Last Updated 12. März 2020
Energiewende-Rocken. Engagierte Berichterstattung braucht Eure finanzielle Unterstützung.
Dies ist ein Artikel aus dem neuen eemag der zusammen mit der Community der FB-Gruppe Europäische Energiewende entstanden ist.
Unschuldig kommt sie daher, die Franziska Schreiber mit ihrem Video zur neuen Atomenergie. Sie wünscht sich auf FUNK, man müsse doch wieder in die Atomenergie, aber nicht in die alte, sondern in die neue Atomtechnik einsteigen. Ok, schauen wir mal was sie drauf hat? Dazu hat uns Thore Brüggemann von FUNK freundlicherweise sogar das Manuskript von Franziska auf unsere Aufforderung hin zugesandt. FUNK ist die Plattform von ARD und ZDF in den sozialen Medien und wird eher von der jüngeren Generation bis 30 besucht und Franziska hat dort eine eigene Sendereihe. Franziska Schreiber ist eine Aussteigerin aus der AfD, was durchaus Respekt verdient. Und sie war sehr weit oben in der Partei. Mediales Aufsehen erregte ihr Buch Inside AfD. Hier einiges in Wikipedia. Und hier ihr Video.
Zum Manuskript:
Die Einführung von Franziska fehlte zwar aber die war schnell abgetippt und sei hiermit nachgereicht, wie das ganze Manuskript. Wir machen an den betreffenden Stellen einzelne [Punkte] wo wir meinen Franziska irrt da gründlich oder wir müssten ihren Beitrag mit einigem grundsätzlichen Wissen etwas aufpeppen. Wenn ich von „wir“ spreche, dann ist es die Schwarmintelligenz und im Besonderen die der Gruppe Europäische Energiewende. Also liebe Franziska Schreiber, aufgepasst:
Franziska Schreiber: Wenn man sich in Deutschland sehr schnell unbeliebt machen möchte, dann kann man sich entweder auf den Marktplatz stellen und Leberwurst aus frischer Welpenschlachtung verkaufen oder man spricht sich für Atomkraft aus. Und genau das mache ich heute, also das mit der Atomkraft natürlich. Es ist ehrlich gesagt kein Wunder, dass der Ruf der Kernenergie so miserabel ist, im Gegenteil. Wenn wir uns überlegen, dass die Technik, die in den ersten Atomkraftwerken verbaut ist, aus der Entwicklung der Atombombe hervorgegangen ist, dann ist es eigentlich ein Wahnsinn, dass 1954 der erste Kernreaktor in der Nähe von Moskau an den Start ging und das wäre heute über 450 Kernreaktorblocks in Betrieb haben. [1]
Warum das so verrückt war, und warum die generelle Ablehnung der Atomkraft heute nicht mehr sinnvoll ist, genau darum solls in diesem Video gehen. Dafür müssen wir uns erst mal ein grobes Bild machen wie so ein klassischer Reaktor eigentlich funktioniert… (0:49 im Video). [2] …
Angesichts dieser Gefahren finde ich es persönlich für unverantwortlich, dass auch nur ein Reaktor dieser Bauart jemals an den Start gehen durfte. Und ich verstehe jeden, der sich gegen Atomenergie engagiert, gerade wenn man sich die Bilder von Fukushima und Tschernobyl in Erinnerung ruft, dabei muss man aber auch bedenken, dass diese Atommeiler gnadenlos veraltet waren.
Heute gibt es vollkommen neue Reaktorkonzepte, bei denen eine solche Kernschmelze theoretisch unmöglich ist. Zum Beispiel den Dual Fluid Reaktor. Der DFR ist ein patentiertes Konzept des Berliner Instituts für Festkörper-Kernphysik und als Flüssigsalzreaktor kommt er ohne Brennstäbe oder Hochdruck aus. Stattdessen findet die Kernspaltung hier direkt in einem Tank mit geschmolzenem Uransalz statt, der mündet unten in ein Rohr, dass an einer Stelle künstlich gekühlt wird. Dadurch wird das Salz fest und bildet eine Art natürlichen Stöpsel, sollte es jetzt zu einem Stromausfall kommen, oder sollte das System aus anderen Gründen runterfahren, dann fällt die Kühlung aus, das Salz schmilzt und es fließt in die darunter liegenden Tanks. Die sind so groß, dass das Salz sofort auskühlt und zu einer festen Masse erstarrt und in der ist keine weitere Kernspaltung möglich. Das System ist also passiv oder inhärent sicher, das bedeutet, dass sich die Anlage in einem Störfall automatisch selbst abschaltet. Das schädliche Mengen radioaktiver Strahlung austreten, ist absolut unmöglich.
Das alleine ist aber natürlich kein Argument für den Bau solcher Reaktoren. Vielen Kritikern geht es bei ihrer Ablehnung der Atomkraft ja in erster Linie auch gar nicht um die Angst vor einer nuklearen Katastrophe, sondern vor allem um den Atommüll und die Endlagerung. Ironischerweise ist gerade dieser Atommüll ein wichtiger Grund für mich, warum ich die moderne Kernenergie unterstütze. Bei den Druckwasserreaktoren entsteht durch die Kernspaltung radioaktiv-strahlender Abfall und der muss irgendwo gelagert werden und das für hunderttausende Jahre. Die Flüssigsalzreaktoren gewinnen Strom daraus, dass sie emissionsfrei diesen Atommüll in Stoffe umwandeln, die man nur noch 300 Jahre lang lagern muss. Diesen Prozess nennt man Transmutation, klingt für mich nach einer verdammt guten Idee [3].
Genau deswegen wurde dieser Entwurf 2013 auch vom Publikum für den von Pro7 geförderten GreenTech Award nominiert und zwar im Bereich Energie, allerdings änderte das Komitee im Nachhinein die Regeln und schloss den Vorschlag aus der Endrunde aus, um zu verhindern, dass ein Forschungsprojekt aus der Atomenergie eine Bühne bekommt. Die Fans der Technologie waren fassungslos und überhäuften den Sender mit Beschwerden [4]. Vollkommen zu Recht aus meiner Sicht, denn genau das ist der Punkt, wo die Ablehnung der Atomenergie irrational und heuchlerisch wird. Der Entwurf kann sich nämlich wirklich sehen lassen, er läuft nahezu emissionsfrei und ist erstaunlich billig. Die kW/h Strom würde hier gerade mal 75 Cent kosten [5] und er ist auch sehr effizient. Der Erntefaktor [6] ist 20 mal höher als der einer Solaranlage. (Spätere Anmerkung von Franziska: Habe mich versprochen. Es sind 0,75 Cent.)
(Franziska bringt jetzt hier noch eine Überleitung)
Machen wir doch mal eine ganz nüchterne Bestandsaufnahme: Wir sind nach Meinung der allermeisten Wissenschaftler nur noch wenige Jahrzehnte von dem Moment entfernt in dem der Klimawandel unumkehrbar wird [7].Deutschland deckt immer noch ein Drittel seines Stromverbrauchs über Kohlekraftwerke, und 12 Prozent über klassische Atomreaktoren. Diese beiden Energielieferanten in absehbarer Zeit durch erneuerbare Energien zu ersetzen ist in Deutschland unmöglich, zumal unser Energiebedarf kontinuierlich steigt [8].
Außerdem sind weltweit schon bis zum Jahr 2010 300.000 Tonnen radioaktiven Mülls entstanden. Darunter genug waffenfähiges Plutonium, für 500.000 Atombomben [9]. Und ein Endlager ist weit und breit nicht in Sicht. Wie denn auch? Diese Stoffe müssen teilweise bis zu einer Million Jahre gelagert werden. Ein Ort, an dem man die sichere Lagerung von Stoffen über so einen langen Zeitraum gewährleisten kann existiert nicht [10]. Und selbst wenn es einen solchen Ort gäbe, niemand will das Zeug in seiner Nachbarschaft haben. Die meisten wollen nukreare Abrüstung. Nur weil der in den 70er Jahren mal seine Berechtigung hatte? [11]
Jetzt gibt es endlich eine Technik, die das leisten kann und die dabei auch noch klimafreundlich, sicher und billig ist und wir reagieren darauf mit dem Slogen, „Atomkraft – Nein Danke“
Weltweit investieren gerade alle großen Player in die Weiterentwicklung der Atomkraft, Russland hat mit dem BN 800 den modernsten Atommüllabbaureaktor im Betrieb, China und die USA arbeiten zusammen an einem Projekt auf der Basis von Thorium und sogar die EU hat mit dem Projekt SAMOFAR den ersten eigenen Flüssigsalzreaktor in Angriff genommen. Nur Deutschland geht mit dem Atomausstieg einen absoluten Sonderweg [12].
Übrigens, die Forscher aus Berlin, die den Dual Fluid Reaktor erfunden haben, werden den Prototypen jetzt vermutlich in Polen bauen, 100 km westlich dürfen sie es ja nicht. Mir ist es ein persönliches Anliegen, dass sich gerade in Bezug auf die Thorium- und Flüssigsalzreaktoren die Debatte etwas versachlicht und nicht sofort beim Wort Reaktor alle Schotten dicht gemacht werden, [13].
Und hier gehts jetzt zur Sache – Franzi
[1] Alles richtig liebe Franzi, bis auf eine Sache. Diese 450 AKWs auf der Welt machen gerade mal knapp 3 Prozent des weltweiten Primärenergiebedarfs (je nach Quelle und wie man es rechnet) aus. Für Deutschland habe ich dir mal die Zahl 6% ermittelt. (Quelle hier). Die Zahl stammt aus 2017 und ist damit veraltet und damit geringer und es handelt sich zudem auch nur um die Endenergie. Aber mit solchen Kleinigkeiten wollen wir uns nicht aufhalten, du hast sicherlich ein eigenes Team, das das noch nachrecherchieren kann.
Du möchtest die ja eigentlich alle abschaffen, weil sie gefährlich sind, das finden wir gut. Und die Hälfte davon hat ja bereits ihr geplantes Lebensalter erreicht. Wenn wir sie abschaffen dann wären wir bei Null Prozent Atomenergie. Und wieviele Kraftwerke der neuen Art willst du nun aufbauen lassen und vor allem in welcher Zeit?
Kurze Frage noch, weshalb bist du denn nicht drauf eingegangen, dass Atomenergie weltweit nicht die große Rolle spielt, auch wenn man von so vielen neuen Kraftwerken hört, deren Planungen am Ende dann doch zerschlagen werden?
[2] Schön, dass du uns mit deiner Grafik und deinen Erklärungen beglückst. Eine wichtige Stelle darin lässt du aber aus, wieso das? Wir haben dir das mal als Denksatz aufgeschrieben.
Merkzettel für Franzi
[3] „Diesen Prozess nennt man Transmutation, klingt für mich nach einer verdammt guten Idee.“ Na klar, das ist die PR mit dem man diese Technik verkaufen will. Atommüll rein, und Energie raus. Nun wissen wir wieder nicht wo du deine Information her hast. Aber da wurde etwas Wichtiges weggelassen, und nun wird das mit dem Weglassen wirklich auffällig. Wir zitieren mal Harald Lesch (hier klicken), auch wenn der gerade von Klimaskeptikern, die sich gerade alle in der AfD versammelt haben, gebasht wird: „Es ist nicht so, dass diese Art von Reaktoren, selbst wenn wir sie heute hätten, unser Abfallproblem lösen könnten. Man kann in einen solchen Reaktor nicht alles reinschmeißen….“
[4] „Die Fans der Technologie waren fassungslos und überhäuften den Sender mit Beschwerden.“ Nun ja, das wundert uns jetzt nicht. Es wundert aber auch keinen, dass ausgerechnet PRO7, ein Privatsender sich so einen Scheiß ausdenkt. Dazu bekommst du mal was Enthüllendes, dass auch auf Funk, von dem du ja bezahlt wirst, aufgedeckt wurde. Es geht um Joko und Klaas auch bei ProSieben, die wirst du dir sicherlich auch mal angeschaut haben. Das ist richtig lustig und das musst du dir mal reinziehen. Das worüber sich viele gefreut haben und was viele spannend fanden, ist komplett gefaked. Soviel zu den Privaten. Und du bist doch bei den Guten, bei den Öffentlich/Rechtlichen. jetzt komm uns also bitte nicht auch noch mit Fakes. Die Sendung kommt von deinen Kollegen von STRG_F (hier Klicken).
[5] Du hast es also korrigiert und willst uns 0,75 ct. pro kWh als Wahrheit für die Kosten des Stroms aus dem neuen Reaktor verkaufen… Liebe Franzi, wie naiv bist du denn? Das weiß doch jedes Kind, Atomkraftwerke waren zum Beispiel nie versicherbar, weil eine Vollrisikoversicherung nicht bezahlbar gewesen wäre. Das hätte den Strompreis so in die Höhe schießen lassen, dass diese Kraftwerke nie gebaut worden wären. Klick mal bitte hier, der Artikel, auf den wir dich hinweisen wollen heißt, „Die teuerste Haftpflichtpolice der Welt“. Atomenergie war immer teuer und bleibt auch weiterhin teuer, weil die versteckten Kosten immer aufs Volk abgeschoben wurden. Aufs „Volk“, liebe Franzi, das ist doch ne schöne Formulierung, die wird dir doch gefallen, oder? Na ja, und dass das „Volk“ nun den ganzen Atommüll „geschenkt bekommen hat“, das wird dir ja nicht entgangen sein.
[6] „Der Erntefaktor ist 20 mal höher als der einer Solaranlage“. Na das schauen wir uns jetzt mal genau an. Was ist denn der Erntefaktor? Dazu gibt es wieder jemanden, aus unserer Gruppe, der was Schlaues dazu geschrieben hat. Der schreibt nämlich auf seiner Seite EE-Mythen folgendes: „Ist der „Erntefaktor“ erneuerbarer Energien schlechter als bei konventionellen Kraftwerken und welche Bedeutung hat das?
Tatsache ist: Der „Erntefaktor“ (Englisch: Energy Returned On Energy Invested – auch EROI oder EROEI) ist eine Kennzahl zur Beschreibung der Effizienz eines Kraftwerks. Die Energieproduktion eines Kraftwerks wird ins Verhältnis zum Energieaufwand für den Bau und die Stromproduktion gesetzt. Ein Kohlekraftwerk erreicht einen Erntefaktor von etwa 30, es erzeugt nach dieser Rechnung also 30x mehr Energie als aufgewendet wurde. Ein Kernkraftwerk erreicht einen Erntefaktor von etwa 100. Auch für Windkraft und Solarstrom kann man einen Erntefaktor berechnen. Für Windkraft liegt er bei ca. 30 bis 50, bei Solarstrom liegt er je nach verwendeter Technologie zwischen 7 und 17.
Ist der Erntefaktor ein sinnvolles Maß für die Qualität einer Energiequelle?
Nein, denn in der Betrachtung des Erntefaktors wird nur ein Teil der zur Stromerzeugung eingesetzten Energie betrachtet. Die nötigen Brennstoffe für die Stromerzeugung werden nicht berücksichtigt. Aber gerade die Brennstoffe sind es, die den größten Anteil der aufzuwendenden Energie ausmachen. Daher ist es durchaus geboten, auch die Brennstoffe mit zu betrachten.“
Das kannst du dir gern mal hier anschauen.
[7] „Wir sind nach Meinung der allermeisten Wissenschaftler nur noch wenige Jahrzehnte von dem Moment entfernt, in dem der Klimawandel unumkehrbar wird.“. Ja, da hast du recht. Und recht hättest du auch, wenn du noch sagen würdest, dass wir möglichst in 15 bis 20 Jahren fertig sein sollten mit der Energiewende. Dafür solltest du einmal bei Prof. Volker Quaschning nachschauen. Wenn du nun meinst, da könnten die neuen Reaktoren helfen, die für den Atommüll ja auch keine Lösung sind, dann solltest du das geflügelte Wort von der Fussionskonstante kennen. Das hat mal jemand rausgehauen, der sich ausgiebig mit der Fussionsreaktortechnik beschäftigt hatte. Und der kam zu dem Schluss: die Fussionskonstante hat sich bisher nicht geändert, sie beträgt immer noch 20 Jahre. Und sie meint, auch in den 70er Jahren sprach man schon davon, „wir brauchen nur noch 20 Jahre, dann ist der Fussionreaktor serienreif“. Nun haben wir ja anscheinend schon einen, aber scheuen wir mal wie lange der so hält. Nur die Bauzeit von neuen Reaktoren darfst du nicht unterschätzen, vor allem wenn du viele bauen willst.
[8] „Deutschland deckt immer noch ein Drittel seines Stromverbrauchs über Kohlekraftwerke, und 12 Prozent über klassische Atomreaktoren. Diese beiden Energielieferanten in absehbarer Zeit durch erneuerbare Energien zu ersetzen ist in Deutschland unmöglich, zumal unser Energiebedarf kontinuierlich steigt.“ Ups – Liebe Franziska, wer hat dir denn das geflüstert? Wir auf jeden Fall nicht, denn wir behaupten das Gegenteil und sind uns ziemlich sicher, dass das geht. Auch wieder Volker Q. als Quelle nachlesen.
[9] „Darunter genug waffenfähiges Plutonium, für 500.000 Atombomben…“. Na dann setzt dich mal für Erneuerbare Energien ein, die sind nämlich sehr friedlich und wenn dann keine Kriege mehr ums Öl geführt werden müssen wären wir schon ein ganzes Stück weiter.
[10] „Und selbst wenn es einen solchen Ort gäbe, niemand will das Zeug (Atommüll) in seiner Nachbarschaft haben. Ja, das ist ein Problem. Wir hoffen du bist nicht auch noch gegen Windenergie ?!?
[11] „Nur weil der in den 70er Jahren mal seine Berechtigung hatte?“ So wie es ausschaut, hat der Atomprotest auch heute noch seine Berechtigung. Und dein mit Fehlern gespicktes Video ändert daran nichts.
[12] „Nur Deutschland geht mit dem Atomausstieg einen absoluten Sonderweg“. Wo hören wir diesen Slogan am meisten, wenn wir die Atomfans mal rausnehmen? Leider wurde das von den Medien früher oft verbreitet, es stimmt aber nicht mehr. Bemühe bitte mal dein Rechercheteam. Aber seltsamerweise hören wir das auch sehr oft in der AfD. Na ja und die FDP und in rechten Kreisen der CDU/CSU leider auch noch. Hey Franzi, das wär mal ne neue Aufgabe für dich: Faire Aufklärung.
[13] Hier mal ein Zitat vom BUND: Der ARTE / NDR – Film „Thorium – Atomkraft ohne Risiko?“
vom 20.9.16 erinnert nicht nur von der Machart an den alten, gut gemachten Propagandafilm aus dem Jahr 1953 „Unser Freund das Atom“ von Walt Disney. „Unser Freund das Atom“ ist sauber, risikolos, unendlich vorhanden und es wird die endliche und schmutzige Energie aus Kohle und Öl ersetzen, war die Botschaft des alten Disney-Films und der neue ARTE Film von 2016 überträgt die damalige Heilsbotschaft auf den „zukünftigen“ Hoffnungsträger der Atomindustrie, auf den Flüssigsalzreaktor, den Molten Salt Reactor. Der Film ist Teil einer groß angelegten, teuren Werbekampagne für Atomkraft.
Produktplatzierung (engl. product placement), gezielte, verdeckte Produktwerbung ist in öffentlich rechtlichen Medien eigentlich verpönt. Im ARTE-Film „Thorium – Atomkraft ohne Risiko?“ war tatsächlich keine Werbung versteckt. Der Film selber war ein einziger Werbespot, nur der Hinweis zu „Risiken und Nebenwirkungen“ des beworbenen Produktes fehlte. Es wäre falsch, „ausgewogene“ Filme zu fordern. Doch wenn wichtige Aspekte fehlen und eine Hochrisikotechnologie mit vorgeschobenen Öko-Argumenten schöngefilmt wird, dann ist das Greenwash. Peinlich, dass auch die ARD den Film noch ausstrahlen wird.
Einen kritischen Beitrag von Harald Lesch zum Thema Atomkraft ohne Risiko? Der Flüssigsalzreaktor gibt´s auf Youtube.
Ach na ja, Franzi und hier noch mal eine kleine Zusammenfassung von dem was die Gruppe Europäische Energiewende ist und so macht. Sie heißt:
Der Schwarm
Seit gut 9 Jahren existiert die Gruppe Europäische Energiewende in Facebook. Klein angefangen mit heute über 17.000 Mitgliedern ist der Fokus „Wie kann die europäische Energiewende möglichst schnell und in allen Sektoren umgesetzt werden. In der Gruppe vereinen sich Spezialisten für PV, Windkraft und auch Biomasse, sowie wissenschaftlich orientierte Theoretiker und umsetzungsstarke Praktiker, ebenso wie interessierte Laien. Im Vordergrund stehen täglich viele aktuelle Artikel aus dem Bereich Energiewende und Klimaschutz. Dadurch schaffen wir einen guten Wissensaustausch und können Medienberichte immer besser beurteilen. Und oftmals schaffen es ja Gegner der Energiewende oder sogar Klimakrisenleugner in die Medien. Aber dafür gibt es nun dieses Magazin, das den Finger in die Wunde legt.
Wichtig ist eine Diskussionskultur „auf Augenhöhe“ – das besondere ist: Durch die vielen Experten, Praktiker und interessierten Laien ergibt sich als Ergebnis ein Schwarmwissen, die ganze Gruppe ist praktisch „Angewandtes Schwarmwissen“. Daher war es auch nur konsequent, dieses Schwarmwissen zu dokumentieren, allen auch außerhalb der Gruppe zur Verfügung zu stellen. Insofern war es nur ein kleiner Schritt, ein eigenes Magazin zu erstellen. Mit dem eeMAG wurde dies mit dem 1.1.2020 realisiert. Die Artikel gehen oft auf Beiträge und Diskussionen in der Gruppe zurück. Im eemag zeigen wir Themen aus den Bereichen Strom/Stromsystem, Verkehr/eMobilität, Bau/Wärme und Industrie. Dank Schwarmwissen immer auf einem aktuellen Stand.
Und damit du, liebe Franziska Schreiber, noch mehr Informationen zum Thema bekommst hier dann verfolge mal unsere Diskussion in der Gruppe zu deinem Video. Da findest du noch ne Menge mehr Quellenangaben. Lös dich also bitte mal endgültig von der alten Blase aus der AfD, denn wir wissen, da treiben sich jetzt sehr viele von den Atomfans herum. Mit denen habe unserer Mitglieder Stunden um Stunden diskutiert und immer haben sie Stress gekriegt. Immer wenn sie die Atomfans widerlegt hatten haben wurden sie blockiert. Die Wahrheit tut halt weh.
Franzi – richtig freuen würden wir uns, wenn du ein neues Video zum Thema machen würdest und mal erklärst, dass deine Recherche leider nicht so ganz richtig war und du da auf ne Menge Fehler aufmerksam gemacht worden bist. Wir hatten ja schon mal einen Artikel in unserem Online-Magazin eemag, wo wir uns über FUNK freuten. Das wäre jetzt die weitere Chance für dich, dass wir das wiederholen könnten, also FUNK loben.
Und es gab ja einen wichtigen Grund immer wieder darauf hinzuweisen, dass du bei deinen Argumenten immer wichtige Punkte weggelassen hast, absichtlich oder unabsichtlich. Das ist das gleiche Schema, wie wir es auch von den Klimaskeptikern kennen. Klimaskeptiker bekommen ihre Argumente von einer bestimmten Lobby, den fossilen Konzernen, und da geht es auch immer darum bestimmte Punkte hervorzuheben und andere völlig auszublenden. In Wirklichkeit geht es der Lobby ja darum die Energiewende zu verhindern und darum brauchen sie möglichst viele Leute die mit dem Halbwissen bestückt auch gegen die Energiewende argumentieren. Dass das die Atomlobby immer schon so betrieben hat, lässt sich inzwischen sogar geschichtlich nachweisen. Weglassungen wenn es brenzlig wird – ein Prinzip das immer gut funktioniert. Falls du weitere Hilfe brauchst, wende die vertrauensvoll an uns. Da kannst du geholfen werden. 😉
Zitat aus scienceblogs.de: https://scienceblogs.de/nucular/2019/07/02/youtube-video-von-franziska-schreiber-warum-wir-atomkraft-brauchen/
Dabei unterstelle ich Franziska Schreiber durchaus böse Absicht – zumindest eher als Unwissenheit bzw. schlechte Recherche. Denn keine ihrer Aussagen ist per se falsch und die experimentellen Anlagen, die sie als Beispiel aufführt, existieren ja wirklich und wir haben hier im Blog ja auch schon oft genug darüber geredet. Den BN-800 als “Atommüllabbaureaktor” zu bezeichnen, ist aber schon ein hartes Stück und auch sonst die Rhetorik eben so zu drehen, als ob Generation-4-Reaktoren und Transmutation aktuelle Lösungen für das Atomstromproblem wären, wenn man sich nur politisch trauen würde, zeigt schon, dass sie wohl nicht zu Unrecht Pressesprecherin der JA der AFD gewesen ist.
Um es noch einmal klar zu sagen: Der Dual-Fluid-Reaktor funktioniert noch nicht. Es ist ein tolles Konzept, aber noch weit vom Prototypen, geschweige denn Einsatz, entfernt. Wir reden hier von 50 Jahren bis zum kommerziellen Einsatz – bei guten Bedingungen. Ich kenne Physiker aus dem Berliner Team persönlich und war mit ihnen mehr als einmal mittags essen und abends trinken. Ich weiß, wovon ich rede.