Das Rollback der alten Energiewende-Mythen

Mythos: Die Suche nach Mothman - Bild aus dem ZDF

Last Updated 24. April 2023

Veröffentlicht am 24.3.2023

Energiewende-Mythen

Das Rollback der alten Energiewende-Mythen ist inzwischen so gewaltig, dass man sich ernsthaft fragen muss, hat Journalismus nichts gelernt? Diese Mythen müssten doch längst bekannt sein und jeder einfache Journalist müsste ihnen angemessen begegnen können. Leser meines Blogs wundern sich kaum, aber viele unterschätzen die Wirkung dieser Mythen und diese Mythen kommen nicht aus dem Nichts. Sie sind eine starke Waffe zur Lenkung der Öffentlichkeit zur Einstellung gegenüber der Energiewende.

Aktuell verdichtet sich das Vorurteil in der Öffentlichkeit wieder, die Energiewende wäre eine rein ideologisch bedingt und die Technik der Energiewende könne selbstverständlich nicht funktionieren, die Wende wäre teuer und sinnlos. Wenn das oft genug daher gebetet wird, wird daraus natürlich ein Urteil, das sich dann in aktuellen Umfragen abfragen lässt. Die Frage würde dann lauten, stimmen sie dem Plan zu, die Klimakrise mit der Energiewende bekämpfen zu können. Bei einem negativen Ergebnis knallen dann andernorts die Sektkorken, denn nun kann das Geschäftemachen mit fossilen Energieträgern weitergehen. Damit wäre dann alles gesagt, die Meinung steht, die Grünen werden dieses Land zugrunde richten, wenn man sie nicht bremst.

Tief im Bewusstsein der Bevölkerung

Viele Energiewendefans meinen allerdings, das wären letztendlich nur ein paar Ausrutscher und eben die Spinner von der AfD und die könne man vernachlässigen und helfen könne man denen sowieso nicht. Aber so einfach ist es eben nicht und die Vorurteile haben sich längst tief ins Bewusstsein der Bevölkerung eingefressen, auch abseits der AfD. Was Fritzchen nicht lernt, lernt Fritz nimmer mehr und in unserm Fall giert Fritz immer mehr nach Argumenten, die belegen sollen: Die Energiewende ist die reine Abzocke, technisch geht es sowieso nicht, und einige Vordenker aus den eigenen Reihen stammeln sich dann Argumente zusammen, aus welchen physikalischen Gründen es nicht gehen könne. Die noch dümmeren Fritzes übernehmen das, ohne es nachgerechnet zu haben oder nachrechnen zu können (Mathematik ist oftmals ein schwieriges Thema) und so nimmt dieser Energiewende-Rollback seinen Lauf.

Stromkonzerne und die fossile Lobby freuen sich natürlich darüber, denn jeder Tag bringt weitere großartige Gewinne. Und so wundern wir uns nicht, dass Stefan Aust, nun schon zum wiederholten Mal die große Abgangsarie zu Windenergie im eigenen Sender vorträgt. Seit 2014 ist Aust Herausgeber der Tageszeitung Die Welt, deren Chefredakteur er zudem bis September 2016 war. Seit 1. Januar 2016 ist er Chefredakteur der „Welt N24“-Gruppe. – Wikipedia. Inhaltlich strotzen seine Äußerungen nur so von Unkenntnis der Physik zu Energiewende, aber weder seine Redakteure, die ihn dazu befragen noch seine Fans haben etwas an seiner Kompetenz auszusetzen. Anlass war in diesem Fall die Pressekonferenz von Robert Habeck zu den Fortschritten bei der Windenergie. Die Veranstaltung hieß: Herausforderung beim Ausbau von Windkraft: Bundeswirtschaftsminister Habeck und war am 22.03.23. Daraufhin polterte Stefan Aust dann im eigenen Sender los und gab sein Versagen in Sachen Mathematik und Physik zum Besten und seine Angestellten nickten dazu fleißig, ohne ihre eigene Unwissenheit eingestehen zu können. 

Kann Journalismus eigentlich noch beschämender sein?
Stefan Aust redet in seiner Kurzbegründung von Primärenergie in der Energiewende. Wer sich aber mit der Primärenergie in der Energiewende beschäftigt, der weiß, mit der Energiewende entfällt ca. die Hälfte der Primärenergie. Die Energiewende hat jede Menge Effizienzgewinne, und das ist der Grund, weshalb der Verbrauch von Energie automatisch sinkt, und das auch dann, wenn wir unser Energieverbrauschverhalten nicht ändern. Wir werden weiterhin unsere Häuser beheizen, werden weiter Auto fahren, werden weiterhin Strom verbrauchen. Deshalb werden wir zu den ca. 30.000 Windrädern nur noch ca. 10.000 Windräder dazu bauen müssen. Der Rest wird mit Solarenergie, Bioenergie, dem bisschen Wasserkraft, das wir haben und Power2Gas abgedeckt.
Aust redet aber von 300.000 Windrädern und mehr, die wir brächten und selbstverständlich hätten die in Deutschland natürlich keinen Platz. Es gibt eben Steigerungen von Dummheit: Sie heißen: Dumm, dümmer, die Zeitung, die WELT und Stefan Aust.

Windkraftmythen – Die Szene liegt am Boden

Wer jetzt aber denkt, na ja, die WELT oder die BILD, von denen ist man nichts anderes gewohnt, der hat nicht verstanden, worum es in Wahrheit geht und hält die Energiewende immer noch für einen einfachen simplen Vorgang, der sich ja nur durchzusetzen braucht. Dass die Durchsetzung der Energiewende in den letzten 12 Jahren erfolgreich verhindert wurde und nicht mal den Klimawissenschaftlern die Vorgänge darum hinreichend bekannt sind, zeigt mir, es gibt noch sehr viel zu tun. Erst mit der Einsicht, dass sich die Energiewende für alle lohnen wird und umso mehr, wenn alle daran teilnehmen, haben wir die Chance, die Dinge noch rechtzeitig in die richtige Richtung zu bewegen.

Der Energiewendemythen-Zug fährt allerdings weiter.

Die WELT ist natürlich ein Extrembeispiel, aber es sind die vielen Talkshows in denen die Vorurteile gegenüber der Energiewende Tag für Tag transportiert werden. Einer der wichtigsten Punkte sind die Kosten der Energiewende. Das Verwirrspiel, dem jeder Journalist dabei unterlegen ist, sind neben der Höhe der Kosten die unterschiedliche Art der Kosten. Neben den Anschaffungskosten sind die Betriebskosten bei fossilen Kraftwerken der bedeutende Unterschied. Wer sich eine Solaranlage anschafft, hat sozusagen keine Betriebskosten, denn Solaranlagen haben keine Betriebskosten. Auch die Nutzung von Wind kostet nichts.

Ein Punkt im Energiesystemkonflikt

Nach 10 Jahren würde eine Solaranlage sich selbst amortisiert haben, was nichts anderes bedeutet, dass, selbst wenn man das Geld für die Anschaffung einer solchen Anlage nicht hat und der Stromertrag über 10 Jahre ausreicht, einen notwendigen Kredit zurückzuzahlen. Danach aber kostet jede erzeugte Kilowattstunde Strom aus der Solaranlage einfach kein Geld mehr, die Sonne stellt keine Rechnung. Bei Windanlagen läuft die Amortisation noch schneller. Machen sich Bürger diese Tatsache klar und sehen, dass die Betreiber von fossilen Kraftwerken dagegen bis zum Lebensende diese Betriebskosten in Form der laufenden Kosten von Gas, Kohle oder Erdöl haben (es gibt auch Ölkraftwerke), erst dann wird klar, egal ob diese Kosten steigen, sie, die Bürger werden diese Kosten immer mit der Stromrechnung mit bezahlen. Dass diese Kosten im Laufe der Zeit immens sind, sein hier nur nebenher erwähnt.

Damit steht aber ein Punkt fest, von dem Hermann Scheer mit seinem Energiesystemkonflikt berichtet. Selbst wenn die Stromkonzerne nun in die Energiewende einsteigen, würden sie ja nicht nach 10 Jahren den erzeugten Strom aus Solar- oder Windanlagen verschenken. Das widerspricht ihrem Gewinnstreben. Und Bürger sind es, die diese Gewinnstreben bisher befriedigt haben. Erkennen sie diese Tatsache, stehen sie jederzeit in der Konkurrenz zu diesen Stromkonzernen in dem sie ihre Energie, (am besten gemeinschaftlich) selbst herstellen. Ihnen das aber zu verbieten widerspricht unserer Rechtsauffassung und damit muss dieser Energiesystemkonflikt thematisiert werden, er ist die „Befreiung für die Bürger“. Im Artikel, „Weshalb die alten Energieversorger die Energiewende in Wahrheit gar nicht wollen„, habe ich den Energiesystemkonflikt genauer beschrieben.

Die Debatten toben aber immer noch auf einer oberflächlicheren Ebene. Im Moment werden Nachteile der Energiewende gesucht und konstruiert. Egal ob die Medien nun über das Verbrennerverbot berichten (die Autoindustrien wartet längst auch dieses Verbot und die Bundesrepublik verhindert es), oder ob über eine viel zu schnelle Einführung der Wärmepumpen berichtet wird, über E-Fuels oder was auch immer, sie treiben immer die nächste Sau durchs Dorf und merken nicht mal und Journalismus beteiligt sich daran eifrig. Dass es keine neuen Säue sind, und immer die alten Schweinchen, mit einer neuen Fellzeichnung fällt niemandem auf. Und es ist dann übrigens egal, ob die Plattform Quarks.de, die eigentlich für einen Qualitätsjournalismus bürgt, bei den Wärmepumpen von schädlichem Infraschall schwafelt. Es ist Wurscht, die Hauptsache man muss sich nicht von den alten Mythen lösen. Die Sender beschäftigen anscheinend nur noch Praktikanten und führende Journalisten sind nicht in der Lage für einen Durchblick zu sorgen. Angesichts der Klimakrise ist das mehr als verantwortungslos.

„Jetzt geht der Unfug mit angeblich gefährlichem Infraschall wieder los“, schreibt Martin Hundhausen auf Twitter. https://twitter.com/m_hundhausen/status/1637359086189662210?s=46&t=lI66bIrzpgn0KxZHbBzItghttps://www.quarks.de/gesundheit/infraschall-wenn-es-beim-nachbarn-brummt/
An der Stelle muss gesagt werden, ja es gibt wenige Wärmepumpen, die aufgrund von Einbaufehlern tiefe Brummgeräusche verursachen. Tiefe Brummgeräusche sind aber etwas anderes als Infraschall und Infraschall haben wir in jedem Auto, und selbst Kühlschränke verursachen Infraschall, ebenso wie Waschmaschinen. Der ist aber nicht schädlich, so wie es seit einem Jahrzehnt von Windkraftgegnern behauptet wurde.

Infraschall – Gegenwindinitiativen wurde ein Argument geklaut

 

Sonnige Grüße
Klaus Müller

Energiewende-Rocken


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