Last Updated 12. April 2017
Wenn keine Reissäcke in China aber die Kartoffelsäcke in Deutschland umfallen – oder
Wie eine Lobby ganze Arbeit leistet !
Wie heißt es so schön, „….. oder ob in China ein Sack Reis umfällt“. Die Zeiten aber haben sich längst geändert. Manchmal spielen auch Kartoffelsäcke eine Rolle, wenn auch eine sehr unschöne. Aber worum geht es? Anstatt auf ’s eAuto zu setzen verspielt die deutsche KFZ-Lobby die Zukunft der wohl wichtigsten Industrie die wir haben. Mit der Aufdeckung des Diesel-Skandal (Diesel-Gate) erfuhren wir, wie die deutsche Politik die Grenzwerte bei den Autoabgasen plus Flottenverbrauch in der Europäischen Union negativ beeinflusste. Dabei hatte sich Frankreich als zweitgrößter Autohersteller in der EU sehr positiv und verbrauchsenkend positioniert. Am Ende konnte es aber nicht gegen die deutsche Lobby ankommen. Die deutschen Hersteller mit ihren Schwerkarossen waren indes in ihrem Erfindungsreichtum
sehr fleißig. Nicht etwa, um den Verbrauch, das Gewicht oder den Schadstoffausstoß zu senken. Nein – sie wendeten viel Gehirnschmalz und Ideenreichtum auf, um die Gefahr der Feinstaub-Dieselabgase, die aus ihren neuen hochverdichteten Motoren kommen, zu verharmlosen und zu verschleiern.
Die Rechnung dafür (15 Milliarden US-Dollar) hatte VW nun aus den USA erhalten und bei den anderen Hersteller ist da auch noch einiges offen. Auch wenn Viele das Ganze für völlig unberechtigt halten und als einen Wirtschaftskrieg gegen „unsere hochwertigen deutschen Motoren“ werten, so spricht die kriminelle Manipulationen in der Steuerungssoftware doch eine sehr deutliche andere Sprache und selbstverständlich ist ein Eintrag in Wikipedia beim Ausmaß dieses Skandals die richtige Antwort.
Zitat Wiki:
Durch die überhöhten Schadstoffemissionen sowie daraus resultierenden Gesundheitsschäden vorzeitige Todesfälle ergaben sich im Zeitraum 2009–2015 allein in Europa und den USA Kosten in Höhe von 39 Mrd. US-Dollar, der Großteil davon in Europa. Abhängig davon, ob und wie schnell die betroffenen Fahrzeuge zurückgerufen und repariert werden, kann diese Zahl noch auf über 100 Mrd. Dollar ansteigen.[1]
Dabei wurde in den deutschen Medien viel zu wenig und überaus zaghaft über die tatsächliche gesundheitliche Gefährdung durch die Feinstäube berichtet. Irgendwie ist das schon sehr merkwürdig. Anscheinend ist die deutsche KFZ-Industrie so schützenswert, dass sich der Gesundheitsschutz der Bürger als Thema nicht ausmachen lässt. Greenpeace muss da wieder einmal einspringen um das Thema voranzubringen.
Eine andere deutliche Sprache sprechen auch die Verkaufszahlen bei den eAutos in Deutschland. Auch hier hat sich die deutsche KFZ-Lobby eindeutig durchgesetzt. Und auch hier glänzt sie und zwar besonders negativ mit einer völligen Ignoranz gegenüber dem, von der Bundesregierung ausgegebenen Ziel bis 2020 eine Million eAutos in Deutschland laufen zu haben. Der Plan mit den 1 Mio eAutos wurde übrigens in 2010 vom damaligen Bundesumweltministers Norbert Röttgen (CDU) veröffentlicht. Zeit genug wäre also gewesen. Die Verkaufszahlen sind aber erschreckend und zeigen wie knallhart das eAuto regelrecht von den Medien tot geschrieben wurde. Nach der Einführung einer Kaufprämie von 4.000 € sanken sogar die Verkaufszahlen. In 2016 liefen in Deutschland sagenhafte 25.500 eAutos inkl. Plugin-Hybrid.
Die große Koalition wollte erreichen, dass bis zum Jahr 2020 eine Million Stromer auf deutschen Straßen fahren. In diesem Tempo würde es bis zum Jahr 2031 dauern, bis sich der Bestand an reinen Batterieautos auch nur auf 100.000 erhöhte. Eine Million wäre dann 2168 erreicht. Damit gerät das offizielle Elektroauto-Ziel der Bundesregierung zur völligen Lachnummer. Dazu kommt auch noch, dass in Deutschland zwar viele eAutos angemeldet werden aber hinterher gar nicht in Deutschland fahren. Der Trick sind Tagesanmelodungen von den Händlern. Am Ende wird der Stromer dann ins europäische Ausland „abgeschoben“.
Jetzt aber machen die Reissäcke Stress und den Kartoffelsäcken passt das nun gar nicht. Wie wir bereits berichteten hat China inzwischen die Vorreiterrolle in der eMobilität übernommen. Die schlechte Luftqualität hat die Chinesische Regierung zu einem ambitionierten Programm zur Luftreinhaltung bewogen. Das führte natürlich auch dazu, dass ausländische Hersteller die angeordnete eAuto-Quote einhalten müssen. Die meisten ausländischen eAutohersteller haben damit keine Probleme. Aber nun kommt die zweite Lachnummer. Warum? Na warum schon, wir können die geforderten Stückzahlen einfach nicht liefern und mit der Reichweite haben wir auch Probleme. Wenn das keine Realsatiere ist. Unglaublich, das Autoland schlechthin mit seinen hochgerühmten Luxuskarossen patzt mal wieder.
Kanzlerin Merkel höchstpersönlich telefonierte im Januar mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang und Vizekanzler Gabriel intervenierte bei seinem Besuch in China.
Eine unglaubliche politische Fehlleistung auf dem Rücken der Gesundheit; nicht nur der Menschen in China, sondern auch in Europa, wie die Diskussion im zurückliegenden Winter um Grenzwertüberschreitung bei der Luftverschmutzung in vielen europäischen Städten zeigten.
Statt mit einer eigenen E-Mobilquote in Deutschland und Europa die heimischen Autokonzerne endlich auf den Weg zu echten Anstrengungen in emissionsfreier Mobilität zu zwingen, verfolgen Sie nun sogar im Ausland ihre verfehlte Politik zum Schutze von für die Entwicklung von kundenfreundlichen Nullemissionsfahrzeugen unwilligen und unfähigen deutschen Autokonzernen. Nicht nur VW und Audi hatten mit unerlaubter Schadstoffsoftware sogar die bestehenden zu hohen Luftqualitätsstandards ausgehebelt, statt sich intensiv um die Entwicklung massentauglicher Nullemissionsfahrzeuge zu machen.
Lesen sie den ganzen Bericht von Hans Josef Fell.
Zurecht liegt der Schwerpunkt der Berichterstattung bei der Luftverschmutzung immer noch auf Ländern wie China oder Indien. Allerdings rumort die Diskussion auch bei den Schwerpunkten in Deutschland. In Stuttgart ist an manchen Tagen die Luft keinesfalls besser als in den belasteten Gebieten in China.
Stuttgart wird gerne „die deutsche Hauptstadt der Luftverschmutzung“ genannt. Einige Medien verglichen die Stadt sogar mit Peking, Chinas Mega-Hauptstadt, deren Smog-Probleme in den letzten Monaten in Bildern um die Welt gingen.
Und ja: Stuttgart ist die Stadt, in der die Feinstaubbelastung das von der EU vorgegebene Limit an den meisten Tagen im Jahr übersteigt – öfter als in jeder anderen deutschen Stadt. Im Jahr 2014 waren das 64 Tage, können wir in DW.com lesen.Spiegel-Online schreibt hierzu: Ein Feinstaubalarm wird ausgelöst, wenn es nur wenig Luftaustausch gibt. Dann reichern sich Schadstoffe an – es drohen Gesundheitsgefahren. Der Alarm wird erst wieder aufgehoben, wenn der Deutsche Wetterdienst eine nachhaltige Verbesserung des sogenannten Austauschvermögens der Atmosphäre für Stuttgart vorhersagt.
Dass nun Fahrverbote ausgesprochen werden wäre absolut folgerichtig. Genauso folgerichtig, nach deutscher Kartoffelsackmentalität, ist die Antwort der entsprechenden Lobby und sie klingt, wenn man die bereits verschlafenen Jahre der Entwicklung bei den eAutos kennt, in höchstem Maße zynisch: >Daimler-Chef sieht Fahrverbote als Eigentor. …. Dieter Zetsche …. Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, hat in einem Beitrag im Intranet die Mitarbeiter des Autoherstellers über die Position des Unternehmens aufgeklärt. Das Fahrverbot sei nicht nur eine bittere Pille für die Besitzer älterer Diesel-Fahrzeuge, es sei auch nicht zielführend, schreibt er. „Sie als Mitarbeiter und wir als großes Unternehmen mit rund 80.000 Kolleginnen und Kollegen in der Region Stuttgart sind auf eine funktionsfähige Infrastruktur und eine kalkulierbare Verkehrssituation angewiesen“, schreibt Zetsche und spricht damit die Lebenswirklichkeit seiner Belegschaft an. Die fühlt sich offenbar bestätigt in ihrer Meinung. Die 719 Mitarbeiter, die den Beitrag des Chefs im Intranet bewertet haben (bis Freitagvormittag), vergaben im Durchschnitt 4,66 von möglichen 5 Sternen. „Fahrverbote halten wir für keine gute Lösung. Für den Wirtschaftsstandort Stuttgart sind sie ein Eigentor: Sie beeinträchtigen die Wirtschaft, den Handel und den Pendlerverkehr“, schreibt der Daimler-Chef und greift die Landesregierung deutlich an: „Gerade in Baden-Württemberg, wo wir die modernsten Dieselmotoren der Welt herstellen, sollten sich die politisch Verantwortlichen bewusst sein, worauf Wachstum und Wohlstand fußen.“<
Übersetzt heißt das: Klar, wir bauen die saubersten Diesel, soll man doch die Grenzwerte für die Luftverschmutzung wieder hoch setzen, dann hätten wir diese dämliche Diskussion nicht. Arbeitsplätze sind viel wichtiger als Gesundheit. Was der zynische Manager nicht sagt: Wir, die Manageretage haben die Richtung seit Jahren vorgegeben und sie hieß DIESEL und nicht eAuto, völlig egal ob wir dann hinterher feststellen, dass wir mit unseren eAutos zu spät kommen werden.
Irgendwie kommt einem das doch bekannt vor. Ist hier nicht ein eherner Gedanke Richtschnur allen Handelns, den wir auch aus anderen Bereichen kennen? Wir sind systemrelevant, uns wird nichts passieren, der Staat wird uns immer retten, ganz egal wie schlecht unsere Entscheidungen in der Vergangenheit waren.
Viele bilden sich immer noch ein, der Wechsel von den Verbrennungsautos hin zu den eAutos würde noch lange dauern und er würde vor allem, wenn er dann einsetzt eine sehr lange Zeit brauchen. Dem muss man mit einem Blick in die Geschichte von technischen Innovationen entgegenhalten, dass sich solche disruptiven Entwicklungen immer am Anfang langsam entwickeln, dann aber sehr stark beschleunigen. Dieser Vorgang ist sehr einfach verständlich, denn wenn sich die Vorteile der neuen Technik immer klarer herausstellen und damit die Nachfrage steigt, wird die Produktion immer billiger. Ab einem gewissen Punkt steht damit auch der Zeitpunkt für die Verlierer fest, ab dem es keinen Zweck mehr hat auf die alte Technik zu setzen. Wenn es dann nicht gelungen ist sich im neuen Markt zu verankern und genügend Fuß zu fassen und man keinen Ausstiegsplan für die alte Technik hat, dann ist ein komplettes Aus in der Zukunft nicht mehr zu verhindern. Von alledem ist bei Zetsche und vielen anderen KFZ-Managern dieses Landes aber keine Rede. Einige kennen die Namen der Verliererfirmen aus der Vergangenheit noch. Sie hießen z.B. Agfa (analoge Fotografie), Nokia (Handys), Olympia (Schreibmaschinen) um nur einige Branchen zu nennen.
Noch scheinen die deutschen Medien weiterhin zu schlafen oder im Auftrag gegen die eMobilität zu schreiben (fehlende Ladestationen, geringe Reichweite, hoher Preis), aber vereinzelt kann man auch klarere Töne finden. Was aber kaum Beachtung findet ist die Tatsache, dass sich Besitzer eines (guten) eAutos immer wieder für ein eAuto entscheiden würden. Völlig klar ist auch, dass die Probleme mit einer (noch) geringen Reichweite völlig überbewertet werden. Über 90% aller täglichen Fahrten liegen unter 100 km.
Auch wenn die Negativmeldungen immer noch überwiegen bekommen die Redakteure doch so langsam mit, dass sich etwas ändert. Einen kritischen Beitrag findet man unter der Überschrift, Darum wird Deutschlands Rückstand immer größer, bei Welt.de
Wenn der Tippingpoint aber nicht in Deutschland kommt, so kommt er eben aus dem Ausland. Das allerdings, könnte der deutschen KFZ-Industrie das Genick brechen. Es wird höchste Zeit, dass man sich der Zukunft zuwendet.
Wie schlimm der Rückstand bei den deutschen Autobauern aber wirklich ist, traut man sich nicht zuzugeben. Ein Eindruck darüber lässt sich in folgender fehlender Berichterstattung gewinnen. Der amerikanische Autobauer Tesla hat mit der Einführung seines Modells Tesla S (ein Oberklassefahrzeug mit eine Reichweite von ca. 500 km) in Deutschland (und Europa) bereits ein sehr gut ausgebautes Netz an Ladestationen aufgebaut. Was besonders hervorzuheben ist: Das „Tanken“ an diesen Stationen ist für jeden Tesla-Fahrer kostenlos und innerhalb 20 Minuten erledigt. Die Verkaufszahlen dieses Stromers gerade in der Oberklasse sind z.B. in der Schweiz überragend. Dort schlug Tesla im ersten Halbjahr 2015 die direkten deutschen Oberklasse-Mitbewerber deutlich, zeigen Zahlen des Importeurs-Verbands Auto Schweiz: Das Model S hielt von Januar bis Juni bei 638 Neuzulassungen, Mercedes S-Klasse lag bei 415 Neuzulassungen. Audis A8, der 7er-BMW und Porsches Panamera kamen bei den Eidgenossen im vergangenen Halbjahr auf nur zweistellige Zulassungszahlen, BMWs 6er und der Audi A7 waren knapp dreistellig.
Der Erfolgsweg von Tesla beschränkt sich aber nicht nur auf die Oberklasse. Im April 2016 hatte Tesla einen Mittelklasse-Stromer angekündigt. Bereits nach einer Woche waren 325.000 Vorbestellungen eingegangen. Damit hat das Tesla Model 3 schon jetzt alle Rekorde gebrochen. Vorbestellungen sind unverbindlich müsste man nun annehmen. Tesla aber freut sich, denn mit jeder Bestellung wurden 1.000 $ angezahlt. Davon können deutsche eAutohersteller nur träumen können.
Ausführliche Informationen zum Thema finden sie auf unserer Seite eMobilität eAuto.
Sonnige Grüße
Ihr Klaus Müller