Die Zukunft liegt in unseren Händen #12062020olympia

Maja Göpel

Last Updated 14. Dezember 2019

13.12.2019 – Maja Göpel vom 12.12.2019 – vielen Dank an RADOVAN RÁBL für die Transkription.

Die Zukunft liegt in unseren Händen – #12062020olympia

Also ich freue mich besonders über die Olympia-Kampagne weil ich den Eindruck habe, dass sie uns 2 Dinge direkt anschauen lässt, die uns momentan ja ein bisschen paralysieren. Das eine ist, dass wir sagen: Gesetze sind irgendwie blöd und schränken unsere Freiheiten ein und schränken das ein, was Bürger*innen und Unternehmen eben umsetzen können.
Um da mal genauer hinzugucken und zu zeigen, dass die Gesetze, die wir momentan haben, eben eine bestimmte Form des Wirtschaftens privilegieren und es anderen schwieriger machen. Eine bestimmte Form von Einkommen zu verdienen einfacher machen als andere – und einen bestimmten Effekt eben – sowohl auf Verteilung als auch auf Ressourcenverbrauch hat in unserer Gesellschaft.
Deshalb ist eine Regelveränderung erst mal nur ein neues Kalibrieren, mit welchem Gesellschaftsvertrag wir zusammenleben wollen.
Und da kann man, statt sich gegenseitig nur vorzuwerfen, was alles Schlimmes in den Vorschlägen von anderen schlummert, eben auch gemeinsam tun, wenn man anfängt, sich zu zuhören.
Und das ist der zweite Punkt: Die Demokratie stärken. Momentan hören und sehen wir, dass gewisse Gesellschaften leider nicht demokratisch erreichbar sind. Wenn man sich aber überlegt, warum wir das politisch nicht umsetzen können, was wir uns aber eigentlich als Ziel gesetzt haben, wie z. B. Paris (Klimaschutzabkommen) oder auch die Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Goals) dann, ……….
Und da wollen wir doch mal sehen, was wir alles möglich machen können, wenn wir anfangen uns wirklich darüber zu verständigen, worum es eigentlich geht. Was wir erhalten wollen, was wir verändern wollen und welche Regeln dann eben die wichtigsten sind. Und was dann weicht, aber was eben auch wachsen kann. Und das gemeinsam zu tun und weniger gegeneinander anzutreten. Und uns auf die Schulter zu klopfen und ein bisschen Spaß zu haben, anstatt dass das alles wie im Abwehrkampf kommt.
Wir machen Zukunft – und das ist doch was ganz Fantastisches. Diese Einladung jedenfalls möchte ich nochmals aussprechen. Save the date! 12062020
Maja Göpel
https://youtu.be/8-0h75MOc1w

#12062020olympia ist eine Initiative für Demokratie und Klimaschutz, die 90.000 Menschen am 12. Juni 2020 im Olympiastadium zusammenzubringen.


Maja Göpel ist eine deutsche Politökonomin, Expertin für Klimapolitik und die Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU). Zudem ist sie Hochschullehrerin, zuletzt im Rahmen einer Honorarprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg. [Mitglied bei Scientists4Future]

Stellungnahme von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu den Protesten für mehr Klimaschutz – #Scientists4Future

Die Anliegen der demonstrierenden
jungen Menschen sind berechtigt

Zurzeit demonstrieren regelmäßig viele junge Menschen für Klimaschutz und den Er­halt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Als Wissenschaftlerinnen und Wissen­schaftler erklären wir auf Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse: Diese Anliegen sind berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus.

Das Übereinkommen von Paris, meist als Pariser Klimaschutzabkommen bezeichnet, von 2015 (UN FCCC, 2015) verpflichtet die Staaten völker­rechtlich verbindlich, die globale Erwärmung deutlich unter 2 °C zu halten. Darüber hinaus haben alle Länder Anstrengungen versprochen, die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen.

Es kommt nun darauf an, die Netto-Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen schnell abzusenken und welt­weit spätestens zwischen 2040 und 2050 auf null zu reduzieren (IPCC, 2018). Eine schnellere Absenkung erhöht hierbei die Wahrscheinlichkeit, 1,5 °C nicht zu überschreiten. Die Verbrennung von Kohle sollte bereits 2030 fast vollständig beendet sein, die Verbrennung von Erdöl und Erdgas gleichzeitig reduziert werden, bis alle fossilen Energieträger durch klima­neutrale Energiequellen ersetzt worden sind. Unter Berücksichtigung von globaler Kli­magerechtigkeit müsste in Europa dieser Wandel sogar noch deutlich schneller ablau­fen (IPCC, 2018; Global Carbon Project, 2018).

Auch wenn weiterhin Beteiligungs- und Diskussionsbedarf besteht: Jetzt muss gehan­delt werden. Beides schließt einander nicht aus. Es gibt bereits viele gesellschaftliche und technologische Innovationen, die Lebensqualität erhalten und menschliches Wohl­ergehen verbessern können, ohne unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu zerstören (siehe zum Beispiel Klima-Allianz Deutschland, 2018; WBGU, 2011).

In allen deutschsprachigen Ländern werden beim Umbau der Bereiche Ener­gie, Ernährung, Landwirtschaft, Ressourcennutzung und Mobilität die notwen­dige Größenordnung und Geschwindigkeit nicht erreicht. Deutschland wird die selbstgesteckten Klimaschutzziele für 2020 verfehlen (UBA, 2019) und auch die Er­reichung der Ziele der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie für 2030 ist hochgra­dig gefährdet (Sachverständigen Rat für Umwelt, 2018). Zudem mangelt es weiterhin an einem wirksamen Klimaschutzgesetz. Öster­reich hat sich in seiner Klima- und Energiestrategie Ziele gesetzt, die dem Pariser Vertrag in keiner Weise gerecht werden (CCCA, 2018; Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, 2018; Schleicher und Kirchgast, 2019) und selbst dafür sind weder die erforderlichen Maßnahmen noch die finanziellen Mittel vorgesehen (CCCA, 2018). Zugleich sind Bodenverbrauch und -versiegelung pro Person und Jahr in Österreich die höchsten in Europa (UBA, 2018). Die Schweiz hat ihre Treibhausgas-Emissionen seit 1990 nur geringfügig verringert; gleichzeitig stiegen die im Ausland verursachten Emissionen erheblich an (BAFU, 2018). In der ersten parlamentarischen Debatte zur Totalrevision des CO2-Ge­setzes wurden die inländischen Reduktionsziele gestrichen und die Reduzierung der Schweizer Emissionen sollte durch Kompensation im Ausland erfolgen. Schließlich ist das Gesetz vorläufig gescheitert (Schweizer Parlament, 2018).

Die jungen Menschen fordern zu Recht, dass sich unsere Gesellschaft ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichtet. Ohne tiefgreifenden und konsequenten Wandel ist ihre Zukunft in Gefahr. Dieser Wandel bedeutet unter anderem: Wir führen mit neuem Mut und mit der notwendigen Geschwindigkeit erneuerbare Energiequellen ein. Wir setzen Energiesparmaßnahmen konsequent um. Und wir verändern unsere Ernäh­rungs-, Mobilitäts- und Konsummuster grundlegend.

Vor allem die Politik steht in der Verantwortung, zeitnah die notwendigen Rahmen­bedingungen zu schaffen. Insbesondere muss klimafreundliches und nachhaltiges Handeln einfach und kostengünstig werden, klimaschädigendes Handeln hingegen un­attraktiv und teuer, zum Beispiel durch wirksame CO2-Preise (EFI, 2019), Einstellung von Sub­ven­tionen für klimaschädliche Handlungen und Produkte, Effizienzvorschriften und soziale Inno­vationen. Eine sozial ausgewogene Verteilung von Kosten und Nutzen des Wandels ist dabei unerlässlich.

Die enorme Mobilisierung der neuen Bewegungen (Fridays for Future in Deutschland und Österreich, Klimastreik in der Schweiz) zeigt, dass die jungen Menschen die Situation verstanden haben. Ihre Forderung nach schnellem und konse­quentem Handeln können wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nur nach­drücklich unterstreichen.

Als Menschen, die mit wissenschaftlichem Arbeiten vertraut sind und denen die derzei­tigen Entwicklungen große Sorgen bereiten, sehen wir es als unsere gesellschaftliche Verantwortung an, auf die Folgen unzureichenden Handelns hinzuweisen (siehe auch Ripple et al., 2017).

Nur wenn wir rasch und konsequent handeln, können wir die Erderwärmung begrenzen, das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten aufhalten, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und eine lebenswerte Zukunft für derzeit lebende und kommende Generationen gewinnen. Genau das möchten die jungen Menschen von Fridays for Future und Klimastreik erreichen. Ihnen gebührt unsere Achtung und unsere volle Unterstützung.

Notiz: Hier finden Sie die genannten Fakten und Quellen und die englisch- und deutschsprachige wissenschaftliche Publikation.

 

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