Last Updated 17. April 2023
Veröffentlicht am: 11. Nov. 2019
Mehr als flach, das Wissen um eAutos
Die (un)politische Seite von Lithium und Kobalt.
Als „sehr flach“ muss man die die Debatte um die Akkus in den eAutos bezeichnen, wenn dabei das Thema auf die Rohstoffe Lithium und Kobalt kommt. Und ich möchte dann am liebsten mit Greta ausrufen: „How dare you, wie könnt ihr es wagen„, ihr solltet alle verdammt noch mal zur Schule gehen. Klar gibt es ökologische und soziale Probleme bei diesen beiden Rohstoffen und die darf man nicht verschweigen. Aber man sieht, sie werden ausschließlich dem eAuto zugeschrieben und das macht mich dann doch sehr wütend. Und nein, liebe Leser Euch erwartet kein Artikel, der etwas relativieren soll.
Einer meiner liebsten Kommentare in sozialen Netzwerken lautet oft:
Ich kann es nämlich nicht mehr ertragen…
Ich würde gern den Leuten die so was schreiben, ihre Fahrradkette klauen und sie durch eine aus ungehärtetem Stahl ersetzen, die ich selbst gedengelt habe. Und wenn wir schon einmal dabei sind ersetze ich auch gleich die Kolbenringe in eurem Auto mit solchem Billigstahl. Wir wollen mal sehen wie weit ihr dann kommt? Überall ist Kobalt drin. Erklärt mir bitte wie man ein Auto ohne Kobalt herstellt. Wie man Benzin herstellt, ohne Kobalt nutzen zu wollen um das Benzin zu entschwefeln; selbst dafür nutzt man Kobalt und dieses Kobalt kann man nicht zurückgewinnen. Sagt wie ihr die täglichen kleinen Dinge ersetzen werdet, vom Ceranfeld am Herd bis zur Küchenmaschine.
Kobalt ist einer der wichtigsten Stoffe für die Metallhärtung. Und JETZT fangt bitte mal an zu schreien? Im Kongo wurden Menschen wegen sehr vieler Rohstoffe geschlachtet, blutige Bürgerkriege tobten lange bevor es das eAuto gab. Regierungen wurden weggeputscht und umgebracht wegen des Kobalts, des Kupfers und vieler, vieler, weiterer Bodenschätze, die immer auch unter Beteiligung von Kinderarbeit ausgebudelt wurden.
Wie aber JETZT erst habt IHR EUER MITLEID MIT DEN KINDERN entdeckt? Das ist VERLOGEN – nichts anderes.
Inzwischen setzen Akkuhersteller auf immer weniger Kobalt. Aber das Kobalt für Auto-Akkus wird nur einmal ausgegraben. Dann kann es theoretisch in unbegrenzt vielen Akkus verwendet werden, denn die sind recycelbar. Aus jedem alten Akku wird ein neuer und das geht beliebig lange so. Was wir bei sehr vielen Rohstoffanwendungen sowohl beim Lithium und Kobalt nicht haben.
Tesla stellt in den nächsten 2 Jahren einen Akku vor, der 1,6 Mio. Kilometer läuft. Nach den 1,6 Mio. Kilometern wird er in einen Hausakku eingebaut, denn er ist nicht tot, er hat nur eine kleinere Reichweite. Und er hält dann noch mal so lang. Das ist auch bei heutigen aktuellen Akkus schon so, die inzwischen eine Laufleistung > 400.00 km haben.
Dann erst kommt es zum Recycling.
Wenn wir dann für die Akkus kein Kobalt mehr gebrauchen, weil die Forschung weiter geht und bessere Stoffe zum Einsatz kommen, wo bleiben dann Eure Aufschreie und weinende Augen wegen der Kinder im Kongo, die für Euer neues Fahrrad weiterbuddeln werden?
https://energiewende-rocken.org/leise-pr-leise-luegen-001/
Das wäre etwas was man durchaus eine Relativierung nennen könnte. Denn fest steht, bei einem weiteren Anstieg der Elektromobilität erwartet uns eine enorme Nachfrage nach Rohstoffen für Akkus. Beim jetzigen Stand der Dinge reichen aber beide Rohstoffe, um alle Autos der Welt inklusive des erwarteten Zuwachses in E-Fahrzeuge zu wandeln, so zeigen das mehrere Untersuchungen. Auch der Bedarf für andere Anwendungen ist dabei berücksichtigt. Hier nur eine Studie dazu. Ok, dann haben wir es ja und nun könnte ich noch was zur Verbesserung von sozialen und ökologischen Bedingungen hinzufügen und die Sache wäre gegessen. Nein, das ist sie eben nicht. Ich habe mich mit den beiden Rohstoffen sehr intensiv bisher auseinander gesetzt. Und das wird auch so bleiben. Und deshalb müssen wir uns um die Geschichten hinter den Geschichten kümmern
Vorab noch zwei Meldungen, die einige nicht mitbekommen haben. Die Weltgrößte Kobaltmine im Kongo schließt, aufgrund mangelnder Nachfrage nach Kobalt, was tatsächlich der neuen Strategie der Akkubauer entspricht immer weniger Kobalt zu verwenden. Dazu habe ich noch zwei weitere Artikel gefunden, hier und hier.
Die andere Meldung betrifft den Lithiumabbau in Bolivien. Hier heißt es im Deutschlandfunk:
„Regierung stoppt Lithium-Abbau-Projekt mit deutscher Beteiligung“.
Boliviens Regierung hat ein umstrittenes deutsch-bolivianisches Gemeinschaftsprojekt zum Abbau von Lithium gestoppt.
Wie die Nachrichtenagentur ABI berichtet, traf Präsident Morales die Entscheidung per Dekret. Gegen das Joint Venture, an dem ein bolivianisches Staatsunternehmen und die baden-württembergische Firma ACI Systems beteiligt sind, hatte es seit Wochen Proteste gegeben. Die Bevölkerung fühlte sich von den Planungen zum Lithium-Abbau übergangen. Sie betreffen den Salzsee von Uyuní in der Region Potosí. Dort werden die größten Lithium-Vorkommen der Welt vermutet. Der Rohstoff wird unter anderem zur Produktion von Batterien für Elektroautos benötigt.
Bolivien ist eine sehr interessante und spannende Sache, denn Bolivien soll zwar die größten Vorkommen an Lithium weltweit haben, aber Bolivien gehört noch lange nicht zu den großen Lieferländern und steht erst am Anfang. Spannend ist, dass die sozialistische Regierung von Evo Morales aber auch das Land befähigen will Akkus selbst herzustellen. Darüber berichtete ich bereits hier. . Einen sehr aufschlussreicher Artikel fand ich dann endlich in der TAZ, die nicht wie andere einfach nur die Presseagenturmeldung durch schob, denn zum einen beinhaltete der Vertrag mit den Deutschen einen wesentlich ökologischeren Abbau des Lithiums, nach einer in Deutschland erfundenen Methode, aber die Proteste haben eben auch einen ganz anderen Hintergrund, Zitat TAZ: „Diese Tatsache hat den Widerstand der Comcipo, des Bürgerkomitees, hervorgerufen. Über Wochen mobilisierte es auf der Straße gegen das Gesetz. Vaterlandsverrat und Ausverkauf der nationalen Ressourcen warfen sie der Regierung vor. Für Marco Antonio Condoretty haltlos. „In Bolivien überblickt kaum jemand die Komplexität der Förderung und Produktion von Batterien. Hier wird Stimmung gegen einen Vertrag gemacht, der Bolivien sowohl als Lithium-Produzenten als auch als Batteriehersteller erst auf die Weltkarte setzt“, ärgert sich der Ingenieur.“
Und hier sind wir dann auch schon bei den Geschichten hinter den Geschichten angekommen.
Wie kommt es eigentlich dazu, dass es beim Abbau von Rohstoffen unsozial und unökologisch zu geht?
In Südamerika finden wir im Nachbarstaat von Bolivien, in Chile, ein fatales Beispiel. Diktatoren morden, ist das ungewöhnlich? Völker darben und Konzerne machen Milliardengewinne unter ökologisch und sozial verantwortungslosem Geschäftsgebaren. Passt das heute zu einer neuen aufstrebenden Technik, der Elektormobilität? Nein, selbstverständlich nicht. Aber immer noch hören wir die öffentlichen Aufschreie. „E-Autos sind das letzte. Ökokatastrophe in der Atacama in Chile, Kinderarbeit im Kongo“. Die Sache scheint jetzt zum Allgemeinwissen geworden zu sein – die eAutos sind schuld, „und wir glauben mit dem Einsatz von eAutos würden wir uns ein gutes Gewissen verschaffen. Und die Bundesregierung unterstützt diese Kinderarbeit auch noch“, sagen die Kritiker. „Das passt alles nicht zusammen“, sagen sie.
Nicht zusammen passt die Verlogenheit in der Argumentation, die ausschließlich dem eAuto die schuld zuweist. Und es wäre absolut zu verurteilen, würde es nur die Akkus betreffen. Aber das ist ja oben schon klargestellt worden, auch ohne E-Autos wären die Dinge nicht anders. Lithium und Kobalt werden als wichtige Industrierohstoffe dringend gebraucht, die wenigsten wissen das. Und die Abbaubedingungen haben sich nicht wegen des E-Autos verschärft. Auch wenn mir viele da widersprechen werden. Die Abbaubedingungen sind völlig unabhängig davon entstanden und sie folgen einem Schema, dessen Hintergründe unbeachtet sind.
Rohstoffmärkte sind internationale Märkte. Sie werden kaum von internationaler Politik noch anderweitig gesteuert, kontrolliert oder beeinflusst. Sie gehorchen dem freien Markt und dem Spiel um Renditen und Gewinnen. Das ist so und trotzdem ist es komplizierter. Allein beim Rohstoff Erdöl sehen wir, dass deshalb Kriege mit vielen Millionen Toten geführt wurden und werden. Blutige Kriege ums Öl. Rohstoffversorgung ist wichtig und ohne Rohstoffe geht nichts. In unserer Welt greift eins ins andere. Die Menschheit verbraucht jeden Tag 50 Groß-Tanker Rohöl. Zum entschwefeln von Benzin braucht man Katalysatoren aus Kobalt. Autos, Schiffe, Flugzuge, egal was wir uns vorstellen, Maschinen fast jeder Art brauchen Kobalt, weil sie gehärteten Stahl brauchen. Industrielle Prozesse brauchen auch Lithium. Ohne Lithium wäre die Fensterherstellung oder das Herstellen von Aluminium nicht möglich. Aber wir brauchen immer mehr davon. Mehr Menschen, mehr Lithium und mehr Kobalt, aber eben auch sehr viele andere Rohstoffe werden wir mehr brauchen und verbrauchen, wenn wir sie nicht recyceln können.
Viele dieser Stoffe können wir sortenrein zurückgewinnen. Stahl und Eisen kennen wir und ein alter VW Käfer fährt heute möglicherweise mit dem gleichen Stahl sozusagen als dritte oder vierte „Reinkarnation“ in einem neuen VWGolf. Aber es gibt Anwendungen bei denen die Stoffe nicht zurückzugewinnen sind. Viele Anwendungen beim Kobalt und beim Lithium beinhalten solche Prozesse. Neues Produkt, neues Lithium – die ökologischen Bedingungen in der Atacama in Chile bleiben die gleichen. Neuer Keramik oder neues Fensterglas – in Chile bleibt alles beim Alten. Es sei denn Politik greift da ein, so wie im Nachbarland Bolivien. Die Kinder im Kongo werden nach allem buddeln was Geld bringt. Kobalt, Kupfer, Nickel – alles egal, es muss nur ein bisschen Geld bringen. Im Kongo ändert sich nichts. Wir werden immer mehr verbrauchen und diesen Weg beschreitet die Menschheit. Änderungen kommen nicht von den Rohstoffkonzernen und auch nicht durch unser Verhalten. Schauen wir uns an welche Klamotten wir tragen. Da steckt viel zu häufig immer noch Kinderarbeit drin, und die ökologischen Bedingungen mit denen Stoffe gefärbt werden sind unter aller Sau.
Unerheblich?
Ob wir nun E-Autos produzieren oder nicht, das ist völlig unerheblich. Aber ist es das wirklich? Nein das ist es nicht. Neue und alte Hersteller, die sich dem eAuto zuwenden achten darauf, dass gerade diese beiden Rohstoffe aus besseren Quellen geliefert werden. Beim Lithium steigen sie um auf Australien. Damit hat ihr Produkt einen besseren ökologischen Fußabdruck und man kann sich nichts „böses“ mehr nachsagen lassen. Diese Taktik löst aber keine Probleme in den betroffenen Ländern. Und leider muss man sagen, auch unsere Regierung und ihre Regierungsvertreter sind oft nicht daran interessiert solche Probleme zu lösen. Kommen wir zu unserem abschreckenden Beispiel in Chile. Der damalige Bayrische Ministerpräsident Strauß war ein enger Freund vom Diktator Augusto Pinochet.Zeitdokomente wie gerade die CSU in diese Geschichten verstrickt war finden sich zu Hauf, z.B. hier, hier und hier.
Pinochet mit Unterstützung der CIA aus den USA – brutal und radikal
Pinochet ging mit Unterstützung der CIA aus den USA, nachdem er den damals amtierenden, demokratisch gewählten, sozialistischen Regierungschef Salvador Allende weggeputscht hatte, sehr brutal und radikal vor. Zitat Wikipedia:
Unmittelbar nach dem Putsch gab es die meisten Opfer, sowohl von Folterungen als auch von politischen Morden. Allein am 11. September wurden 2131 Menschen aus politischen Gründen festgenommen, bis Ende des Jahres waren es 13.364. 43 % der Opfer wurden von der Polizei festgenommen, weitere 30 % von Soldaten des Heeres (der Rest meist von Angehörigen von Luftwaffe und Marine oder Geheimdiensten). Opfer waren vor allem Mitglieder und Sympathisanten der gestürzten Allende-Regierung, Linksparteien und Gewerkschaften. Die Festnahmen erfolgten meist in Fabriken, Universitäten und Gebäuden von Regierung, Linksparteien und Gewerkschaften. Oft kam es zu Massenverhaftungen, indem fast alle Anwesenden festgenommen wurden. Öffentliche Gebäude wie Stadien, Konferenzhallen und Schulen wurden zu Konzentrationslagern umgerüstet. Der berüchtigtste Fall ist das Estadio Nacional, in dem Tausende Gefangene zusammengetrieben und gefoltert und zum Teil später exekutiert worden sind. Darüber hinaus gab es in Pisagua und Chacabuco Konzentrationslager, ebenfalls wurde die berüchtigte Colonia Dignidad zu Folterungen benutzt.[5] Den Gefangenen wurde der Kontakt zu einem Anwalt oder ihrer Familie ebenso wie ein ordentlicher Prozess verweigert. Die Angehörigen der ca. 2500 Verschwundenen wurden über deren Verbleib im Dunkeln gelassen. Das Ende dieser ersten Phase wurde durch die Schließung des KZ im Estadio Nacional im November des gleichen Jahres eingeleitet. Parallel dazu wurden in Santiago Geheimgefängnisse eröffnet, unter anderen die Villa Grimaldi und das Londres 38 und informell die Dirección Nacional de Inteligencia (DINA) gegründet, der wichtigste Geheimdienst im Zeitraum von 1974 bis 1977. Über eine Million Chilenen aus dem linken Parteienspektrum mussten damals das Land verlassen, um dem Zugriff der Junta zu entgehen, sie suchten auf allen Kontinenten Zuflucht.
Es sei an die berüchtigte Colonia Dignidad erinnert.
„Die Siedlung, in der nach Schätzungen zwischen 250 und 350 Menschen lebten, steht seit 1976 unter der Beobachtung von UNO und Amnesty International. Geflüchtete Bewohner berichteten glaubwürdig, die Kolonie sei während der Pinochet-Diktatur jahrzehntelang als Folterzentrum des chilenischen Geheimdienstes genutzt worden. Später stellte sich heraus, dass in der Colonia Dignidad Chilenen gefangen gehalten und als Zwangsarbeiter eingesetzt worden waren. Es wurden medizinische Versuche an Häftlingen durchgeführt. Kinder und Jugendliche wurden in der Gemeinschaft immer wieder sexuell missbraucht, vor allem Jungen unter sexuellem Aspekt körperlich gezüchtigt und die Kinder mit Elektroschocks und Psychopharmaka misshandelt.“
Zitat Wikipedia: Kontakte zu deutschen Regierungskreisen
Die deutsche Regierung zeigte ursprünglich kein Interesse an einer Aufklärung der Vorgänge in der Kolonie. Laut Jan Stehle vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika hatte die Colonia Dignidad in Deutschland eine Lobby insbesondere bei CDU und CSU.[11] Die Kolonieführung unterhielt Kontakte zu beiden Parteien.[12][13] CSU-Politiker wie z. B. Wolfgang Vogelsgesang besuchten die Kolonie.[2] Über einen Besuch von Franz Josef Strauß in der Colonia 1977 wurde in verschiedenen Medien berichtet.[14][15] 2012 räumte die Hanns-Seidel-Stiftung einen Kurzbesuch von Strauß ein;[16] sechs Jahre danach bestritt sie ihn jedoch wieder.[17] Bis Mitte der 1990er Jahre war ein signiertes Porträt von Strauß an prominenter Stelle aufgehängt.[18][19] Die bayerische Landesregierung und die Hanns-Seidel-Stiftung sollen Gerhard Mertins’ „hervorragenden Eindruck“ von der Siedlung bestätigt haben.[2]
Der Königswinterer Waffenhändler und ehemalige SS-Offizier Gerhard Mertins (Merex AG) gründete den „Freundeskreis Colonia Dignidad“, dem auch ZDF-Moderator Gerhard Löwenthal nahestand. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Adolf Herkenrath und andere agierten permanent gegen Colonia-Kritiker wie Norbert Blüm.[4] Aus dem rechtskonservativen Umfeld gab es außerdem Unterstützung von dem Strauß-Protegé Lothar Bossle und Ludwig Martin. Geheimdokumente der damaligen chilenischen Militärregierung zeigen, dass Bossle und Martin die chilenische Regierung 1987 davor gewarnt hatten, dass die deutschen Medien von den Geschehnissen in der Colonia Dignidad erfahren könnten. Der damalige Vize-Außenminister Chiles schlug daraufhin ein Koordinierungstreffen vor, um die Causa „Colonia Dignidad“ stillschweigend zu lösen.[20]
Der Journalist Gero Gemballa, der zwei Bücher zum Thema verfasste, macht ein institutionalisiertes Geflecht aus deutschen, chilenischen und internationalen Wirtschafts- und Geheimdienstinteressen, Waffenschieberei und aktiver Komplizenschaft bei der Liquidierung von Gegnern des Pinochet-Regimes deutlich. Darum habe man die Colonia unantastbar zu machen versucht, woran alle Versuche, diese kriminelle Vereinigung auszuschalten, gescheitert seien. Er widersprach damit der These, dass es für die Verbrechen der Colonia Dignidad nur einen einzigen, allein verantwortlichen Täter gegeben habe, nämlich Paul Schäfer.[21]
Was weitgehend unbekannt – das Salzgeschäft
Was weitgehend unbekannt ist, Allende hatte die Rohstoffvorkommen Chiles verstaatlicht um sie nicht mehr von fremden Mächten ausbeuten zu lassen und dem Volk und der Entwicklung des Landes zugute kommen zu lassen. Alle Verstaatlichungen setzte Pinochet daraufhin umgehend außer Kraft und überführte die Rechte wieder in Privathand. Unter anderem verleibte er sich selbst die Rechte aus den Salz- und Lithiumvorkommen in der Atacama selbst ein. Seine Erben sind heute die Besitzer des weltweit größten Herstellers von Kaliumnitrat, SQM. Dabei wird aber auch klar, wozu die Salzsseen Südamerikas auch dienen. Unterhalten wir uns über Lithium, dann unterhalten wir uns neben den politischen Hintergründen auch über Kaliumnitrat, Düngemittel, Jod, Kalisalz, Indiustriechemikalien usw.
Was übrigens auch sehr interessant ist, Chile sollte damals als der neoliberale Vorzeigestaat unter Pinochet installiert werden, daher ist das Interesse der CIA und der USA auch nicht verwunderlich. Und wenn man dann auf den freien Markt setzt, dann muss man auch das (Trink)Wasser in Chile komplett privatisieren. Pinochet hat es getan.
Im Kongo kaum anders
Zitat Wikipedia: “Als am 30. Juni 1960 der Kongo seine Unabhängigkeit von Belgien erlangte, wurde Patrice Lumumba – trotz großen Widerstandes der weißen Siedler und der führenden Oberschicht des Landes – erster Ministerpräsident der in die Freiheit entlassenen jungen Republik. […] Aus den ersten Parlamentswahlen vom 25. Mai 1960 ging Lumumbas Partei, der Mouvement National Congolais, als stärkste politische Kraft hervor. Als am 30. Juni 1960 der Kongo seine Unabhängigkeit von Belgien erlangte, wurde Lumumba – trotz großen Widerstandes der weißen Siedler und der führenden Oberschicht des Landes – erster Ministerpräsident der in die Freiheit entlassenen jungen Republik. Das Amt des Staatspräsidenten ging an Joseph Kasavubu (1910–1969; im Amt von 1960 bis 1965).
Schon während des Festaktes zur Unabhängigkeitsfeier trat Lumumba als entschiedener Verfechter von Freiheit und Würde hervor. In einer Rede widersprach er dem belgischen König Baudouin (1930–1993), der die „Errungenschaften“ und die „zivilisatorischen Verdienste“ der Kolonialherrschaft lobte. In Anwesenheit des Königs und der versammelten Honoratioren aus dem In- und Ausland widersprach er dieser Geschichtsauffassung und prangerte – an König Baudouin gewandt – die Unterdrückung, Missachtung und Ausbeutung durch die belgische Kolonialverwaltung an.”
Lumumba wollte die Selbstständigkeit des Kongos und die Bodenschätze für das Volk zu schützen. Er wurde ermordet. Wikipedia weiter:.
Die genauen Umstände von Lumumbas Tod waren der Allgemeinheit lange Zeit unbekannt. Nach einigen Quellen wurde er bereits auf dem Flug nach Elisabethville so schwer misshandelt und verletzt, dass er schon kurz nach dem Flug starb. Sein Sohn François Lumumba erhob darauf Anklage in Belgien, um die Umstände der Tötung seines Vaters aufzuklären. Eine am 23. März 2000 eingerichtete Untersuchungskommission des belgischen Parlaments rekonstruierte die Ereignisse um Lumumbas Tod und legte am 16. November 2001 ihren Abschlussbericht vor – 40 Jahre nach der Tat. Der Bericht in niederländischer und französischer Sprache umfasst 988 Seiten.[8][9]
Demnach wurden Lumumba und seine Begleiter von Mobutus Männern gefangen genommen, per Flugzeug zu Moïse Tschombé nach Katanga verschleppt und dort in eine Waldhütte gebracht. Lumumba und seine Gefolgsleute Okito und Mpolo wurden gefoltert. Danach erschienen seine politischen Gegner Tschombé, Kimba und belgische Politiker, beschimpften die Gefangenen und bespuckten sie. Am 17. Januar 1961 wurden Patrice Lumumba und seine zwei Getreuen von katangischen Soldaten unter belgischem Kommando erschossen und zunächst an Ort und Stelle vergraben. Um die Tat zu vertuschen, wurden die Leichen wenige Tage später exhumiert. Lumumbas Leichnam wurde zerteilt, mit Batteriesäure aufgelöst, die von einer belgischen Minengesellschaft bereitgestellt worden war, und seine letzten sterblichen Überreste schließlich verbrannt.[10] Die Tötung wurde Dorfbewohnern angelastet (Lumumba assassiné par des villageois). Die meisten Medien aber sahen den Schuldigen in Tschombé.
In ihrem Schlussbericht kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass der belgische König Baudouin von den Plänen zur Tötung Lumumbas wusste und dieses Wissen nicht an die Regierung weitergab. Fest steht, dass die belgische Regierung Lumumbas Gegner im Kongo logistisch, finanziell und militärisch unterstützte. König Baudouin wird eine Mitschuld zugeschrieben, da er unter Umgehung der politischen Instanzen seine eigene postkoloniale Politik betrieben habe.
Wenn etwas zu ändern ist, dann muss das ganze Bild betrachtet werden. Da, wo wir mit allem Selbstverständnis mit diktatorischen Ländern unsere Deals durchziehen, z.B. bei der Sicherung unseres Erdölbedarfes, mit Saudi-Arabien, da kann man nicht wegschauen. Wenn wir eine friedliche Welt schaffen wollen, dann muss auch die Verquickung von Politik, Militär und Rüstungsgeschäften mit diskutiert werden.
Und um Missverständnisse von vorn herein auszuräumen. Hier stehen zwei Bilder nebeneinander, die weder inhaltlich noch zeitgeschichtlich etwas miteinander zu tun haben. Es sind Dokumente der Zeitgeschichte, nicht mehr und nicht weniger.
Schön, dass auch von anderer Seite aufgeklärt wird, hier diesmal ein Youtuber aus der E-Auto-Szene mit den Themen Kobalt und Lithium.
Sonnige Grüße
Euer Klaus Müller