Last Updated 1. März 2019
#FridaysForFuture
In diesen Tagen erleben Einige den Beginn eines immer größer werdenden Aufstandes sehr bewusst mit. Ein 16-jähriger Teenager aus Schweden, Greta Thunberg, mahnt die Erwachsenen mit ihrem Schulstreik zum Klimaschutz. Kümmert Euch um die Zukunft Eurer Kinder und um die Zukunft der Erde. Greta hat mit ihrer einfachen klaren Botschaft immer mehr Kinder, Jugendliche und Studenten auf der ganzen Welt erreicht und angesteckt. Und auch in Deutschland gehen Schüler jetzt schon mehrere Wochen immer Freitags auf die Straße. Ihr Slogan heißt #FridaysForFuture.
Ihre Botschaft ist einfach.
„Greta Thunberg hat von der EU eine doppelte Kraftanstrengung zur Reduzierung der Treibhausgase verlangt. Für einen fairen Beitrag zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens müsse die EU ihren CO2-Ausstoß bis 2030 um mindestens 80 Prozent senken, sagte die 16-Jährige am Donnerstag in Brüssel. Bei einer EU-Veranstaltung warnte sie Politiker, sie würden bei einem Scheitern „als größte Schurken aller Zeiten in Erinnerung bleiben“. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 fordert, die Erderwärmung in diesem Jahrhundert auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen.
Die EU hat es sich bisher zum Ziel gesetzt, ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 40 Prozent zu senken. Grundlage ist dabei das Jahr 1990. EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete hält mit den bisherigen Maßnahmen auch eine Senkung um 45 Prozent für möglich. Thunberg verwies auf Warnungen des Weltklimarates, wonach die Temperaturen nach jetzigem Stand um drei oder vier Grad ansteigen könnten. Noch bleibe rund ein Jahrzehnt, um umzusteuern und ehrgeizigere Ziele zu setzen, sagte die Schwedin. Dabei müssten auch die Bereiche Luftfahrt und Schifffahrt einbezogen werden. „Wenn wir das nicht tun, dann waren alle unsere Erfolge und Fortschritte umsonst“, sagte Thunberg. Die heute politisch Verantwortlichen seien dann „für das größte Scheitern der Menschheitsgeschichte verantwortlich“.“
„Wir wissen, die meisten Politiker wollen nicht mit uns sprechen. Gut so. Wir wollen auch nicht mit ihnen sprechen. Wir wollen, dass Sie mit den Wissenschaftlern reden und denen zuhören. Denn wir sagen nur das, was die Wissenschaft ihnen sagen würde und schon seit Jahrzehnten gesagt hat… Wir wollen, dass Ihr das Pariser Abkommen erfüllt. Wir haben keine anderen Forderungen – das ist unsere Forderung. …
Ihr meint, wenn wir für das Klima streiken, würden wir unsere Hausaufgaben nicht machen. Wir machen unsere Hausaufgaben. Ihr habt Eure seit Jahrzehnten nicht gemacht und ihr macht sie auch heute nicht. Wenn Ihr Eure Hausaufgaben gemacht hättet, dann wäre klar, dass wir eine neue Politik und eine neue Ökonomie und eine neue Art des Denkens brauchen…“
Hier die kurze Rede von Greta Thunberg (mit weiteren jungen Klimaaktivisten) vorm EU-Kongress.
Sehr Viele tun das nun ab, als hysterische jugendliche „Überreaktion“, das zeigen vor allem sehr viele Kommentare in den sozialen Netzwerken, die die Jugendbewegung offen als verrückt, versponnen und uninformiert angreifen. Inzwischen ist man sogar dazu übergegangen das ganze als inszenierte Kampagne zu denunzieren. Aber auch die Reaktion der Politik und vor allem die Reaktion konservativer Politiker zeigt, wie wenig bereit Erwachsene sind, das Problem überhaupt an sich heran zu lassen.
Prof. Lesch hat einmal zum Thema anthropogener Klimawandel gesagt: Mit Physik lässt sich nicht verhandeln. Anscheinend will die Politik das aber immer noch.
Aber was will Politik überhaupt und weshalb drückt sie sich, die Beschlüsse der Pariser Klimagipfels umzusetzen?
Wer nicht dem Mainstream folgt, wird wissen, dass die Bundesregierung die eigenen Klimaschutz-Beschlüsse und Ziele für das 2′-Siel, die sie für das Jahr 2020 aufgestellt nicht erreicht hat. Diese wurden aufgegeben. Aber auch für die Folgejahre reichen sie nicht aus. Seit 2015 haben wir aber das 1,5°-Klimaziel aus Paris und das wurde noch gar nicht berücksichtigt in neuen Plänen. Prof. Quaschning von der HTW Berlin hat ausgerechnet, dass wir bereits in 2040 fossilfrei sein müssen. Die jetzigen Ziele würden, wenn wir sie weiter so verfolgen, niemals die nötige Auswirkung haben um die Erderwärmung noch stoppen zu können.
Fossilfrei
Schauen wir auf Energiekonzerne, dann wissen wir, woher der große Widerstand her kommt, und wir ahnen, dass Politik genau von hier beeinflusst wird. Was heißt denn 2040 fossilfrei? Fossilfrei hieße für die Energiewirtschaft, dass wir Gas, Öl und Kohle im Jahr 2040 nicht mehr verbrennen werden. Aber wir werden bis dahin nicht etwa eine CO2-freie Parallelstruktur aufbauen, um diese dann am 1.1.2040 in Betrieb zu nehmen um danach erst alles andere abzuschalten und bis dahin noch weiter zu betreiben. Das ist es nicht, was Wissenschaft uns dazu aufgetragen hat. Wir müssen kontinuierlich bis dahin alles an fossiler Energie herunterfahren und parallel die Erneuerbaren herauf gefahren haben.
Deutschland, die dreckigste Nation der Welt, in Sachen Braunkohleverbrennung
Und dafür ist keinesfalls ein Kohleausstieg mit einem Enddatum von 2038 nützlich, wie sie die deutsche Kohlekommission beschlossen hat. Braunkohle ist der schlimmste CO2-Verursacher, er muss sofort reduziert werden und spätestens 2030 muss das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet sein. Immerhin sind WIR Braunkohleweltmeister, also wir sind die dreckigste Nation der Welt, in Sachen Braunkohleverbrennung. Hier ein Beitrag zu diesem Thema aus unserem Blog. Und diesen Rang sollten wir so schnell wie möglich aufgeben. Nebenher müssen auch Öl und Gas sofort verringert werden. Das sind viele Dinge die in den Leitmedien nicht besprochen werden. Sie müssen es aber, denn es bleibt keine Zeit, wie die jungen Klimaaktivisten wissen.
Was machen die Konzerne?
Völlig klar, dass jetzt schon der Streit bei der Kohle losgeht, ob der Ausstieg 2038 nicht verfrüht wäre. Die Konzerne wissen, dass sie in der Regierung immer wieder Unterstützer finden. Nur damit wird keinem unserer Kinder weiterhelfen, und die neuen Klimaaktivisten sollten und werden sich auch auf keine Kompromisse einlassen.
Schauen wir einmal was die großen Stromkonzerne machen und ob sie einen Plan für das 1,5°-Ziel haben. Wir können die Antwort sehr kurz halten: Nein – sie haben keinen Plan. Weshalb das so ist, ist keineswegs in zwei Sätzen zu erklären. Die beste Erklärungen dazu liefern nach wie vor die Analysen von Hermann Scheer, der es mit einem prägnanten Satz formuliert:
Zitat Hermann Scheer
„Der Wechsel zu hundert Prozent erneuerbaren Energien bedeutet den umfassendsten wirtschaftlichen Strukturwandel seit dem Beginn des Industriezeitalters. Ein Strukturwandel ohne Verlierer und Gewinner ist undenkbar. Verlierer werden unweigerlich die Anbieter der konventionellen Energien sein – in welchem Ausmaß das der Fall ist, hängt von ihrer Fähigkeit ab, sich an Haupt und Gliedern umzustrukturieren, sich mit drastisch sinkenden Marktanteilen abzufinden und neue Tätigkeitsfelder für sich zu finden, die KEINE ENERGIEWIRTSCHAFTLICHEN mehr sein werden.“
Da nutzen die vielen Ablenkungs- und Ausweichmanöver wenig. Sie haben keinen Plan, und hätten sie einen, sie hätten ihn doch längst kundgetan. Noch aufschlussreicher ist der Plan der direkt von einem großen Ölversorger, BP, kommt. Hier lässt sich anhand einer Grafik ganz klar erkennen, dass sie nicht können und nicht wollen, wie sollte das auch gehen, wenn sie weiterhin ans Öl glauben. Aber Hauptsache ist, die Überschrift stimmt.
BP Energy Outlook: Mehr Energie mit weniger Emissionen
Das Szenario der BP zeigt eindeutig was die BPler meinen – Erdöl wird bleiben. Man begründet das mit der Herausforderung, dass der Weltenergieverbrauch steigen wird, aber der „grüne Sockel“, der das Erdöl darstellt, unten in der Grafik zeigt es deutlich: man will vom Erdöl bis 2040 keinesfalls ablassen. Aber auch Gas, Kohle und Uran sollen weiterhin ihren Bestand haben.
Zwar schreibt die BP in ihrem Energy Outlook 2019:
- Der globale Energiebedarf steigt bis 2040 um rund ein Drittel, getragen von einer Verbesserung des Lebensstandards, insbesondere in Indien, China und ganz Asien.
- Der Energieverbrauch von Industrie und bei Gebäuden macht rund 75 Prozent des Bedarfsanstiegs aus, während sich das Plus im Verkehrssektor im Vergleich zur Vergangenheit stark verlangsamt, da sich die Effizienz der Kraftfahrzeuge erhöht.
- Auf den Stromsektor entfallen rund 75 Prozent des Anstiegs bei der Primärenergie.
- 85 Prozent des Wachstums der Energieversorgung werden von erneuerbaren Energien und Erdgas erzeugt, wobei die Erneuerbaren bis 2040 zum größten Energieträger bei der weltweiten Stromerzeugung werden.
- Die Geschwindigkeit, mit der erneuerbare Energien im globalen Energiesystem Fuß fassen ist schneller, als bei jedem anderen Energieträger in der Geschichte.
- Die Nachfrage nach Öl erhöht sich in der ersten Hälfte des Betrachtungszeitraums des Outlook, bevor sie dann allmählich abflacht, während der weltweite Kohleverbrauch weitgehend stagniert.
- Über alle betrachteten Szenarien hinweg werden erhebliche weitere Investitionen in die Erschließung neuer Ölvorkommen nötig sein, um den Ölbedarf im Jahr 2040 decken zu können.
- Die globalen CO2-Emissionen steigen weiter an. Das erhöht die Notwendigkeit für ein umfassendes Paket an politischen Maßnahmen, um eine deutliche Reduzierung der CO2-Emissionen zu erreichen.
Schöne Worte, und keinen Nutzen.
Und so sieht es aus wenn junge Klimaaktivisten mit Greta zusammenkommen und ihre Hausaufgaben gemacht haben.
Lassen wir uns nicht unterkriegen, mit dem Klimawandel lässt sich nicht verhandeln. Und übrigens für alle, die glauben irgend jemand anderes schriebe die Reden von Greta Thunberg: Ich habe irgendwo gelesen, sie hat einen Notenschnitt unter 1 also 0,x – ich finde den Artikel nicht mehr. Vielleicht kennt ihn ja einer unserer Leser, dann bitte eine Nachricht schreiben.
Sonnige Grüße, Euer
Klaus Müller
Bildernachweis:
Greta Thunberg mit anderen jungen Klimaaktivisten in Brüssel 21.02.2019
https://www.welt.de/politik/video189198613/Klimawandel-Aktivistin-Greta-Thunberg-mahnt-die-EU-Politiker.html
BP – BP Energy Outlook
https://www.bp.com/de_de/germany/energie-analysen/energy-outlook/ausgewaehlte-grafiken-zum-energy-outlook.html
Prof. Volker Quaschning – Kein wirksamer Klimaschutz durch langsamen Kohleausstieg
https://www.volker-quaschning.de/grafiken/2019-01_Kohleausstieg/index.php