Produktive Alleingänge in der Energiewende – Hermann Scheer

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Last Updated 21. Juni 2021

Der Energiewechsel kann sich nur über eine energietechnologische Revolution vollziehen – Produktive Alleingänge in der Energiewende – Hermann Scheer

Dafür sind die technologischen Revolutionen in der modernen Wirtschaftsgeschichte das eigentliche Vorbild. Keine war von einem internationalen Vertrag abhängig –  und einige vollzogen sich sogar relativ unabhängig von der Politik, so Hermann Scheer. Aber was hören wir heute und wenn man zurückdenkt, was haben wir immer schon in der Energiedebatte gehört? Bloß keine Alleingänge, das wird teuer und alleine schaffen wir das nie. Ein Mantra, das vor und hinten nicht stimmt und das umso mehr immer wieder gepredigt wird. Es ist das Motto derjenigen die unüberlegt Phrasen übernehmen ohne Zusammenhänge in der Energiepolitik und in der Energietechnik verstanden zu haben. Es sind aber vor allem die Phrasen, die eine Energiewirtschaft seit Jahren vor sich herträgt und mit er sie seit Jahren versucht das zu verhindern, was eigentlich nicht mehr zu verhindern ist. Sie will die Energiewende ausbremsen und behindert damit aktiv den Klimaschutz. Leider ist dieses Ausbremsen derart radikal und teilweise mit verdeckten Mitteln gelaufen und Politik hat sich daran auch aktiv beteiligt, sodass sich dieses Geschehen möglicherweise in Zukunft als ein Verbrechen gegen die Menschheit herausstellen kann. Erste Ansätze dazu finden sich darin, dass das Bundesverfassungsgericht Deutschland zu mehr Klimaschutz verdonnert hat. Hinweis António Guterres Vielen Dank an Harald Okun, der mir zu diesem Artikel den Hinweis auf António Guterres (UN-Generalsekretär) schickte, der in einem Gastbeitrag in Klimareporter den lesenswerten Artikel, „Ich will kein Mittäter sein“, schrieb. Aber zurück zum Thema Alleingänge: Wenn Martin Unfried im Jahr 2013 bereits feststellt, dass nicht nationale Alleingänge in der Energiewende es sind die alles verteuern, sondern eher das Gegenteil bewirken, dann sollte man da schon mal etwas genauer hinschauen.

Zitat, Martin Unfried: Erstaunlicherweise haben die Photovoltaik und die Windenergie als Massenprodukte trotz und nicht wegen der internationalen Klimaschutzpolitik ihren Durchbruch geschafft. Interessanterweise geschah das durch nationale Alleingänge und keinesfalls durch internationale Absprachen. Wobei Deutschland bekanntlich viel beigetragen hat, aber zum Beispiel die Niederlande wenig. Viele europäische Ökonomen haben das bis heute nicht verstanden und träumen immer noch vom funktionierenden weltweiten Emissionshandel. Auch bei ihnen könnte die Anerkennung des „erfolgreichen Scheiterns“ den Blick lenken auf die Vermeidung von negativen Effekten.

Die oben angesprochene energietechnologische Revolution hat sich z.B. in der Photovoltaik in Deutschland abgespielt. Deutschland war Vorreiter und Energiekonzerne und die Politik haben diese Technik aus dem Land gejagt, mit schlimmsten Folgen für 100.000 Arbeitsplätze.

Scheer(en)-Schnippsel

Mit der Serie, „Scheer(en)-Schnippsel #001 Hermann Scheer – produktive Alleingänge“, möchten wir immer mal wieder auf die Analysen von Hermann Scheer, dem Begründer der Energiewende, hinweisen. Dafür soll ein kleiner Ausschnitt aus dem Buch Hermann Scheer – Der Energethische Imperativ dienen.  Hierin wird die Sicht zu einem bestimmten Thema erweitert, indem sich der Fokus auf die wirklichen Ziele des damaligen EEG (Erneuerbare-Energie-Gesetz) richtet. Weil dieses Gesetz bis jetzt in vielen Veränderungen derart umgestaltet wurde, dass es sich ins Gegenteil verkehrt hat, müsste man es heute das Energiewende-Verhinderungsgesetz nennen. Völlig klar ist nicht nur Eingeweihten, wer für die Veränderungen verantwortlich ist. Hermann Scheer, der bereits im Jahr 2010, viel zu früh, im Alter von 64 Jahren verstarb, beschrieb genau diese Strategien, der Energieversorger, denen die Energiewende natürlich nicht passt. Das Zitat stammt aus seinem Buch, Der Energethische Imperativ. Bisher sind seine glasklaren Analysen nicht zu widerlegen. Dasselbe gilt für seine Weitsicht, denn die hat auch das jetzige, inzwischen schon Jahre andauernde, Bremsmanöver der Energiekonzerne gekannt. Das kurze Kapitel heißt:

Die produktive Funktion von Alleingängen.

Der Energiewechsel kann sich nur über eine energietechnologische Revolution vollziehen. Dafür sind die technologischen Revolutionen in der modernen Wirtschaftsgeschichte das eigentliche Vorbild. Keine war von einem internationalen Vertrag abhängig –  und einige vollzogen sich sogar relativ unabhängig von der Politik. Das politische oder auch unternehmerische Motto war stets: schneller sein als andere, um für die eigene Volkswirtschaft oder das eigene Unternehmen einen Vorsprung zu erkämpfen. Dass diese Erfahrungen nicht für die Energie technologische Revolution zu Rate gezogen werden, hat einen tieferen Grund: Es ist die Bereitschaft von Regierungen, die konventionelle Energiewirtschaft zu stützen, und deren unverhohlene Erwartung und Forderung, von ihren Regierungen geschützt zu werden. Die konventionelle Energiewirtschaft ist durch politischen Protektionismus entstanden und will damit ihr Dasein verlängern, auch und nicht zuletzt durch Weltklimaverhandlungen. Mit Warnungen vor “Alleingängen” sind jegliche Änderungen des konventionellen Energiesystems gemeint, insbesondere nationale Initiativen zur Umorientierung auf erneuerbare Energien.

Scheinargument…

Immer wieder kommt das Scheinargument, es nützt nichts, wenn ein Land anderen vorauseile. Dies ist durch die praktische Entwicklung längst widerlegt. Das deutsche EEG war der Mutmacher für eine halbe Hundertschaft von Staaten, die erneuerbaren Energien auf gleichem Weg voranzutreiben. Es hat eine dynamische Entwicklung im weltweiten Maßstab ausgelöst. Es ist kein Instrument des Kyoto-Protokolls und besteht unabhängig davon. Seine Ziele sind nicht allein der Klimaschutz, sondern ebenso –  wie in Paragraph 1 des Gesetzes nachzulesen – der Umweltschutz, die Verringerung der volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung durch die Einbeziehung langfristiger externer Effekte, die Schonung fossiler Energieressourcen und die Weiterentwicklung von Technologien der erneuerbaren Energien. Das EEG lediglich an seinen aktuellen CO2-Minderungs Effekt und den dafür aufzubringenden Kosten zu messen, heißt, dem Gesetz nachträglich eine einschränkende Prämisse zu unterschieben und es mit entsprechend eingeschränktem Blick zu bewerten. Dies ist typisch für die alleinige Fixierung auf das CO2-Problem.

Hermann Scheer weist damit auch sehr eindeutig auf disruptiv dynamische Veränderungen und Entwicklungen hin. Und genau die kennen wir alle aus den “technologischen Revolutionen in der modernen Wirtschaftsgeschichte”, weil es tausende von Beispielen gibt. So z.B. der Handwebstuhl der vom Maschinenwebstuhl abgelöst wurde. Die Dampfmaschine, das Auto, die CD, die digitale Fotografie, die Reihe kann beliebig fortgeführt werden. Nur anscheinend soll sie möglichst nicht auf die Solartechnik oder die Windenergie Anwendung finden. Bürgerenergie soll möglichst außen vor bleiben. So wie es uns die Bundesregierung derzeit wieder eindrucksvoll beweist, wie man einem aktuellen Artikel entnehmen kann:

Berlin wehrt sich gegen Erleichterungen für Eigenverbraucher

Die Bundesregierung blockiert in Brüssel Verhandlungen über eine Vereinfachung der Regelungen für den Eigenverbrauch von Solarstrom. Berlin hat Angst, dass dann die Sonnensteuer wegfallen muss. Nachzulesen hier.

  Disruptive Entwicklungen werden sich trotzdem durchsetzen, so wie man es z.B. in „Saubere Revolution 2030 – Tony Seba“ lesen kann. Wer mehr über und von Hermann Scheer lesen möchte sollte sich Hermann Scheer – Power to the people nicht entgehen lassen, als Videovortrag oder als Transkription. Jedem, der sich ernsthaft mit Klimaschutz und der Energiewende auseinandersetzt kann ich das Buch von Hermann Scheer – Der Energethische Imperativ, nur wärmstens ans Herz legen. Wer kam eigentlich auf die Idee Sonne zu besteuern? Ich wünsche uns allen die Kraft, die Energiewende gemeinsam zu Rocken. Sonnige Grüße Klaus Müller

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