Kobalt und Kongo – das gespielte Mitleid 1

Bild Tesla

Last Updated 27. November 2020

Ich kann es nicht mehr hören. E-Autos haben die Schuld am Leid der Kinder im Kongo. Dass dieses Meme sowieso immer nur die halbe Wahrheit war, dürfte so manchem mitdenkenden Menschen schon klar geworden sein. Wir kennen die Bilder alle von Kindern die in Erdlöchern nach Kobalt graben. Kobalt bringt viel Geld, davon verschwindet die Kinderarbeit im Kongo aber nicht. Sie verschwindet auch nicht, wenn wir an andere Produkte als das E-Auto denken.

Kinderarbeit im KongoWas ist mit den Billigklamotten die wir in den Billigläden kaufen? Man kann sehr viele weitere Beispiele finden. Hier eines, das den meisten völlig unbekannt sein wird:

Wikipedia: “Die österreichische Hilfsorganisation Jugend Eine Welt verweist auch auf Kinderarbeit in der Feuerwerksindustrie in Indien. Kinder und Jugendliche hantieren mit gefährlichen und hochgiftigen Stoffen, die schwere gesundheitliche Folgen haben. Bisher existiert jedoch noch kein Gütesiegel für Feuerwerkskörper.”

Zurück zum Kobalt. Aber was immer noch zu wenige wissen, Kobalt ist eines der wichtigsten Metalle in unserer modernen Welt. Die Anwendungen sind vielfältig. Kobalt braucht man für Superlegierungen (Ni, Co, Verwendung des Rohstoffs Kobalt. Quelle BGRFe, CR), Hartmetalle, Hochleistungsschnellschnittstahl, als Färbemittel bei Glas Email, Plastik, Keramik, Künstlerfarben, Textilien. Zur Herstellung von, Magneten und Katalysatoren, auch um Benzin zu entschwefeln, wird es gebraucht. Es wird als Zusatz bei Futtermittel, in der Biotechnologie, zum Eloxieren, bei Aufnahmemedien, in der Elektrolyse, als Adhäsionsmittel für Reifen und Trocknungsmittel für Farben und Seifen eingesetzt.

Auch dafür …

Auch dafür schuften kleine Kinder im Kongo. Sie suchen nicht gezielt nach Kobalt, sie suchen nach Bodenschätzen und der Kongo ist reich davon. Aber dieser Reichtum hat nicht für Wohlstand im Kongo gesorgt. Wir berichteten darüber.

Was wäre denn aber, wenn es das E-Auto nicht gäbe oder die Nachfrage nach Kobalt für Akkus wegbrechen würde? Das Elend würde bleiben. Nun ist plötzlich eine Meldung in den Medien aufgetaucht die viel zu wenig Beachtung fand. Die Nachfrage von Seiten der E-Autohersteller ist eingebrochen. So sehr, dass der Preis beim Kobalt gewaltig fiel.

“Zwischen 2016 und 2018 vervierfachte sich der Kobaltpreis, und die globale Förderung stieg um fast die Hälfte.”, schrieb die TAZ (der Artikel ist absolut lesenswert).

Inzwischen verdüstern sich die Perspektiven. Die internationalen Kobaltpreise sind von ihrem Spitzenniveau von 95.000 US-Dollar pro Tonne im März 2018 auf aktuell rund 26.000 Dollar gefallen, Tendenz sinkend.

Und das hat folgende Ursachen…

Der Boom des wichtigstens Rohstoffs für E-Autos (…) ist vorbei. (…) Die Diskussion über Kinderarbeit in Kongos Minen und über unzumutbare Arbeitsbedingungen befördert die Entwicklung zertifizierter, teurerer Handelsketten und treibt Abnehmer in die Suche nach Alternativen. BMW verkündete im April den Verzicht auf kongolesisches Kobalt zugunsten von australischem und marokkanischem.

(…) Chinas Industrie hält gigantische Lagerbestände. Batterien werden kleiner und leichter, der Rohstoffbedarf sinkt. Als Investorenliebling hat Kobalt ausgedient.

Die Hoffnungen der 80 Millionen Kongolesen auf bessere Zeiten dank des globalen Kobaltbooms haben einen herben Dämpfer erlitten. Mutanda, die größte Kobaltmine der Welt im Süden der Demokratischen Republik Kongo und ein Motor der Rohstoffwirtschaft des Landes, macht dicht. Ein entsprechendes Schreiben des Mehrheitseigners Glencore geriet am Dienstagabend an die Öffentlichkeit.

„Leider“, so zitiert die Finan­cial Times aus dem ­Schreiben, „ist die Mine langfristig nicht mehr wirtschaftlich.“ Als Gründe nannte Glencore, ein ursprünglich schweizerisches Rohstoffunternehmen mit globalen Minen- und Handelsinteressen, den „erheblichen Rückgang des Kobaltpreises, gestiegene Inflation bei einigen unserer Produktionskosten – vor allem Schwefelsäure – und die zusätzlichen Steuern des (kongolesischen) Bergbaugesetzes“.

Auch andere E-Autohersteller haben sich aus dem Kongo zurückgezogen und natürlich haben alle den Anteil an Kobalt für die Herstellung ihrer Akkus gesenkt oder werden aufgrund des Preises nachziehen.  Tesla hatte es vorgemacht.

… die Entwicklung geht weiter

Im Teslamag lesen wir…

Tesla will in der nächsten Akku-Generation überhaupt kein Kobalt mehr verwenden, sagt Musk

Erst vor wenigen Wochen haben wir darüber berichtet, dass ein deutsches Ingenieursbüro das Model 3 zerlegt und die Herstellungskosten des Fahrzeugs mit 28.000 US-Dollar beziffert hat. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist jedoch, dass die Kathoden der im Tesla Model 3 verwendeten Panasonic-Zellen nur noch zu 2,8 Prozent aus Kobalt bestehen. Damit hätte Tesla einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil, denn aktueller Stand der Technik seien bisher acht Prozent Kobaltanteil.

Obwohl die Information nun seit zwei Wochen bekannt ist, hatte das Nachrichtenmagazin Forbes vor zwei Tagen einen Bericht veröffentlicht, der die Abhängigkeit Teslas von Kobalt thematisierte. Kobalt sei demnach einer der Hauptkomponenten in Tesla-Akkus und könnte aufgrund der schwierigen Beschaffung möglicherweise zur „Achillesferse“ für die Model 3-Produktion werden.

Elon Musk nahm diesem Bericht jedoch ziemlich schnell den Wind aus den Segeln, denn der CEO erklärte, dass die Akkus des Model 3 aus weniger als drei Prozent Kobalt bestehen. Zudem fügte er hinzu, dass man in der nächsten Akku-Generation überhaupt kein Kobalt mehr nutzen wird.

So, liebe Freunde, was wird denn nun aus dem Kongo? Wird man immer noch Mitleid heucheln, wenn das Thema Kobalt und Kinderarbeit für Elektroautos längst gestorben ist? Eigentlich ist gespieltes Mitleid die wirklich schlimmere Sache.

Sonnige Grüße

Euer Klaus Müller

 


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Ein Gedanke zu “Kobalt und Kongo – das gespielte Mitleid

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    Viehstaedt

    An dem Kobalt Run und der Kinderarbeit haben nur Milizen verdient die Kinder und Erwachsene für sich schuften ließen um ihre Kriegskasse zu füllen.
    Tesla bezieht sein Lithium und Kobalt aus Kanada.