Last Updated 19. Januar 2022
Erstveröffentlichung am
Der CO2-Zertifikatehandel ist weitgehend unbekannt, zumindest die Funktion und dessen Aufgabe. Das lässt dann leider auch viel Raum für Spekulationen. Klimaskeptiker und -Leugner rätseln. In Verschwörungskreisen wird wild spekuliert und andere versuchen sich ein halbwegs vernünfiges Bild zu machen, aber einfach ist das alles nicht. Und so reit sich eine Geschichte an die andere. Wie z.B. diese hier auf die ich im Jahr 2019 eine Antwort geschriben hatte. Aber es wird ja auch in 2022 sehr interessant und da kommen wir dann mehr auf die Realität zu sprechen.
Follow the money
Follow the money, oder Folgen Sie dem Geld(de). Das ist oftmals ein sehr guter Rat, wenn man wissen will, welche Interessen hinter einer Sache stecken. Aber es ist auch immer der erste Aufruf an alle Verschwörungstheoretiker und die finden dann oft sehr einfache Antworten, so wie wir das oben sehen. Und so reiht sich dann eine Verschwörung an die andere und das Weltbild wird immer flacher, statt runder. Ein Freund schreibt aktuell, da muss man dann aufpassen, dass sie nicht alle am rechten Rand der flachen Erde herunterfallen, und ich frage mich, wo fallen sie dann hin?
Es ist eben alles etwas komplizierter als sich das viele vorstellen und manchmal braucht es auch sehr viel Mühe, bis man sich überhaupt in eine Materie eingearbeitet hat. Deshalb mal ein kleiner Abriss, was es mit den CO2-Zertifikaten auf sich hat. Diesmal in Form einer direkten Antwort an den netten Herrn Verschwörungstheoretiker, der oben meinte, Greta Thunberg wäre da auch involviert, das muss ja dann eine reiche Göre sein. Um vorweg eine kleine Vorstellung zu vermitteln, der Emissionsrechtehandel hat in Deutschland und Europa eigentlich erstmals im Jahr 2005 in Deutschland begonnen. Das geschah aber in einem sehr klar abgetrennten Markt und sehr sonderbar war, dass dann jahrelang eigentlich nichts passierte und man noch nicht einmal merkte, dass nichts passiert. Das klingt absurd, ist aber nachweisbar. Soweit mein Spoiler und ganz unten dann mehr. Jetzt aber zur Antwort an meinen Verschwörungstheoretiker:
Antwort
Sorry, Herr XYZ, aber da haben Sie anscheinend etwas nicht verstanden. Was ist der CO2-Zertifikate-Handel denn? Kann man dabei auch spekulieren, ja? Ich versuch’s mal für Sie zu erklären. Die Aufgabe ist es zunächst den CO2-Verursachern einen Anreiz zu geben weniger CO2 auszustoßen. Dazu hat man für alle relevanten Firmen deren CO2-Ausstoß ermittelt, das geschah bereits in 2005. Die Überlegung war, die CO2-Zertifikate mit einem Nominalpreis zu versehen (ich glaube, es waren 20 € je Tonne). Dann aber ist da ein wirklich dummer Fehler gemacht worden. Die weitere Überlegung war es, die Zertifikate an die Firmen zu verschenken, das mit der Begründung, es würde sie ja sonst keiner kaufen und damit natürlich auch keiner mitmachen. Sicherheitshalber hat man nun auch noch etliche Zertifikate obendrauf gepackt, also mehr Zertifikate verschenkt, als CO2 ausgestoßen wurde. Und das war der entscheidende Fehler. Wer jetzt CO2 verursachte, musste dafür ein so viele Zertifikate haben, wie er mengenmäßig verursachte. Verursachte er mehr CO2 dann hätte er Zertifikate an der Börse erwerben müssen. Nur, es hatten ja alle genügend Zertifikate und damit waren die Zertifikate auch nicht begehrt, und entsprechend auch nichts wert. Diejenigen die weniger CO2 ausstießen, weil sie ihre Produktion durch technische Maßnahmen verbesserten, hätten Ihre Zertifikate verkaufen können, aber zu welchem Preis? Richtig, der Börsenpreis für die Zertifikate krachte in den Keller, weil eigentlich gar kein Handel zustande kam. Jede Firma hatte ja genug Zertifikate. Und das ging dann eine ganze Reihe von Jahren so und irgendwie stiegen die Preise aber nicht wirklich, sondern dümpelten so vor sich hin.
Korrektur
Erst 2017, also geschlagene 12 Jahre später hat man sich dann endlich eines besseren besonnen, und ist zu dem zurückgekehrt, was man von Anfang an geplant war, aber nie durchgeführt wurde, man hat einfach ein paar Zertifikate aus dem Markt genommen. Und genau dieses Mittel ist der Hebel gewesen um den Markt in Gang zu bringen aber ihn auch später zu verschärfen. Was dann passierte ist leider auch nur von wenigen registriert worden, aber es passierte etwas ungewöhnliches nicht nur im Zertifikatehandel sondern auch an einer anderen Börse. Die Preise stiegen sowohl für die Zertifikate als auch die Strompreise stiegen an der Strombörse. Das ist nun ein völlig anderer Markt, den man auch verstehen muss, denn wenn hier von einer Börse die Rede ist, dann muss man sagen, das gilt nur sehr eingeschränkt, die Strombörse ist ein Handelsplatz mit sehr ungewöhnlichen Regeln.
Seit 2010 litten die Preise an der Strombörse oder genauer, die Erneuerbaren litten unter den niedrigen Strompreisen an niedrigen Einnahmen. Immer wenn die nämlich viel Strom lieferten sank der Strompreis und war besonders niedrig. Wer z.B. doppelt so viel Strom ablieferte wurde nicht nur damit bestraft, dass er nicht mal den halben Strompreis für den Strom bekam, sondern wenn er dann noch mehr Strom ablieferte bekam er am Ende auch mal fas gar nichts. Das kann in wird leider auch niemals Sinn für die Erneuerbaren Energien sein, dass deren Strom über solche Mechanismen verramscht wird. Dann müssen wir auch keine Erneuerbaren Energie weiter ausbauen, wenn alle Anreize ins Gegenteil verkehrt werden. Das führte zu zwei Dingen…
a. Die Erneuerbaren erzielten Mindereinnahmen und deshalb musste die EEG-Umlage ständig erhöht werden (das nennt man das EEG-Paradoxon – und leider ist auch das völlig unbekannt und wurde von den Medien verschwiegen)
b. Es herrschte nun ein ständiger Exportüberschuss beim Strom und zwar rund um die Uhr 24 am Tag, 7 Tage die Woche und 365 tage im Jahr, mit außerordentlich wenigen Ausnahmen. Auch das ist nicht bekannt und es wurde ständig von Gegnern der Energiewende das Gegenteil behauptet, wir würden ständig Strom importieren, damit in Deutschland die Lichter nicht ausgehen. Das kann man aber nachweisen, dass das nicht stimmt und es ist ab 2011 sehr gut dokumentiert in vielen Online-Plattformen.
Erste Besserung
Mitte 2018 machten sich nun die fehlenden oder die teureren Preise für die Zertifikate vor allem bei Betreibern alter Kohlekraftwerke bemerkbar. Das Ergebnis war nun einfach. Sie schalteten ihre Kraftwerke öfter mal ab. Statt dessen wurden die vorhandenen Gaskraftwerke wieder hochgefahren, denn die lohnten sich nun wieder mit dem etwas höheren Strompreis. Auch hat man nun öfters mal wieder Strom importiert, was bis dahin ja kaum vorkam für den eigenen Bedarf. Ein weiteres Ergebnis war dann natürlich, dass die Erneuerbaren höhere Einnahmen erzielten und damit die EEG-Umlage für 2019 ein klein wenig gesenkt werden konnte. Auch diese Meldung hat kaum den Weg in die Medien gefunden.
Jetzt funktioniert es?
Lange Geschichte kurzer Erklärung. Nein, es funktioniert nicht, wie man an der nächsten Grafik sehen kann – Spekuliert wird in kommenden Zeiten mit den Zertifikaten sicherlich sehr viel mehr. Nur scheint mir hier lange nicht alles bedacht worden zu sein. Man hatte von 2018 bis jetzt zwar genügend Zeit aber dennoch hat man keine Erfahrung mit den Lenkungsoptionen des Instruments sammeln können. Jetzt z.B. führen unverhofft steigende Gaspreise zu völlig unkontrollierbaren Strompreisausschlägen an der Strombörse.
Gas- und Großhandelspreis auf Rekordhoch, berichtet dazu die Tagesschau am 19.11.2021
Wenn nun aber alleine der CO2-Handel das Mittel für den Ausbau der Energiewende werden soll, die EEG-Umlage abgeschafft, also nicht mehr von den Stromkunden getragen werden soll, wass ja richtig ist, denn die wurden übermäßig durch die Umlage belastet, dann stellt sich ganz klar die Frage, wie will man denn diese Entwicklungen in den Griff bekommen?
Jede Solaranlage und jedes Windrad bedeutet weniger Öl, Gas einkaufen zu müssen und darauf kommt es an und es geht natürlich auch darum immer wenige Kohle zu verbrennen. Das bedeutet vor allem aber nach einer anderen Möglichkeit Ausschau zu halten, wie der Umgang mit Energie, und in dem Fall Strom, wirtschaftlich anders genahdhabt wird, denn wer sien Strom mit Sonne oder Wind selbst herstellt ist zu einem Teil bereits drausßen aud dem alten System.
Sonnige Grüße Euer Klaus Müller
energiewende-rocken und eemag
Tja und wenn es einige nicht mitbekommen haben, natürlich produzierten wir in 2020 und auch 2021 mehr Strom als wir importierten. Hier der Artikel dazu…
Wo erfahre ich den aktuellen CO2-Preis? https://ember-climate.org/data/carbon-price-viewer/
Emissionsrechtehandel – Wikipedia
Zitat: Grundidee – Die Grundidee für den Emissionsrechtehandel wurde 1966 von Thomas Crocker, einem Ökonomie-Doktoranden an der University of Wisconsin–Milwaukee erdacht.[1] Er argumentierte, dass Selbstorganisation durch Handel zu den besten Resultaten für alle Akteure führen würde.[2] J. H. Dales schlug in seinem Buch Pollution, Property and Prices vor, einen Markt für Verschmutzungsrechte einzurichten, um Gewässerverschmutzung durch Industrieabwässer zu begrenzen.[3] Dafür muss zuerst eine Obergrenze für bestimmte Emissionen (z. B. Kohlenstoffdioxid, Schwefeldioxid, Stickoxid) innerhalb eines konkreten Gebiets (regional, national, international) und eines konkreten Zeitraums (z. B. Kalenderjahr) politisch festgelegt werden. Dann werden, entsprechend dieser Obergrenze, sogenannte Umweltzertifikate ausgegeben, die zur Emission einer bestimmten Menge berechtigen.[4] Wird z. B. für eine bestimmte Region eine Obergrenze von 100 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid innerhalb eines Jahres festgelegt, so werden Zertifikate ausgegeben, die insgesamt zur Emission von 100 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid berechtigen. Diese Obergrenze kann in den folgenden Jahren schrittweise gesenkt werden. Da diese Zertifikate frei handelbar sind, wird der Preis für diese Zertifikate durch die Nachfrage bestimmt. Emissionen, die ohne Emissionsrecht erfolgen, werden mit einer Strafe belegt. Im englischen Sprachgebrauch spricht man auch von cap and trade.
Der entscheidende Vorteil
Der entscheidende Vorteil dieser marktorientierten Lösung besteht darin, dass nicht jeder Akteur die gleiche Menge an Verschmutzung einsparen muss. Ausschlaggebend ist nur das Gesamtergebnis aller Akteure. Es besteht ein Anreiz für diejenigen Akteure, denen die Einsparung besonders leicht fällt (welche die geringsten Reduktionskosten haben), ihre Emissionen am stärksten zu reduzieren. Oder anders ausgedrückt: Es können durch den Handel diejenigen Akteure mit den geringsten Reduktionskosten die Emissionsreduktion jener Betriebe übernehmen, für welche die Reduktion sehr teuer wäre. Im Ergebnis bedeutet dies, dass unter der Annahme vollständiger Konkurrenz eine gewünschte Reduktionsmenge kosteneffizient erzielt werden kann (ökonomisches Minimalprinzip). Der Emissionshandel ist dabei aus Sicht der ökonomischen Theorie ebenso kosteneffizient wie eine Umweltabgabe. Er ist in der Regel deutlich effizienter als ordnungsrechtliche oder planerische Instrumente der Umweltpolitik, denn der Staat hat in der Regel nicht die notwendigen Informationen über Vermeidungskosten der Unternehmen, um ordnungsrechtliche Eingriffe in optimaler Höhe vorzunehmen. Im Fall des Emissionshandels benötigt er diese Informationen nicht.[4] Durch den Emissionsrechtehandel können die Marktpreise für bestimmte Produkte steigen. Dadurch erhalten die Verbraucher entsprechende Signale zum sparsamen Umgang mit umweltschädigenden Produkten.