Energiewende – zentral vs. dezentral 2

solarenergie-so-viel-platz-braeuchten-wir-um-die Erde mit Strom zu versorgen

Last Updated 10. Mai 2019

Immer wieder stoße ich auf die gleichen Vorurteile und sehe was passiert, wenn Medien nicht aufpassen. Diesmal war es eine Diskussion in Facebook, die mich zu diesem Beitrag verleitet hat. Das Thema könnte man so umreißen, jedenfalls hatte es sich dorthin entwickelt:

Energiewende – zentral vs. dezentral

solarenergie-so-viel-platz-braeuchten-wir-um-die Erde mit Strom zu versorgenUnd die Diskussion hatte bereits das allseits be(ver)verkannte Thema Desertec, Strom aus der Wüste erreicht. Wenn ich das hier so flapsig schreibe, dann sollte man wissen wo die Diskussion stattfand. Es gibt die unterschiedlichsten Gruppen in Facebook und die Themen der Gruppen sind so bunt wie das Leben. Diese Diskussion fand in der Europäische-Energiewende-Gruppe statt, die Gruppe (ca. 12.000 Mitglieder) mit den meisten Fachleuten und einem meist gut informierten Laienpublikum, mit recht hohen Niveau, was die Diskussionskultur, die Tiefe, als auch die Aktualität der Beiträge und Themen betrifft. Dort also wo auch ich sehr häufig schreibe und tatsächlich sehr viel gelernt habe, weil man auf Leute und Informationen trifft, die man sonst nie kennenlernen würde.

Das es bei den Diskussionen auch mal heftiger zugeht ist normal, hält sich aber in Grenzen. Und natürlich leben diese Diskussionen vom Widerspruch. Der Widerspruch den ich in dieser Diskussion erfuhr sah so aus.

yHBAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAAUnd die Frage nach dem schönen Bild mit dem gelben Fleck, bezog sich aus dieses Bild, das ich als Antwort auf eine Behauptung in der Diskussion gepostet hatte, „wir hätten in Deutschland gar nicht genug Platz für Solar- und Windanlagen“. benötigte Solarfläche in Deutschland

Mit meinem Diskussionspartner haben wir es also mit jemandem zu tun, der eine „unermüdliche Propaganda“ hinter der Solar- und Windbranche vermutet und eine gut funktionierende Lobby. Gut, hier gehört aufgeklärt, und das war meine Antwort:

 

Lieber XXXXX, ich würde Sie bitten ihre Vorwürfe einen Moment beiseite zu stellen, denn sie sind unberechtigt und sie werden auch gleich sehen warum.
Das Bild, das ich gepostet habe stammt aus diesem Video und ist von Volker Quaschning, habilitierter Ingenieurwissenschaftler und Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin. Er hat inzwischen einige Studien zur Energiewende veröffentlicht, aber auch eine Reihe von kurz Videos, die für interessierte Laien gemacht sind.

Das Bild im Video wird ab 6:45 erklärt. Weil das Video nur 7:50 lang ist würde ich sie bitten es aber ganz anzusehen.
Ja, und wenn sie von Lobby in der Energiewende reden, ja die gibt es. Die hat aber ein etwas anderes Gesicht als sie glauben..
Wir hatten mal eine blühende Photovoltaikbranche in Deutschland. Und tatsächlich hat die Lobby dieser Branche unglaublich geschlafen. Die konnte und wollte nicht glauben, dass sie an einer Sache sterben wird, die nichts mit dem zu tun hat, was 90% all derer glauben, die sich über den Mainstream gut mit Infos versorgt fühlen.
Dazu 2 kurze Hinweise und dann erst die Antwort auf ihre letzte Frage.

Fakt 1:

Innerhalb von ca. 3 Jahren lief eine der größten Pleitewellen in Deutschland ab, die trotz ihrer Größe kaum eine Beachtung fand. Ca. 80.000 Arbeitsplätze waren in der Solarbranche (ca. 80 bis 90%) „weggebrochen“, obwohl zu dem Zeitpunkt, als man diese Pleitewelle ausgelöst hatte (2012), bereits feststand, dass wir weltweit einen grandiosen Boom bei den Solaranlagen bekommen würden. Dazu muss man auch wissen, dass natürlich bei den Herstellern in Deutschland eine Marktbereinigung notwendig war, denn viele, vor allem kleine Firmen, hatten auf die falsche Technik oder das falsche Equipment gesetzt, wie das immer bei neuen Märkten und der Einführung neuer Techniken ist. Dass Deutschland aber auch heute noch mit chinesischen Preisen mithalten könnte, daran kann gar kein Zweifel herrschen, denn in heutigen Solarmodulen steckt weniger menschliche Arbeitskraft denn je. Roboter schaffen auch in China und das bedeutet, dass die Arbeitskraft, die ja in China bekanntlich billiger ist, gerade bei so einem einfachen Teil, wie einem Solarmodul fast keine Rolle spielt und sich damit finanziell auch nicht auf das Produkt auswirkt. Hier haben ganz andere Dinge eine Rolle gespielt unter anderem die extreme Subventionierung durch den Staat.
Hätte es so eine Pleitewelle in der KFZ-Industrie gegeben, dann hätten wir einen Aufstand in den Medien und in der Politik erlebt, der erst dann abgeebbt wäre, wenn Schutzschirme und weitere Hilfsmaßnahmen aufgezogen worden wären. Bei der Solarbranche wurde nichts getan. Man hat es mit einer fast dickfälligen Ignoranz totgeschweigen, von wenigen kleinen Berichten mal abgesehen. Wenn eine Regierung im Falle einer KFZ-Pleite mit einem vergleichbaren Ausmaß wie bei der Solarbranche (80% der Branche fallen weg) nicht handeln würde hätten wir bereits 14 Tage später die Ankündigung von Neuwahlen und die Entmachtung der Regierung erlebt.

Fakt 2:

Jürgen Döschner, ein Fernsehjournalist vom WDR und ARD hat vor ca. 1,5 Jahren in einem Facebook-Forum auf Lügenpresse-Vorwürfen die man gegen ihn über die Medienberichterstattung machte, zurecht sehr heftig reagiert. Döschner ist ein sehr engagierter Journalist. Es ging damals um die Frage, warum die Medien nicht darüber berichten haben, dass, und vor allem wie, die Strompreise über die EEG-Umlage, bzw. über die Zwangsvermarktung von EE-Strom an der Strombörse, nach oben manipuliert wurden. Er hat die Frage dann in etwa wie folgt beantwortet. „Natürlich weiß ich was da gelaufen ist, und auch ich habe es erst sehr langsam verstanden. Ich musste dazu mehr als ein Jahr lang recherchieren.“
Das glaubte ich ihm nicht, denn mir war klar, dass es überhaupt nicht einfach war, weil die wahren Hintergründe dazu kaum bekannt und nachvollziehbar waren.
Er sagte sinngemäß weiter, ihm wären die Fakten tatsächlich bis in die Tiefe bekannt, aber die Sache wäre derart kompliziert gestrickt, und man muss fast vermuten vorsätzlich so kompliziert, dass man sie weder in einer 1/4 Std noch in einer 3/4 Std. erzählen könne. Wenn aber in einer Sendung, wie z.B. Monitor in der er immer wieder berichtet, die Aufmerksamkeitsspanne der Zuschauer bereits nach 3 Minuten anfängt wegzubrechen, dann kann man so etwas möglicherweise nur in einem Spielfilmformat berichten. Auf jeden Fall hat da die Lobby der alten Energiekonzerne „ganze Arbeit“ geleistet.

Auf die Frage, wo er denn seine Recherche betrieben hatte, berichtete er vom Kontakt zu einer jungen Frau, die privat mehr als 2 Jahre in der Sache recherchiert hatte – Tina Ternus  (diese Tina Ternus kannte ich auch). Die Dinge die sie ans Tageslicht gebracht hat sind bis heute aber immer noch nicht in Gänze an die Öffentlichkeit gekommen.
Tina hat im letzten Jahr den Preis der Schönauer Stromrebellen für ihre Recherche bekommen. Hier das Video mit ihrem Vortrag zu dieser Recherche.
Tina Ternus hatte bereits in 2011 begonnen die Kollegen aus der Solarbranche zu unterrichten was ihnen bevorstehen würde. Sie erntete Spott und Hohn. Am Telefon sagte sie mir, „ich wünschte ich hätte unrecht gehabt“.
Da kann man dann nicht davon sprechen, dass eine „Lobby der Erneuerbaren Energien“ gut aufgestellt wäre wenn im Rahmen dieser Manipulationen bei der Solarbranche ca. 80.000 Jobs platt gemacht werden und der Verbraucher denken muss Erneuerbare Energien werden uns noch arm machen.

Nun zum „gelben Punkt“. Ja, das ist tatsächlich eine Rechengröße. Der Punkt stellt die Fläche dar, die man benötigt um für Deutschland ca. 25 bis 30% Solarstrom herzustellen. Das entspricht dann 200GWp und es wären 0,3% der Landesfläche von Deutschland. Im Vergleich dazu ist die Verkehrs- und Siedlungsfläche mit 13% angegeben (roter Punkt).

Ich hoffen dem Manne hat es geholfen.

Desertec, das Vorhaben, Strom in der afrikanischen Wüste zu produzieren und für Europa bereitzustellen, war bereits vor einigen Jahren gescheitert. Damals hatte ein Konsortium von deutschen Spitzenkonzernen wie RWE oder der Deutschen Bank das Projekt vorangetrieben, ist aber an den unsicheren politischen Verhältnissen in Nordafrika, und wohl auch an den hohem Kosten für die Leitungsführung gescheitert. Dazu kam sicher auch die Einsicht, dass ein solches Projekt einen derart langen Planungsvorlauf benötigt und  sich aber in dieser Zeit die Preise für Photovoltaik massiv nach unten bewegen werden, sodass die Stromerzeugung mit Solarstrom auch in Deutschland hochrentabel werden wird.
Neuerdings sind Bestrebungen im Gange dieses Projekt ausschließlich für Afrika zu betreiben.

Ach ja, wer die ganze Diskussion nachlesen will, der klickt hier.

In diesem Sinne

Sonnige Grüße und Tage

Ihr Klaus Müller

 


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2 Gedanken zu “Energiewende – zentral vs. dezentral

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    Tomas Biermann-Kojmov

    Danke, Klaus Müller!
    Ja, es scheint kompliziert und ist es doch nicht so.
    Aber es hat mehr Konsequenzen als zuerst gesehen werden. Was?
    Na, der EE-Verkauf per Direktvermarktungszwang an der Tages-Börse, statt echter Direktvermarktung von Erzeuger zum Verbraucher (Ohne Sondersteuern dabei) oder Direktwälzung an die jeweiligen Vorort-Netzbetreiber; wie bis 2009. wo die EEG-Umlage auch der Vergütungssumme entsprach.
    D. Hölder hat zudem ein verbessertes Konzept zur Direktwälzung vorgelgt, dass öffentlich kaum debattiert wurde, wie eben auch die Ausgleichsmechanismus-Vo von 2009.
    https://www.clens.eu/fileadmin/Daten/Mediathek/Pressespiegel/Echtzeitwaelzung_Hoelder_ZNER

    Und schon damals wurden Schadensentlastungskosten (auch ideelle zudem), zB. an nicht mehr vergifteten bzw. verstrahlten Kindern, wie die regionale Wertschöpfung, zB. an kommunalen Abgaben nicht Umlage-abzüglich berechnet.
    Doch da gab es eben noch kaum Wertverluste durch völlig sachfremden Börsenverkaufszwang.
    Wer ist persönlich verantwortlich für die börsen-neoliberale Ausgleichsmechanismus-Vo 2009, Klaus? Kannst du es einmal benennen bitte. Schreibtischtäter, die versteckt im Verwaltungsgrund arbeiten, müssen sich endlich öffentlich rechtfertigen für ihre zerstörerischen Regelungen! Was kosten die 80000 verlorenen Solararbeitsplätze seit 2011 zu 2014? Der öffentliche Außenminister-Saubermann Gabriel, hat jedenfalls die schmutzige Umweltminister-verantwotung von 2009 dafür und die noch schlimmere des Wirtschafts-Energie-Ministers von 2014. Dazu der Wirtschaftsminister Norbert Röttgen, CDU, der sich heute auch als außenpolitischer Experte verkauft.

    Doch zurück zum Energiewendewert-Zerstörmechanismus!

    Der Börsenzwang für ein Gut, das nur direkt nutzbar ist und später nicht mehr, wertet es massiv ab. Der Vergleich mit dem letzten Gemüse und Obst auf dem Wochenmarkt veranschaulicht es.
    Dazu erfindet die Finanzpolitik Sondersteuern auf eigengenutzen Strom ähnlich einer Steuer auf selbst gepflückte Äpfel vom eigenen Gartenbaum.
    Erfinden die Netzbetreiber immer mehr Gebühren. Besonders frech, 2018 schon über 100 € im Jahr für kleinsten angeblichen Netzstromverbrauch einer 1 kWp-Anlage, in der Nacht umsonst aktiv, nur weil sie nicht vom Netzbetrieb genommen ist bzw. einen kleinen Zwischenspeicher hat.
    Wie für immer mehr angeblich nötige Messungen, gerade auch beim Solarstrom für verschiedene Mieter.

    So wird allen Bürger-Betreibern die Produktions- und Verkaufsfreude sehr vermiest und vielen der kleine Gewinn (fast) weg genommen.
    Die Groko- und Schwarz-gelben verhindern zudem angemessene Vergütungserhöhungen, für all diese Zusatzkosten wären die wahrlich nötig.
    Erhöhung gibt es nach EEG 2017, §49, erst bei unter 1,7 GW a Neuaufbau, wo angeblich 2,5 GW a nötig sind und die htw-Studie von Prof. Quaschning + Mitarbietern 16 GW a notwendig ansieht. In der Tat brauchen wir vielfältige Sektorkopplung, mit vielfältigen Speichern, auch im Netzbetrieb, wie die Wemag vorgemacht hat.

    Künstliche Teuerpropaganda gegen die EE-Extistenz-Hoffnung ist jedenfalls völlig falsch und schlicht frech-gemeines Verdrehen der Tatsachen ins Gegenteil!
    Atomar-fossile bekommen doch jahrlich mehr als 40 Mrd € Subvention aus dem Etat, auch über Vergünstigungen, entspricht einer konventionellen Umlage von 11 Cent/ kWh. (FÖS-Studien)
    Die völlig überhöht berechnete EEG-Umlage kostet 6,79 Cent/ kWh für nicht privilegierte Stromkunden, weil die privilegierten Konzerne aus der EEG-Umlage subventioniert werden, wo das -wie sonst- natürlich vom Wirtschaftsministeretat -mit Effizienzvorgaben- zu leisten wäre.
    Und wer wird angeblich überfördert? Die EE. NEIN, es sind doch offenbar die schwer schädigenden, zudem Demokratie fernen, atomar-fossilen Stromverkäufer, die immer schlimmere Kosten bedingen!

    Habe sicherlich noch einiges vergessen. Aber dies zeigt schon komplex vieles, was aber schon für sich zeigt, was falsch organisiert und verlogen dargestellt ist bei der Energiewende.

    Es ist wie ein Krimi vom vielfachen, versteckten Massenmord an denjenigen, die Großgefahren abwehren wollen.
    Und das marketing-schlau unethisch verdummte Volk lässt sich vom Sündenbock „angebich zu vieler bedrohlicher Fremder“ ablenken, wie natürlich haltloser Fehlberechnungen angeblicher Solarkosten!

    Soweit nun! Hoffe es wird bald öffentlich zugänglich auf dieser super Energierock-Webside, wo sich jeder bilden kann an wahrlich wichtigen Erkenntnissen, die sonst meist versteckt werden bzw. unentdeckt bleiben! DANKE nochmals!

    http://WWW.sunon.org, wie http://www.sfv.de oder auch https://blog.metropolsolar.de , wie auch die besonders Sonnenstromanlagen aufbauende http://www.sonneninitiative.de möge ergänzen!

    Tippfehler dürfen gerne korrigiert werden!

    • cadbdbfbcacbc?s=&#;d=blank&#;r=g
      Klaus Müller Autor des Beitrags

      Vielen Dank Tomas, für deinen Kommentar. Da kann man kaum noch was hinzufügen. Es scheint sehr wichtig das Thema immer wieder neu zu beleuchten und klar hast du recht, es ist wie ein Krimi. Deshalb werde ich mich auch in den nächsten Blogs ausgiebiger mit den Medien und der LEISEN-PR beschäftigen. Es ist schon stark, wie es gelingt Dinge die eigentlich offensichtlich sind zu verbergen oder umzudrehen.