen müssten ja eigentlich für die Energiewende und den Klimaschutz stehen, das taten sie aber eben nicht ausreichend genug, wie man in der Ampelregierung beobachten konnte, wenn man mit etwas Weitblick hinsah. Es wurden massenhaft große und entscheidende Kommunikationsfehler begangen, sodass Feinde der Energiewende, in dem Fall die CDU/CSU, z.B. beim Heizungsgesetz die Bevölkerung gegen die Energiewende aufgebracht haben. Die Medien spielten dabei sogar auf der Seite der Argumentation gegen das Heizungsgesetz und gegen die Wärmepumpe mit. Und damit muss man leider feststellen, dümmer hätten es die Grünen gar nicht anstellen können.
Wir erlebten ein Jahr, in dem der Heizungsbau viel mehr neue Gasthermen und Heizölkessel eingebaut hatte, als je zuvor. Der Hass gegen die Wärmepumpe wurde in der Bevölkerung ausreichend von CDU/CSU aber auch von der AfD geschürt und damit hat man der Energiewende als „grüne Idee“ wirklich so stark geschadet und sie lächerlich gemacht, wie es „normale Gegenkampagnen“ von der fossilen Energie nicht besser hinbekommen hätten. Und ich kann nur sagen, das laste ich den Grünen voll an und der Grund ist ein völliger kommunikativer Dilettantismus, denn diesen Widerstand hätte man kennen müssen und ihm mit einer vernünftigen Aufklärung von Anfang an begegnen müssen um ihm den Wind aus den Segeln nehmen zu können. Nun gut, das ist gelaufen. Die Frage bleibt dann, hat man daraus gelernt, und meine Antwort lautet, vermutlich nein. Im Falle dieses Filmes lautet sie sogar: ganz klar NEIN.
Und bei allen Sympathien für die Grünen muss ich mich gerade fragen, hab ich diese letzten Sätze tatsächlich selbst geschrieben und so gemeint? Und ich kann nicht anders, als diese Frage mit Ja zu beantworten. So eine völlig falsche Einschätzung, von dem, was machbar ist und wie man es machen sollte, habe ich mir nie vorstellen können. Aber dafür gibt es einige Gründe: Es ist vor allem die Naivität der Grünen, und die hat damit zu tun, dass sie die Feinde der Energiewende und deren Methoden nicht kennen. Sie haben gar nicht verstanden, dass es inzwischen genügend „Berater“ in ihren eigenen Reihen gab, die der Idee der anhängen die zentrale Energiewende als erstes auszbauen und dann noch ein bisschen Bürgerenergie hinzuzufügen. Soviel erst einmal als Nebenbemerkung. Kommen wir zum Hauptthema:
Die Kurzfassung, um die Geschichte eines Films, den es so wahrscheinlich nicht hat geben dürfen.
Das Deutsche Fernsehen (ZDF-Frontal) hatte am 26.04.2022 einen Film zu den Gaslieferungen aus Russland gebracht, bei dem es um das Thema take-or-pay, also um Langzeitlieferverträge und Lieferbedingungen von Gas aus Russland ging. Der Film verschwand aber nach einiger Zeit wieder aus dem Programm und wurde auch in YouTube gelöscht. Genau in diesen take or pay Klauseln steckt aber eine verpasste Chance, die der Film zwar nicht aufzeigt, aber er weist immerhin nach, dass Gas- oder Energielieferungen meistens mit Langzeitlieferverträgen verknüpft sind und die gelten für beide Seiten. Dabei muss die Seite, die die Vertragsregel nicht einhält, hohe Strafen zahlen. Würde Russland nicht ausreichend Gas liefern, schlägt die Regel zu und ebenso, wenn Deutschland zu wenig Gas abnimmt. Soviel vorweg.
Der Film von Frontal, war im Wesentlichen sehr gut, bis auf die Tatsache, dass er irgendwie sehr schnell zusammengestrickt wirkte. Der Teil, in dem die Verträge erklärt wurden, war ausgezeichnet und man bekam eine gute Vorstellung davon, wie zwei ehemalige Gegner, nämlich Russland und Deutschland eine fruchtbare Zusammenarbeit starteten und ausbauten. Dass es dabei nebenher ebenso um eine wirtschaftliche Zusammenarbeit auf ganz anderen Gebieten ging, versteht sich von selbst, und diejenigen, die diese Zeit bewusst miterlebten, glaubten auch daran, dass sich mit dieser Freundschaft die Welt verändern würde. Es wurden ebenso kulturelle Beziehungen ausgebaut und sogar Schüleraustausche veranstaltet und Städtepartnerschaften wurden geknüpft. All das ist innerhalb kürzester Zeit zur Geschichte geronnen, die man anscheinend nicht mehr wahrhaben will, denn nun begann die Zeitenwende, und Putin ist alleine daran schuld, denn er war in der Ukraine eingefallen. So ist die Sicht der Dinge heute.
Die Einleitung des Films ging aber anders. Man suchte Schuldige, die überhaupt mit Putin diesen Gasdeal eingefädelt hatten. Dass es nicht nur um billiges Gas ging, wurde nahezu komplett ausgeblendet. Es ging eigentlich zu dem Zeitpunkt auch darum, sich natürlich über den Einmarsch Russlands in die Ukraine zu empören. Also mussten Feindbilder her, wie Gerhard Schröder, der alte „Putinfreund“ genannt oder der Chef der BASF. Die BASF hatte durchaus mit diesem Gas Riesengewinne verzeichnen können. Aber so funktioniert nun einmal die Wirtschaft. Der Filmbericht lief im ZDF im Rahmen des Filmabends „Ein Abend für die Ukraine“.
Und um jetzt den Feinden von Gerhard Schröder den Wind aus den Segeln zu nehmen, Angela Merkel stand in dieser Sache auf der Seite von Schröder und natürlich war sie für die Gaslieferungen. Aber ganz zu Anfang waren es damals die Grünen ebenso.
Die Hektik und die Anfeindungen am Anfang und am Ende des Films lassen sich also erklären. Die Feinde wurden klar ausgemacht, deren Helfer wurden benannt und von nun an wolle und müsse man Putin bis zur Aufgabe gemeinsam mit der Ukraine bekämpfen. All die guten Ansätze und Erfolge mussten als negativ benannt werden, denn so etwas tut man nicht, wenn man mit Deutschland zusammenarbeitet und Gas liefert.
Kurze Zeit später verschwand dieser Film
Was diesen Film aber so brisant machte, der Film wurde vom ZDF in ihrer Mediathek und auch auf YouTube gelöscht und ist offiziell nirgendwo mehr auffindbar. Es gibt auch keine Begründungen dafür. Und das ist dann schon mehr als mysteriös. Welchen Grund hatte man, diesen Film zu löschen? An der Dokumentation zu den Gaslieferungen gab es jedenfalls nicht zu rütteln oder auszusetzen. Das war alles logisch belegt und sozusagen ein Dokument der Zeitgeschichte. Immerhin haben wir diese Gaslieferungen ja gewollt und sogar die Infrastruktur dazu selbst bezahlt bis zu den Pipelines weit hinein nach Russland. Wir haben sogar die Erschließung von neuen Gasfeldern in Russland finanziert.
Wann der Film genau gelöscht wurde, kann ich nicht sagen. Ich habe den Film oft in Diskussionen in den sozialen Medien benutzt, um Behauptungen und Falschdarstellungen zu widerlegen. Diese Diskussionen wurden vor allem in der Anfangszeit des Kriegsbeginns geführt und Putin wurde sehr oft als ein zweiter Hitler vor allem von Leuten aus der Grünen Partei und deren Freunden benannt. Dieser Vergleich ist natürlich nicht nur komplett daneben, sondern verdreht unsere Geschichte auf ein sehr gefährliches Maß. Ebenso waren ganz viele Darstellungen zu den Gaslieferverträgen ebenso falsch. Aber wieso und woher kamen die Falschdarstellungen? In den sozialen Medien verbreiteten sie vor allem bestimmte Grünenanhänger, die ich jetzt mal zur militärischen Fraktion der Grünen zugehörig bezeichne. Tatsächlich müsste man auch das aufklären, denn diese Kräfte sind auch heute noch unterwegs in den sozialen Medien.
Was waren die Knackpunkte der Langzeit-Lieferverträge?
Was alle nicht bedacht hatten, solche Lieferverträge sind Langzeitverträge und beinhalten Strafen, wenn man die jährlich vereinbarten Mengen nicht abnimmt oder liefert. Gas aus Russland war mit den fast jährlich gesteigerten Liefermengen tatsächlich auch billiger geworden und Russland war natürlich begeistert, dass die Nachfrage aus Deutschland seit den 90er Jahren kontinuierlich stieg. Was Russland noch mehr begeisterte: Deutschland sorgte auch finanziell für den Bau der Pipelines, die ja erst gebaut werden mussten. Auch wenn neue Gasfelder erschlossen werden mussten, kam dafür sehr viel Geld aus Deutschland. Dazu hat uns Russland nicht überredet, das Gegenteil war eher der Fall, wir überredeten Russland. Wenn man so will, könnte man sagen, „die Sache lief für Russland wie geschmiert“, aber die Sache lief auch für Deutschland wie geschmiert und das war ja auch so beabsichtigt. Sie lief sogar so gut, dass Deutschland über die BASF, die der größte Abnehmer waren, sogar zum Gasversorger für Nachbarländer wurde.
Die Lieferverträge mit Russland wurden immer wieder neu angepasst, denn die Liefermengen wurden immer größer. Mit dem Bau von Nordstream2 und der geplanten Inbetriebnahme erreichte man dann einen Punkt, der den letzten Stand der Lieferverträge markiert hätte. Die Lieferverträge gingen aber von einer jährlich gleichbleibenden Liefermenge aus. Die veränderte sich nur nach oben, wenn neue Pipelines höhere Liefermengen ermöglichten. Und genau hier hat man eine entscheidende Chance verpasst. Im Grunde hatte man mit Russland bereits Vorbereitungen getroffen, auch für Russland eine Energiewende also den Bau von Wind- und Solaranlagen zu forcieren. Es gab bereits Arbeitsgemeinschaften dazu.
Die verpasste Chance
Deutschland als ein führendes Land der Energiewende hätte jetzt unbedingt mit Russland verhandeln müssen, dass wir jährlich immer weniger Gas brauchen werden und das hätte in den Lieferverträgen eingebaut werden müssen. Russland hätte sich dem nicht wiedersetzen können denn wir waren der mit Abstand größte Abnehmer von Erdgas. Es wäre sehr leicht gewesen diese Verträge abzuändern. Nur daran hat keiner gedacht.
Und nun muss ich tatsächlich sagen, die Energiewender müssen endlich aufwachen. Man hätte Russland mit diesem Druckmittel sogar dazu zwingen können diesen Krieg in der Ukraine sofort zu beenden. Klar ist, Putin passte das heranrücken der Nato nicht, aber darauf hätte man ja in den Friedensverhandlungen eingehen können. Und an der Stelle muss ich dann 2 Dinge betonen: Plötzlich, wie aus heiterem Himmel wurde Nordstream2 nicht in Betrieb genommen. Die Verantwortlichen gaben keine schlüssigen Erklärungen ab. Stattdessen hat man sich darauf geeinigt Nordsteam nicht mehr in Betrieb zu nehmen. Wer sich genau darauf geeinigt hat, bedarf einer Extra-Untersuchung und ich bin mal sehr gespannt was dabei herauskommen wird. Wie es scheint ist daran aber niemand interessiert.
Hier der Film auf YouTube, der auf einem Privatkanal veröffentlicht wurde. Er ist nahezu unbekannt und hat gerade einmal 1028 Aufrufe. Anschauen ist ganz dringend empfohlen. Wenn Ihr könnt dann lasst einen Daumen hoch beim Film.
Wie immer kann man den Film hier im Beitrag oder auf YouTube ansehen. In beiden Fällem erkennt man die Regeln von Youtube an.
Die erneute verpasste Chance
Langzeitverträge sind nicht mehr zeitgemäß. Und genau das müsste als oberster Grundsatz für alle Verträge mit allen Lieferländer gelten. Wenn wir Klimaschutz wirklich ernst nehmen, dann müssen hier schnellstens diese Änderungen her.
Sonnige Grüße
Blogger in Sachen Klimaschutz und Energiewende
Vielen Dank für das Foto von Kevin Doyle auf Unsplash
Die Vertragssituation war mir schon bekannt, allerdings dieser Filmbericht nicht und dafür danke Klaus. Mir wird nicht ganz klar wie sich Deutschland aus diesen Verträgen herausmogeln konnte. Ob da höhere Gewalt ein Argument war meine ich reicht nicht aus. Nach Afghanistan soll nun die Ukraine das Maß aller Dinge sein….also die Freiheit wird jetzt in der Ukraine verteidigt. Durch Verhandlungen hätte sich Russland sicher nicht vom Einmarsch in die Ukraine abhalten lassen….dazu ist die ganze Interessenlage, Entwicklung und Geschichte zu kompliziert. Tatsache ist dass sich Deutschland nun in die Abhängigkeit der Amerikaner begeben hat und mir schwant im Hinterkopf ob nicht amerikanische Denkfabriken dies alles durchexerziert haben.