Barcampe4Future Samstag Abend – Kombikraftwerksvergütung

9.5.2020 19:00 Uhr Barcampzeit

Die Veranstaltungsreihe Barcampe4Future im Internet bekommt immer mehr Qualität. Das Ziel ist Klimaschutz, Energiewende, Vernetzung und Strategiefindung. Angesichts der  Klimakatastrophe auch sehr notwendig, denn wir stellen fest unsere Regierung verhindert Klimaschutz auf sträfliche Weise, statt ihn zu befördern.

Am Samstagabend war unter vielen anderen Hans-Josef Fell unser Gast. Er hat sich sehr gefreut sich in so einer kompetenten Runde austauschen zu können. Und die Runde freute sich mit ihm auf Augenhöhe diskutieren zu können. Das macht unsere Barcamps aus. Vielleicht bist Du / sind Sie beim nächsten Mal auch dabei, die Crew vom Barcamp4Future würde sich freuen. Hier kann man sich anmelden.

Hans-Josef Fell

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energywatchgroup, ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern zur Untersuchung der Verfügbarkeit und Verknappung fossiler und atomarer Energieressourcen und für die Untersuchung der Ausbaumöglichkeiten erneuerbarer Energien. Im digitalen Barcamp stellte er sich den vielen Fragen der Besucher, die auf hohem Niveau miteinander diskutierten.

Sein Abschlussstatement zur Veranstaltung ist hörenswert – unten findet sich der Kleine Filmschnippsel dazu.

Während der Veranstaltung stellte Hans-Josef Fell die neue Gesetzesinitiative zur Systemintegration Erneuerbarer Energien vor, die man auf der Seite der Energywatchgroup nachlesen kann. Wir stellen sie unten komplett vor.

Der Titel „Gesetzesinitiative zur Systemintegration Erneuerbarer Energien“ ist für Menschen, die nicht in der Materie sind möglicherweise etwas unverständlich. Es ist ein Gesetzesvorschlag, der eine Initiative starten soll, damit Millionen von Investitionen dezentral in 100 % Erneuerbare Energien fließen können.

Weil dezentrale Energieinvestitionen derzeit vollkommen ausgebremst werden, soll es einen Anschub für den Bau dezentraler Energie und dezentraler Systemdienstleistungen geben, die dafür sorgen, das Netz zu stabilisieren aber selbstverständlich auch den Eigenenergiebedarf zu decken. Dieser Eigenenergiebedarf ist es, der die Regierung und die großen Energieplayer dazu veranlasst die Energiewende auszubremsen.

Das ist aber der Fakt auf den Hermann Scheer immer wieder hingewiesen hat mit den Worten:

Versuche der Verliererrolle in diesem Wandlungsprozess (der Energiewende) zu entkommen und ihre zentrale energiewirtschaftliche Rolle zu behalten, führen zu widersprüchlichen und teuren Verlangsamungsstrategien.
Die Gewinner des Wechsels werden die Weltzivilisation insgesamt und Gesellschaften und Volkswirtschaften sein, und in diesen die Technologieunternehmen sowie viele lokale und regionale Unternehmen (und Haushalte). Es wird auf jeden Fall entschieden mehr Gewinner des Energiewechsels als Verlierer geben. Einem großen Teil der Gewinner sind die Chancen noch nicht bewusst, weshalb sie noch auf der Gegenseite stehen. Den größten Einfluss auf das praktische Geschehen haben derzeit noch die etablierten potenziellen Verlierer, den geringeren die noch längst nicht etablierten Gewinner.

Kombikraftwerksvergütung

Zwar reden viele Leute darüber, dass solche Maßnahmen notwendig sind, doch finden sie kein Gehör, denn mit Scheinargumenten wird und wurde ein Stillstand in der Energiewende herbeigeführt und deshalb gab es bisher keinen einzigen politischen Vorschlag, der nennenswert wäre, außer im Forschungssektor mit Forschungsförderung wenige Pilotprojekte zu fördern.

Die Möglichkeiten die aber schon bestehen und über die Prosumerebene (Produzent und Konsumer) gestartet werden könnten, werden verhindert. Der Aspekt, weitere Millionen Stromproduzenten könnten entstehen, die vornehmlich als Prosumer, zuallererst ihren eigenen Strombedarf im Haushalt, in kleinen und mittleren Firmen selbst abdecken werden und damit als Konsumenten der großen Stromerzeuger ausfallen würden, ist der eigentliche Grund für die Bremskeile, die man seit Jahren auf die Schienen gelegt hat.

Der notwendige Wandel zu 100% erneuerbaren Energien, der für den Klimaschutz so notwendig ist, wird mit lauteren und unlauteren Mitteln bekämpft. Wir kennen die Begründungen, fehlende Netze, Erneuerbare Energien könnten niemals zuverlässig liefern usw., und sie sind fadenscheinig. Das EEG, das ab dem Jahr 2000 dafür sorgte, dass Erneuerbare Energie nun die billigsten Energieformen in Deutschland sind, ist längst  verhunzt worden, um zu verhindern, dass diese Energien auch in Bürgerhand zum Einsatz kommen. Die Bürger haben sie schließlich aber zum allergrößten Teil gefördert und nicht der Staat und nun enthält man ihnen den Gewinn vor.

Deshalb brauchen wir eine Novellierung des EEG. Die hunderte Hemmnisse, die inzwischen in diesem Gesetz verankert wurden, wieder ausräumen und es zu verändern, wird auf dem Gesetzesweg möglicherweise viel zu lange dauern und deshalb braucht es diese neue Initiative mit einem neuen Gesetz, um massenhaft 100%-Erneuerbare-Energien-Projekte zu befördern.

Energiewende bedeutet nicht nur die Versorgung der bisherigen Stromanwendungen, sondern zusätzlich die Versorgung der Bereiche Mobilität und Wärme mit dem Sektor Strom, der dann der Hauptversorger wird. Das ganze nennt sich Sektorkopplung und deshalb nennt sich das ganze auch das Sektorenkopplungs- und Innovationsgesetz.

Hier der Text, den wir der Seite Energywatchgroup entnehmen.

Eckpunkte für eine Gesetzesinitiative zur Systemintegration Erneuerbarer Energien

Für mehr Investitionen in Sektorenkopplung und Innovationen: Energy Watch Group schlägt neues Gesetz für versorgungssichere Erneuerbare-Energien-Systeme vor

Berlin (07. April 2020) – Zeitlich passend zum 20-jährigen Bestehen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) präsentiert der Berliner Think-and-Do Tank Energy Watch Group (EWG) einen Gesetzesvorschlag zur Anreizung der Systemintegration Erneuerbarer Energien, wie der Spiegel exklusiv berichtete. Mit einer sogenannten Kombikraftwerksvergütung sollen systemdienliche Investitionen angeregt werden, um den Erneuerbaren Energien zu ermöglichen, die Verantwortung für die Systemsicherheit der Stromversorgung zu liefern – also zu jeder Stunde des Jahres den benötigten Energiebedarf zu decken, auch in Zeiten der Dunkelflaute. Ausreichen würde laut Berechnungen der EWG ein fester Vergütungssatz von 8 Cent/kWh mit Hilfe einer marktwirtschaftlichen gleitenden Marktprämie.

Der Anteil der Erneuerbaren am Strommix betrug in den ersten drei Monaten dieses Jahres über 50%, wie neue Rekordzahlen zuletzt zeigten. Trotzdem wird den Erneuerbaren Energien vielfach noch nicht die Fähigkeit zur ganzjährigen Vollversorgung zu jeder Jahresstunde zugetraut, obwohl dies aus Klimaschutzgründen notwendig und die technologische Reife, zusammen mit Speichertechnologien und digitaler Steuerungstechnologie, längst günstig vorhanden ist. Es fehlt bisher nur an einer gesetzlichen Grundlage, die deren Marktdurchsetzung ermöglicht.

„Das neu vorgeschlagene Sektorenkopplungs- und Innovationsgesetz für Erneuerbare Energien soll ein großer Anstoß werden, um die aktuellen Herausforderungen zur Überwindung der Corona-Wirtschaftskrise und der Klimakrise zu bewältigen. Dazu braucht es unbedingt Lösungsansätze, die sowohl die Wirtschaft stimulieren als auch das Klima schützen.“, so Hans-Josef Fell, der als EWG-Präsident und Autor des Gesetzesentwurfs EEG 2000 die neue Gesetzesinitiative federführend ausarbeitete.

Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) betont: „Erneuerbare Energien können und müssen endlich Verantwortung für die Systemsicherheit übernehmen. Die Energy Watch Group hat dafür einen diskussionswürdigen Gesetzesvorschlag auf den Tisch gelegt. Ziel muss es sein, den innovativsten und effizientesten Weg für eine Energieversorgung durch Erneuerbare Energien zu finden. Der Gesetzesvorschlag der Energy Watch Group ist für diese Debatte ein Beitrag, mit dem wir uns auch befassen werden.”

Die EEG-Umlage würde wegen des niedrigen Vergütungssatzes kaum belastet, dafür würde das Gesetz aber den sehr vielen Start-ups und etablierten Unternehmen einen Markt schaffen, die mit innovativen Systementwicklungen für Speicher, digitale Steuerungen, Ökostromerzeugung und Sektorenkopplung in den Startlöchern stehen, jedoch kein echtes Marktumfeld haben, um großflächig privat finanzierte Investitionen zu generieren.

„Die Vorteile der günstigen Energieerzeugungspreise können nun mit denen für Klimaschutz und Versorgungssicherheit zusammen ausgeschöpft werden, insbesondere wenn die Integration von der regionalen Ebene kommt und nicht nur von der Übertragungsnetzebene. Wenn die erforderlichen Technologien wie Batterien, Wasserstoff, Wärmepumpen und Wärmespeicher in Verbindung mit Solar- und Windenergie bedarfsgerecht und dezentral hochgefahren werden, können sich zusätzlich Innovationen und Wachstumsmärkte entwickeln.“ erklärt Dr. Thure Traber, wissenschaftlicher Leiter der EWG und Co-Autor des Gesetzesvorschlags.

Das neue Gesetz solle eigenständig eingesetzt werden und nicht den hohen Novellierungsbedarf im bestehenden EEG ersetzen. Es solle lediglich den notwendigen Marktanschub schaffen, damit Erneuerbare Energien in zunehmendem Maße Systemverantwortung übernehmen. Eine EU-rechtliche Prüfung des Gesetzesentwurfs zeige, dass die EU-Vorgaben eine Garantievergütung ermöglichen. Unterschieden wird dabei zwischen einer festen Einspeisevergütung pro eingespeister kWh für Kleinanlagen und einer gleitenden Marktprämie für größere Anlagen, die über Direktvermarktung am Stromwettbewerb teilnehmen.

Sofern das vorgeschlagene Gesetz zügig eine politische Mehrheit im Bundestag findet, können Kohleausstieg, sowie Ausstieg aus der klimaschädlichen Erdgasnutzung schnell vollzogen werden. Echter Klimaschutz wäre rasch realisierbar und nach Ende der Corona-Pandemie auch eine schnelle Erholung der Wirtschaft zusammen mit dem notwendigen Umbau zu einer ökologisch sauberen Energieversorgung möglich.

Hier geht es zur Studie

Pressekontakt: Charlotte Hornung / +49 30 609898815 / hornung(a)energywatchgroup.org


Sonnige Grüße

Klaus Müller
Energiewende-Rocken eemag


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Während die einen bewusst oder unbewusst die Zukunft unserer Kinder zerstören und die Energiewende ausbremsen, bauen die anderen an der Zukunft. Hans-Josef Fell mit dem Sektorenkopplungs- und Innovationsgesetz zur Systemintegration Erneuerbarer Energien. https://t1p.de/shg1

 

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Über Klaus Müller 83 Artikel
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