Last Updated 14. Dezember 2019
14.12.2019
Focus Online treibt die nächste Sau durchs Dorf. Der Autor heißt Michael Odenwald.
Auf zur munteren Schweinejagd. Wer lässt den größten Keiler frei. Die Stammtische klatschen Applaus und daran, dass immer nur die Hälfte der Wahrheit erzählt wird haben wir uns längst gewöhnt.
Solarenergie und Windkraft heizen globale Erwärmung an – schuld ist das Gas SF6
Das ist der Aufmacher von Fokus und glauben sie ja nicht, dass wir danach einen Artikel erhalten werden, wo der Fokus kleinlaut zugibt, sorry Leute, wir haben das nicht wirklich ganz und vollständig erzählt. Nein, und wenn die Energiewende Community den Keiler dann zur Strecke gebracht hat, wird die nächste Sau auf die Straße geschickt.
Also wie groß ist der Keiler denn? Wichtig ist die Überschrift. Dass die sehr oft inzwischen um 180 Grad vom Inhalt abweicht, scheint inzwischen zum guten Stil zu gehören. Versuchen wir es also mal mit dem Gegenteil und schreiben die korrigierte Headlein vorweg.
Das Gas SF6 ist sehr klimaschädlich, es kommt in der Hochspannungstechnik vor, wir brauchen Alternativen.
Zugegeben das ist nicht sehr spektakulär, und Insidern es ist auch längst bekannt. Ich kannte es noch nicht. Dazu Wikipedia:
Schwefelhexafluorid ist eine anorganische chemische Verbindung aus den Elementen Schwefel und Fluor mit der Summenformel SF6. Es ist unter Normalbedingungen ein farb- und geruchloses, ungiftiges und nicht brennbares Gas, das sich äußerst reaktionsträge, ähnlich wie Stickstoff, verhält. …
Schwefelhexafluorid (SF6) wird als Isoliergas in der Mittel- und Hochspannungstechnik eingesetzt, beispielsweise in gasisolierten Schaltanlagen (GIS) mit Hochspannungsschaltern und bei gasisolierten Rohrleitern (GIL) in komplett gekapselten Anlagen mit Betriebsspannungen von 6 kV bis 800 kV.[12] Gegenüber Freiluftschaltanlagen wird deutlich Platz eingespart und die Einflüsse von Witterung und Vögeln oder Nagetieren werden vermieden. SF6 dient dabei auch als Löschgas, um den Schaltlichtbogen in Leistungsschaltern zu unterbrechen. …
SF6-Gas ist laut Fünftem Sachstandsbericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) das stärkste bekannte Treibhausgas. 1 kg dieses Gases ist, auf einen Zeitraum von 100 Jahren betrachtet, genauso wirksam wie 26 087 kg Kohlenstoffdioxid (CO2). Die atmosphärische Lebensdauer von SF6 beträgt ca. 3.200 Jahre.
Wegen der sehr geringen Konzentration von SF6 in der Erdatmosphäre (ca. 10 ppt (Parts per trillion) volumenbezogen im Jahr 2019, was 0,78 ppmV CO2-Äquivalent entspricht.; ca. 0.3 ppt Steigerung pro Jahr; CO2 ca. 400 ppm mit ca. 2 ppm pro Jahr Anstieg pro Jahr) wird sein Einfluss auf die globale Erwärmung jedoch noch als verhältnismäßig moderat betrachtet. Es trägt nicht zur Zerstörung der Ozonschicht bei. Die Emission durch elektrotechnische Anlagen in Deutschland betrug 1997 10 % von 238 t der Gesamtemission. Der relative Anteil der Elektrischen Industrie am Ausstoß schwankt stark zwischen verschiedenen Ländern und variiert, nach von der Industrie gemeldeten Daten, im Zeitraum 1990–2012 zwischen 20–30 % (EU) und 70–80 % (US).
Der Anstieg der SF6-Konzentration in den letzten Jahren beträgt an der Station Bukit Kototabang in Indonesien von 5,3 ppt Anfang 2004 auf 6,3 ppt Ende 2008, was einem Anstieg um ca. 19 % in fünf Jahren entspricht.
Im ganzen Artikel kein Hinweis auf Wind- oder Solarenergie. Muss man jetzt eigentlich noch mehr dazu schreiben? Nein bräuchte man eigentlich nicht, aber sollte man. Auch beim Überfliegen des Focus-Artikels fällt die nächste falsche Zwischenüberschrift ins Auge.
SF6: Die chemische Basis der Energiewende.
Darunter lesen wir aber:
Auf den ersten Blick erscheint SF6 recht harmlos. Er sei „weder giftig noch brennbar oder ozonschädigend und zudem für Mensch und Tier unschädlich“, lobt der Netzbetreiber Amprion den Stoff. Auch seine Konzentration in der Atmosphäre ist – jedenfalls verglichen mit anderen Treibhausgasen, voran Kohlendioxid (CO2) – verschwindend gering, sie liegt bei zehn Teilchen pro Milliarde Luftteilchen (CO2: 407 Teilchen pro Million Luftteilchen), wobei sie sich seit Beginn der Messungen 1973 verzehnfacht hat.
Auch die Produktionszahlen wirken kaum Besorgnis erregend. Weltweit werden derzeit etwas mehr als 8000 Tonnen SF6 erzeugt, von denen 80 Prozent in die Elektroindustrie gehen. In Deutschland lieferten Händler laut Statistischem Bundesamt 2017 rund 976 Tonnen aus, das sind 166 Tonnen oder knapp 15 Prozent weniger als im Vorjahr. 2018 sank die Menge weiter auf 786 Tonnen.
Wäre da nicht seine Klimawirkung: SF6 trägt so viel zum Treibhauseffekt bei wie 23.500 Kilogramm CO2 in einem Zeithorizont von 100 Jahren (sogenanntes CO2-Äquivalent). Damit heizt ein Kilogramm SF6 die Erde so stark auf wie zwei Dutzend Flugreisende bei einen Hin- und Rückflug über den Atlantik. Laut der Europäischen Umweltagentur entspricht der jährliche Ausstoß des Gases in der EU dem CO2-Ausstoß von 1,3 Millionen zusätzlichen Autos auf Europas Straßen.Molekül bleibt 3200 Jahre in der Atmosphäre
Ebenso schwer wiegt, dass es kaum mehr aus der Luft verschwindet, denn es gibt keine natürliche Senken, die es aufnehmen könnten, und keinen Organismus, der es abbaut. Einmal emittiert, bleibt ein Molekül im Mittel 3200 Jahre in der Atmosphäre, bevor es zerfällt.
Die Klimawirksamkeit der 2017 hierzulande verkauften Menge SF6 entspricht rund 22 Millionen Tonnen CO2. Das Gas wird aber überwiegend in geschlossenen Systemen eingesetzt und gelangt damit (vorerst) nicht in die Atmosphäre. Tatsächlich wurden nach Berechnungen des Umweltbundesamtes knapp vier Millionen Tonnen CO2-Äquivalent freigesetzt, was einem Anteil von rund 0,4 Prozent an den gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen in Höhe von knapp 907 Millionen Tonnen entspricht.
Europaweit betrug der Ausstoß nach Angaben der Europäischen Umweltagentur 6,73 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Laut einem Bericht der britischen BBC vom vergangenen September waren dies 8,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Gas strömt aus Lecks oder bei unsachgemäßer Wartung aus den Anlagen, die so bis zu 15 Prozent der eingesetzten Menge verlieren, was deutlich mehr ist als gedacht. Größter Emittent ist China mit 57 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent im Jahr 2010. Verlässliche Daten liegen seither nicht mehr vor.
Gas strömt aus Lecks in die Luft
Tatsächlich dürften die Zahlen noch viel höher sein. Denn viele Länder und Betreiber geben ihren Schwund nicht vollständig an. Der BBC zufolge sind die in der Atmosphäre registrierten Werte bis zu zehn Mal höher als die gemeldeten. „Wir messen die SF6-Konzentration in der Luft“, erklärte der Atmosphärenchemiker Matt Rigby von der der Universität Bristol gegenüber dem Sender.
„Dabei sehen wir, dass die Werte signifikant anstiegen und sich in den letzten beiden Jahrzehnten nahezu verdoppelten.“ Dies sei „das schmutzige Geheimnis der Elektroindustrie, das die Erderwärmung verstärkt“, so die BBC.
Dabei wird es nicht bleiben. Aufgrund des Ausbaus der erneuerbaren Energien steigt die Zahl der Anlagen, die SF6 verwenden, bis 2030 global um ungefähr 75 Prozent. Studien zufolge werden im gleichen Zeitraum 50 Prozent mehr SF6 produziert als im Basisjahr 2005. Zitat Ende Focus-Online.
Zwar lässt sich nicht verhehlen, dass es weltweit einen ordentlichen Anstieg der Erneuerbaren Energien gibt, aber es gibt ebenso einen hohen Anstieg im weltweiten Energieverbrauch und damit auch im Stromverbrauch. Wenn es also ein Problem mit Schwefelhexafluorid gibt, dann doch wohl bei der Leckagefestigkeit, die es zu verbessern gilt, nicht aber beim Ausbau von Solar- und Windenergie, die dafür sorgen, dass kein CO2 mehr ausgestoßen wird. Oder wie sollen wir den Focus jetzt verstehen? Weitermachen wie bisher? Kohle, Erdöl, Gas, Atom und weitersteigender Energieverbrauch also weiter steigenden Bedarf an Schwefelhexafluorid (SF6) weil Mittel- und Hochspannungstechnik auch weiter ausgebaut werden?
Liebe Leute von Focus-Online, der Keiler ist tot, wann kommt die nächste Sau?
Sonnige Grüße
Euer Klaus Müller
Energiewende-Rocken
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