Lieber Volker Quaschning – es wird Zeit, jetzt muss alles auf den Tisch

Hermann Scheer - Volker Quaschning

Last Updated 6. März 2019

In einem Interview, mit einer Fachzeitschrift, hier nachzulesen (Klick) vom 5. März 2019, wagt sich Volker Quaschning weit nach vorn. Nicht genug wie wir meinen.

„Ohne Fukushima wären wir jetzt nie bei 40 Prozent Erneuerbaren“

Deutschland hat als ehemaliger Vorreiter der Energiewende den Anschluss verloren, schafft seine Klimaziele nicht. Ursachenforschung mit Volker Quaschning.

lesen wir als Überschrift.

Doch die lenkt von eigentlich Wichtigem ab. Volker Quaschning, Professor für erneuerbare Energien an der HTW in Berlin, äußert zur Frage wie: Wie wird die Energiewende ausgebremst?

Volker Quaschning: Am Anfang hatten wir einfach auch sehr wenig Erneuerbare. Man hat den Erneuerbaren nicht viel zugetraut. Wenn man vor 15 oder 20 Jahren erzählt hätte, wir würden heute 40 Prozent Erneuerbare haben, wäre man wohl in die Nervenklinik eingeliefert worden. Das war technisch und gesellschaftlich komplett unvorstellbar. Da hat man gesagt: okay, lass die Mal ein bisschen was spielen. Ein paar wenige Prozent und dann geben die grünen Spinner Ruhe. Und wir machen unser Ding weiter.

Diese Strategie ist aber eben nicht aufgegangen, oder?

Volker Quaschning: … Die Erneuerbaren haben sich deutlich dynamischer entwickelt und sind zur ernsten Konkurrenz geworden. Deswegen haben wir diese massiven Widerstände erlebt. Am Anfang hat man gesagt, das ist okay. Das Stromeinspeisungsgesetz wurde 1990 eingeführt und von allen Parteien mitgetragen. Der Vorläufer des EEGs hat das Ganze angestoßen. Das war einfach eine glückliche Konstellation. Dann kam Rot-Grün dran, die das EEG durchgesetzt haben. Nach dem nächsten Regierungswechsel zu Richtung Schwarz-Gelb ist das Fukushima-Unglück passiert, gerade als man bei der Atomkraft einen Rollback machen wollte. Ohne Fukushima wären wir nie im Leben jetzt bei 40 Prozent Erneuerbaren.

Sondern?

Volker Quaschning: Dann hätten wir die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke bekommen und die Energiewende bei 25 Prozent Erneuerbaren-Anteil beendet.

Insofern ist das eine Verkettung von Ereignissen, erst ein Zufallsgesetz, das keiner richtig ernst genommen hat, dann Rot-Grün, die irgendetwas Ökologisches machen mussten und dann Fukushima. In der Konstellation hat uns das diesen hohen Anteil gebracht. Wenn sich die Geschichte wiederholen würde und man ein paar Parameter ändern würde, kämen in Deutschland viel weniger Erneuerbare dabei heraus.

Das heißt, die Politik ist noch immer stark auf die fossile Industrie fokussiert?

Volker Quaschning: Ja, man hat keinen Ausstiegsplan. Wir haben einen Verdrängungswettbewerb, früher oder später wird es die anderen gar nicht mehr geben. RWE hat 66 Prozent Kohle- und Atomstrom. Das ist das, was wir vielleicht in zehn Jahren nicht mehr brauchen. Dann fallen zwei Drittel des Geschäfts von RWE weg. Das heißt, dieses Unternehmen muss vielleicht sogar abgewickelt werden. Das ist natürlich eine relativ unangenehme Botschaft, zumal viele Aktien von RWE in kommunalem Streubesitz sind.

Da stellt sich die Frage, wie man eine Gemeinde in NRW rettet, die viele RWE-Aktien hat. Solche Fragestellungen sind unangenehm. Und in der Politik ist es immer so, dass unangenehme Dinge vertagt werden, wenn sie nicht wirklich unaufschiebbar sind. Und das ist das, was wir seit zehn Jahren in der Energiewende sehen: Alle, die sich das anschauen, sagen: eigentlich müssten wir etwas anders machen. Aber das ist unangenehm. Da gibt es nur Ärger, und darum lässt man es lieber.

Zitat Quaschning: „Das heißt, dieses Unternehmen muss vielleicht sogar abgewickelt werden.“. Da muss man nun sagen, es geht längst nicht mehr um ein „vielleicht“, es geht um ein „ja sicher“. Wenn wir die Dinge nicht endlich dort anpacken wo sie verankert sind, werden wir nicht vorankommen.

Hermann Scheer, lieber Volker Quaschning, hat das bereits vor einem Jahrzehnt immer wieder gesagt.

Hermann Scheer – in seinem Buch DER ENERGETHISCHE IMPERATIV

Der Wechsel zu hundert Prozent erneuerbaren Energien bedeutet den umfassendsten wirtschaftlichen Strukturwandel seit dem Beginn des Industriezeitalters. Ein Strukturwandel ohne Verlierer und Gewinner ist undenkbar. Verlierer werden unweigerlich die Anbieter der konventionellen Energien sein – in welchem Ausmaß das der Fall ist, hängt von ihrer Fähigkeit ab, sich an Haupt und Gliedern umzustrukturieren, sich mit drastisch sinkenden Marktanteilen abzufinden und neue Tätigkeitsfelder für sich zu finden, die KEINE ENERGIEWIRTSCHAFTLICHEN mehr sein werden.

Hermann Scheer - Volker Quaschning

Hermann Scheer – Volker Quaschning

Und genau diese Dinge müssen nun endlich auf den Tisch. Auch und gerade deshalb, weil man sich darum seit Jahren drückt. Wie sollte es denn anders möglich sein, erneuerbare Energie und damit die Energiewende umzusetzen? Wenn wir diese Bremser-Konzerne, aber auch diese Bremser-Politiker, weiterhin schalten und walten lassen, kommen wir zu keinem Ergebnis. Die Antworten von Altmaier sprechen doch schon wieder Bände, was Politik derzeit von solchen Diskussionen hält. Und da genau, kommt Ihr Vorstoß, lieber Volker Quaschning, zwar spät, aber er kommt. Und er ist sehr wichtig. Vielen Dank dafür.

Wir müssen die Dinge jetzt deutlich benennen. Unsere Jugend erwartet das von uns. #FridaysForFuture

Das hört sich jetzt für manchen nach politischen Forderungen an. Darum geht es aber nicht. Die Erneuerbare Technik selbst ist nicht so beschaffen, dass sie sinnvoll eine Energiewende zuließe, bei der Energiekonzerne führende Rollen spielten. Und hier sagt Hermann Scheer: Die Wahl der Energiequelle bestimmt alles was daraufhin folgt (folgen muss). Hier nachzulesen (Klick).

Sonnige Grüße und Energiewende-Rocken

Ihr Klaus Müller

 

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