Last Updated 30. Mai 2022
Wenn die Energiewende nicht rockt, müssen WIR sie rocken.
„Deutschland als Vorreiter der Energiewende?“ Diesen kurzen Artikel habe ich am 8. Sep. 2015 veröffentlicht. Es war einer der ersten auf diesem Blog. Sozusagen der Anfang von meiner „Kariere“ als Energiewende-Rocker. Tja… was hatte ich damals vor 7 Jahren gedacht, was könnte sich bis 2022 ändern und was hat sich tatsächlich geändert, oder eben nicht? Einen subjektiven Kurzüberblick lest ihr am Ende des Artikels (ich fürchte, er wird nicht kurz werden) – und was gleich zu Anfang zu bemerken ist: Wir wissen heute, wir haben nur noch 7 Jahre Zeit, um die Energiewende in Deutschland gerockt zu haben. Und glaubt es mir, 7 Jahre sind eine sehr kurze Zeit. Da brauchen wir keine Schwätzer mehr, die ich immer wieder in meinem aktiven Umfeld vorfinde. Sie behindern alles und sind sich dessen entweder nicht bewusst oder tun es mit Absicht. Aber es gibt auch diejenigen, die die Sachen richtig vorantreiben und auf die kommt es an. Hier also der damalige Artikel:
Deutschland als Vorreiter der Energiewende?
Von wegen. Was gar nicht ins Bild passt, ist der tatsächliche Fortschritt in der Energiewende im Vergleich zu anderen Ländern. Darüber herrscht derzeit weitgehendes Stillschweigen in den Medien und anscheinend auch Unwissenheit bei den Redakteuren und damit auch in der Bevölkerung. Die ist der Meinung, wir sind Weltmeister in der Energiewende. Damit implementiert sich dann auch die Meinung: Die Anderen sollen uns das erst einmal nachmachen. Wir können uns auf dieser Leistung auch zwischendurch ruhig etwas ausruhen. Viele denken berechtigterweise auch, wir haben ja genug dafür ausgeben müssen. Das stimmt tatsächlich, aber die Dinge sind ganz anders als man sie uns „verkauft“.
Deutschland ist längst kein Vorreiter der Energiewende mehr. Die weltweite Entwicklung und die in Europa sehen ganz anders aus. Deutschland liegt in Europa gerade einmal im hinteren, mittleren Feld – von wegen Vorreiter. Hier in der Grafik sehen wir die Europäischen Länder geordnet nach ihrem Anteil an Erneuerbaren Energien beim Bruttoenergieverbrauch. Zugegeben, einige Länder hatten von vornherein besonders gute Startbedingungen z.B. durch einen hohen Anteil an Wasserkraft, andere haben einen sehr geringen Anteil an Industrie verglichen mit Deutschland.
Trotzdem aber gibt Deutschland da ein ausgesprochen schlechtes Bild ab. Vor allem, wenn man die Lobeshymnen unserer Regierung samt Klimakanzlerin Merkel und Sigmar Gabriel, dem Energie und Kohleminister hört.
Auch in anderen Bereichen sieht es mit der Berichterstattung eher schlecht aus. Während Deutschland den Ausbau von Photovoltaik ab 2012 drastisch zurückgefahren hat, mit der Begründung, die würde sich nicht mehr lohnen und PV müsse nun eine Atempause einlegen, so unsere Kanzlerin, boomt weltweit der Zubau von Photovoltaik um jährlich mindestens 30%.
„PV müsse nun eine Atempause einlegen“ ist eine Formulierung, die sich an Dreistigkeit kaum noch überbieten lässt, denn mit dieser Pause hat man 80% der Photovoltaikindustrie in die Pleite getrieben und aus dem Land gejagt und ca. 80.000 Arbeitsplätze wurden innerhalb zwei Jahren vernichtet
Danach hat Deutschland in drei aufeinander folgenden Jahren ein Negativwachstum bei der Photovoltaik hingelegt und das wird sich vermutlich für 2016 nicht ändern. Auf jeden Fall hört man von der Bundesregierung nicht, dass sie etwas dagegen unternehmen will. Länder, die sich bisher kaum um den Einsatz von Photovoltaik gekümmert haben, setzen sich dagegen jetzt innerhalb kürzester Zeit an die Spitze. China, Indien und USA sind die Kandidaten. Dort hat der Ausbau zwar erst begonnen, aber man hat hier sehr ambitionierte Ziele und legt ein gewaltiges Tempo hin. Vor allem befeuert der inzwischen so günstige Preis von PV-Anlagen, die ständig wachsende Nachfrage, trotz des inzwischen sehr billigen Ölpreises.
Das genau ist es, was einen dann schon sehr ärgerlich stimmt, wenn man weiß, dass Deutschland durchaus in der Lage wäre am weltweiten Solarboom teilzuhaben und daran mit eigener Technik zu partizipieren. Hätten wir nicht eine Politik, die von den alten Energien bestimmt wird und die weiterhin mit unnötigen Subventionen diese klimafeindliche Technik stützt, dann wäre eine neue Chance, sich den neuen Techniken zuzuwenden, die uns eine Vielzahl von Arbeitsplätzen bescheren und uns im Export voranbringen, überhaupt erst gegeben.
Negative Berichterstattung
Heutige Berichte über die Energiewende sehen eher negativ aus. Die immer gleiche „Sau“ wird durchs Dorf getrieben. Berichte wie dieser „Düstere Prognose: Energiewende kostet Stromkunden mehr als gedacht“, gehören zum Alltag und sie werden ständig wiederholt und mit neuen Schauermärchen unterlegt.
Hier weitere Links zu Artikeln, wo dieses Thema genau so besprochen wird (Aug. 2015). Und Schlagzeilen wie, „Energiewende teurer als gedacht – Stromkunden zahlen 28 Mrd. Euro pro Jahr“ sind dort normal.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Stromkunden-zahlen-28-Mrd-Euro-pro-Jahr-article15778966.html
Übrigens häufen sich die Fälle, in denen Artikel und Formulierungen von großen Medienagenturen wortwörtlich und selbstverständlich ungeprüft übernommen werden.
Die Liste solcher Artikel kann man beliebig erweitern und es finden sich aus den letzten Jahren hunderte solcher im Netz. Die Botschaft lautet immer, Sonne und Wind machen den Strompreis teuer. Wenn man es oft genug wiederholt, wird es auch geglaubt. Was diese Artikel in Bezug auf die Kosten für die Energiewende wert sind, sieht man z.B. in diesem Monitorbericht hier oder in diesem Kurzbeitrag von Prof. Eicke Weber hier.
Es gibt aber eine weitere Richtigstellung zu den Behauptungen in den obigen Meldungen, die auf einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) basieren. Das hatte sich bereits 2013 mit recht abstrusen Äußerungen zu den Strompreissteigerungen gemeldet. Im Klima- Lügendedektor finden wir die notwendige Aufklärung. Die Berechnung des IW weist einen folgenschweren Berechnungsfehler und weitere 3 Ungenauigkeiten auf.
Im Handelsblatt finden wir die obige Berichterstattung auch am 23.08.2015. Erstaunlicherweise berichtet das Blatt eine Woche später das genaue Gegenteil.
Es titelt: Die Strompreis-Wende – „Strom ist erstmals seit 15 Jahren im Durchschnitt wieder etwas günstiger für private Endverbraucher. Der Preissturz auf dem am Großhandelsmarkt kommt allerdings nicht bei den Kunden an. Die Einsparungen sind minimal.“
Das stimmt dann ausnahmsweise einmal, aber auch hier ist eine sehr unsaubere Recherche zu beobachten und man kann den Zahlen in der Berichterstattung wieder wenig Glauben schenken. Wer tiefer in das Thema einsteigt, findet dann auch heraus, dass natürlich nicht die Strompreisbremse diese leichte Strompreissenkung ermöglicht hat. Fazit: Seriöse Berichterstattung geht anders.
Und hätte man es sich nicht gedacht: Natürlich findet nun diese Meldung viel weniger Resonanz in den Medien als die eine Woche zuvor. Bad news are good news – frei übersetzt: nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten oder nur mit schlechten Nachrichten lässt sich Geld verdienen, positive werden nicht gedruckt. – Soweit der alte Artikel.
Überblick – Was ist seitdem geschehen
Ganz kurz gesagt: sehr viel Positives, nur getan hat sich nichts. Über die inszenierte Solarpleitewelle wurde nicht berichtet, und dass sie inszeniert wurde schon gar nicht. Es gab nur eine hoffnungsvolle Ausnahme in der Satire-Sendung „Die Anstalt“ vom ZDF am 1.10.2019. Aber selbst das haben die Medien nicht aufgegriffen, dabei gab es so viele Anstöße, dass man schon blind sein muss, oder korrupt, wenn man darauf nicht eingeht. Und ja, das muss genauso hart formuliert werden. In den Quellenangaben zur Sendung wurde übrigens auch mein Blog Energiewende-Rocken an einer Stelle genannt. Was mich in diesen Tagen damals sehr glücklich stimmte.
Es gab eine neue Klimaschutzbewegung, die eine ganz junge Dame gründete, Greta Thunberg und „Fridays for Future“, und die gibt es auch heute noch. Anfangs in den Medien gefeiert, dann müde belächelt und als Klimahüpfer, oder Thunfischfans ausgebuht. Aber immerhin gehören die führenden Köpfe nun in die Liste der Ansprechpartner für die Medien und manchmal sogar für die Politik. Dennoch, am Stiel der Medien hat sich nichts geändert, nur dass das alles noch bunter und noch verworrener wurde.
Durch die sozialen Medien, oder als Reaktion auf diese, sind Zeitungsredaktionen dazu übergegangen, unterschiedliche Artikel für die jeweilige Anhängerschaft zu veröffentlichen. Wir finden heute im gleichen Zeitungsblatt am Vormittag einen Artikel der pro eAuto ist und am Nachmittag einen der gegen das eAuto argumentiert. Und das leider jetzt auch in seriösen Blättern. Dies ist darauf zurückzuführen, dass immer mehr Artikel online erscheinen, die Einnahmen aus dem Zeitungsverkauf sind seit Jahren rückläufig, und der Trend hält weiter an. Man muss also auf Online-Artikel setzen und die durch Werbeeinnahmen finanzieren, und so bekommt man durch die Algorithmen immer auch die passende Werbung zu lesen. Das Elend der Medien ist also noch größer geworden.
Wenn es seit langem kein Thema mehr ist, über eine vermeintliche Vorreiterrolle zu berichten, dann ist man aber stetig dabei, die Energiewende negativ zu framen, also mit zweifelnden Argumenten zu beschreiben. Der Ukrainekrieg würde nun aber die Chance bieten, das Argument sich nun komplett von fossilen Energien unabhängig zu machen, wenn da nicht diese Zweifel geschürt würden, die manchmal sogar nur unterschwellig erwähnt werden.
Und natürlich sind sie alle der Reihe nach falsch.
Es darf keine false balance mehr über die Energiewende geben, ebenso wie es sie nicht mehr bei der Klimaberichterstattung gibt.
Zum Schluss:
Ach ja, eines möchte ich noch erwähnen, für die Leute die maich aus Facebook kennen. Dort gibte es seit Jahren die Seite Energiewende-Rocken. Nun gibt es auch eine Gruppe Energiewende-Rocken (https://www.facebook.com/groups/1355331594973798). Wer lust hat dort beizutreten kann das über diesen Code machen
Sonnige Grüße
Euer Klaus Müller
Energiewende-Rocken und EEmag
Das Vorschaufoto stammt von der Firma SecondSol GmbH. Der Herr Fiedler von SeconsSol hat mir freundlicherweise gestattet es zu verwenden. Man hat mich also nicht bezahlt und bestochen. 🙂 Deshalb mache ich gern für sie Werbung, denn sie reparieren PV-Module, was wahrscheinlich viele wissen nicht, dass das überhaupt geht. Aber sie verkaufen auch neue Module, also alles perfekt.
https://www.secondsol.com/de/index.htm