Eine schallende Ohrfeige für Peter Altmaier und das BMWi – #100EE2030

eine Schallende Ohrfeige für Peter Altmaier- Klimawandel- Alarmstufe rot

Last Updated 31. Oktober 2020

Klimaschutzziele – nicht nur eine schallende Ohrfeige

Am 21.09.2020 verkündete der Runde Tisch Erneuerbare Energien seinen neuen Leitsatz, 100% Erneuerbare Energien bis spätestens 2030. 

Fridays for Future gaben am 13.10.2020 die LIVE-Pressekonferenz zur 1,5°-Studie #SoGeht1Komma5, in der das Klimaziel 2035 genannt wurde.

Am 22.10. 2020 gab es die Pressekonferenz (BPK) zur Studie „Wie kann Deutschland bis 2050 klimaneutral werden?” mit – Dr. Patrick Graichen, Direktor Agora Energiewende – Christian Hochfeld, Direktor Agora Verkehrswende – Rainer Baake, Direktor Stiftung Klimaneutralität. 

Dieser  Beitrag widmet sich auch der zeitlichen Zielsetzung des dringend notwendigen Klimaschutzes aber es gibt noch weitere wichtige Aspekte, zu denen wir im Anschluss kommen. Alle drei Berichte fordern das sofortige Hochfahren des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Aus dem Bericht der Agora Energiewende der zeitlich am konservativsten anzusetzen wäre, geht hervor: Der Zubau der erneuerbaren Energien muss sich in den kommenden zehn Jahren verdreifachen und das deutsche Klimaziel für 2030 auf 65 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 angehoben werden.

Die Forderung, Deutschland bis 2050 klimaneutral zu stellen ist zeitlich völlig überholt, denn Klimakipppunkte sind sehr gefährlich in ihrer Wirkung und kaum berechenbar.

Watson.ch schreibt dazu: Die Risiken unterschätzt»: Klimakipppunkte womöglich schneller überschritten als gedacht. 
Kipppunkte sind ein Risiko, das in der Wissenschaft im Zusammenhang mit dem Klimawandel seit langem thematisiert wird. Darunter werden Prozesse verstanden, die sich beim Überschreiten bestimmter Schwellenwerte unumkehrbar immer weiter fortsetzen und die Erwärmung weiter beschleunigen – unabhängig von allen dann noch getroffenen Maßnahmen.

Und dass bedeutet, wir müssen JETZT alle Anstrengungen unternehmen, ab einem bestimmten Punkt ist alles zu spät. Man kann nicht mit dem Klima verhandeln und doch tut man so, als ginge das anscheinend, ohne deren unvorstellbare Auswirkungen überhaupt in Betracht zu ziehen. Das kann so nicht bleiben und deshalb gibt es jetzt die Bewegung #100EE2030, die klar die Klimaneutralität bis spätestens 2030 fordert. Aber in allem, was die Bundesregierung in den letzten 10 Jahren im Bereich Energiewende getan hat, wird eines klar, sie hat den Klimaschutz anscheinend systematisch torpediert und deshalb laufen auch schon Klagen

Klimaschutz und positive Wirtschaftsaspekte

Eine gute Beschreibung der BPK der Agora fand ich in einem Kommentar von Bernhard Herrmann: 

Klimaneutralität bis 2050?
Deutliche Worte – mit einer Zusammenfassung gleich der ersten 5 Minuten des Videos. Hier ein Auszug der Worte von Dr. Patrick Graichen, AGORA Energiewende, daraus:
“… Erstens. Wir brauchen auf diesem Weg viel viel Erneuerbare Energien. Der Stromverbrauch 2050 wird etwa die Hälfte höher sein als heute, wobei der Gesamtenergieverbrauch nur halb so hoch ist. Also Strom wird unsere Primärenergie und wir brauchen dafür viele Wind- und Solaranlagen. Das Erneuerbare Energien Gesetz – so wie es jetzt auf dem Tisch liegt – kommt da nicht annähernd ran. Man muss jetzt einen anderen Mindset dazu bekommen. Erneuerbare Energien sind in Zukunft zur Sicherung des Standorts Deutschland notwendig. Wer gegen Erneuerbare sich stellt, riskiert damit gleichzeitig den Standort.
Und zweitens. Wir brauchen schnell eine Klimapolitik, die der Industrie Investitionssicherheit bietet. Denn inzwischen hängen die ja zwischen Baum und Borke. Die wissen, wer in alte Technologien investiert, riskiert Investitionsruinen, weil da kommt ja dann schon die Klimaneutralität in dieser Lebenszeit der Anlage. Aber für das Neue gibt es kein Business-Modell. Und insofern ist Klimapolitik … auch im Grunde eine Sicherung der Investitionen in Deutschland. Verfehlte Klimapolitik oder keine Klimapolitik führt dazu, dass der Standort Deutschland nicht genügend Investitionen bekommt.
Fazit: „Deutschland klimaneutral“ heißt, wir modernisieren Deutschland. Die Diskussion geht jetzt überall auf der Welt los. In China ist Klimaneutralität in 2060 beschlossen. Europa hat Klimaneutralität beschlossen. Es ist fester Bestandteil von Joe Bidens Programm. Ab jetzt sind wir in einem Wettlauf der Regionen, wer die Technologien bereitstellt, für eine klimaneutrale Welt.”
Damit ist alles gesagt, denn die Bundesregierung macht sich und uns etwas vor. Wir reden vom Industriestandort Deutschland, der in Sachen Technologie beansprucht ganz vorn sein zu wollen. Und darauf beruft sich das BMWi. Wir verschlafen aber wichtige Trends, sagen inzwischen viele und viele behaupten, wir verschlafen DIE Megatrends, die wichtiger sind als alles andere. Obwohl an den Positionen der Agora Energiewende, der Agora Verkehrswende und der Stiftung Klimaneutralität einiges zu kritisieren wäre, machten die auf ihrer Pressekonferenz klar, es gibt gar keine Alternative, denn ein “Weiter so”, versenkt nicht nur die technologische Zukunft Deutschlands, sie versenkt auch den Klimaschutz. 

Zieldreiecke und Unverstand

Dass die Wichtigkeit des Klimaschutzes nicht verstanden wird, zeigen wenige einleitende Sätze zur Änderung des Gesetzentwurfs des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, EEG-Novelle2021:
“Strom aus erneuerbaren Energien leistet einen wesentlichen Beitrag zu Erreichung der Klimaziele Deutschlands und der Europäischen Union. […] Der Ausbau der erneuerbaren Energien kann auch mittel- und langfristig nur weiter erfolgreich sein, wenn auch das energiewirtschaftliche Zieldreieck weiterhin eingehalten wird. Neben dem Umwelt- und Klimaschutz gehört hierzu auch, dass die Kosten im Interesse einer preisgünstigen Energieversorgung und bezahlbarer Strompreise begrenzt bleiben.”. Soweit der Gesetzesentwurf. 

Positive Wirkungen und günstige Energiepreise

Würde man die Kosten dagegensetzen, die ein ungehinderter Klimawandel verursacht, müsste man heute schon sagen, egal was es kostet, wir machen es. Aber genau diese Kosten sind eigentlich Phantasiekosten. Sie entstehen nicht, denn die Höhe, die uns allerorts suggeriert wird, unterliegt einer irrationalen Betrachtung. Ein beherzter Ausbau der Energiewende hat viele positive Nebenwirkungen, vor allem finanzieller Art, die gegengerechnet werden müssen, und das wird nicht kommuniziert.
Man bekommt eher den Eindruck, Peter Altmaier und das Wirtschaftsministerium wollen diese positiven Wirkungen verschweigen. Allein die Tatsache, dass hunderttausende Arbeitsplätze geschaffen würden müsste Grund genug sein die Ärmel hochzukrempeln. Und dass wir im Jahr 60 Milliarden EUR an Energieimportkosten für Kohle, Gas und Erdöl einsparen würden, müsste die Ökonomen im Wirtschaftsministerium doch auch zum Nachdenken bringen. Dass Menschen ihren Strom und damit ihre Energie viel günstiger selber herstellen und speichern können, ist anscheinend nicht gewünscht. 
 
Im Gesetzentwurf zur EEG-Novelle 2021 des Ministeriums von Peter Altmaier findet man auf den 164 Seiten an insgesamt nur 6 Stellen das Wort Speicher. Sucht man nach dem Wort Netz (für Netzausbau, Übertragungsnetze usw) findet man es dagegen 273 mal. Damit ist klar, Energie speichern, und das auch noch von Bürgern, ist nicht gewünscht.  
 
Aber wir irren uns, wenn wir sagen würden, da denkt doch keiner nach, denn in einem Technikwandel gibt es immer Gewinner und Verlierer. Und leider sind es immer noch die zukünftigen Verlierer, die den Kurs im Wirtschaftsministerium für die Energiewende angeben und alle Worte, die Peter Altmaier zu uns spricht, sind auf deren Kurs ausgerichtet. Hermann Scheer beschreibt das so:

Eine schalende Ohrfeige für Peter Altmaier - Hermann Scheer

Um einmal klar zu machen, wie fahrlässig wir mit dem Klimawandel umgehen empfehle ich dieses Video vom Philosophen Gert Scobel anszusehen.

Sonnige Grüße
Klaus Müller – Energiewende-Rocken und eemag

Weshalb Energiewende bis spätestens 2030: 

Kippelemente – Achillesfersen im Erdsystem 
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