Wie weit ist Europa mit dem Energy Sharing?   Kürzlich aktualisiert!

Energy-Sharing_final_rgb_600px Wie weit ist Europa mit dem Energy Sharing?

Last Updated 17. Mai 2024

Veröffentlicht am: 5. Mai. 2024

Europa hat 27 Mitgliedsstaaten. Wie weit ist Europa mit dem Energy Sharing?

Energy Sharing ist eine geniale Idee, denn es ist die Antwort auf eine sich vollkommen verändernde Energiewelt. Aber weshalb verändert sich das, was hier als Energiewelt bezeichnet wird, eigentlich? Meine Leser haben das längst begriffen, die Energiewende ist eine Energierevolution und sie wird tatsächlich alles verändern, was mit Energie zu tun hat.

Um das sehr einfach darzustellen, es gibt bisher, wenn wir einmal von den Besitzern von Solar- und Windenergieanlagen absehen, eindeutige Energiebesitzer, die die Energie an Endverbraucher verkaufen. Das ist ihr Geschäft und dieses Geschäft werden sie sich nicht nehmen lassen. Es wäre so, wie wenn man Autoherstellern verbieten würde, Autos zu bauen. Aber mit dem Energy Sharing ist ihre Existenz tatsächlich komplett bedroht.

Eine Bedrohung, die sich nicht abwenden lässt.

Energy Sharing bietet die Möglichkeit die Energie, die man selbst erzeugt, z.B. mit Solar- und Windkraftanlagen mit anderen zu teilen (Sharing). Teilen ist aber nur dann schlau, wenn diese Energie auch günstig ist. Sie muss günstiger sein, als die von den etablierten Herstellern angebotene Energie. Nur dann werden sich auch Abnehmer melden (meist Nachbarn), die diese Energie nachfragen.

Weil mit der Energiewende zukünftig alle Energie, auch die von Erdöl, Gas und Kohle oder Atom durch Strom ersetzt werden, bezieht sich Energy Sharing auf das Teilen von Strom. Die Herstellung von Strom aus Erneuerbaren Energien (EE) ist inzwischen auch in Deutschland so billig, aber auch in den anderen EU-Staaten, dass Strom jederzeit günstiger mit EE erzeugt wird, als ihn etablierte Herstelle anbieten, die ja mit Gas, Kohle, Atomenergie oder Erdöl arbeiten. Diese Art der Umstellung von Erdöl, Gas, Kohle und Atom nennt man Sektorkopplung.

Damit sind durch das Energy Sharing drei Dinge gegeben: Endkunden, also nicht nur Bürger, sondern auch Betriebe in jeder Größe, werden sich dem Energy Sharing als Nachfrager anschließen und umgekehrt werden beide Gruppen, also auch die Bürger verstärkt, Strom selbst aus Erneuerbaren Energien erzeugen. Damit ist aber gleichzeitig gegeben, dass es sich sehr schnell herumsprechen wird, wie unglaublich günstig vor allem Solaranlagen geworden sind. Es ist also keine Frage mehr, ob sich sehr viele den Strom selbst herstellen, die Antwort heißt auf jeden Fall ja, es werden sehr viele werden.

Wie schnell sich das alles herumsprechen wird, hat auch damit zu tun, dass wir aktuell mehrere Kampagnen erlebt haben, in denen von einer Energiewende die Rede ist, die teuer und dumm ist, und die unser Land zugrunde richten wird. Auf jeden Fall wäre die Energiewende eine sehr naive Vorstellung der Grünen, denn es sei ja nicht mal sicher, dass sie überhaupt funktionieren kann wegen der Gefahr von ständigen Blackouts. Diese Kampagnen und deren Wirkung unterschätzen vor allem viele Grüne.

Technisch ist die Energiewende aber überhaupt kein Problem mehr, sie wird aber genau mit diesen falschen Argumenten immer noch bekämpft, und es grenzt inzwischen an Sarkasmus, dass man davon ausgeht, die Menschen würden so dumm sein und diese Argumente immer weiter glauben und nicht durchschauen können, zumal das die letzten Argumente sind die den alten Energieversorgern bleiben, und die von ihnen “erfunden wurden” um sich vor ihrem endgültigen Untergang zu retten.

Tatsächlich ist es aber so, dass ca. 3/4 der Menschen sich um die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands Sorgen machen. Und leider ist ein großer Teil eher davon überzeugt, die Kosten der Energiewende würden eine hohe Belastung für das Land sein und die Machbarkeit der Energiewende wäre schwierig. Dagegen steht aber folgendes: Würde man das Energy Sharing sofort umsetzen, würden sich die Vorteile sofort lauffeuerartig herumsprechen. Die Strompreise würden gewaltig fallen und sich ungefähr halbieren für diejenigen, die daran teilnehmen. Die Medien kämen nicht mehr darum herum und würden es berichten und sehr genau hinterfragen, was da gerade passiert. Dabei ist es kein Zauberwerk, denn Menschen, die z.B. eine Solaranlage haben, verkaufen dessen überschüssigen Strom an die Nachbarn und Bekannte. Sie verdienen dabei etwas mehr, als würden sie den Strom auf dem vorgegebenen Weg einspeisen und eine festgesetzte Vergütung erhalten. Beide Partner haben dadurch Vorteile. Die Sache würde sich also beschleunigen.

Damit würde man aber unumkehrbar der AfD und anderen Energiewendegegnern sämtliche Argumente nehmen. Dennoch gibt es einige Energiewendegruppen in den sozialen Medien, die meine Artikel zum Energy Sharing nicht veröffentlichen. Genannt sei hier die Gruppe Europaeische Energiewende.

Die Einladung der Grünen an die alten Energieversorger

Tatsächlich steht das Energy Sharing im Koalitionsvertrag der Ampelregierung und man kann davon ausgehen, dass dieser Vorschlag von den Grünen kam. Aber, es war ebenso ein sehr wichtiger Grüner, der sich dagegen ausgesprochen hat. “Das Thema hat keine Priorität”, so Patrick Graichen von Agora Energiewende. Er hatte wahrscheinlich im Sinn, dass man den großen Stromkonzernen jetzt eine vermehrte Chance geben müsse, mit dem Bau von Groß-Solaranlagen und Windparks jetzt die Möglichkeit zu geben, groß in die Energiewende einzusteigen. Und auch genau so haben dann die Grünen mit Gesetzesvorschlägen in der Ampelregierung agiert.

Meine ehrliche Meinung dazu kann ich nicht mehr unterdrücken. DAS WAR NAIV.

Es war ebenso naiv, wie die Vorstellung der Parteien mit dem C und dem F und dem kleinen f, die Energiewende können nicht funktionieren, oder sie würde viel zu teuer. Wie war denn das noch mit dem Atomausstieg gleich? Die großen Energieversorger hatten überhaupt keinen Bock darauf, wegen des Ukrainekriegs die Laufzeiten wieder zu verlängern. Nicht nur, weil das für sie sehr teuer werden würde, denn dringende aufwendige Wartungen und Nachbesserungen standen an. Sie wussten aber auch, dass damit keinesfalls der Bau neuer Atomkraftwerke in Deutschland beschlossen werden würde. Die Energiewende und Atomkraftwerke passen nun mal nicht zusammen, das weiß jeder technisch begabte.

Und genauso, gibt es für die großen Stromversorger überhaupt keinen Grund in Erneuerbare vermehrt einzusteigen, denn mit dem Bau jeder kleinen Solaranlage von einem Bürger oder einem Betrieb oder von eine Bürger-Community fällt dieser Käufer oder gleich mehrere als zahlende Kunden weg, denn niemand kann den betreffenden Menschen verbieten, den selbsterzeugten Strom zu nutzen und/oder zu speichern. Mit dem eigenen Bau von Solar- und Windanlagen der großen Stromversorger würden sie also ihren Untergang sogar noch beschleunigen, denn immer mehr Kunden würden als Verbraucher ausfallen. Dann können die großen Energieversorger noch so viel Strom aus Wind und Solar erzeugen, dieser Strom ist dann unverkäuflich.
Aber kommen wir endlich zu der oben aufgeworfenen Frage:

Wie weit ist Europa mit dem Energy Sharing?

Deutschland gehört zu den Ländern, die Energy Sharing nicht umgesetzt haben. Insgesamt gibt es bisher nur wenige Länder die der Forderung der EU nachgekommen sind. Die Länder, die Energy Sharing betreiben, kann man an zwei Händen abzählen, es sind Italien, Österreich, Spanien, Portugal, Belgien, Griechenland, Polen und Frankreich.

Dazu ein Auszug aus Wikipedia:

Der Grundgedanke von Energy Sharing ist in Art. 22 der europäischen Erneuerbare-Energien-Rlichtlinie (EE-RL) verankert. Die dort genannten Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EE-Gemeinschaften) dürfen nach EU-Recht aus eigenen, regionalen Anlagen Erneuerbare Energie produzieren, verbrauchen, speichern und verkaufen sowie die innerhalb der EE-Gemeinschaft produzierte Erneuerbare Energie gemeinsam nutzen, also das so genannte Energy Sharing. Gemäß der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) vom 11. Dezember 2018 mussten die Mitgliedsstaaten bis 30. Juni 2021 sicherstellen, dass die Rechte der Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften in nationales Recht umgesetzt sind. Im März 2023 wurde der EU-Verordnung 2019/943 über den Elektrizitätsbinnenmarkt ein §15a hinzugefügt, der die Ausgestaltung des Energy Sharing spezifiziert.

Diese Umsetzung in nationales Recht ist in unterschiedlichem Maße geschehen, wie Studien aus den Jahren 2019 bis 2023 zeigen.
In Belgien (Flandern), FrankreichGriechenlandItalienÖsterreichPolenPortugal und Spanien ist Energy Sharing rechtlich geregelt.
In DeutschlandLettland, den Niederlanden und Norwegen ist Energy Sharing rechtlich bisher nicht oder nur teilweise geregelt.
In fast allen Fällen unterliegen die rechtlichen Bestimmungen Veränderungen von Jahr zu Jahr.

Hier -> geht es zum Wikipedia-Artikel

Ein gutes Papier, das ich dazu gefunden habe, zitiere ich ganz:

Energy Sharing entscheidend für Ausbau der Erneuerbaren

Trendpapier – 05. Juni 2023

München/Pforzheim, Juni 2023 – Bürgerbeteiligung an der erneuerbaren, dezentralen und digitalen Energiewelt – so lautet eine populäre Forderung aus Gesellschaft und auch Politik.

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Die Umsetzung von Energy Sharing, der gemeinschaftlichen Erzeugung sowie dem Verbrauch und der Verteilung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen wird von der Europäischen Union (EU) bereits seit 2021 von den Nationalstaaten gefordert. Dabei sind die EU-27 bis dato unterschiedlich weit vorangeschritten – während Länder wie Österreich, Frankreich oder Italien hier gut abschneiden, hinkt beispielsweise Deutschland hinterher.

Bürgerenergiegesellschaften und Mieterstrom
Energy Sharing ermöglicht es regionalen Stromverbrauchern (Haushalte, Kommunen sowie kleine und mittlere Unternehmen), sich zu Renewable-Energy-Communities (REC) bzw. zu Bürgerenergiegesellschaften (BEG) zusammenzuschließen und gemeinsam Erneuerbare-Energien-Anlagen zu betreiben. Des Weiteren bieten Mieterstrommodelle im Rahmen des Energy Sharing Direktversorgung innerhalb eines Wohngebäudes mit Solarstrom vom Dach für die verschiedenen Mietparteien.

Energy Sharing entlastet Netze
Dadurch werden Preisentlastungen für Bürger mit der unmittelbaren Teilhabe an einer neuen Energiewelt verknüpft. Zudem werden Anreize für einen dezentralen und an die Erzeugungsprofile angepassten Verbrauch erneuerbarer Energien generiert und damit die Stromnetze entlastet. Aus diesen Gründen fordert die EU von ihren Mitgliedsstaaten die nationale Umsetzung und legislative Ermöglichung von Energy Sharing (Art. 22 der Erneuerbare-Energien-Richtlinie, REDII).

Erzeugung: Ja – Eigenverbrauch: Nein
Doch Länder wie Deutschland haben die Umsetzung noch nicht genug vorangetrieben. Zwar ist Energie in Bürgerhand hier schon weit verbreitet. Rund 1.000 BEG realisieren und betreiben Solar- und Windkraftanlagen. Bisher sind jedoch BEG in Deutschland reine Erzeugungsanlagen. Beteiligte Bürger können bisher den Strom ihrer Anlagen nicht selbst nutzen und haben deshalb auch keinen Anreiz, ihren Verbrauch an den gemeinsam betriebenen Anlagen auszurichten. Das Mieterstrommodell wird auch nach jüngsten Anpassungen im EEG 2023 als zu bürokratisch und umständlich eingeschätzt, vor allem für Mehrparteienhäuser mit wenigen Mietparteien.

BEE mahnt zu Ermöglichung der Bürgerbeteiligung
„Die Energiewende ist ein demokratisches Teilhabeprojekt. Sie lebt von der Beteiligung vieler lokaler, regionaler und überregionaler Akteure. In der Eigenversorgung wird ein großer Teil der Bevölkerung aufgrund des sehr engen rechtlichen Rahmens jedoch immer noch ausgeschlossen“, kritisiert Simone Peter, Präsidentin des Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE). „Damit auch Menschen und Gemeinschaften ohne eigene Immobilien und Flächen die Energiewende mitgestalten und von günstigen erneuerbaren Energien profitieren können, sollte die Bundesregierung den Vorgaben aus Brüssel folgen und Energy Sharing in Deutschland umfassend ermöglichen. Das würde die Energiewende beschleunigen und die Akzeptanz für den Ausbau stärken“, fordert Peter.

Energy Sharing in Italien
Den Weg weisen hier etliche andere EU-Mitgliedsstaaten. So ist Energy Sharing in Italien schon seit 2020 möglich und die italienische Regierung setzte die Vorgaben der europäischen REDII-Richtlinie Ende 2021 um. Die Mitglieder der Energiegemeinschaften müssen zum selben Hochvolt-Umspannknotenpunkt gehören, die maximale Anlagengröße ist auf ein Megawatt Leistung begrenzt. Der netzdienliche dezentrale Verbrauch wird durch ein Anreizsystem belohnt. So erhalten Anlagenbetreiber eine Energy-Sharing-Prämie in Höhe von 11 Cent für jede innerhalb der Gemeinschaft erzeugte und verbrauchte Kilowattstunde, zusätzlich zur Marktprämie. Die EU hat dies beihilferechtlich genehmigt.

Energy Sharing in Österreich
In Österreich dürfen Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften seit 2021 Strom, Wärme oder Gas aus erneuerbaren Quellen erzeugen, speichern, verbrauchen sowie verkaufen und dabei das Stromnetz nutzen. Auf lokaler Ebene müssen die Erzeuger und Nutzer einen Anschluss am selben Trafo haben, auf regionaler Ebene am gleichen Umspannwerk angeschlossen sein. 230 aktive Energiegemeinschaften gibt es mittlerweile in der Alpenrepublik. Eine zentrale Koordinationsstelle berät und unterstützt. Als wirtschaftlicher Anreiz für die Energiegemeinschaften wirken verringerte Netzentgelte. Im Niederspannungsnetz sind sie um 57 Prozent reduziert, im Mittelspannungsnetz zwischen 28 und 64 Prozent.

Energy Sharing in Spanien, Portugal und Frankreich
Einen fortschrittlichen Rechtsrahmen für Energy Sharing gibt es auch in europäischen Ländern wie Spanien, Portugal und Frankreich. So ist der kollektive Selbstverbrauch in Spanien seit 2015 möglich, aber erst seit 2018 mit Abschaffung der sogenannten „Sonnensteuer“ auf eigenverbrauchten Solarstrom im größeren Rahmen von gesellschaftlicher Relevanz. Erneuerbare Energiegemeinschaften sind dort seit 2020 nahezu wörtlich entsprechend den Vorgaben REDII-Richtlinie der EU definiert. Alle Erneuerbaren-Projekte, die bei landesweiten Ausschreibungen bezuschlagt werden, müssen eine örtliche Bürgerbeteiligung enthalten. Auf regionaler und lokaler Ebene gibt es vielfältige Programme zur Förderung von Energiegemeinschaften. Jedoch stehen diese in Spanien fehlenden Netzanschlusskapazitäten gegenüber, wo sie von den Big Playern der erneuerbaren Erzeugungslandschaft in den Schatten gestellt werden.

Auch in Portugal und Frankreich ist eine gemeinsame Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien über das Verteilnetz möglich. In Frankreich in ländlichen Gebieten bis zu einer Entfernung von 20 Kilometern, in Portugal müssen Erzeugungsanlagen und Verbraucher an denselben Umspannwerken angeschlossen sein. Zudem wird Energy Sharing mit ermäßigten Netznutzungsgebühren belohnt.

Hier -> kann man das Papier finden.

Sonnige Grüße

Klaus Müller
Energiewende-Rocken


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