E-Auto – Strafzölle gegen China

Strafzölle der EU gegen China - E-Autos

Last Updated 26. Juli 2024

Für die ganz Eiligen: Hier könnt Ihr Euch den Beitrag auch anhören.

E-Auto – Strafzölle gegen China. Die EU hat vorläufige Strafzölle gegen chinesische E-Autos eingeführt.

Um es vorwegzunehmen, was sollen denn diese Strafzölle bei E-Autos gegen China bewirken? Blöder kann man gar nicht sein, denn zum einen verzögert man damit den notwendigen Klimaschutz, der gerade jetzt so sehr notwendig ist. Reichen die Klimaschutzmaßnahmen nicht aus, werden wir eine Welt erleben, die derart hohe Kosten bringen wird, dass alle Volkswirtschaften diese nicht mehr tragen können. Im Sinne des Klimaschutzes ist das also kontraproduktiv.

Zusätzlich sorgt man dafür, dass billige E-Autos nicht nach Europa kommen. Günstige E-Autos wären aber wichtig für die Akzeptanz dieser Mobilitätsform, weil sehr viele Leute sich gern ein bezahlbares E-Auto kaufen würden, denn sie wissen inzwischen, in den meisten Fällen ist die Reichweite überhaupt kein Problem. Obendrein aber haben sich jetzt sogar die deutschen Autokonzerne gegen diese Strafzölle ausgesprochen. Auch die europäischen Autokonzerne haben alle längst eingesehen, dass die E-Autos sich natürlich schnell durchsetzen werden und warten eigentlich nur auf ein “Go” aus der Politik.

Und mal ehrlich, wenn schon der Ex-VW-Chef Herbert Diess im Januar im Fokus zur Energiewende und zum Klimaschutz sagt: “Die Aufgabe der Energiewende wird in Deutschland total überschätzt”, dann sollte man doch besser überlegen, was hier schiefläuft. Er redet unter anderem davon, dass Strom schon bald „unglaublich günstig“ sein werde und im Überfluss verfügbar… “Ich war bis vor kurzem sehr optimistisch”, sagte er, “weil sich in der Tat weltweit viel bewegt und unglaubliche Investitionssummen in den Kampf gegen den Klimawandel fließen – in China, USA und Europa. Und weil sich zum Beispiel China extrem schnell bewegt. Vor allem aber, weil die neue CO2-freie Welt in vielen Bereichen leistungsfähiger und effizienter, ja sogar billiger wird. Energie, Mobilität, Wärmetechnik für das Haus… all das wird nach der Anfangsinvestition deutlich günstiger.” Zitat Ende.

Was sagt uns das dann? Ich gehe nicht davon aus, dass Herr Diess völlig daneben liegt oder spinnt. Ich gehe davon aus, dass die Politik und die Medien hier völlig versagen.

Alle deutschen und auch europäischen Autofirmen sind in einer Zusammenarbeit mit chinesischen E-Autoherstellern wirtschaftlich verbunden. Man produziert in China, aber man produziert zusammen auch in europäischen Ländern. Ein solcher Strafzoll kann also keine Lösung sein, er verschlimmert Probleme. Zum einen sind die deutschen Autokonzerne weiterhin spät dran mit der Einführung von eAutos, zum anderen bedienen sie nur das hochpreisige Segment in Deutschland und haben mit neuen Plattformen, wie z.B. VW große Schwierigkeiten in der Technik. VW hat unter anderem ein sehr großes Problem bei der digitalen Umsetzung und so verzögert sich alles.

Zum anderen war und ist Deutschland immer noch das Land der Verbrenner und das hat vor allem in der Meinungsmache in den sozialen Medien zu tun. Aber auch die öffentlich-rechtlichen Sender haben hier einen Bericht nach dem anderen “rausgehauen”, wie schlimm es doch mit dem Lithium in der Atacama sei. Dazu unten gleich etwas mehr.

Die deutschen Autokonzerne haben ihre Händler leider auch nie zu den E-Autos gedrängt und die Händler haben dementsprechend ihre Kunden ebenso niemals von einem E-Auto überzeugen wollen. Dennoch steht fest, ihre Verbrennermotoren stehen vor dem AUS. Elektroautos werden sich von allein durchsetzen. Das gehört nun mal dazu, wenn eine Disruption mit Skaleneffekten eine Technik gnadenlos billiger macht. Und in der Energiewende haben wir das in mehreren Bereichen erlebt.

Man muss eigentlich nur einmal ein Elektroauto zur Probe fahren. Das ginge z.B. wenn der Verbrenner mal wieder repariert oder gewartet werden muss, und die Werkstatt dann dem Kunden ein E-Auto zur Verfügung stellen würde. Ein freundliches, lachendes Gesicht ist das Ergebnis nach jeder Probefahrt. Wenn der Fahrer dann aussteigt und zu seinem Verblüffen dann eingesehen hat, er hatte eben nur gewaltige Vorurteile, das E-Auto ist angenehm zu fahren und beschleunigt enorm. Dann kommt man nach so einer Probefahrt sehr schnell ins Gespräch und damit ist dann “der Groschen gefallen”. Ganz klar, das Elektroauto ist die sehr ernstzunehmende Konkurrenz für den Verbrenner!

E-Autos sind nicht klimafreundlich – Das ist die alte Botschaft, die auch ein Hans-Werner Sinn, ehemaliger Chef des Ifo-Instituts, immer noch vertritt. Wenn aber der neue Chef dieses Instituts Dr. h.c. Clemens Fuest unseren Prof. Sinn, immer noch für einen fähigen Mann hält, dann bestätigt sich, was Herbert Diess sagte. Es herrscht ein vollkommen falsches Denken in unseren Köpfen. Und beim E-Auto ist es das Thema Herstellung und Bau der Akkus, die nicht umweltfreundlich wären und am Anfang einen erheblichen Umweltrucksack mit sich trügen. Lithium ist dabei das große Thema. Wir bekommen es zum größten Teil aus Australien und zu einem wesentlich kleineren Teil aus Südamerika. Das hatten die Fernsehsender allerdings so nicht berichtet. Sie redeten immer nur von Südamerika. In Australien wird das Roh-Mineral aber umweltfreundlicher abgebaut und ist billiger, weil es einen höheren Lithiumgehalt hat.

Die nahe Zukunft der Akkus im E-Auto wird aber nicht Lithium sein, denn es gibt bereits neue Forschungen mit wesentlich billigeren und umweltfreundlicheren Materialien. Die nahe Zukunft heißt Natrium und Kalium. Diese Materialien sind umweltfreundlich und haben eher einen positiven Impact. Dazu bitte die beiden Episoden im Batterie-Podcast anschauen. Da sitzen die Fachleute, aber in den Medien erfährt man bisher leider nichts davon.

Nun zu den Strafzöllen gegen chinesische Elektroautos, die am 5. Juli in Kraft getreten waren:

Aus Sicht der EU fördert China seine E-Autohersteller mit unerlaubten Subventionen und gefährdet den fairen Welthandel. Die deutsche Autoindustrie warnt aber davor – aus Sorge vor einem Handelskrieg. Viele Medien berichteten darüber und das Thema war auch in der Tagesschau.

Das Manager Magazin berichtete: EU führt vorläufige Strafzölle auf E-Autos aus China ein. Ob sie tatsächlich gezahlt werden müssen, ist noch offen. Für betroffene europäische Autobauer wie BMW oder Cupra, die in China Autos für den Export bauen, sucht Brüssel nach Ausnahmeregelungen.

Elektroauto-News schreibt: “EU führt umstrittene Strafzölle auf E-Autos aus China vorläufig ein. Die Europäische Kommission hat bekanntgegeben, dass die angekündigten Strafzölle auf chinesische Elektroautos tatsächlich eingeführt werden. Wie das Manager Magazin berichtet, handelt es sich aber um eine vorläufige Regelung. Ob die angesetzten Summen tatsächlich abgeführt werden müssen, sei noch nicht sicher. Um die Pläne seitens der EU gibt es seit Wochen heftigen Streit innerhalb der Automobilindustrie. Viele europäische Autobauer lehnen diesen Schritt ab und bezeichnen das Vorgehen als gefährlichen Protektionismus.
Dass die Strafzölle nun zumindest erst einmal Gültigkeit besitzen, ist auf eine dementsprechende Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union zurückzuführen. Zitat: “Die vorläufigen Zölle sind das Ergebnis einer Untersuchung der EU-Kommission. Diese ergab, dass die gesamte Wertschöpfungskette für Elektroautos in China stark subventioniert wird und durch die Einfuhren chinesischer E-Autos eine klar voraussehbare und unmittelbar bevorstehende Schädigung der Industrie in der EU droht”, heißt es.
Offenbar soll dieser Schritt vor allem auch dazu dienen, in den Verhandlungen mit China mehr Druck zu erzeugen. Das Manager Magazin schreibt: “Die endgültige Einführung der Strafzölle soll innerhalb von vier Monaten erfolgen, wenn China nicht noch überraschende Zugeständnisse macht. Bis dahin müssen die Zölle noch nicht gezahlt werden, sondern nur Sicherheitsleistungen für sie hinterlegt werden.” Die EU fordert von China das Ende von vermeintlich wettbewerbsverzerrenden Subventionen auf den Bau von Elektroautos, womit diese in Europa im Schnitt 20 Prozent günstiger als die Konkurrenz-Modelle angeboten werden könnten. Zitat Ende.

Es scheint so, als wenn Ursula von der Leyen noch nie das Wort Disruption gehört hat.  

Zwar heißt es, die Maßnahme wäre auf 4 Monate begrenzt und wenn China entsprechend reagiert, würde man sie wieder wegnehmen. Allerdings reagiert China eben nicht entsprechend und das mit gutem Recht, denn eine Disruption kann man nicht verhindern, man kann sie behindern, aber das wird immer nach hinten losgehen. Beispiele für disruptive Entwicklungen gibt es genug und die Politik sollte aufhören sich wie ein wütender Teenager zu verhalten. Schreibt man heute bitte noch mit Schreibmaschinen? Es gab z.B. den Beruf des Pferdekutschers, wird der heute noch gebraucht um die Wirtschaft am Laufen zu halten? Die CD löste die Schallplatte ab, und zwischendurch gab es noch Kassettenrekorder. All diese Dinge sind den Disruptionen zum Opfer gefallen.

Aber es geht ja mit dem weltweiten Handel mit China weiter. Viele Menschen bestellen heute bei Amazon. Ich wohne auf dem Dorf und manchmal bestelle ich dort auch und bin verwundert über die überaus große Auswahl und die meist gute Qualität. Sicherlich bekommt man über andere Online-Händler wie Temu auch vollkommenen Schund zu absoluten Billigpreisen geliefert. Nur Billigläden haben wir auch in Deutschland. Und für mich kann ich sagen, die Geschäfte in meiner Kreisstadt können gegen Amazon längst nicht mehr mithalten und ein Großteil der Sachen von Amazon kommt tatsächlich aus China. In meiner Kreisstadt haben wir dagegen ein Ladensterben, so wie das auch in anderen Städten ist. Auch das ist eine Entwicklung, die niemand verhindern kann.

China ist keine Demokratie, aber in Sachen Umwelt- und Klimaschutz hat sich China enorm verbessert. Dass da noch Luft nach oben ist, steht nicht infrage, aber der EU geht es auch nicht um Umweltschutz, sondern um den Vorwurf es würde Preisdumping geben. Aber weshalb beschwert sich dann ausgerechnet auch die deutsche Autoindustrie über diese Strafzölle? Und um eventuelle Vorwürfe von vornherein abzuwürgen, nein, ich mache hier keine bezahlte Werbung für Amazon noch bin ich ein Xi-Jinping-Versteher.

Eine Disruption endet immer mit dem Aussterben des alten Produkts und meist mit dem Aussterben der Herstellerfirmen.

Alte Techniken müssen dabei immer neuen Techniken weichen. Wenn man das ignoriert und an den alten Techniken festhält, wird man zu den Verlierern gehören. Allerdings können falsche politische Entscheidungen manchmal auch dazu führen, dass ein Land eine Entwicklung ausbremst in dem guten Glauben, man müsse die Beschleunigung einer Entwicklung verlangsamen, aus welchem Grund auch immer. Dieses Kapitel hat Deutschland mit der Solarindustrie erlebt. Ich habe darüber schon sehr früh auf diesem Kanal berichtet und glaube, ich war einer der ersten, die über Hintergründe der Vernichtung der deutschen Solarfirmen die wichtigen Fakten verbreitet hat. Schlimm daran ist der Verlust von 100.000 Arbeitsplätzen, aber auch der Komplettausfall der Medien, die erst viele Jahre später durch einen Bericht in der Satiresendung, “Die Anstalt” für eine Richtigstellung sorgte.

Die Vernichtung der deutschen Solarindustrie hätte man damals verhindern können. Und heute wickeln sich die verbliebenen wenigen Reste dieser einstmals stolzen Solar-Nation von alleine ab. Die letzten verbliebenen Firmen machen grad pleite oder gehen in die USA, obwohl wir in Deutschland wieder eine neue Solarindustrie aufbauen könnten und vor allem können. Das technische Wissen und die Möglichkeiten hätten wir doch.
So wird auch eine wirtschaftliche Zukunft in neuen Technologiefeldern verhindert, weil man lieber auf Desinformationskampagnen hört, mit Nachrichten schludrig umgeht, oder wie Diess es sagte, die Hindernisse der Energiewende total überschätzt.

Schludrige Nachrichten

Verfolgt man die Berichterstattung zu den Strafzöllen in den letzten Tagen, dann stellt man fest, hier wurde sehr oberflächlich berichtet. Viele Dinge sind absolut unklar, Hintergründe wurden sehr wenig ausgeleuchtet, und Fragen, die sich einem förmlich aufdrängen, kamen erst gar nicht auf. Heute will ich nur eine Sache behandeln, die vielen anderen Fragen kommen in einem der nächsten Artikel, denn ich traue unseren Medien nicht zu, da wirklich nachzufassen. Sollte ich mich da irren, würde es mich aber sehr freuen, denn Journalismus muss einfach mehr können als oberflächlich zu berichten. Manchmal klappt das ja auch.

Wie hat China bisher reagiert?

Diese Frage wäre doch die Erste, die sich stellen würde, oder? Sie kam aber bisher von keiner deutschen Agentur. Microsoft Nachrichten brachte es gestern mit dem Hinweis, sie haben es von APA/Reuters. APA ist die österreichische Nachrichtenagentur und die hat den Beitrag bereits vor 2 Tagen gebracht. Ich zitiere die kurze Mitteilung ganz:

Chinesische Autohersteller kritisieren EU-Strafzölle.

Der Verband der chinesischen Autohersteller (CAAM) hat die vorläufigen Strafzölle der EU für subventionierte Elektro-Autos aus China kritisiert. Der Verband bedauere die Entscheidung zutiefst und halte sie für absolut inakzeptabel, teilte die Branchenlobby Samstag mit. Die Hersteller hätten mit der EU-Kommission bei der Frage chinesischer Subventionen zusammengearbeitet. Aber bei der Untersuchung seien Fakten ignoriert worden, Ergebnisse hätten von vornherein festgestanden.

Die umstrittenen EU-Strafzölle waren am Freitag vorläufig für vier Monate in Kraft getreten. Zusätzlich auf den Standardsatz von zehn Prozent wird ein Ausgleichszoll zwischen 17,4 und 37,6 Prozent erhoben. Allerdings werden die Gespräche zwischen beiden Seiten nach EU-Angaben fortgesetzt und die Zusatz-Zölle könnten auch wieder wegfallen. Die Kommission hat ihre Entscheidung mit unfairen Wettbewerbsvorteilen durch hohe Subventionen für E-Autos aus China begründet. Das gefährde die europäischen Autobauer und ihre Umstellung auf Elektromobilität. Zitat Ende.

Weshalb gehen deutsche Medien darauf nicht ein?

Im nächsten Artikel zu dem Thema werde ich Das Thema behandeln und klären welche chinesischen Hersteller davon betroffen sind, welche E-Autos in diesem Jahr in Europa erscheinen sollten, aber vermutlich nicht erscheinen werden, wie der Aufbau von neuen Technologien eigentlich wirtschaftlich, bzw. politisch unterstützt wird oder werden kann und ob man dafür tatsächlich “Subventionen” benötigt. Ein Thema werden auch Langzeitgarantien für Kredite zu diesem Aufbau sein.

Sonnige Grüße

Klaus Müller
Energiewende-Rocken


Quellen:

Prof. Lesch die Atacama-Wüste und das ZDF/Planet e – nachgehakt

Herbert Diess zur Energiewende: https://www.focus.de/earth/experten/ex-vw-chef-herbert-diess-im-interview-die-aufgabe-energiewende-wird-in-deutschland-haeufig-ueberschaetzt_id_260013381.html

Tagesschau: Vorläufige Strafzölle der EU auf E-Autos aus China: https://www.tagesschau.de/eilmeldung/zoelle-china-100.html

Manager Magazin: Kritik an Strafzöllen der EU “Das Risiko von globalen Handelskonflikten wächst”: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/eu-kommission-strafzoelle-auf-chinesische-elektroautos-stossen-auf-viel-kritik-a-3e8740b3-05cf-453d-9983-4d434c5acecc

finanzen.net: E-Auto Strafzölle gegen China: https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/verschiedene-zollsaetze-chinesische-e-autos-eu-strafzoelle-treten-in-kraft-byd-aktie-tiefer-13649579

 

 

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