Last Updated 16. Mai 2021
Deutschland geht es gut und wir sind DAS Exportland – stimmt. Dass Deutschland das Land mit dem niedrigsten Durchschnittslohn und dem größten Niedriglohnsektor in den europäischen Industrieländern ist, sollte der ein oder andere auch schon einmal gehört haben. Die Stützen der Industrie sind der deutsche Maschinenbau und die deutschen KFZ-Hersteller. Da macht man uns nichts vor. Aber schauen wir genauer hin, dann ist die KFZ-Industrie angeschlagen. Wir könnten, nein wir werden in der KFZ-Industrie massiv Arbeitsplätze verlieren. Zum Bereich KFZ gehören auch die mittelständischen Zulieferer und die vielen KFZ-Werkstätten. Und nun droht das E-Auto dort die Arbeitsplätze zu reduzieren, weil für die Produktion von Elektroautos viel weniger Arbeit notwendig ist. Auch das sollte sich herumgesprochen haben.
Aber auch wenn viele immer noch meinen, das E-Auto wird sich nicht durch, so kann man hier nicht mehr die Augen verschließen. Der E-Auto-Markt ist international und die Nachfrage in Deutschland, die derzeit noch sehr bescheiden ist, entscheidet nicht über die Zukunft der eAutos. Spätestens mit der Drohung von Strafzahlungen an die EU in Milliardenhöhe, weil man vereinbarte Ziele beim Flottenausstoß nicht halten kann, wird sich das ganze relativieren. Strafzahlungen für nichts sind absolut kontraproduktiv und nutzen niemandem und verhindern zudem, dass es eine Entwicklung dahin gibt, die Klimaziele zu erreichen und der deutschen Wirtschaft die Antriebe zu verschaffen sich neuen technologischen Herausforderungen zu stellen.
Tesla baut eine Giga-Factory in Deutschland, darüber sollten wir froh sein. Alle haben das mitbekommen aber wie üblich gibt es auch Proteste dagegen. Nur zu welchem Anlass hatte das Elon Musk erstmalig in Deutschland in der Öffentlichkeit eigentlich bekannt gegeben?
Ich bin mir sicher, diese Meldung ist bei den meisten nicht angekommen. Am 13. Nov. 2019 also vor etwas mehr als nur zwei Monaten bekam Deutschland die Meldung vom Bau der Giga-Factory. Da die Bilder in der Mediathek der Tagesschau nicht mehr zu finden sind, hier eine Aufnahme des Youtubers Marcus Mayenschein.
Die ganze Tagesthemensendung findet man hier, und es ist die erste Meldung der Sendung. Und das alleine war schon bemerkenswert. Was aber viele nicht mitbekommen haben, das geschah anlässlich der Verleihung des Goldenen Lenkrades von AutoBild. Und das Lenkrad hat Elon nicht für die Nachricht über den Bau der Factory erhalten.
Er bekam es, weil das Tesla Model 3 in Deutschland den ersten Platz in der Ober- und Mittelklasse erhalten hat. Gut werden viele, auch die Kritiker sagen, bei den E-Autos ist das Model 3 tatsächlich Spitze. Es kommt aber härter. Den Preis hat Tesla nicht für die Ober- und Mittelklasse bei den Elektroautos erhalten. Tesla Model 3 gewann die Ober- und Mittelklasse gegen alle Verbrenner. Und das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil diese Meldung anscheinend die ganze Republik ausgeblendet hat.
Nun soll das hier keine Werbeveranstaltung für Tesla werden aber es gibt gute Gründe zu berichten wie Tesla das Thema Auto verändert. Dass Tesla die gesamte Automobilbranche vor sich hertreibt und Maßstäbe setzt, die bislang für unmöglich gehalten wurden, zeigt dieser kurze Artikel auf Energiewende-Rocken.
Eine Million Kilometer mit dem Tesla Model S. Dieser Rekord ist in Deutschland aufgestellt worden. Und Tesla kündigt nun Akkus an, die 1,6 Millionen Kilometer halten werden. Wer immer noch argumentiert, ein E-Auto hätte den größeren CO2-Rucksack (was nachweislich bereits widerlegt ist), muss nun aufgeben, denn für ein Auto, dass ohne große Reparaturen 1,6 Millionen Kilometer fährt, werden in der Regel vier bis fünf Verbrennerautos hergestellt. E-Motore sind lange schon für viel mehr als 1 Million Kilometer gut und werden nicht gewartet. Die herkömmlichen Argumente gehen bei diesen Zahlen völlig aus.
Zurück zu den Arbeitsplätzen. Allein die Wartungsarmut von E-Autos wären ja das nächste Argument für einen weiteren massiven Arbeitsplatzabbau. E-Autos brauchen sehr viel weniger Ersatzteile und davor kann man sich nicht verschließen. Wenn also etwas für die Schaffung neuer Arbeitsplätze spricht, dann das, dass man technische Trends nicht verschlafen oder sie bekämpfen sollte.
Technik, die von sich aus disruptiv ist, kann man versuchen zu bekämpfen, dann hat man aber schon verloren, bevor es angefangen hat. Es wäre die Frage zu stellen: Wer kommt denn auf die Idee zukunftsträchtige Techniken zu bekämpfen? Dafür gibt es Beispiele, die wir nicht mehr wiederholen dürfen, sondern sie versuchen müssen wieder wett zu machen.
Bekämpfen tun es diejenigen, denen die neue Technik schadet. Das Beispiel Solarenergie werden wir wohl so lange nennen müssen, bis wir Gehör finden. Die Solarbranche hat innerhalb von ca. 2 bis 3 Jahren 80.000 Arbeitsplätze verloren. Nun ist die Windbranche dran und Leute wie Altmaier und die Lobby die ihn antreibt, winden sich mit immer wieder neuen und alten Ausreden. Sie greifen tief in die Trickkiste um eines zu verhindern: Im Bereich Energie haben wir es nicht mit einem Technikkonflikt zu tun, sondern mit einem Energie-System-Konflikt. Die Technik ist da – es fehlt an politischem Willen.
Wenn wir jetzt einen Kohlekompromiss vorgelegt bekommen, der das Papier nicht wert ist, auf dem es gedruckt ist, sollten wir aufpassen.
Jeder Betriebswirtschaftler würde seine Strategie an der Stelle längst umgestellt haben. Und tatsächlich beschäftigt sich die Politik jetzt mit dem Bau und der Förderung für Akku-Fabriken in Deutschland. Nur weit genug haben sie damit nicht gedacht. Das was wir brauchen, wenn wir in irgendeiner Form Klimaschutzziele und Weltmarktführerschaft und Arbeitsplätze betrachten, dann ist das auch eine funktionierende Solarwirtschaft.
Die technischen Kapazitäten dafür hätten wir in Deutschland. Und dass wir Solarenergie in Deutschland wieder etablieren müssen, dafür spricht sich Prof. Eicke Weber seit Jahren aus. Ab nun müssen wir auch dafür sorgen, in den Medien und bei der Politik Gehör zu bekommen. Dann könnten wir den Startschuss für eine neue Kampagne zum Bau von Giga-Factorys in Deutschland beklatschen. Lassen Sie uns dafür eintreten und seien Sie gespannt und bleiben Sie dran.
Hier ein Hinweis auf unsere technischen Kapazitäten. Herrn Prof. Eicke Weber, langjähriger Leiter des Fraunhofer-Institutes für Solare Energiesysteme (ISE) sei an dieser Stelle ein besonderer Dank und ein herzlicher Gruß ausgesprochen.
Sonnige Grüße
Klaus Müller
Für mich war „Arbeitsplätze“ immer ein Euphemismus für „Großkonzerngewinne“.