Last Updated 29. Mai 2019
@Terra X Lesch & Co
Lieber Prof. Lesch,
Sie wissen ich bin immer noch ein Bewunderer ihrer aufklärenden Vorträge. Aber so langsam strapazieren Sie meine Geduld. Sie enttäuschen mich jetzt schon zum zweiten mal. Bereits bei der Sache mit der Atacama-Wüste in Chile haben sie nach meiner Meinung entscheidende Fehler gemacht, indem sie der Sachen nicht auf den Grund gegangen sind.
Daraufhin habe ich einen Artikel in meinem Blog geschrieben, der Sie anscheinend nie erreicht hat. Ich reiche ihn hiermit nach. Vor allem auch in diesem Artikel ganz unten, durch die Reaktion einer eifrigen Leserin eine Lösung beschrieben wird, die man jetzt in Bolivien angeht. Dort gibt es keine Diktator-Familie-Pinochet, wie es sie in Chile gibt, die den weltweit 2.-größten Rohstoffkonzern SQM besitzen und der der mit Lithium handelt und einzig diese Familie reich macht. Nachdem der damals demokratisch gewählte Präsident Allende von Agusto Pinochet umgebracht wurde, weil er die Rohstoffe des Landes verstaatlicht hatte, um den Reichtum der Bevölkerung zugute kommen zu lassen.
Prof. Lesch, die Atacama-Wüste und das ZDF/Planet e – nachgehakt
Aber jetzt zum Anlass meiner neuen Intervention: Sie haben heute einen Vortrag in Youtube veröffentlicht,
Ohne Kohle und Atom – geht uns der Strom aus? | Harald Lesch
Dieser Vortrag gehört dringend kommentiert und korrigiert. Sie behaupten darin, Deutschland könne lediglich im Bereich/Sektor Strom, aber auch nur theoretisch autark werden. Grund, es fehle die Grundlastfähigkeit von fluktuierenden Energieqellen. Weiterhin führen sie aber auch auf, dass es vor allem an Platz für Erneuerbare Energien fehle, um die anderen beiden Energiesektoren, Mobilität und Wärme, zu versorgen. Deshalb bräuchte Deutschland ein Projekt, dass wie das damalige Wüstenprojekt Desertec funktioniere.
Dazu sollten Sie sich ganz dringend mit Prof. Volker Quaschning austauschen. Der hat das untersucht und ist der Energie-Experte der Scientists4Future und seit Jahren in diesem Bereich tätig.
Hierzu seine Sektorkopplungsstudie, die Sie unbedingt lesen müssten. Es sind lediglich 38 Seiten und dazu auch leicht verständlich, also empfehlenswert für jeden. Hier die Studie auf seiner Seite zum herunterladen.
https://www.volker-quaschning.de/publis/studien/index.php
Selbstverständlich ist es möglich, auch ganz ohne Desertec und ohne weitere ausländische Hilfe, Deutschland in allen drei Sektoren sauber zu machen, und wir werden nicht das ganze Land dafür verspargeln müssen. Wir müssen Windenergie zubauen, das ist klar. Wenn in Bayern aber nichts weiter aufgestellt werden kann wegen der unsinnigen H10-Regelung (da steht ja jetzt kaum etwas), dann wird es schwer. Deshalb sollten sie hierfür werben, sie kommen aus Bayern.
Grundlast?
Weil Sie, Herr Lesch, aber die Grundlastfähigkeit der Erneuerbaren so anzweifeln muss Ihnen dringend gesagt werden, dass Grundlast nicht das Problem der Planer der Energiewende ist. Auch dazu habe ich einen Artikel geschrieben. Es gibt natürlich viel mehr Studien, die sich dem Problem zugewandt haben, und da müssen wir nicht wieder in den alten Modus zurückfallen. https://energiewende-rocken.org/grundlast-kannst-du-knicken/
Sie sehen Herr Lesch, sie können tatsächlich noch etwas hinzulernen. Das ist keinesfalls bös oder respektlos gemeint, aber es bringt uns doch nicht weiter, wenn wir im wissenschaftlichen Sinn, hinter den aktuellen Stand der Wissenschaft zurück fallen.
Es ist also völlig klar, gerade auch weil wir eine Vorbildfunktion als Industrienation haben, mit der wir der Welt zeigen können und müssen, dass es technisch aber auch wirtschaftlich in Deutschland möglich ist, autark zu werden. Das vor allem auch im Sinne des dringend notwendigen Klimaschutzes. Die Technik ist da, allein es fehlt der (politische) Wille. Bitte helfen Sie also mit, die Bevölkerung mit neuem wissenschaftlichen Erkenntnissen zu versorgen.
Leider bleibt zu vermuten: Prof. Lesch hat da in Ermangelung neuer Erkenntnisse ein altes Gespräch mit einem Lobbyisten ausgegraben.
Hier ein vereinfachter Vortrag von Prof Quaschning zur Sektorkopplung und zum Speicherproblem.
Mit sonnige Grüßen
Klaus Müller
Ich bin fassungslos über den Beitrag von Prof. Quaschning. Es erinnert mich an Pippi Langstrumpf, die sich ihre Welt machte, wie sie ihr gefiel. Thema E-Autos als Speicher. Ich lasse dabei mal vollkommen außer acht, dass bislang die erforderliche Ladeinfrastruktur geradezu rudimentär vorhanden ist und ein entsprechender Ausbau Milliarden an Euro verschlingen wird. Der Verbraucher stellt sein Fahrzeug quasi zu Stabilisierung des Netzes zur Verfügung. Will er jedoch Fahren bzw. sein Fahrzeug laden, z.B. an einem windarmen Novembertag, dann hat er Pech gehabt. Und das ist nur ein Beispiel, zeigt aber, wie unrealistisch hier argumentiert wird. power to gas oder Power to liquid ist sicherlich eine Variante der Speicherung, aber zu welchem Preis??? Der Wirkungsgrad dieser Prozesse ist jenseits von Gut und Böse! Wer soll für die auftretenden Verluste zahlen?
Batteriespeicher als Heilsbringer? Derzeit völlig utopisch. Aufwand und Nutzen stehen in keinem vernünftigen Verhältnis, ökologisch ist das Ganze m.E. auch nicht vertretbar. Salzspeicher als Heilsbringer? Erste Versuchsanlagen sind geplant bzw. bereits in Bau. Auch hier stehen immense Kosten infolge eines verheerenden Wirkungsgrades im Raum. Solange es keine wirtschaftlich sinnvollen, technisch machbaren Speichertechnologien in erforderlichen Größenordnungen gibt, kommen wir m.E. um konventionelle Kraftwerke nicht herum, oder wir verabschieden uns von der versorgungssicherheit, wie wir sie bislang kannten.
Ich denke Sie verfallen hier jetzt vorschnell in Panik. natürlich brauchen wir Kraftwerke, aber die richtigen. Hätten wir auf Gaskraftwerke, statt auf Braunkohle gesetzt wären wir längst weiter. Das Tolle daran, sie müssen nicht durchlaufen und passen deshalb so gut zu erneuerbaren Energien.
Dazu auch…
https://energiewende-rocken.org/eine-umstellung-auf-100-wuerde-nicht-gehen-kombikraftwerk2/
sonnige Grüße
Danke für Deinen guten, einfachen und trotzdem fundierten Beitrag Klaus. Ich kann die Motivation von Hr. Lesch ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, jetzt dieses Lied der „alten“ Energiewirtschaft anzustimmen. Und Halbwahrheiten und Meinungen nachzubeten. Ich dachte, dass wir in der „seriösen“ Wissenschaft eigenbtlich weiter wären. Aber nach Herrmann Scheer befinden wir uns aktuell in der Endphase des Kampfes der Systeme. Und die ist leider nicht schön.
Ich würde die Power2Liquid-Variante von vornherhein eher begrüßen als die Umwandlung 2Gas und dann noch weitere Wirkungsgradverschlechterungen von Gas2Liquid. Man kann Wasserstoff sehr leicht und effizient in Methylalkohol umwandeln, mit dem man heizen und auch fahren kann, dezentral. Gas und künstliches Erdöl verbrennen unter normalen Temperaturen auch nicht vollständig und wir hätten ein weiteres Abgasproblem. Alkohol verbrennt ohne Probleme vollständig und die Motoren dazu gibt es in Südamerika schon in Serie. Die „günstig“ produzierten Solarzellen funktionieren in der Sahara wegen der Hitze entgegen Leschs Behauptung nicht, wenngleich sein Vorschlag, mit Parabolspiegeln Dampf zu erzeugen gut ist. Die ganzen Ideen von Herrn Quatschning von wegen Gasnetz sind nur dazu da, die Verbraucher von einem zentralen Energieversorger abhängig zu machen, deshalb wird er auch so hochgejubelt. Und anstatt PV auf den Fassaden würde ich sie bepflanzen, das ist billiger, ergibt Alkohol und hat den selben Wirkungsgrad. Ich habe ausgerechnet, dass bei vollflächiger Begrünung der Fassaden im Schnitt die doppelte Menge an Energie (Alkohol) erzeugt wird wie für das Heizen des Hauses benötigt wird. Und unsere Psyche sowie das innerstädtische Klima danken uns die Begrünung auch.
Guter Beitrag, lässt jedoch leider außer acht, dass die Herstellung und Speicherung von H2 enorme Energiemengen benötigt und sich etliche Materialen aufgrund der Diffussionseigenschaften von H“ nicht als Speicher eignen.
Zum Thema „Grundlast möchte ich ebenfalls auf die Folge 7 des FullyCharged Podcasts hinweisen. Hier spricht Robert Llewellyn u.a. Über DEN Tesla-Speicher im Australischen Stromnetz und dessen verblüffende Leistungsfähigkeit, die weit über konventionelle Kraftwerke und Grundsicherung hinaus geht (Blitze). Lithium Batterien sind einfach so extrem schnell und könne in unter 1 Sek. mehrere MW zur Verfügung stellen. (https://www.fullychargedshow.co.uk/podcastarchive/ep7)
Vielen Dank, Olaf Disselkötter