Grundlast kannst du knicken 15

Foto von ETA + auf Unsplash

Last Updated 14. Dezember 2022

Fragen zur Energiewende

Grundlast ist ein irreführender Begriff, der weder im alten Stromsystem noch bei der Energiewende zielführend ist. Wer einen schnellen Überblick haben will, sollte hier reinschauen oder sich das kurze Video anschauen.

Wenn die Sonne nicht scheint…

Was ist, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint? Nein, die Lichter werden nicht ausgehen. Aber dieser Mythos, der seit Jahren immer wieder herumgeistert, gehört endlich einmal aufgeklärt. Und so heißt der heutige Artikel: Grundlast kannst du knicken. Man könnte die Frage auch anders stellen und würde dann fragen: Müssen Windkraft und Solarstrom kontinuierlich verfügbar sein? Selbst die Kinder im Kindergarten wissen, das geht gar nicht. Aber Erwachsene trauen sich diese Frage ernsthaft zu stellen und es sind nicht nur Windenergiegegner, sondern auch Atomkraftbefürworter. Sie alle formulieren diesen Anspruch und für sie muss Windenergie immer Strom liefern. Und weil das nicht geht, kann die Energiewende nicht funktionieren. Und wenn Windenergie das nicht kann, dann muss sie eben weg. Wie dumm ist diese Vorstellung eigentlich? Wir fliegen zum Mond, wir sind in Sachen Technik eine Spezies, die beste Ingenieurskunst und vor allem Produkte hervorbringt. Wir schauten uns Science-Fiction-Filme an und sehen, jetzt 30 Jahre später, dass ein Typ aus einer Serie damals ein kleines Gerät zur Kommunikation in der Hand hielt, das unglaubliches konnte, und nun halten wir heute ein ähnliches Gerät in der Hand und nennen es Smartphone.

Aber es gibt Menschen, die aktuell ernsthaft behauten, bei der Konzeption und dem technischen Entwurf einer Energiewende würde auf die schlichte Tatsache, dass Wind und Sonne nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen, nicht eingegangen worden sein? Dümmer geht es einfach nicht mehr. Das kann einen dann doch eher zum Lachen bringen. Aber genau das wird immer wieder zu Bedenken gegeben. Und als Einwand hören wir, es ginge erst dann, wenn wir genügend bezahlbaren Speicher hätten und die Aussicht darauf wäre noch lange nicht gegeben. Dass dem nicht so ist, und sich die Sache ein wenig anders verhält erfahren sie gleich. Sehr bedenklich ist aber, dass Politiker und leider manchmal auch die Medien weiter an diesem Mythos stricken. Es braucht also dringend Aufklärung, genauso bei den vielen anderen Mythen, die zur Bekämpfung der Energiewende verwendet werden.

Kampf gegen die Energiewende?

Gibt es einen Kampf gegen die Energiewende, werden einige jetzt fragen? Ja, man kann das mittlerweile nicht anders sagen. Es gibt ausreichend Fakten, die belegen, dass seit circa 10 Jahren die Energiewende torpediert und ausgebremst wird. Wir berichten auf dieser Seite regelmäßig darüber. Wer sich beispielsweise den Spaß macht und oben ins Suchfeld der Seite „Wenn der Wind“ eingibt, findet gleich mehrere Einträge dazu. In unserer neu begonnenen kleine Serie „Was Medien dringend besser machen, müssen, wenn Klimaschutz nicht gegen die Wand fahren soll – Teil 1„, berichten wir darüber genauer und wollen ein möglichst vollständiges Bild dazu aufzeigen. Es ist also nicht verwunderlich, dass es in den Medien und in den sozialen Netzwerken jede Menge Meldungen gibt, die die Sinnhaftigkeit eines Wechsels zu 100% erneuerbaren Energien mit allen möglichen Argumenten anzweifeln. Diese Argumente werden immer wieder neu befeuert und hier lassen sich ausreichend Quellen benennen. Dafür verweise ich aber auf die Serie und die nächsten Folgen. Der Punkt, der immer wieder genannt wird, weshalb es mit Sonne und Wind nicht klappen kann, ist die Grundlastfähigkeit von Wind & Solarstrom. Der Begriff Grundlast stammt aus der elektrischen Versorgungswelt. Aber in diesem Zusammenhang wird er missverständlich verwendet. Die Aussage soll ja heißen: Wind und Sonne können keinen gleichmäßig jeder Zeit abrufbaren Strom herstellen, so wie es Kohle- Gas- und Kernkraftwerke können. Die Frage ist aber:

Was ist Grundlast?

Lastprofil_EWE_Frühjahr_mit_Kraftwerkseinsatz_schematisch.svg

Karsten Adam – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org /w/index.php? curid=32100442

Grundlast (siehe Wikipedia) bezeichnet die Belastung eines Stromnetzes, die während eines Tages nicht unterschritten wird. In der Grafik ist die Grundlast der dunkelgraue Bereich unten. Diese Strommenge ist also oftmals recht klein. Und andererseits gibt es keine eindeutige Definition, die Grundlastkraftwerke von anderen Kraftwerken abgrenzt. Grundlast ist also ein irreführender Begriff – der Vorwurf aber bleibt der gleiche. Schön ist aber in der Grafik auch zu erkennen, dass der Verbrauch von Strom über die Zeit wechselhaft ist. Man könnte auch flatterhaft sagen, wobei wir dann genau bei dem Vorwurf sind den man Solar- und Windstrom immer wieder vorwirft, und selbst nicht versteht, dass der Stromverbrauch ebenso „flattert“. Wir sehen also, das ganze führt in die Irre, und man fragt sich für wie dumm halten Windkraftgegner und Atomkraftbefürworter die Menschen, die aus eigener Anschauung klipp und klar wissen, der Stromverbrauch muss über den Tag schwanken und Wind und Sonne können nicht gleichmäßig liefern. Trotz allem gibt es aber Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker die sich seit langer Zeit wissenschaftlich in Theorie und Praxis mit der Energiewende beschäftigen haben und Methoden entworfen haben die es ermöglichen, ein Industrieland wie Deutschland jederzeit mit der richtigen Strommenge durch Erneuerbare Energien zu versorgen.

Tatsache

Stromporduktion in Deutschland in Woche 20-2018Erneuerbare Energien bestehen nicht nur aus Windkraft und Solarstrom. Sowohl Wasserkraft als auch Biomasse sind „grundlastfähig“, können also immer und rund um die Uhr Strom liefern. Die „gesicherte Leistung“, also die Leistung die mindestens jederzeit abrufbar ist, liegt nahe an der Nennleistung solcher Anlagen. Sie ersetzen also ganz eindeutig konventionelle Kraftwerke. Dabei handelt es sich heute bereits um ca. 10 Gigawatt (die grünen und blauen Flächen unten, die mit der grünen Klammer markiert sind). Tatsächlich sind Windkraft und Solarstrom als tragende Säulen der Energiewende aber abhängig von der Verfügbarkeit der Rohstoffe Wind und Sonne und somit nicht „grundlastfähig“, denn bei Flaute im Dunkeln produzieren weder Solarstrom noch Windkraft nennenswert Strom. Stromproduktion in Deutschland im Mai 2018Sind aber Wind oder Sonne verfügbar, produzieren sie einen großen Teil des benötigten Stromes. Während Windkraft in mehrtägigen Phasen mal mehr, mal weniger Strom erzeugt und so große Teile des Bedarfs deckt, kommt Solarstrom nahezu jeden Tag zum Einsatz. Dabei ergänzen sich Wind und Sonne jahreszeitlich hervorragend: Im Winter gibt es viel Wind, im Sommer viel Sonne. Besonders der Solarstrom produziert besonders bedarfsgerecht, denn schon jetzt wird zuverlässig an fast jedem Tag der Spitzenbedarf durch Solarstrom gedeckt. Aber ist es ein Problem, dass ein großer Teil der Erneuerbaren Energien nicht „grundlastfähig“ ist? Nein, natürlich nicht!  Grundlast, Mittellast und Spitzenlast sind lediglich Definitionen der Energiewirtschaft, um bestimmte Kraftwerksarten einzuordnen. Während die Grundlastfähigkeit oft als Vorteil verkauft wird, wird sie immer weniger benötigt. Im Gegenteil: klares Ziel der Energiewende ist es, Grundlastkraftwerke wie Kernkraft und Kohlekraftwerke möglichst bald abzuschalten.

Technisch spielt es gar keine Rolle…

Es spielt keine Rolle, ob in einem Stromnetz einzelne Quellen grundlastfähig sind oder nicht. Einzig entscheidend ist, ob der Verbrauch im Stromnetz zu jeder Zeit zuverlässig gedeckt werden kann. Das kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, dass die Windkraft und der Solarstrom unterstützt werden von Wasserkraft, Biomasse, gasbetriebenen Blockheizkraftwerken und sauberen, schnell regelbaren Gaskraftwerken. Sie können einspringen, wenn Wind und Sonne zu wenig liefern, aber auch genauso schnell wieder stoppen, wenn Windkraft oder Solarstrom wieder da sind. Genauso wird auch in Zukunft während der gefürchteten Dunkelflaute Strom zur Verfügung stehen, ohne dass die Lichter aus gehen. Dass eine Energieversorgung, die ausschließlich auf erneuerbaren Energien basiert, auf die oben beschriebene Weise dennoch zu jedem Zeitpunkt eine stabile Stromversorgung gewährleisten kann, hat das Forschungsprojekt „Kombikraftwerk 2“ nachgewiesen. Details dazu kann man im Abschlussbericht des Projektes nachlesen. Es geht also nicht um Grundlast, die in einem Erneuerbaren-Energien-System entscheidend ist, wie es gern von Atomkraftbefürwortern gern behautet wird, es geht darum, jederzeit die Residuallast mit schnell regelbaren Kraftwerken zu decken.

Residuallast, ein Auszug aus Wikipedia:

Der Begriff Residuallast (lat. residuum „Rest“) bezeichnet im Rahmen der elektrischen Energietechnik die in einem Stromnetz nachgefragte elektrische Leistung (Last) abzüglich des Anteils fluktuierender Einspeisung von dargebotsabhängigen Erzeugern wie z. B. Windkraft- oder Photovoltaikanlagen. Sie stellt die Restnachfrage an elektrischer Leistung dar, welche von bereitgehaltenen und regelbaren Kraftwerken wie Speicherkraftwerken und kalorischen Kraftwerken wie Gaskraftwerke, eingeschränkt durch Betrieb mit schlechteren Wirkungsgrad auch Kohle- und Kernkraftwerken, gedeckt werden muss. Gibt es ein zu geringes Angebot an regelbarer Kraftwerksleistung, führt ungedeckte Residualleistung im Extremfall zu Lastabwurf, welcher sich in Form von Stromausfällen für den Stromverbraucher bemerkbar macht.

Wobei klar gesagt werden muss, dass Kohle- und Kernkraftwerke bisher nicht nur technisch viel zu langsam auf Nachfragen reagieren können, sondern deren Betreiber auch aus wirtschaftlichen Interessen über Jahre hinweg Deutschland mit einer viel zu hohen Stromproduktion versorgt haben, sodass ständig rund um die Uhr ein Exportüberschuss herrschte in den Jahren 2010 bis 2019.   Hier ein kleiner Vortrag von Prof. Volker Quaschning, der zeigt, wie sich das mit den Speichern genau verhält. https://youtu.be/tR95eD2ZuAU


Übrigens soll dieses Bildchen mit dem Mythos aufräumen, wir hätten eine Klimakanzlerin und Deutschland läge weit vorn beim Klimaschutz. Wir sind ziemlich abgeschlagen und liegen eher im unteren Mittelfeld in Europa und das sollten unsere Medien endlich auch berichten.  Diesen Eindruck haben ja auch noch sehr viele, wenn man so dumme Dinge hört wie, „Deutschland trägt doch nur zu einem geringen teil zum CO2-Ausstoß bei“. Aber das ist dann der Stoff für einen neuen Artikel. yHBAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA Bis dahin heißt es locker bleiben und Energiewende-Rocken Euer Klaus Müller


Energiewende-Rocken, Solarenergie – Verdrängungsmanöver seit 35 Jahren https://energiewende-rocken.org/solarenergie-verdraengungsmanoever/

Volker Quasching zur Grundlast: https://www.volker-quaschning.de/artikel/grundlast/index.php


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

15 Gedanken zu “Grundlast kannst du knicken

  • eafaafaeacbca?s=&#;d=blank&#;r=g
    Peter

    Hallo,
    kurze Rückfrage bezüglich:
    „Die “gesicherte Leistung”, also die Leistung die mindestens jederzeit abrufbar ist, liegt nahe an der Nennleistung solcher Anlagen. Sie ersetzen also ganz eindeutig konventionelle Kraftwerke. “
    Wirklich ? Sie Würden jetzt hier allen ernstes behaupten, die jederzeit abrufbare Leistung einer Windkraft Anlage entspricht nahezu ihrer Nennleistung ? Ebenso Solar? Wow.
    Wenn es wenigstens nicht die Nennleistung wäre, aber wirklich ? 🙁

  • ccbcddfbeacdb?s=&#;d=blank&#;r=g
    Martin

    Hi Klaus,

    leider wurde mein 1. Kommentar nicht zugelassen und je länger ich auf diesem Blog lese, umso bewusster wird mir die Zeitverschwendung.
    Dein ‚Beweis‘ über eine technische Umsetzbarkeit ist technisch nicht umgesetzt und auch in keiner absehbaren Zukunft ein vorhandenes Konzept, um fossile Energieträger zu ersetzen.
    Die Falschaussage auf dieser Seite, wir würden in Deutschland bereits einen großen Anteil aus Strom- und Windenergie beziehen ist lediglich ein Beispiel dafür, dass Zahlen Spaß machen… In Stoßzeiten produzierte Energie macht das Fehlen selbiger ohne Speicher nunmal wertlos..

    .. leider nicht der Ort, wo meine Frage beantwortet wurde.
    Wünsch euch trotzdem viel Spaß mit diesem kleinen Projekt!!
    Nur nicht den Glauben verlieren, während die Welt um euch herum verbrennt 😉

  • ccbcddfbeacdb?s=&#;d=blank&#;r=g
    Martin

    Sehr geehrter Herr Müller,
    vielen Dank, dass Sie sich mit der Thematik auseinandergesetzt haben.
    Allerdings übersehen Sie in meinen Augen die durchaus berechtigten Anmerkungen von ‚melaw‘. So will ich gar nicht auf Ihren Einwand irgendwelcher Kosten eingehen müssen, weil ich denke, dass wir unserer Zukunft kein Preisschild geben sollten und wir können für den Moment ja einfach mal davon träumen, dass tatsächlich eine umfassende und effektive Umstellung unserer Energieproduktion stattfindet.
    Dann kommt jedoch wieder die Realität und wir haben doch aktuell in Deutschland überhaupt nicht die technische Möglichkeit die produzierte Energie aus Wind- und Solarenergie zu nutzen? Sie erwähnen Akkuspeicher und P2G, was Beides in einer entfernten Zukunft produktiv sein könnte.. Für den Moment sind diese Speicher und effektive Methoden große Mengen von Wasserstoff, als Energieträger, zu nutzen jedoch aber wirklich nicht vorhanden.
    Wenn wir dann Ihre erwähnte Akkutechnik zur Verfügung haben müssen die entsprechenden Anlagen noch gebaut werden.. in Deutschland.. wenn der BER fertig ist, fangen wir umgehend an?

    Ihre erste Reaktion auf ‚melaw’s Kommentar, war dass Ihnen dieser Gedankengang schon in „hunderten“ anderen Diskussionen begegnet ist. Meine Auffassung ist, dass es sich um einen verschwiegenen Gedanken handelt, der nie bis zu Ende formuliert wird.

    Natürlich wollen wir einen bewohnbaren Planeten und wenn sich durch unseren Einfluss dieses erreichen lässt klingt das ganz großartig! „Die exorbitanten Schäden“ unserer fossilen Abhängigkeit will ich auch gar nicht leugnen .. nur sind alle bisher ergriffenen Maßnahmen unzureichend und grüne Stromproduktion noch auf Jahrzehnte eine theoretische Zukunft?!

    Mit freundlichen Grüßen
    Martin

  • cedbdaac?s=&#;d=blank&#;r=g
    Horst B.

    Gaskraftwerke zur Sicherung der Stromversorgung können aber nicht der Weisheit letzter Schluß sein. Sie setzen nur 10 – 50 % (je nachdem, wie modern das Kraftwerk ist) weniger CO2 frei, als Kohlekraftwerke und es werden wertvolle fossile Rohstoffe verbrannt. Biomasse trägt derzeitig nur 8,7 % zum Gesamtstrombedarf bei. Kohlekraftwerke erzeugen aber derzeitig etwa 28 % und Kernergie etwa 12,5 % der benötigten Energie. Da müßte Biomasse aber noch kräftig zulegen… https://www.check24.de/strom/strommix-deutschland/

  • ffefbbafdfafeaebd?s=&#;d=blank&#;r=g
    Theobald

    Man stelle sich vor – ich will am 12.04.2022 zwischen 21 und 23 Uhr 300 MWh die Stunde. die hätt ich gern (SICHER) an der Börse gekauft – damit ich zB in Brandenburg die Halle neben Tesla betreiben kann…

    Dann hätt ich gern für die Wasserstoffproduktion 10 GWh EE – je an 1600 Stunden im Jahr – für maximal 5 Cent . Wer kann die SICHER liefern ?

    Es geht um Realität !

    „Abfallstrom“ – wenn man NICHT Grundlast reden will.

  • efbeeea?s=&#;d=blank&#;r=g
    melaw

    Der Begriff Grundlast ist müßig da frei interpretierbar. Ich mag den Begriff nicht. Deutschland verbraucht zwischen 40 und 75GW. Das heißt zum Einen, dass eine Strommenge von 40GW immer!! vorhanden sein muss – und zwar möglichst billig da vorhersehbar. Zum Zweiten heißt das auch, dass der Sprung von 40 auf 75GW in den frühen Morgenstunden jedes Werktags ebenfalls als gesichert gilt und vom Stromnetz gestemmt werden muss. Zum Glück macht die Sonne diesen Hub dankenswerterweise zeitlich mit, hier punktet Solar, wenn auch nur das halbe Jahr über und auch nur bei schönem Wetter. Soweit so gut. Wenn wir fossile Kraftwerke abschalten wollen, müssen wir sie ersetzen – also schauen wir uns doch einfach an was es da zu ersetzen gilt: Agorameter, nur konventionell auswählen. Der graue Block ist (man bedenke Einspeisevorrang) die Crux des 100% Szenarios. Man sieht hier übers Jahr hinweg kaum eine Handvoll Tage, in denen weniger als 25GW konventionell geleistet werden müssen, und zwar selbst bei Sturm oder praller Sonne. Am anderen Ende der Skala stehen 60 konventionelle GW, die nachfrageseitig einfach da sind, an denen man auch nicht rütteln kann außer man wirft Last im großen Stil ab. Was ich damit sagen will ist Folgendes: Egal welche Begriffe man benutzt, wir haben eine Versorgungslücke von 25-60GW an on-demand Energieerzeugung, und diese Lücke lässt sich auch kaum durch EE-Zubau verringern. Hier gilt es nun kritisch zu hinterfragen, wodurch sich dieser „graue Block“ ersetzen lässt und zu welchem Preis. Zum Vergleich: 10x Gaskraftwerk Bauart Burullus würden alleine im Bau 20 Milliarden Euro kosten.

    • cadbdbfbcacbc?s=&#;d=blank&#;r=g
      Klaus Müller Autor des Beitrags

      Ich weiß jetzt nicht, ob ich hierauf antworten soll, denn ich kenne diese Argumentation aus hunderten Diskussionen sehr genau, und sie stammen meist von Lobbyisten oder aus deren Gedankenwelt.
      Dass die Energiewende bezahlbar ist, auch wenn wir nicht die exorbitanten Schäden dagegenrechnen, die fossile und atomare Energie verursacht, ist mit mehr als 50 Studien wissenschaftlich belegt. Diese sind peer reviewt. Sie belegen alle:
      a. Energiewende funktioniert
      b. sie nicht teurer wird als das was wir haben, eher billiger
      c. wir werden keine Einbußen haben
      d. keine der Studie wurde widerlegt

      https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1364032118303307

      • efbeeea?s=&#;d=blank&#;r=g
        melaw

        Danke Herr Müller für Ihre Antwort. Ich bin kein Lobbyist, bitte stecken Sie mich nicht in diese Schublade. Ich habe aber ein sehr gutes Verständnis für technische Applikationen und physikalische Zusammenhänge im Allgemeinen. Aus diesem background habe ich meinen Kommentar verfasst und bin der Meinung, dort keine inhaltlichen Fehler gemacht zu haben. Eine 100%-renewable Energieversorgung bei gleichbleibenden Kosten (sie sind ja bereits Weltrekord) für Deutschland wäre wünschenswert und hätte eindeutigen Vorbildcharakter für den Rest der Welt, insbesondere Nationen mit hohem CO2 Anteil. Global betrachtet ist der Effekt, den Deutschland maximal überhaupt erzielen kann bekanntermaßen sehr gering.

        Ich lese nur Speicher, Speicher können und müssen die Erneuerbaren glätten, und das leuchtet auch dem Laien ein. Doch selbst mit smartgrid werden wir entweder viele TWh Speicherkapazität benötigen, oder so viel abregeln dass die installierte Leistung enorm steigen muss.(Ihr Artikel zur Verspargelung ist übrigens ein toter Link, genau wie alle Links zu „sicherstrom“.)

        Das verlinkte Paper werde ich bei Gelegenheit durchlesen. Wissen Sie, mir fehlt einfach ein konkretes Modell, wie das Ganze in Deutschland funktionieren könnte. Und sei es nur der Stromsektor für sich betrachtet, vulgo Energiewende in seiner ursprünglichen Form. Mir ist keines bekannt, das nicht mindestens eine völlig unrealistische Randbedingung beinhaltet. Das KKW2 gehört dazu.

        Hochachtungsvoll,
        ein kritischer Physiker

      • ecaafaefbcedb?s=&#;d=blank&#;r=g
        Frank Belling

        Herr Müller
        Leider wieder sprechen sie sich selber.
        Seit der Energiewende sind die Energiepreise für den Endverbraucher drastisch gestiegen.
        Das widerspricht Ihren Punkten b und c.
        Und damit sind auch Ihre Studien widerlegt.

        • eeefabafbba?s=&#;d=blank&#;r=g
          Klaus Müller

          Hallo Herr Belling,
          wer meinen Blog länger liest, kennt das EEG-Paradoxon. Und darin beschreibe ich, dass in Wahrheit nicht die Erneuerbaren die Preistreiber des Strompreises sind, sondern die großen Stromkonzerne selbst, die sich eine Vermarktungsordnung einfallen lassen haben, damit genau dieser Eindruck entsteht. Diese Sache hat auch die Anstalt vom ZDF berichtet. Und wer diese Sendung kennt, weiß, dass die sehr gewissenhaft recherchieren, weil sie anfangs für ihre kritischen Sendungen immer verklagt wurden. Allerdings klagt inzwischen keiner mehr, denn die haben vor Gericht immer Recht bekommen. Also mal googlen: EEG-Paradoxon
          Darüber hinaus habe ich niemals eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht. Deshalb müssten Sie die angegebene Studie des Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik zum Kombikraftwerk wiederlegen. Viel Spaß dabei.
          Sonnige Grüße

          • ecaafaefbcedb?s=&#;d=blank&#;r=g
            Frank Belling

            Kombikraftwerk 2
            Wenn man sich das Propaganda Video des Fraunhofer IEE anschaut was fällt auf.
            Die „sogenannten EE“ sind im Überfluss vorhanden somit auch positive Regelleistung.
            Was passiert bei einer Dunkelflaute.

            Solar und Windanlagen lieferten so gut wie keine Energie, damit auch keine garantierte positive Regelleistung.

            Fazit:
            Biogasanlagen können garantierte positive Regelleistung liefern.
            Solar und Windanlagen liefern so gut wie keine garantierte positive Regelleistung.
            (https://www.youtube.com/watch?v=JqaeYaSAnFE)

            Anmerkung:“ Natürlich bin ich davon ausgegangen das Sie keine Studien erstellt haben.“
            Und damit sind auch Ihre Studien widerlegt Punkt d. Wäre die ausführlichere Antwort.

          • cadbdbfbcacbc?s=&#;d=blank&#;r=g
            Klaus Müller Autor des Beitrags

            Klingt ziemlich überheblich ihr Kommentar, und das ist er auch. Die Vorstellung die Sie haben, ist weder die des Kombikraftwerkes noch die der mindestens anderen 50 Studien, die sie auch noch widerlegen müssten.
            Das ist ja immer ne schöne Sache, irgend etwas zu behaupten aber die Sache nie bis hinten hin durchdacht zu haben. Auf dem Weg zur Energiewende werden natürlich auch Backup-Kraftwerke gebraucht, sonst braucht man das ganze nicht anzufangen. Diese Kraftwerke brauchen wir auch für die Dunkelflaute. Gaskraftwerke sind dafür bestens geeignet. Sie werden im Moment noch mit Erdgas, dann aber zunehmend mit P2G betrieben, laufen mit zunehmendem Ausbau der EE aber immer weniger Stunden im Jahr, denn Akkuspeicher werden den Tag-Nachtausgleich erledigen.
            Hier mal die Studien und keine der Studie ist nach meinem Wissen bisher widerlegt worden. Aber unser Herr Professor wird das sicherlich mit Leichtigkeit erledigen. 😉
            https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1364032118303307
            Sie könnten sich auch die Sektorkopplungsstudie von Prof. Quaschning anschauen.
            Und selbstverständlich muss ich mich entschuldiegen dass ich Ihren Kommentar erst jetzt gesehen habe.
            Schönen Tag noch

    • cadbdbfbcacbc?s=&#;d=blank&#;r=g
      Klaus Müller Autor des Beitrags

      Wo du Recht hast hast du Recht. Das muss man dir lassen. Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, ich hatte schon immer eine Rechtschreibschwäche. Insofern geb ich mein Bestes und freue mich, wenn ich auf Fehler hingewiesen werde. Inhaltliche natürlich auch.
      Sonnige Grüße, wir können alle nur besser werden…
      Klaus Müller