guteZeiten/schlechteZeiten – Eintrag ins Logbuch der Energiewende

Medien tragen das Schild der Pressefreiheit vor sich her, nur leider ist das jetzt nicht mehr wie eine leere Worthülse. Wir haben es mit einer Medienkonzentration zu tun. Auf der Strecke bleiben Energiewende und Klimaschutz.

Von 1990 bis zum Jahr 2010 gab es ein außerordentliches Medieninteresse an Erneuerbaren Energien aber auch das Interesse der Bürger an sauberen Energien. Wind- und Solarenergie standen im Fokus der Berichterstattung und erfreuten sich hoher Beliebtheit und wurden ausgiebig diskutiert. Es gab eine Aufbruchstimmung und die Begeisterung, die in jedem Fernseh- oder Zeitungsbericht spürbar war. Das nicht nur wegen des Klima- oder Umweltschutzes. Hinweis für unsere jüngeren Leser: Im Internet finden sich davon übrigens nicht so sehr viele Belege. Das Internet war 1990 noch nicht so sehr verbreitet.

Heute ist davon nichts mehr zu verspüren. Es ist so, als wäre die Stimmung gekippt. Oder hat man etwa die begeisterten Redakteure von damals entlassen? Mit diese Frage kommt man der Sache tatsächlich näher – die Medien selbst haben sich verändert.

Printmedien hatten derartig starke Nachfrageeinbußen zu verzeichnen, dass man reagieren musste, weil die Zeitungen und Journale immer weniger gekauft wurden. Die Reaktion waren Personalentlassungen und Lohnkürzungen, aber das eben laufend. Der Nachfragerückgang konnte nämlich nicht gestoppt werden. Das Ergebnis konnte nur sein, dass immer weniger und immer schlechtere Arbeit abgeliefert wurde. Damit Zeitungen aber nicht “dünner” wurden, mussten Artikel zugekauft werden. Neben den herkömmlichen Presseagenturen sind neuartige PR-Agenturen wie Pilze aus dem Boden geschossen.

Quelle: https://mjperry.blogspot.com/2012/09/freefall-adjusted-for-inflation-print.html

Was kosten Journalismus und Redakteure heute, bzw, was dürfen sie kosten?

  1. Journalisten und Redakteure sind seit Jahren einer Prekarisierung ausgesetzt worden.
  2. Es sind tausende Arbeitsplätze in den letzten Jahren weggefallen.
  3. Es bleibt keine Zeit eigene Artikel zu schreiben, denn dafür braucht es Recherche, die aufwendig ist und Geld kostet.
  4. Journalisten und Redakteure haben gerade mal Zeit vorgefertigte PR-Artikel zu sichten, um sie ein wenig abzuändern – nicht etwa vom Inhalt her.
  5. PR-Artikel nehmen Redakteure natürlich dankend oder auch zähneknirschend entgegen.
  6. Es sind in den letzten Jahren PR-Agenturen wie Pilze aus dem Boden geschossen um diese Masse an PR-Mist produzieren zu können.

Wer zahlt eigentlich diese Agenturen, bzw wie finanzieren sie sich?

Wie so oft erfahren wir das erst durch die Satiresendung Die Anstalt vom 22. Mai 2018 vom ZDF. In allen Zeitungen steht das gleiche. Nun kann man das natürlich nicht verallgemeinern. Aber man muss über die Pressekonzentration Bescheid Wissen.

Trotzdem rühmen wir uns und halten die Pressefreiheit hoch. Davon kann allerdings überhaupt keine Rede mehr sein. Wenn aufgrund des immer höher werdenden Kostendrucks, wegen sinkender Auflagen, Recherchen kaum noch möglich werden und zunehmend von PR-Agenturen übernommen werden, die ihrerseits von weiteren vorgeschalteten Auftrags-PR-Agenturen beliefert werden, dann ist das Wort Pressefreiheit bereits zur Worthülse mit leerem Inhalt geworden.

Wie Meinung gemacht wird, und was von Pressefreiheit zu halten ist, berichtet Ulrike Sumfleth in ihrem Blog…

Simulierte Diskurse – Verlagskonzerne und ihr Märchen von der Pressefreiheit

99,5 % aller am Kiosk verkauften Tageszeitungen gehen auf das Konto der fünf größten Verlagsgruppen. * Mit Wettbewerbsfreiheit ist das nicht zu erklären.

Hier geht es zum Blog und hier kann man sich den ganzen Artikel als PDF downloaden, der übrigens weit über 200.000 mal heruntergeladen wurde.

Dass wir es gerade in der Energiewende, mit solchen PR-Auftragsagenturen zu tun haben berichtete unser Blog immer wieder. Hier sind federführend die Kampagnen der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft für Atomenergie und gegen das EEG zu nennen.

Erhalter der Sozialen Marktwirtschaft?

Bei der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) ist eine Diskrepanz zwischen der Eigendarstellung und dem Fremdbild zu beobachten. Während sich die durch die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie finanzierte INSM selbst als Erhalter und Förderer der Sozialen Marktwirtschaft sieht,[1] wird sie z. B. bei Lobbypedia als “marktliberale Lobby-Organisation” eingestuft. Es wird belegt, dass bei der propagierten “Neuen Sozialen Marktwirtschaft” der Initiative INSM “die sozialen Bestandteile eliminiert werden, da sie den Interessen der Arbeitgeber widersprechen”.[2] Dies lässt sich auch in einer Studie des PD Dr. Rudolf Speth von 2004[3] und einem Artikel der “Zeit” von 2005 nachlesen.[4]

Vorsitzender des Kuratoriums der INSM ist seit 2012 der aus der SPD ausgetretene ehemalige NRW-Ministerpräsident und Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit a. D. Wolfgang Clement, ein eifriger Befürworter der Atomenergie.[5][6] Neben den vielen anderen Themen, die in der INSM im Interesse der Konzerne behandelt werden, finden wir auch diverse Appelle zur Nutzung der Atomkraft.

Plädoyer für die Laufzeitverlängerung

2010 schlug Prof. Dr. Justus Haucap im ÖkonomenBlog des INSM vor, man solle der Bevölkerung die Profite erläutern, die durch eine Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke erzielt werden können, sie daran beteiligen und so die Akzeptanz erhöhen. Lizenzen zum Weiterbetrieb von AKW sollten versteigert werden. Der Artikel trägt den seltsamen Titel “Kernkraft macht schlau”.[7] 2010 gab es Verbindungen zwischen der INSM und der Lobbyorganisation Europäisches Institut für Klima und Energie (EIKE), die auch die Atomkraft befürwortet; Oliver Knipping vom ÖkonomenBlog der INSM nahm im selben Jahr an einer EIKE-Konferenz in Berlin teil.[8]

Aus Atomkraftwerkeplag

Aus Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft:

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist in vielerlei Hinsicht das Ergebnis solch einer Milchmädchenrechnung. Das EEG treibt weder den wirtschaftlichen Ausbau alternativer Energieformen voran noch nützt es dem Klima. Viele Milliarden ließen sich effizienter einsetzen, wenn die Politik nachrechnen und umlenken würde. Bis es soweit ist, hat der Verbraucher nach Nachsehen – und zahlt mit jeder Stromrechnung drauf. Mit unserem Michmädchenrechner erfahren Sie, wie sich das EEG auf Ihren Haushalt auswirkt.

EEG stoppen – Energiewende machen

Sie wollen, dass die Energiewende bezahlbar wird und nicht zu Lasten jedes Einzelnen geht? Dann geben auch Sie Ihre Stimme gegen das EEG im Counter rechts ab und sagen Sie “JA”. Wir kämpfen für eine bezahlbare Energiewende!

Eine der dreckigsten Lügen wie wir dann mit dem eegParadoxon nachweisen konnten. Auch wenn man mit Kraftausdrücken nicht um sich schmeißen soll, hier ist es angebracht, denn die INSM wusste bereist was mit der EEG-Umlage passieren würde – sie musste steigen denn man hatte ja bereits die Kampagnen eingefädelt.

In Lobbypedia lesen wir dagegen:

Die Lobbyorganisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) betreibt eine Kampagne gegen die Förderung des Ökostroms durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
Der INSM-Kuratoriumsvorsitzende Wolfgang Clement ist seit 2006 Aufsichtsratsmitglied der Braunkohle und Kernkraft produzierenden RWE Power AG. Die großen Energieversorger befürchten, dass die neuen Anbieter von Ökostrom ihr marktbeherrschendes Oligopol gefährden und insbesondere ihre Preiserhöhungsmöglichkeiten einschränken könnten[1]. Im Interesse der Absicherung ihrer Marktstellung werden deshalb die Kosten der Energiewende übertrieben, der Ausbau der Netze hinausgezögert und der Ersatz der EEG-Umlage durch ein Quotenmodell gefordert, das den etablierten Energieformen zugute käme.

Die Kampagne der INSM wurde mit Hilfe der Agentur Serviceplan Public Opinion konzipiert und vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) wissenschaftlich begleitet und unterstützt. Die Forderung der Kampagne nach einem Quotenmodell wurde auch vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der Monopolkommission übernommen. In diesen Beratungsgremien der Bundesregierung sind wichtige Akteure des RWI vertreten.

Vielen Dank an Ulrike Sumfleth.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn wir die Energiewende Rocken, rocken wir auch den Klimaschutz.

Sonnige Grüße
Klaus Müller


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GUTEZEITEN/SCHLECHTEZEITEN – ENERGIEWENDE
Medien tragen das Schild der Pressefreiheit vor sich her. Leider ist das nicht mehr wie eine leere Worthülse. Wir haben es mit einer Medienkonzentration zu tun. Auf der Strecke bleiben Energiewende und Klimaschutz.
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Über Klaus Müller 83 Artikel
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