Last Updated 28. März 2020
Was hat Corona mit Schule, Klimaschutz, Energiewende und Politik zu tun? Höher, schneller, weiter ist nicht zukunftsfähig!
Ein Virus, das einen zum Nachdenken bringt verändert vieles, oder gar alles? Die Menschen kommen zur Ruhe aber sie zeigen auch deutlich, mehr oder weniger unbewusst – sie haben Angst. Inzwischen haben sich die Riten beim Einkaufen verändert. Während beim vorletzten Einkauf im Supermarkt die Stimmung noch gut war, ja man scherzte sogar über das Virus, hielt aber schon den notwendigen Abstand. Man versuchte es zumindest, denn schnell angebrachte Schilder wiesen auf den Abstand hin. Man musste nun eben etwas lauter reden als gewöhnlich und das tat man, denn man war nach wie vor frohen Mutes.
Beim gestrigen Supermarktbesuch zeigte sich aber nach einer Woche ein anderes Bild. Schon auf dem Parkplatz vorm Supermarkt bewegten sich Menschen auffällig anders. Einige ältere Männer standen allein herum und warteten offensichtlich auf ihre Frau, die im Supermarkt war und den Einkauf allein erledigte. Ging man auf sie zu, wichen sie bereits im Abstand von 6 Metern zurück. Kam jemand anders aus einer anderen Richtung wurde nochmals zurückgewichen und ein sichererer Standort gewählt. Da wo man sich vor einer Woche in so einer Situation einfach nur angelächelt hätte, weil sich die Wege kreuzten, schaut der andere nun weg und sucht Abstand.
Wer kommt da auf mich zu? Freund oder Feind? Das Virus kennt diese Unterschiede nicht, sie sind ihm egal und es unterscheidet nicht, nach reich oder arm, jung oder alt gescheit oder dumm. Man selbst beobachtet und kauft ein. Nun gibt es merkwürdige Klebebänder auf dem Boden, offensichtlich im Abstand von zwei Metern angebracht. Neu ist auch, die Kassiererin hat nun einen provisorisch angebrachten Plexiglasschutz. Wie sollte sie auch sonst geschützt werden?
Sie ist aber immer noch freundlich. Gut gelaunt… nein, das kann ich nicht sagen, denn die Stimmung im Supermarkt ist lange nicht so wie noch vor knapp einer Woche. Die Menschen reden nicht mehr miteinander. Vielleicht ist das nur eine Momentaufnahme, und in einer viertel oder halben Stunde sieht das alles ganz anders aus. Man müsste es mal beobachten? Wäre ich noch berufstätig, ich bin Handwerker, hätte ich jetzt mal einen Test machen können und mit meinen Zollstock den Abstand zwischen den Absperrbändern messen können um so eine Reaktion aus den schweigenden Menschen herauszukitzeln…
„Das sind keine zwei Meter, das sind 2,23 m, welch eine Verschwendung, rückt ruhig näher zusammen. In der Volksbank hängen Aufkleber mit 1,50 Meter Sicherheitsabstand“. hätte ich laut sagen können, aber ich hab den Zollstock nicht dabei. Egal, der Virus verändert alles.
Heute morgen im ZDF-Morgenmagazin einen neuen Begriff gehört. Neu ist der nicht, aber sehr ungewöhnlich – Lagerkoller. Zuhause ist kein Lager und ich bekomme da auch keinen Lagerkoller aber dem Koller will das ZDF nun mit noch mehr Fernsehen begegnen. Ist das eine gute Idee oder ist das doch nur wieder Höher-Schneller-Weiter? Klar ist aber, der Virus verändert alles und selbst die Ausdehnung der Massenberieselung mit eher seichten Themen aus der Mediathek, wird die Menschen nicht fröhlicher machen.
Die Menschen kommen zur Ruhe, und wenn sie es noch nicht tun, dann sollten sie es aber wenigstens versuchen. “Achtsamkeit” kann eine Methode dafür sein, aber das ist eine andere Geschichte die man an anderer Stelle erzählen könnte. Während wir das Land runterfahren passiert etwas das Vorbild sein könnte, wir fahren das herunter was die Erde langfristig zerstört. Wir fahren unser Höher-Schneller-Weiter herunter und entdecken, ganz so wichtig ist das anscheinend nicht. Manche entdecken sogar das Gegenteil und erkennen die Anschaffungen in der letzten Zeit waren überwiegend Frustkäufe. Darauf kann man also verzichten, wenn der Frust aufhört, braucht man keine Frustkäufe zu tätigen, um nur mal ein positives Beispiel zu nennen.
Was ist der Sinn des Lebens? Was ist Verantwortung? Andere hingegen sind schon wieder am zocken. Das Höher-Schneller-Weiter lässt sie nicht los. Man hatte auf die falschen Aktien gesetzt und nun muss man die Verluste wieder ausgleichen. Und wie? Natürlich durch die richtige Wahl der richtigen Aktien. Aber welche sind das? Überall steht Höher-Schneller-Weiter drauf – das ist verwirrend.
Große Teile der Menschheit haben diese Sorgen nicht, sie besitzen keine Aktien, weil sie schlichtweg kein “Spielgeld” besitzen, das sie verspielen können oder mit dem sie gewinnen könnten. Nur was können sie gewinnen und was verspielen? Wenn sie auf die falschen Aktien setzen, würden sie weiter auf die Plünderung und Zerstörung unseres Planeten setzen. Höher-Schneller-Weiter – wir haben nur diesen einen Planeten, sagt Greta und die Fridays-for-Hubraum-Eltern sagen, man wolle ihnen den Diesel wegnehmen, den sie doch so sehr lieben. In wenigen Wochen werden wir wieder lesen, heute ist der Tag im Jahr, an dem wir unsere Ressourcen für dieses Jahr verbraucht haben und wir erinnern uns, der rückt immer weiter an den Jahresanfang. Die Jahresmitte war mal der Punkt, an dem es etwas leichter gewesen wäre umzukehren – Höher-Schnelle-Weiter. Im letzten Jahr lag der Ressourcen-Erschöpfungstag am 3. Mai und tatsächlich hatte man sich da ein wenig gegenüber 2017 verbessert, denn da war es schon der 24. April, als Deutschland alles verbraucht hat, was es hätte verbrauchen dürfen, um nachhaltig leben zu können. Ist es tatsächlich so, “Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fisch gefangen… werdet ihr einsehen, das ihr Euer schönes Geld auf der Bank nicht essen könnt?”.
Was ist dieses “Spielgeld” das uns allen das Höher-Schneller-Weiter beschert und anscheinend nichts anderes bewirken kann als Höher-Schneller-Weiter? Wachstum ohne Ende? Man könnte jetzt Beispiele konstruieren, die zeigen was gemeint ist:
Ein Mann kauft einen Fernseher. Das Gerät geht nach exakt 3 Jahren und einen Monat kaputt und der Hersteller sagt, Reparieren lohnt nicht mehr, kaufen sie einen neuen. Der Man ist 27 Jahre alt. Wieviele Fernseher wird er bis zu seinem 79 Lebensjahr gekauft haben? Das löst man mit dem Dreisatz. Eine anspruchsvollere Aufgabe könnte lauten: Der Küchentisch der Großeltern ist aus dem Jahr 1968 und kostete damals 120 DM. Er existiert immer noch und erfüllt weiterhin seinen Zweck. Was ist die theoretische Ersparnis gegenüber den Fernsehern von heute. Wie könnten Sie das grafisch darstellen?
Wird die Welt untergehen, weil wir Küchentische mehr als 60 Jahre gebrauchen? Schneller-Höher-Weiter… Der Virus breitet sich sehr schnell aus. Das haben Viren so an sich. Durch die jetzigen Maßnahmen bremsen wir die Ausbreitung. Wie aber bremsen wir den Schneller-Höher-Weiter-Virus aus? Jetzt warnt der Mittelstandsverbund vor einem Massensterben der Unternehmen trotz der Hilfspakete der Bundesregierung. Massensterben? War da nicht was? Ja, wegen des Klimawandels erleben wir gerade das sechste große Massensterben auf der Erde oder war es das siebte? Nein, für uns ist es das erste und leider steht immer noch nicht die Frage im Raum, was wird das für uns bedeuten und sollten wir nicht endlich anfangen etwas dagegen zu unternehmen? Höher-Schneller-Weiter, es wird auch ohne Bienen gehen. Ohne Menschen wird es auf jeden Fall weiter gegen, geht es auch mit Menschen weiter?
Apropos Massensterben der Unternehmen. War da nicht was? 80.000 Solarjobs sind ab 2012 weggebrochen und aktuell jetzt 40.000 in der Windbranche und schon steht die zweite große Solarpleitewelle bevor. Und – aufgemerkt, der Solar und Windmarkt boomt. Nur Deutschland darf daran nicht teilhaben. Unsere Politik will das so. Welch ein Wahnsinn?!?
Wie kann man eigentlich als Land der Erfinder bei so einem Riesenmarkt aussteigen, zumal das die zuverlässige Vorsorge gegen den Klimakollaps ist? Mir scheint, es gab mehr als dieses eine Virus und diese Viren schädigen die Frontallappen im Gehirn. Und ich höre die Kritiker jetzt schon wieder schreien… aber Windräder und Solaranlagen verbrauchen doch auch Ressourcen. Ja, das tun sie, aber weitaus weniger als der Weg den wir gerade begehen und den die Politik weiter beschreiten will. Sie sagt zwar sie wolle die Energiewende, tut aber das Gegenteil. Es nennt sich Greenwashing oder die Verteidigung von 6.000 Kohlearbeitsplätzen mit einer Menge schöner Lügen. Auflösung in diesem Video.
Kraftwerke gegen Milliardenzahlungen abzuschalten, die sowieso stillgelegt worden wären, das ist offensichtlich der Plan der Regierung und Bürger tragen die Kosten über die Steuer.
NEUSTART
Gut, wir haben die Republik runtergefahren und können jetzt auch nachdenken, wie es weitergehen könnte. Gesunken ist der CO2-Ausstoß, die Luft wird gerade drastisch sauberer, wir verbrauchen viel weniger Ressourcen und Energie. Und wir machen ausschließlich das Notwendige, aber verzichten auf alles Überflüssige.
Margret Rastfeld ist eine ungewöhnliche Lehrerin. “Die 61-Jährige bezeichnet sich selbst als „Schulleiterin, Visionärin und Autorin“ und nahm am Zukunftsdialog der Bundesregierung als Expertin teil. Für ihre Arbeit ist sie mehrfach ausgezeichnet worden. Margret Rasfeld ist eine der Initiatoren von „Schule im Aufbruch” – ihre Schule ist das Experiment am lebenden Subjekt.”. Und von ihr stammt folgendes aus dem Jahr 2018:
HÖHER, SCHNELLER, WEITER IST NICHT ZUKUNFTSFÄHIG!
Komplexe Situationen fordern Bereitschaft für neue Erfahrungen und Veränderungen.
Wir brauchen Eigeninitiative, Verantwortung, Kreativität, Handlungsmut, Entscheidungsfreude, Beziehungs- und Diversitykompetenz!
Bildungssysteme und Wirtschaft müssen gleichermaßen darauf reagieren.
Unternehmen und Schulen können bei dieser großen Zukunftsherausforderung miteinander und voneinander lernen und dabei neue Wege beschreiten.
Die Zeit für einen grundlegenden Wandel in der schulischen Bildung ist reif – überreif.
Weitere Informationen zu Margret Rasfeld klick hier.
Ich glaube, dass es nicht schlecht wäre in Zeiten von Corona, dass sich nicht nur Kultusminister für diese neuen Möglichkeiten interessieren sollten. Die Politik insgesamt sollte das dringend tun. Ich weiß aber, dass es sich in der Phase des Ausruhens und Nachdenkens sehr lohnt sich neue Methoden anzuschauen, wie . Wir müssen Abstand gewinnen vom Höher-Schneller-Weiter.
Machen ist wie Wollen, nur krasser…
Sonnige Grüße
Klaus Müller