Last Updated 20. Februar 2024
Der einäugige Blick auf die Solarpleitewelle.
Wer in letzter Zeit Bundestagsreden gehört hat, kratzt sich den Kopf und fragt sich, wie verlogen kann dieses Land eigentlich mit dem Thema Solarpleitewelle noch umgehen? Aber er fragt sich auch, weshalb, ist nicht längst der Startschuss gefallen, endlich die Dächer vollzumachen? Und er fragt sich, wenn wir die Dächer vollmachen wollen, weshalb gibt’s dann nicht eine neue Initiative, um Solarfabriken in Deutschland zu bauen…. Der verschämte Blick auf die Solarenergie.
Die größte Pleitewelle der Nachkriegszeit.
In den erwähnten Bundestagsreden wird sehr vorsichtig um die wohl dunkelste Pleitewelle herumgeschippert, um es dann genauer zu sagen, sie wird nicht thematisiert, diese größte Pleitewelle, die die Bundesrepublik je gesehen hat. Aber um das dann auf den Punkt zu bringen: Wurde diese Pleitewelle denn überhaupt gesehen? Haben Medien darüber ausgiebig geschrieben? Die Antwort heißt schlichtweg NEIN.
Damals sind 100.000 Arbeitsplätze in der Solarbranche vernichtet worden, und das aufgrund von Machenschaften, die man der CDU/CSU/FDP zurechnen muss. Das allein ist schon schlimm genug, denn heute fehlen diese Leute schlichtweg für einen beschleunigten Ausbau der Energiewende. Nur, die Sache hat ganz andere Hintergründe und sie hatte Auftraggeber, die sehr hart und mit unlegalen Mitteln daran gearbeitet hatten, dass alles so kam, wie es kommen musste, oder anders gesagt, alles beim alten blieb, damit ihr Geschäft nicht kaputtgeht.
Während noch bis 2010 durchaus positiv über Solarenergie gesprochen wurde, drehte sich nach der Kampagne der INSM der Wind. Lobbypedia hat den Fall erst einige Jahre später aufgedeckt. Die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) hatte zusammen mit der Agentur Serviceplan Public Opinion eine Kampagne entworfen, deren Ergebnis es war, dass nun die Solarenergie mit einer Neiddebatte überzogen wurde. „Nur die Reichen können sich Solarenergie leisten und das wird auch noch bezuschusst“, hieß es ab da. Sozial war an der Kampagne gar nichts, denn selbst wenn man einen Kredit zur Anschaffung einer Anlage aufnehmen musste, lohnte es sich, die eigne Solaranlage aufs Dach bauen zu lassen.
Unsozial war die INSM.
Bei der Kampagne ging es um eine bewusst inszenierte, Verbrauchertäuschung, Öffentlichkeitstäuschung und Politikertäuschung. Zur Aufdeckung von Lobbypedia muss dann auch noch gesagt werden, dass die Presse und die Sender hier ein unglaubliches Trauerspiel abgeliefert haben, sie haben schlichtweg gar nichts berichtet. Die Aufklärung darüber, dass deutsche Stromkonzerne mit geschickten Täuschungsmanövern die Solarbranche schlichtweg vernichtet haben, fand nicht statt, nicht einmal ansatzweise. Ebenso nicht, wie die Einordnung, dass es sich nicht um die Pleiten einzelner Solarfirmen handelte, sondern um die Vernichtung einer ganzen Branche. Es ging genauso aber darum, die positive Entwicklung der Preisentwicklung bei der Photovoltaik in den Hintergrund zu drängen, denn damals war es schon absehbar, dass Solarstrom auch bald ganz ohne Förderung auskommen würde.
Während man monatelang in den Medien über die Pleite der Drogeriekette Schlecker im Jahr 2012 bis in die kleinsten Details berichtete, bei dem es um 24.000 Arbeitsplätze bundesweit ging, hörte man nur vereinzelt von er Pleite von wenigen einzelnen Solarunternehmen, wie z. B. von Q.Cells, bei denen es um ca. 2000 Mitarbeiter ging. Gern hatte ist man auch über die Firma Solarworld und über deren Gründer Frank Asbeck hergezogen, der recht großspurig mit seinem Vermögen dass er mit seiner Firma gemacht hatte, umgegangen ist. Selbst in 2017 regt sich der Energiepolitische Redakteur und Schmutzfink der WELT , Daniel Wetzel, über Asbeck auf, nicht aber über die inszenierte Solarpleitewelle. Es kann es nicht einmal einordnen. Und das war nicht der erste Artikel, in dem er gegen die Solarbranche hetzte.
Tina Ternus vom photovoltaikbuero Rüsselsheim hatte alles als erste aufgedeckt.
Wie wird heute über die Solarenergie geredet?
Hier wörtliche Aussagen in der Bundespressekonferenz am 8. Juli 22:
Susanne Ungrad ist Pressesprecherin für die Bereiche Klima- und Energiepolitik und maritime Wirtschaft in der Bundespressekonferenz.
Frau Ungrad auf die Frage, „80% der Photovoltaikanlagen aus China kommen, manche Komponente zu 95%, besteht da nun nicht ein neues Risiko der Abhängigkeit in dieser Energiequelle, analog der Gasabhängigkeit zu Russland. Will man nun den Niedergang der deutschen Solarindustrie nicht rückgängig machen“? Frau Ungrad antwortete: „Es gab ja früher eine Solarindustrie in Deutschland, die aus Gründen, die bekannt sind, ist sie ins Ausland gegangen, zum größten Teil, es gibt sie ja in zum Teil noch in Deutschland auch, es ist ja nicht so, dass alles aus China kommt. Wir sehen natürlich das Problem und wollen uns ja auch, das sehen wir ja auch bei Energieimporten, vom Ausland immer mehr unabhängig machen, das gilt natürlich auch für China. Ich kann ihnen jetzt von konkreten Plänen des Aufbaus einer Solarindustrie und Förderung nicht berichten. Aber für die Minister ist es schon wichtig, hier auch Gespräche zu führen und Anreize zu setzen in Form von, wo kann man sich niederlassen, lohnt es sich jetzt hier in Deutschland so eine Industrie aufzubauen…“
Wir sehen, die Frau stammelt herum und hat eigentlich keine Ahnung. Zum einen geht es bei der Photovoltaik nicht um Energieimporte, sondern um den Import von Energieerzeugungsanlagen, die keine weiteren Energierohstoffe brauchen. Zum anderen halten Photovoltaikanlagen länger als 30 Jahre und weiter noch ist China nicht der einzige Hersteller. Weltweit gibt es gerade im asiatischen Raum mehrere Hersteller. Schlimmer ist aber, die Solarindustrie in Deutschland ich nicht wegen chinesischer Billigimporte pleite gegangen. Aber diese Geschichte würde hier zu weit führen. Ich hebe sie mir auf.
Siehe auch:
#eegParadoxon – Der erfundene Sündenbock – Wie Stromkonzerne die Bürger täuschten
Sonnige Grüße
Klaus Müller
Blogger für Klimaschutz und Energiewende
Energiewende-Rocken und eemag
Nachtrag: Dieser Artikel hatte eine durchaus positive Resonanz in den sozialen Medien und hat stellenweise immer wieder eine Frage aufgeworfen, vor allem aus den Reihen derjenigen, die sich aus welchen Gründen auch immer sowieso mit dem Thema beschäftigt hatten. Hier ein typisches Beispiel:
R. O. schreibt:
Genau so ist es! Allerdings lief die Geschichte nicht ganz so unter dem Radar, wie in dem Blog geschildert. Mir und vielen, dies es wissen wollten, war schon seit Jahren bekannt, dass die deutsche Solarbranche bewusst und mit sowohl krimineller als auch politischer Unterstützung von CDU/CSU und FDP sabotiert und vernichtet wurde. Und dass dabei 5x mehr Jobs in Deutschland vernichtet wurden, als in der gesamten Kohlebranche existieren.
Meine Antwort:
Es geht hier um die Öffentlichkeit und um die veröffentlichte “Meinung” in den Medien. Tatsächlich muss man das, was Journalisten da zu den Hintergründen der Energiewende ablieferten und heute immer noch abliefern, als Meinung bezeichnen, mehr ist es schlichtweg nicht. Ich behaupte ja, dass die Öffentlichkeit es nicht wusste und wissen konnte. Man muss das tatsächlich sehr sauber trennen, denn das hat tatsächlich mit der Inkompetenz der Medien zu tun. Ich könnte nun hier gleich mehrere Linien aufzeichnen, und versuche die kurz zu skizzieren. Das ganze steht und fällt eben mit der Behauptung eine Energiewende könnte niemals nur mit Wind, Sonne, das bisschen Wasserkraft das wir in Deutschland haben und der Biomasse funktionieren.
Nehmen wir den Russlandkrieg und die Gasknappheit heraus, dann war allen klar, über den ausschließlichen Einsatz von Gas als Ausgleichsenergie geht es und das ist konsens in allen wissenschaftlichen Studien die ich kenne. Gaskraftwerke würden vor einem Blackout schützen, die anderen Kraftwerke werden nach und nach stillgelegt und die Erneuebaren vor allem in Form von Wind und Sonne ausgebaut werden. Wasserstoff, also PtG würde nach und nach aufgebaut, und zwar in Deutschland, sodass Gas dadurch ersetzt würde. Alle 3 Sektoren Wärme, Mobilität und Strom müssen dann in einem Sektor, dem Strom, münden. Strom wird dabei immer direkt genutzt, also durch den E-Antrieb, dem Fahren mit Akkus und nicht mit Wasserstoff. Der Bereich Wärme oder Heizen muss dann über Wärmepumpen laufen. Das alles gilt auch für den Bereich Industrie, wobei es wenige Posten gibt wo bei Hochtemperaturwärme doch der Wasserstoff zum Einsatz kommt.
Nun haben wir die Kohlelobby und damit auch Journalisten, die immer in Richtung Kohle argumentiert haben. Sie argumentierten natürlich auch immer mit dem Blackout. Und selbstverständlich haben alle Journalisten mit ganz wenigen Ausnahmen den Weg der Energiewende je verstanden. Allein das scheitert schon am technisch/physikalischen Unverständnis von Journalisten. Und das hat tatsächlich mit dem Berufsbild zu tun. Sie müssen keine Technik- oder Mathekenntnisse haben, sie müssen nur fehlerfrei schreiben können. Das ist leider nur so und nicht anders zu beschreiben.
Die nächste wichtige Linie waren die Kompliziertheit des Strommarktes und die komplizierten Förderungsregeln der Erneuerbaren Energien. Das #eegParadoxon ist nie verstanden worden, es gibt auch heute nicht mal einen einzigen Artikel in Wikipedia darüber. Ebenso ist der #Energiesystemkonflikt als generelles wirtschaftliches Existenzproblem des Energiemarktes nie verstanden worden (Hermann Scheer hat das beschrieben). Auch diesen Begriff finden wir heute noch nicht in Wikipedia.
Wenn man weiß, was sich hinter diesen beiden Begriffen verbirgt, dann weiß man, wie weit Journalismus noch von einer wirklichen aktuellen Aufklärung entfernt ist.
Insofern überrascht z.B. die Sendung des Presseclubs von gestern nicht. Die Öffentlichkeit fühlt sich gut informiert, Journalisten haben Probleme beschrieben, vor denen wir stehen und alle sind mit dem Journalismus zufrieden.
In Wahrheit war die gestrige Sendung aber immer noch die ganz normale Farce: Journalisten konnten die eigentlichen Probleme leider nicht erklären.
https://www1.wdr.de/daserste/presseclub/sendungen/klimapolitik-122.html
Quellen:
Vermeintliche Gewinner der Energiekrise. Windkraft- und Solaranlagenhersteller kämpfen ums Überleben
Bericht vom 25.05.2022
https://www.manager-magazin.de/unternehmen/windkraft-und-solaranlagenhersteller-kaempfen-ums-ueberleben-a-d01305b7-e08d-4e8e-87a9-f76f3eb0f988-amp
Volkswirtschaftlicher Irrsinn oder die dunkle Seite der Energiewende. Am 8. Jun. 2015 hatte ich das Ganze schon einmal behandelt. Seit dem hat sich nicht viel verändert.
Blick nach vorn nicht ständig zurück über die Schulter.
Was passiert ist kann man nicht mehr ändern, wir können es nur in Zukunft besser machen!