Last Updated 20. September 2021
Die Schlachten werden in sozialen Netzwerken geschlagen und sie werden gewonnen oder verloren. Die Machiavellis der Energiewende Teil 1
Um es vorweg zusagen, dies ist kein Artikel über das Buch „Die Machiavellis der Wissenschaft„, in dem Naomi Oreskes darüber aufklärt, wie Konzerninteressen es lenkten, dass Menschen auf einmal glaubten, es wäre sehr unklar, ob der Klimawandel überhaupt menschengemacht sein könne, und nicht verstanden, dass sie sehr geschickt inszenierten Kampagnen aufgesessen waren. – Obwohl dieser Artikel hat auch sehr viel damit zu tun.
Es ist auch kein Artikel über den Youtuber Rezo, der zurecht Medien rügt und ebenso die Politik. Diese Artikelserie will Mechanismen und Entwicklungen in Medien und in sozialen Netzwerken beschreiben, denen wir viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken. Dass Medien einen großen Einfluss auf die Öffentlichkeit haben, erleben wir jeden Tag. Nun gibt es aber auch die sozialen Medien in denen Menschen ihre Meinungen mitteilen und austauschen. Und genau dieser Teil der Medien hat heute einen entscheidenden Anteil an dem was wir unsere Meinung nennen könnten. Wie groß ist aber der Einfluss der „sozialen Medien“? Und um es gleich vorweg zu nehmen, er ist gewaltig und das möchte ich an Beispielen erklären. Wer hat noch nie etwas von einem Youtuber mit dem Namen Rezo mit einem blauen Haarschopf gehört? Rezo fand nicht im Fernsehen oder den Printmedien statt, und doch hat er ungeheures in den „offiziellen“ Medien bewirkt [1]. Im Mai 2019 hatte er ein Video über die vermeintliche Klima- und Friedenspolitik der CDU gemacht, das auch noch weitere Themen enthielt und, das über 18 Millionen Zuschauer hatte. Das Video hatte den Namen „Die Zerstörung der CDU“. Und man will es fast nicht glauben, die CDU reagierte wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen und die Medien feierten geradezu ab, wie ein junges Mitglied der CDU, Philipp Amthor versuchte mit Rezos Video abzurechnen. Großes Kino, könnte man da sagen, das war schon tragigkomisch. Vor 8 Monaten folgte ein weiteres Video mit dem Titel: „Die Zerstörung der Presse„, mit berechtigten Vorwürfen an die Medien (besonders dieses Video bitte ansehen). Beide Videos bekamen beste Kritiken und das deshalb, weil er seine Vorwürfe belegen konnte jeweils mit zig Quellenangaben (die Videos sind unten verlinkt). Ebenso gibt es Kanäle in den sozialen Medien, die vollkommen verqueres Zeug verbreiten, aber auch solche Kanäle haben hohe Zugriffszahlen. Und hier wird ebenso Meinung gebildet, auch wenn sie am Ende zu komplett unsinnigen Fehlschlüssen führt. Menschen in sozialen Netzwerken üben berechtigte Kritik und bewirken tatsächlich mehr als viele denken, weil ihre Kritik richtig und notwendig ist, wie z.B. Rezo.
Aber wir erleben eben auch das Gegenteil, wie in sozialen Netzwerken Lügen und Halbwahrheiten verbreitet werden, wie Zweifel geschürt werden die zu keinem Ergebnis fühern, sondern zum Bild einer Verschwörung, an die man aber glaubt. Dagegen lässt sich kaum etwas machen. „Die da oben, wir hier unten“, soetwas könnte durchaus zu einem wichtigen und wertvollen Diskurs führen. Oftmals führt es aber dazu, dass Menschen sich komplett aus dem demokratischen Prozess ausklinken und damit eher in einer destruktiven Spirale enden.
Wir sehen aber auch, wie über die sozialen Medien mit Desinformationen gearbeitet wird, um die Meinung in der Bevölkerung zu beeinflussen und damit sogar offizielle Medien beeinflusst werden und am Ende sogar die Politik dann Gesetze beschließt, die auf eher dieser gefühlten Meinung beruhen. Im besagten Fall beeinflusste das sogar den Klimaschutz und warft ihn um Jahre zurück, ja hebelte ihn sogar um mehr als ein Jahrzehnt aus. aber dazu später.
Genau das möchte dieser Artikel erzählen. Dahinter steckt die spannende Geschichte über Lobbyismus, gekaufte Politik, über neue Methoden der Meinungsbeeinflussung, aber auch über deren Aufdeckung und hoffentlich auch deren Konsequenzen.
Die Energiewende wird von Strom- und Energiekonzernen nicht gemocht.
Es ist bekannt, die Energiewende wird von Strom- und Energiekonzernen bekämpft, denn ebenso klar ist, Menschen können z.B. mit Solarenergie dafür sorgen, dass sie weniger Energie von Konzernen kaufen werden. Damit zerstören sie deren Geschäftsmodell, wenn auch unbeabsichtigt. Dafür aber um so nachhaltiger und das haben viele leider noch nicht richtig verstanden. Dass dieser Punkt enorm wichtig für die Energiewende ist, und dass sich damit aber ein unlösbarer Konflikt auftut scheint sehr vielen vollkommen unklar zu sein und eine Spezies tut sich dabei besonders hervor, die Journalisten.
Aber genau das ist der Grund weshalb die Energiewende seit Jahren von Stromkonzernen ausgebremst wird. Die Politik ist dabei nicht hilfreich die Energiewende im Sinne des Klimaschutzes schnell genug voranzutreiben – im Gegenteil sie verhindert Klimaschutz offensichtlich bewusst und schützt die Konzerne vor ihrem Untergang. Wenn diese aber den Diskurs über die sozialen Medien lenken, dann sind wir in einer Situation gelandet, die wirklich gefährlich wird, denn wir haben kaum noch Zeit den Klimaschutz umzusetzen und auf die notwendige Weise voranzubringen, denn dazu gehört eine schnelle Energiewende. Lösen wir aber den Konflikt nicht, von dem hier die Rede ist, werden wir damit möglicherweise das Ende unserer Zivilisation, so wie wir sie kennen, besiegelt haben, und das bereits in wenigen Jahrzehnten.
Hermann Scheer beschrieb in seinem Buch ″Der energethische Imperativ″ den Energiesystemkonflikt, indem er sagte:
„Der Wechsel zu hundert Prozent erneuerbaren Energien bedeutet den umfassendsten wirtschaftlichen Strukturwandel seit dem Beginn des Industriezeitalters. Ein Strukturwandel ohne Verlierer und Gewinner ist undenkbar. Verlierer werden unweigerlich die Anbieter der konventionellen Energien sein – in welchem Ausmaß das der Fall ist hängt von ihrer Fähigkeit ab, sich an Haupt und Gliedern umzustrukturieren […] Die Gewinner des Wechsels werden die Weltzivilisation insgesamt und Gesellschaften und Volkswirtschaften sein, und in diesen die Technologieunternehmen sowie viele lokale und regionale Unternehmen. Es wird auf jeden Fall entschieden mehr Gewinner des Energiewechsels als Verlierer geben.“ [2] Wichtige Aspekte eines neuen Umgangs mit Energie beinhalten sowohl zivilisatorische, soziologische, also Gerechtigkeitsthemen und sie beinhalten ebenso kulturelle und friedenspolitische Bereiche.“
Und weiter: ″Wer das Energiesystem von heute, das zugeschnitten ist auf die herkömmlichen Energien, meint aufrechterhalten zu können, und nur die Energiequellen auswechseln zu können, der irrt, das geht gar nicht. Es gibt kein energiequellenneutrales Bereitstellungssystem. Bei erneuerbaren Energien, [haben wir] andere Herkünfte – andere physikalische Eigenschaften – andere Strukturen der Energiebereitstellung – andere Technologien der Energiebereitstellung: Ein Energiesystem muss aus physikalisch/technischen Gründen zugeschnitten sein auf die Energiequelle die man ausgewählt hat. Es ist alles andere als ein technik-, wirtschafts-, politik- oder kulturell neutraler Vorgang […]. Es ist unmittelbar damit zusammenhängend: Die Wahl der Energiequelle bestimmt das Energiesystem und dann auch alles weitere. Wir haben praktisch nur eine Entscheidung, das ist die Entscheidung über die Energiequelle selber. Nach der Entscheidung, und so lange daran festgehalten wird, bestimmt indirekt, ob es uns bewusst ist oder nicht, die Energiequelle was zu geschehen hat, was wir tun müssen, um diese Energiequelle verfügbar zu machen für den laufenden Energieverbrauch″ [3].
Wettbewerb im eigenen Konzern und dann noch mit dem falschen Produkt geht nicht.
Diese Aspekte der Energiewende findet man in Medien überhaupt nicht und man wundert sich, was hier eigentlich los ist. Damit werden die umfassende Bedeutung und Wirkung einer Umstellung auf Erneuerbare Energien leider nicht sichtbar. Entscheidende Konfliktfelder zwischen Energiekonzernen und Erneuerbaren werden ausgeblendet, als gäbe es sie überhaupt nicht. Dafür sorgen die Konzerne mit vielfältigen Täuschungsmanövern und leider ist Journalismus überhaupt noch nicht dazu in der Lage diese Täuschungsmanöver zu erkennen.
Dass es auch damit zu tun haben könnte, dass es unter den Journalisten sehr wenige gibt, die das Schulfach Physik mit einer zufriedenstellenden Note durchlaufen haben, das will ich hier mal als Gerücht stehen lassen. Aber wenn Journalismus sich genausowenig darum kümmern, welche Mechanismen eingentlich in den einzelnen Energiemärkten greifen und dass jeder Energieträger marktwirtschaftlich ganz anderen Bedingungen untzerliegt und sich dafür auch jeweils ganz andere Gesetze finden macht mich dann doch wenig hoffnungsvoll, jemals mitzuerleben, dass Journalismus solche Dinge jemals vermitteln wird. Also wundert es auch kaum zu sehen, wie über die Außerbetriebnahme eines Kohlekraftwerkes oder die Inbetriebnahme eines Bürgerwindparks berichtet wird. Es ist jedes mal so, als wenn der neue Praktikannt da berichtet.
Auch sehr interessanter wird es, wenn Bürger das Elektroauto mit dem Strom der eigenen Solaranlage laden. Eigentlich ja etwas tolles, aber als erstes kommt der Einwand, ja aber abends wenn man zuhause ist, liefert die Solaranlage doch keinen Strom zum laden mehr. Und nein, da ist keine so schlagvertig und antwortet dann, ja stimmt, ich fahre zwar nicht den ganzen Tag, aber ich habe auch nicht darüber nachgedacht, dass alle Gebäude die ich tagsüber anfahre ja alle gar keine Dächer, also auch keine Solaranlagen haben.
Es ist schon eine Krux, wenn Energiekonzerne auch immer mal wieder ein bisschen in Wind- oder Solarenergie investieren, glauben Journalisten das wäre ja auch ihr Geschäft und natürlich glauben sie, dass es natürlich auch deshalb passiert, weil sie Konzerne eingesehen haben, dass Klimaschutz wichtig ist. Es ist alles einfach komplett falsch
Energiekonzerne hassen die Solar- und Windenergie
Energiekonzerne installieren Wind- und Solarenergie nicht weil das inzwischen längst die günstigsten Energiequellen sind. Es dient einzig und alleine dem Image. Aber das was sie tun kann man nicht mit dem Begriff Minimalismus beschreiben, denn das wäre maßlos übertrieben. In Wahrheit will man das Geschäft mit den alten Energien weiterhin sicherzustellen. Dafür reicht es ein paar Vorzeigeobjekte zu ghaben und die in den Medien bekannt zu machen. Niemand hat für Werbung für seine wenigen Solarparks mehr Geld ausgegeben als die 4 großen Energiekonzerne.
Das was die alten Energiekonzerne in Sachen Energiewende zu bieten haben, hat sich seit 2016 nicht verändert. Es ist doch klar, sie würden sich selbst und ihren eigenen Investitionen in Gas- Kohle und Atomenergie ja Konkurrenz machen. Das also ist kein Skandal – der Skandal ist, dass Journalismus das nicht erkennen will, kann oder darf. Das Vorgehen der Stromkonzerne wird in keiner wirtschaftlichen Theorie in irgendeiner Form beschrieben, denn ihr Vorgehen, würden sie weiter massiv in Wind- und Solarenergie inverstieren mündet unweigerlich in der Vernichtung des eigenen Unternehmens oder einer Dezimierung in der sich das Unternehmen am Ende als ein Zwerg in einer vollkommen veränderten Energielandschaft wiederfinden wird.
Hier ist z.B. zu sehen, wie gering der Anteil an Photovoltaikanlagen der „Großen vier“ Energieversorger E.on, RWE, Vatenfall und EnBW ist.
Ohne das Wissen über diese Aspekte und Überlegungen finden sich Außenstehende kaum zurecht und können die unverständlichen Detailkämpfe z.B. über die Neuordnung und weitere Verkomplizierung des Erneuerbaren Energie Gesetzes (EEG) nicht einordnen. Die Ausbremsung der Energiewende, die wir seit 10 Jahren erleben, wird aber leider von den Medien nicht beschrieben und um die Vernichtung von mittlerweile jetzt 140.000 Arbeitsplätzen in Solar- und Windenergie herrscht irgendwie ein nebulöses Schweigen. Diesen Arbeitsplätzen stehen ganze 8.000 Arbeitsplätze in der Braunkohle gegenüber die tatsächlich verloren gehen würden, denn bis 2030 wären die meisten Kumpels bereits in Rente. Leider bekommt man das dann eher in Satiresendungen wie ″Die Anstalt“ vom ZDF präsentiert [4].
Was ist los in den Medien, sind diese Dinge nicht wichtig genug? Dagegen finden sich aber oft Berichte über große Bürgerproteste gegen Windenergie, denn Bürger würden sich über die Verspargelung der Landschaft aufregen. Einerseits findet man in den Medien eine eher überwältigende Zustimmung zu Erneuerbaren Energien und dennoch finden wir massenhaft Berichte über diese Bürgerproteste, zumindest wenn man sich für das Thema interessiert.
Diesen Bürgerprotest hat das Rechercheteam der Europäischen-Energiewende-Community untersucht und über das Netzwerk der Gegenwindbewegung berichtet, die angeblich über eintausend Bürgerinitiativen hat. Immerhin glaubt Peter Altmaier an die Existenz dieser über tausend Gegenwind-Bürgerinitiativen, denn vermutlich hat ihn ein kleines Grüppchen wohl überzeugt, dass der Bürgerprotest groß ist. Diese tausend Gruppen hat Altmaier an verschiedensten Stellen gegenüber der Presse und den Medien erwähnt, unter anderem hier [5]. Dass er als Chef des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) nicht in der Lage war diese Gruppen in ihrer Taktik und Größe zu durchschauen, lässt vermuten, dass er ihnen eigentlich gerne glaubte, denn die Energiewende strikt nach vorn zu treiben, war ja nie wirklich sein Ansinnen. Mitarbeiter hätte er genug gehabt, die sich ein Bild von den tausend Gruppen hätten machen können aber anscheinend war es anders herum und er hatte einige wenige Mitarbeiter die ihm wohl vorgemacht haben, es gäbe diesen großen Widerstand. Das Rechercheteam kam in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Protest der Windkraftgegner in dieser großen Zahl nicht existiert. Nun erschien auch ein Artikel im Spiegel, über eine Studie von Greenpeace, die ebenso wie die Studie der Europäischen-Energiewende-Community von einem verdeckten Netzwerk spricht [6]. Zitat: „Deutschland hat ein Problem mit der Windkraft an Land. Zumindest wenn man den Aussagen der regierenden Politiker und den einschlägigen Seiten vernunftkraft.de und windwahn.de folgt. Aber ist das tatsächlich so? In dieser Studie kommen wir zu dem Ergebnis, dass es anstatt über 1000 tatsächlich nur 290 aktive Bürgerinitiativen gegen Windkraft gibt, und sehr viele Mehrfacheinträge und inaktive oder nicht mehr erreichbare Einträge auf den genannten Seiten eine größere Aktivität gegen Windkraft vortäuschen.“
Verlangsamungsstrategie der Konzerne mittels Astroturfing.
Um diesen Protest richtig einordnen zu können, lohnt ein weiterer Blick zu Hermann Scheer, der in seinem Buch auch schrieb: „Versuche der Verliererrolle in diesem Wandlungsprozess zu entkommen und ihre zentrale energiewirtschaftliche Rolle zu behalten, führen zu widersprüchlichen und teuren Verlangsamungsstrategien“. Zitat Ende Und genau diese Verlangsamung erleben wir mit jedem Tag. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels brauchen wir aber eine Beschleunigung der Energiewende. Wenn Solarenergie heute so billig geworden ist, dass wir in Deutschland auf Dächern neue Anlagen errichten können, die Strom locker zu einem Drittel des Haushaltsstrompreises herstellen, und wenn wir mit diesem Strom dann sogar auch den persönlichen Bedarf an Treibstoffen für das Auto komplett ersetzen können (und das auch viel billiger), dann muss sich das doch in den Medien wiederfinden und es braucht darüber eine andere politische Diskussion. Der Komplex eMobilität und dessen enorme technische Entwicklung wird im Buch von Tony Seba, „Saubere Revolution 2030“ hervorragend beschrieben [7]. Stattdessen bekommen wir die Wasserstoffstrategie des Bundeswirtschaftsministeriums erklärt, die auf Energie aus fernen Ländern setzt. Aber das ist kaum ein gangbarer Weg und würde Energie nur unnötig verteuern. Doch das ist nicht das Thema dieses Artikels.
Die Graswurzelbewegung die von oben gesteuert wird.
Genau zu dieser Verlangsamungsstrategie gehört auch ein von oben gelenkter und geschürter Protest. Konzerne kennen diese Technik, man nennt sie Astroturfing [8] und sie täuscht dabei so etwas wie eine Graswurzelbewegung, also eine Protestbewegung von unten vor. Die beteiligten Bürger in den jeweiligen Bürgerinitiativen müssen dabei nicht mal wissen, dass die Sache von oben, von den Konzernen, gelenkt und gesteuert wird – ja das wäre sogar kontraproduktiv. Aber genau hiermit bekommen diese, von oben gesteuerten Aktivitäten in sozialen Netzwerken eine immer größer werdende Bedeutung und das ist eher unbekannt. Auch wenn es für viele nicht vorstellbar ist, und Plattformen wie z.B. Facebook oder Youtube negativ konnotiert sind, so ist doch klar, auf diesen Plattformen wird Meinung gemacht, Meinung gestaltet und Meinung verbreitet. Bei gleichzeitig enorm abnehmenden Leserzahlen von Printmedien und rückläufigen Einschaltquoten im Fernsehen haben verdeckt arbeitende PR-Agenturen längst begriffen wie man öffentliche Diskurse heute gestaltet und lenkt und diese verdeckt arbeitenden PR-Agenturen mischen kräftig mit [9]. War es früher im Sinne der Medien- und Kommunikationswissenschaft klar, wer Sender und wer Empfänger ist, so ist mit dem Aufkommen der sozialen Medien heute jeder Sender und Empfänger zugleich, und das bedeutet, jeder kann Meinung machen und Meinung mitlenken. Nur damit können verdeckte PR-Agenturen so richtig ihre Stärken ausspielen und können effektiv für Meinung sorgen, ohne erkannt zu werden. Und so gibt es sehr viele Spielwiesen in den sozialen Medien. Ein Beispiel ist die Wahl von Donald Trump in den USA, die über die sozialen Netzwerken, in dem Fall Twitter, gewonnen wurde, denn hier ging es um den ″Nachbarschaftswahlkampf″ und die Meinungshoheit in den sozialen Medien. Dann darf es allerdings auch niemanden verwundern wie in Deutschland ausgerechnet die AfD sozusagen als erste Partei die Macht der sozialen Medien für sich entdeckt hat um damit einen sehr hohen Zulauf an Anhängern und Mitgliedern erreicht hat. Denn sie hatte viel früher als andere Parteien begriffen wie soziale Medien funktionieren und wie man sie nutzen muss. Sie war viel eher in der Lage die eigenen Anhänger zur Nutzung von Facebook zu motivieren und die eigenen Anhänger zu Empfängern und Sendern werden zu lassen [10]. Damit wir die Energiewende und damit den Klimaschutz noch rechtzeitig umsetzen können braucht es Vertrauen und Wissensvermittlung in der Bevölkerung über Klimaschutz und Energiewende durch die bestehenden Medien. Auch wenn Medien sich inzwischen sehr bemühen, ist das aber noch lange nicht in ausreichendem Maße gegeben und weshalb das so ist, dafür gibt es ein wichtiges Beispiel aus der jüngeren Geschichte aus dem Bereich Klimawandel. Dort wurde schon sehr früh gelogen und zwar von mächtigen Interessenträgern, die nur daran interessiert waren, doch lieber so weiterzumachen wie bisher – weitermachen mit dem Verbrennen gewinnbringender fossiler Energieträger wie Öl, Gas und Kohle. Das folgende Beispiel ist leider noch immer viel zu wenig bekannt [11], denn sonst wären heutige Kampagnen gegen die Energiewende und gegen Windräder niemals so ″erfolgreich″ gelaufen wie sie gelaufen sind. Weiß das jeder, dass es Exxon Mobile in den USA waren, die bereits seit 1957 [12] das Thema CO2 erforschten? In den 70er Jahren haben sie mit eigenen Berechnungen und Studien festgestellt, die damalige Klimawissenschaft hatte recht, es gab keinen Zweifel am anthropogenen Klimawandel und die Zunahme von CO2 in der Atmosphäre war vorprogrammiert. Und wie sich nun herausstellte, ausgerechnet Exxon Mobile lag mit den eigenen damaligen Forschungen zum Thema frappierend genau, denn sie prognostizierten den Ausstoß für 2020 fast auf den Punkt genau [13].
Die Händler des Zweifels.
Aber statt sich nun an die Öffentlichkeit zu wenden und klar auf die Gefahren des anthropogenen Klimawandels hinzuweisen, taten sie sich mit den Kohle-Koch Brüdern und anderen fossilen ″Freunden″ zusammen um mit einer sehr groß angelegten Kampagne Zweifel an der offiziellen Klimawissenschaft zu schüren und die Öffentlichkeit zu belügen. Rüdiger Haude berichtete darüber am 9.12.2015 in der Magazin des Solarfördervereins[14]. Wie diese Kampagnen liefen und wie sie gestrickt waren, wer dabei mitwirkte und wer vor allem nicht genannt werden wollte, das berichtete Naiomi Oreskes in ihrem Buch „Merchants of Doubt“ vor 10 Jahren [15] . Eine deutsche Übersetzung mit dem Titel ″Die Machiavellis der Wissenschaft – Das Netzwerk des Leugnens″ gab es 2014. Und in 2014 wurde dann auch der englische Dokumentarfilm zum Buch veröffentlicht. Das Buch zeigt, wie sich in den vergangenen Jahrzehnten wenige Wissenschaftler mit konservativen Think Tanks und privaten Unternehmen zusammenschlossen, um den wissenschaftlichen Konsens in vielen umwelt- und gesundheitswissenschaftlichen Themen zu bestreiten. Von der Schädlichkeit des Tabakrauchens sowie des Passivrauchens, den Versuchen, die Gefährlichkeit des Insektizids DDT herunterzuspielen, den Bemühungen, die Gefahren des sauren Regens und des Ozonlochs zu verharmlosen und der Klimawandelleugnung. Bei all diesen unterschiedlichen Themen traten teils die gleichen Organisationen und Wissenschaftler auf und hatten dabei Verbindungen zu US-amerikanischen konservativen Think Tanks wie der Heritage Foundation, dem Competitive Enterprise Institute und dem George C. Marshall Institute. Die Organisationen, die von Unternehmen und konservativen Stiftungen finanziert werden, stellen sich gegen viele Formen der staatlichen Intervention oder einer Regulierung. Um ihre jeweiligen Ziele zu erreichen, wurden jeweils ähnliche Taktiken angewandt: die Wissenschaft diskreditieren, falsche Informationen verbreiten, Verwirrung stiften und Zweifel fördern.
Die falsche Ausgewogenheit.
Interessant war bei der Aufdeckung die Rolle der Medien. Die hatten aus Gründen der Ausgewogenheit immer beide Seiten in den Debatten zu Wort kommen lassen, die Stimmen der offiziellen Klimawissenschaft und die Stimmen der Klimazweifler und das kennen wir auch aus Deutschland. Aber wie sollten Journalisten die Fallstricke und Punkte erkennen, die sich die Zweifler herausgepickt hatten um ihre Zweifel berechtigt und glaubhaft aussehen zu lassen? Es fehlte den Journalisten und Redakteuren schlussendlich an elementarem Wissen zur Klimawissenschaft. Erst die Studie ″Balance as Bias″ von Boykoff und Boykoff [16] zeigte klar, dass die journalistische Norm einer ausgewogenen Berichterstattung dazu beigetragen hatte, die irreführenden Botschaften der ″Merchants of Doubt″ (übersetzt etwa „Händler des Zweifels“) zu verstärken. Kleine Gruppen von Menschen können große, negative Auswirkungen haben, insbesondere wenn sie organisiert, entschlossen und machtbereit handeln. Heute kommt es in deutschen Medien kaum noch vor, dass Klimaskeptiker und Leugner des anthropogenen Klimawandels überhaupt noch zu Wort kommen, ohne entlarvt zu werden. Das haben wir auch Menschen wie dem Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Michael Brüggemann [17] zu verdanken, dem es anscheinend gelungen ist Journalisten auf die Balance as Bias Studie aufmerksam zu machen [18]. Aber wir verdanken es eben auch den sozialen Medien, dass solche Dinge berichtet werden.
The same procedure again
In den heutigen Diskussionen um die Energiewende erleben wir nun genau das gleiche Phänomen, es fehlt den Journalisten an elementarem Wissen über die Technik der Energiewende aber ebenso um den sozioökonomischen Wandel, der sich daraus automatisch ergeben wird, Energie wird zum Energiebesitz, z.B. auch wenn man gemeinsam in einer Genossenschaft Strom erzeugt. Und die daraus entstehende Schieflagen sind weitgehend unbekannt. Ein einfaches Beispiel: Schon heute gibt es Häuser, die mit thermischer Solarenergie (Solarwärme) ihren ganzen Wärmebedarf übers Jahr abdecken. Damit entfallen alle Steuerabgaben, denn wer nicht heizt zahlt auch keine Steuern. Der Ertrag aus Solarstrom wird in Häusern aber in den meisten Fällen mit Steuern belegt, sobald man am Netz angeschlossen ist [19]. Diese Dinge müssen auf den Tisch, denn die Sonne schickt keine Rechnung. Aber so überlassen die Medien das Feld den Schwätzern, ohne etwas dagegen halten zu können. Und diese Schwätzer bedienen sich aus einem Pool von Mythen über teure Kosten der Energiewende, technische Probleme bis hin zur Undurchführbarkeit der Energiewende. Anstatt sich darüber wissenschaftlich zu informieren, werden weiter Mythen aufgebaut. Klaus Müller Energiewende-Rocken P.S. Die ″Europäische Energiewende″ ist eine der größten Facebookgruppen in Deutschland zum Thema Energiewende und Klimaschutz und besteht seit 2011. In ihr wird täglich über neue Entwicklungen berichtet und diskutiert. Die Gruppe ist unabhängig von Konzernen und Firmen und jeder kann mitmachen. [20].
Quellen:
[1] Rezo Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Rezo
Die Zerstörung der CDU: https://youtu.be/4Y1lZQsyuSQ
Die Zerstörung der Presse: https://youtu.be/hkncijUZGKA
[2] Hermann Scheer, Der energethische Imperativ. 100 Prozent jetzt: Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist. https://www.kunstmann.de/buch/hermann_scheer-der_energethische_imperativ-9783888976834/t-0/
[3] Hermann Scheer – Power to the people. https://energiewende-rocken.org/power-to-the-people/
[4] ZDF – „Die Anstalt“vom 1. Okt. 2019. https://www.claus-von-wagner.de/tv/anstalt/oktober
[5] Altmaier: Wir haben heute über tausend Bürgerinitiativen in ganz Deutschland: https://www.deutschlandfunk.de/windkraft-ausbau-der-windenergie-buergervertraeglich.694.de.html
[5] Europaeische Energiewende https://www.facebook.com/groups/238418979531528
[6] Netzwerk mit Unterstützung der Industrie. Die Anti-Windkraft-Bewegung Der Ausbau der Windenergie stockt. Einer der Hauptgründe: Klagen – nicht nur von Naturfreunden oder Anwohnern. Es ist ein verdecktes Netzwerk von Gegnern der Energiewende, unterstützt von der Industrie. https://www.spiegel.de/wirtschaft/windenergie-so-verhindert-die-anti-windkraft-bewegung-neue-anlagen-a-46d88419-3b1d-427d-b6c0-cf696fec283c
Wer stützt die Anti-Windkraft-Bürger: https://www.ern euerbareenergien.de/wer-stuetzt-die-anti-windkraft-buerger
[7]Tony Seba, „Saubere Revolution 2030“ hervorragend beschrieben https://energiewende-rocken.org/saubere-revolution-2030-tony-seba/
[8] Astroturfing. Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Astroturfing
WENN KONZERNE DEN PROTEST MANAGEN… Dokumentation der Tagung https://www.konzernprotest.de/wp-content/uploads/2016/01/Konzernprotest-A4-Broschüre-WEB.pdf
[9] LeisePR – die Bedrohung unserer Demokratie durch laute Meinungsmache https://energiewende-rocken.org/leisepr-die-bedrohung-unserer-demokratie-durch-laute-meinungsmache/
[10] Landtagswahlen 2016: Darum ist die AfD in den sozialen Netzwerken so erfolgreich. https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Darum-ist-die-AfD-in-den-sozialen-Netzwerken-so-erfolgreich-id37224267.html
[11] ERDÖL-COMIC – EINE WAHRE GESCHICHTE IN 3 TEILEN: https://energiewende.eu/erdoel-comic-eine-wahre-geschichte-in-3-teilen/
[12] Exxon Mobil – Wikipedia – Klimaleugnung: https://de.wikipedia.org/wiki/ExxonMobil#Verbreitung_von_Klimawandelleugnung
[13] NDR Zapp vom 18.02.2021 – Klima-Lobbyisten: https://youtu.be/iMhf0t5m-eE
[14] Rüdiger Haude – Seit Anfang November untersucht der Generalstaatsanwalt von New York, inwieweit der US-Ölkonzern ExxonMobil sich strafbar gemacht hat: https://www.sfv.de/artikel/mobbing_und_staranwalt
[15] Merchants of Doubt – Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Merchants_of_Doubt
[16] Studie ″Balance as Bias″ von Boykoff und Boykoff https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0959378003000669?via%3Dihub
[17] Michael Brüggemann (Kommunikationswissenschaftler) https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Brüggemann_(Kommunikationswissenschaftler)
[18] Gegenwind – eine Anleitung und Strategie zum Klimaleugnen (Brüggemann) https://energiewende-rocken.org/gegenwind-eine-anleitung-und-strategie-zum-klimaleugnen/
[19] Photovoltaik-Steuer ganz praktisch – Teil 1: Die Qual der Wahl bei der Umsatzsteuer https://www.pv-magazine.de/2019/03/08/photovoltaik-steuer-ganz-praktisch-teil-1-die-qual-der-wahl-bei-der-umsatzsteuer/
[20] Europaeische Energiewende https://www.facebook.com/groups/238418979531528