Windkraft-Ausbau katapultiert Ökostrom-Anteil auf 33 Prozent


Last Updated 18. September 2020

Windkraft-Ausbau katapultiert Ökostrom-Anteil auf 33 Prozent

30.06.2015 Manager Magazin

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Von Nils-Viktor Sorge

Windkraft auf den Vormarsch: Der schnelle Ausbau der Rotoren lässt den Anteil von Ökostrom im Netz steigen

DPA Windkraft auf den Vormarsch: Der schnelle Ausbau der Rotoren lässt den Anteil von Ökostrom im Netz steigen

Der Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Strommix wächst deutlich schneller als von der Bundesregierung vorgesehen. Im ersten Halbjahr 2015 sprang der Ökostromanteil am Bruttoinlands-Stromverbrauch auf knapp 33 Prozent, wie manager magazin online zunächst aus Branchenkreisen erfuhr und der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) später bestätigte. Ende 2014 lag der Anteil noch bei 27,8 Prozent.

Die Bundesregierung plant mit einem Ausbau auf 40 bis 45 Prozent Ökostrom für das Jahr 2025. Demnach müssten 35 Prozent erst etwa 2020 erreicht werden, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft errechnet hat. Dieses Ziel rückt nun schon fünf Jahre früher in greifbare Nähe.In den ersten sechs Montaten des laufenden Jahres trug vor allem die Produktion aus Windkraftanlagen zu dem satten Plus bei. Diese stieg laut Berechnungen des Freiburger Fraunhofer-Instituts für solare Energiesysteme (ISE) um 40 Prozent auf 40,6 Terawattstunden.

Windräder drosseln Braunkohlekraftwerke

Die Erzeugung aus sämtlichen anderen Stromquellen veränderte sich dem ISE zufolge weniger stark. Die Stromproduktion aus Braunkohlekraftwerken ging um 3,6 Prozent zurück. „Insbesondere bei hoher Windeinspeisung während der Orkantiefs Elon, Felix und Niklas mussten sie ihre Leistung drosseln“, schreibt ISE-Forscher Bruno Burger in einer Analyse, die manager-magazin.de exklusiv vorliegt.

Steinkohlekraftwerke drosselten ihre Produktion 2015 demnach bisher um ein Prozent, Gaskraftwerke um 1,5 Prozent. Solaranlagen erzeugten laut ISE 4,3 Prozent weniger Strom. Zulegen konnten außer der Windenergie die Wasserkraft (plus zehn Prozent) und die Kernenergie (plus 2,8 Prozent).

Im vergangenen Jahr hatte es ein Rekordwachstum bei der Windenergie gegeben, das sich nun in der stärkeren Stromproduktion niederschlägt. Insgesamt wurden 2014 Windräder mit einer Leistung von netto knapp 5000 Megawatt zugebaut, davon 500 Megawatt auf See. Die neuen Anlagen liefern bei starkem Wind zusammen so viel Strom wie etwa fünf Atomkraftwerke. Die Bundesregierung plant lediglich mit einem Ausbau von 2400 bis 2600 Megawatt Windkraft an Land pro Jahr.Ein weiterer Grund für die stark gestiegene Stromerzeugung aus Windkraftanlagen ist das im Vergleich zu 2014 etwas stürmischere erste Halbjahr. Die Orkane steigerten die Leistung der Rotoren auf zeitweise bis zu 33.500 Megawatt.

Zubau der Windkraft geht in Rekordtempo weiter

Fachleute gehen davon aus, dass der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix in diesem Jahr konstant bleibt oder sogar weiter wächst. „Der weitere Ausbau der Windkraft wird sich bemerkbar machen“, sagte BEE-Referent Björn Pieprzyk gegenüber manager-magazin.de.

Tatsächlich rechnet der Bundesverband Windenergie (BWE) damit, dass sich das rasante Wachstum der Rotoren im laufenden Jahr fortsetzt und sich im zweiten Halbjahr sogar noch beschleunigt. „Wir gehen bei Wind an Land von einem weiter dynamischen Zubau aus, so dass unsere Prognose, die wir für 2015 mit 4250 MW angegeben hatten, erreicht wird“, sagte ein BWE-Sprecher gegenüber manager-magazin.de.

Stromexporte legen deutlich zu

Bei der Windkraft auf See rechnet der Verband darüber hinaus mit 2000 Megawatt neu gebauter Leistung in diesem Jahr, was die Ökostrommenge weiter deutlich erhöhen könnte. „Die Mehrzahl der 2015 installierten Anlagen geht über den Sommer ans Netz, so dass der Zubau Offshore 2015 im ersten Halbjahr noch keinen nachhaltigen Einfluss auf die EE-Menge im Strommarkt hatte“, sagte der BWE-Sprecher.

Der starke Ökostrom-Zuwachs hat zugleich offenbar die deutschen Stromexporte angeheizt. Den ISE-Forschern zufolge legten die Ausfuhren im ersten Halbjahr um 30 Prozent auf 24,5 Terawattstunden zu, das entspricht etwa der Produktionsmenge von vier großen Kernkraftwerken.

„Der Großteil der Exporte floss in die Niederlande, die einen Teil auch nach Belgien und Großbritannien weiterleitet“, heißt es in der Analyse von ISE-Forscher Burger. Auf Rang zwei folgt demnach Österreich, das auch als Transitland zur Schweiz dient.

Gaskraftwerke im Ausland stehen still

Damit spitzt sich ein grundlegendes Dilemma der Energiewende zu: Die Ökostromproduktion wächst rasant, aber dennoch laufen konventionelle Kraftwerke oft weiter und bedienen Märkte im Ausland. Dort stehen dann vor allem vergleichsweise saubere Gaskraftwerke still.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte zuletzt versucht diesen Trend mit einer Extra-Abgabe für alte Braunkohlekraftwerke zu stoppen. Auf diese Weise sollte der Ausstoß von Kohlendioxid in Deutschland um 22 Millionen Tonnen sinken.

Nach heftigem Protest aus der Energiewirtschaft hat Gabriel diesen Plan nun offenbar fallen gelassen. Stattdessen sollen einzelne Braunkohlekraftwerke vom Netz gehen und die Betreiber dafür eine Entschädigung erhalten. Am Mittwoch wollen die Koalitionsspitzen endgültig entscheiden.

Anmerkung: In einer früheren Version der Meldung hieß es, der Ökostrom-Anteil betrage 34 Prozent. Diese Angabe hatte die Quelle von mm online zwischenzeitlich korrigiert.

Anmerkung von Energiewende-Rocken. 33 Prozent – Das ist eine stolze Ansage. Wir gratulieren der Energiewende und glauben nicht, dass dieser Ausbau zu schnell geht. Aber wer korrigiert jetzt eigentlich die alte Prozentangabe auf diesen Seiten? Wir haben pflichtbewusst den Anteil der Erneuerbaren Energien beim Strom auf diesen Seiten immer mit 28% angegeben. 🙂

Allerdings ist der Offshore-Windstrom der nun ins Netz geht wesentlich teurer als der, den wir an Land erzeugen könnten und dieser wiederum benötigt auch keine teuren Stromtrassen! Fazit: Energiewende ginge auch billiger.

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