Last Updated 27. November 2020
https://www.facebook.com/quarks.de/videos/383947462247882/
Warum wir kleinere E-Autos kaufen sollten
Das sehr gut gemachte Video von Quarks & Co liefert uns eindeutige Begründungen. „Eindeutig“ heißt aber lang noch nicht richtig und wahr. Die ganze Wahrheit wenn es die denn gibt, erfährt man leider oft mit eigener Recherche und bei Bloggern, die sehr viel Zeit aufwenden um etwas objektiver zu berichten.
„E-Autos“, heißt es da im Video, „brauchen in der Herstellung deutlich mehr Rohstoffe als ein Verbrenner. Vor allem die Batterie benötigt viele Metalle. Das Problem: Der Abbau dieser Metalle verursacht oft ökologische Schäden. Das Fördern von Lithium etwa trocknet Gebiete in Südamerika aus. Beim Abbau seltener Erden in China können giftige Stoffe in die Umwelt gelangen. Im Kongo wird Kobalt meist unter menschenunwürdigen Bedingungen gefördert.
Je kleiner das E-Auto, desto weniger kritische Rohstoffe werden benötigt, …
… und umso weniger wird die Umwelt belastet.“
Die Kritik die hier ansetzen muss, ist vielfältig und schon in vielen Beiträgen beschrieben. Trotzdem lassen ARD und ZDF nicht locker und bringen immer wieder die gleichen ungenauen Begründungen, Halbwahrheiten und sogar Lügen. Es stellt sich tatsächlich die Frage, weshalb das fortwährend passiert? Denn es ist ja nicht das erste Mal das wir diesem Framing ausgesetzt werden, dass immer wieder auf das E-Auto abzielt. Es gab mehrere Beiträge in relativ kurzer Folge von ARD und ZDF in diesem Zusammenhang.
Um gleich eines kurz vorweg zu nehmen. Wir haben die Rohstoffproblematik nicht erst seit dem E-Auto. Denn seltene Erden und Kobalt, sowie Lithium, die beide nicht zu den seltenen Erden gehören, sind wichtige Bausteine für unsere Industriegesellschaft. Siehe dazu Metalle der Seltenen Erden in Wikipedia.
Die fragwürdigen ökologischen und menschenunwürdigen Bedingungen
Die fragwürdigen ökologischen und menschenunwürdigen Bedingungen gab es schon vor dem E-Auto und die hat die KFZ-Industrie einfach so hingenommen und auch nicht an einer Verbesserung gearbeitet. Aber auch viele andere Insustriezweige sind von diesen Stoffen abhängig und deren Versagen wurde kaum betrachtet.
Es gibt aber einen sehr großen Unterschied. All diese Stoffe werden, nachdem man sie ausgegraben und in Akkus gepackt hat, in einen nahezu geschlossenen Kreislauf überführt. Dieser Kreislauf heißt striktes Recycling. Die Stoffe können, da sie meist sortenrein verwendet und im Recycling wiedergewonnen werden, auch wieder in neue Akkus verbaut werden. Die ist in großem Umfang gerade bei anderen Kobalt und Lithiumanwendungen nicht gegeben. Allein wenn wir an die Herstellung von Aluminium oder Fensterglas und Keramik oder an die Benzinherstellung denken, wo die betreffenden Stoffe hinterher verloren sind, wird das klar.
Trotzdem sind kleine e-Autos gut
Es ist ja richtig kleinere E-Autos zu kaufen, denn die tägliche Fahrstrecke liegt für die meisten unter 50 km am Tag. Auch das wäre einen Satz in dem Kleinen Video wert gewesen. Und hierfür werden sich die Käufer auch entscheiden, für die das zutrifft.
Die Konsequenz aus dem Film kann aber nicht heißen, wegen einer falscher Behauptungen kann man getrost einen „klugen Ratschlag“ geben. Denn dieser Ratschlag ist eben nicht klug. Möglicherweise ist er sogar auch kontrapoduktiv. Die Entwicklungsmöglichkeiten, sowohl in der Akkutechnik als auch bei der Abbautechnik von Lithium und Kobalt stehen erst am Anfang. Bei Kobalt sind es ja auch andere Gründe, die zu solchen sozialen Verwerfungen führen. Siehe dazu unseren Beitrag, die Wahrheit über Kobalt & Co LEISE-PR – leise Lügen #001.
Dass das Gewicht der Akkus weiter sinken und die Leistung weiter steigen wird, dürfte doch jedem bekannt sein? Gerade sie Akkutechnik und Forschung steht doch erst am Anfang. Sie wurde jahrelang versäumt und ist erst in den letzten zehn Jahren so richtig angelaufen. Vor allem ist, nach dem was die Wissenschaft sagt, gerade bei den Akkus ein gewaltiges Entwicklungspotential vorhanden. Und aus anderen disruptiven technischen Wandlungsprozessen wissen wir, dass sobald die Nachfrage einmal richtig eingesetzt hat, die Hersteller selbst darum bemüht sind neuere Techniken so schnell wie möglich umzusetzen. Auch davon hören wir nichts.
Rohstoffkonzerne
Aber noch viel schlimmer ist es, wenn Quarks als auch das ZDF inkl. Prof. Lesch diesen Frame setzen, der den Blickwinkel deutlich einschränkt. Hinweise darauf, die Rolle der Rohstoffkonzerne zu untersuchen fehlen. Und damit blendet man z.B. wie im Fall von Chile wichtige Dinge komplett aus. Was passiert denn wenn die Rohstoffe eines Landes dem Land selbst gehören und in staatlichem Besitz sind oder privatisiert werden?
Dieser Frame sagt, es hat Euch in Südamerika nicht zu interessieren, ob Länder mit Lithiumvorkommen auch andere Wege gehen können, wie im Fall von Bolivien und die Rohstoffe verstaatlichen und der Entwicklung der Bevölkerung und des Staates zur Verfügung stehen. Er untersucht nicht den Unterschied zwischen diesen beiden grundsätzlich verschiedenen Vorgehensweisen.
In Chile sind es die Erben des brutalsten Diktators Pinochet die den weltweit 2-größten Rohstoffkonzern besitzen. Dort sind Bodenschätze UND Trinkwasser verstaatlicht. Deutschland hatte immer eine „blendend gute“ Beziehung zu Chile und das ZDF führt diese Tradition anscheinend fort. CSU Strauß hatte die besten Beziehungen zum Diktator Pinochet und in die damalige Colonia Dignidad. Die CIA ließ dort foltern und es sind ne Menge schrecklicher Dinge dort passiert.
Hintergründe
Die CIA war aber auch am Sturz vom demokratisch gewählten sozialistisch gewählten Präsidenten Alende beteiligt und ermächtigte Pinochet damals zum Putsch gegen Alende mit anschließender Privatisierung der Bodenschätze und des Grundwassers. Und ich finde da führt Quarks eine schreckliche Tradition (vielleicht unabsichtlich) fort, angesichts der Tatsache, dass es im Nachbarland Bolivien ja anders, ökologischer und besser geht und man anscheinend überhaupt keinen Grund sieht darüber zu berichten.
Dazu unser letzter Bericht über das Thema, Lithium – Bolivien. Würden wir auf diese disruptiven Prozessen setzen – die Industrie, vor allem die Vorreiter wie Tesla machen das schon lange, dann wäre so eine peinliche und verlogene Berichterstattung nicht mehr möglich. Tesla zum Beispiel hat den Kobaltanteil seiner Akkus auf ein Achtel bereits gesenkt und wird möglicherweise bereits im nächsten Jahr seinen ersten Akku vorstellen, der ganz ohne Kobalt auskommt. Antriebsfeder war hier nicht (nur) das ökologische Gewissen, sondern die stark gestiegenen Kobaltpreise.
Erhöht sich also der Konkurrenzdruck bei den Herstellern beschleunigen sich technische Entwicklungen. In dem Sinne würde eine Beschleunigung der Nachfrage, auch durch reichweitenstarken eAutos oder E-LKWs, die ja noch größere Akkus benötigen, dazu führen den disruptiven Prozess bei der technischen Entwicklung voranzutreiben.
Eine faire Berichterstattung trüge natürlich dazu beitragen den Druck auf die Rohstoffkonzerne zu erhöhen um ökologischere und sozial verträgliche Rohstoffgewinnung zu ermöglichen.
Also ARD & ZDF ihr habt weitere Chancen – Nutzt sie.
Sonnige Grüße
Euer Klaus Müller