Elektromobilität als Sündenbock? 8

Gerhard

Last Updated 9. August 2021

Heute mit einem Gastbeitrag von Gerhard Hoeberth

Elektromobilität als Sündenbock

Dazu eine Vorbemerkung:
Das Jahr 2018 ist vorüber und hat auf dem Gebiet der Mobilität einige Anzeichen gebracht, die ganz klar darauf hindeuten, dass der Wechsel vom Verbrenner zum E-Auto sich möglicherweise viel schneller vollziehen wird, als manche es wahrhaben wollen. Einige Menschen haben das bereits viel früher gemerkt und zeigten in Vorträgen und Büchern, dass dass Elektroauto schon in naher Zukunft den Verbrennungsmotor ablösen wird.

Dieser Wandel steht  für Andere noch in den Sternen und sie glauben nicht, dass ein Auto mit einer geringen Reichweite, dass man nicht innerhalb weniger Minuten betanken (aufladen) kann sich jemals überhaupt durchsetzen kann. Diese Ansicht wurde in den letzten Jahren verstärkt über die Medien transportiert. Neben den hohen Kosten, sind auch Themen wie Umweltfreundlichkeit der Akkus sowie der Abbau für deren Rohstoffe, in in den Fokus gerückt worden. Und mit einem Mal,  steht der Hoffnungsträger, in einem ganz miesen Licht da und immer mehr Menschen glauben, gegen das Elektroauto zu Felde ziehen zu müssen, weil dessen Umweltbilanz nicht stimmt, Akkus giftig sind, die Rohstoffe zu den seltenen Erden gehören und vieles vieles mehr.

Wir haben uns in unserem Blog schon sehr früh damit auseinander gesetzt und immer versucht aufzuklären, aber jetzt wird das Gebrüll immer lauter. Gleichzeitig zeigen Firmen, denen man es niemals zugetraut hat, dass sie jemals etwas werden können und schon gar keinen Einfluss auf Weltkonzerne wie VW und Mercedes haben könnten, wie Autofahren heute neu definiert wird.  Tesla hat die großen in der Branche vor sich her getrieben und allerorten erscheinen Neuvorstellungen, die nun elektrisch fahren und die man Teslajäger nennt. Man will also beweisen, dass man Autos bauen kann die mit denen von Tesla mithalten können und besser sind. Und damit soll Ruhe sein im oberen Segment. Währenddessen beginnt im mittleren Segment im Frühjahr die Auslieferung des Model 3 von Tesla und damit steigt Tesla in den Massenmarkt ein. Schon jetzt ist man in der Lage annähernd 500.000 Tesla im Jahr zu fertigen, in diesem Jahr will man auf die Million hinarbeiten.

Dass aber in China eine weiteres Elektroauto-Wunder passiert, wollen Medien auch noch nicht so gern berichten, so scheint es. Vor allem glauben Viele, in China kann man keine Autos bauen die mit deutschen Autostandards jemals mithalten werden können. Um es vorwegzunehmen, doch es wird sie geben und China ist übrigens der Zweite in der Riege, der die Weltkonzerne vor sich hertreibt, und zwar jetzt schon. Am 1.1.2018 trat für ausländische Hersteller die Elektroauto-Quote in Kraft. Die hätte auch für deutsche Hersteller gelten sollen. Nur hatten unsere Bundeskanzlerin und Sigmar Gabriel es geschafft, diese Quote für die Deutschen Hersteller um ein Jahr zu verschieben, mit der Begründung, man könne noch nicht liefern. Und das Jahr ist herum. Wir werden darüber noch genauer berichten, die deutschen Medien haben so wichtige Meldungen aber ja geschickt unter den Tisch fallen lassen.

Und nun stehen deutschen Hersteller vor einer Mammutaufgabe. Allein VW muss, um vor den Strafbestimmungen dieser Quote ausweichen zu können, allein in diesem Jahr 400.000 E-Fahrzeuge verkaufen, denn jeder Hersteller muss 10% aller Fahrzeuge als E-Fahrzeug verkaufen.  Sonst setzt es Strafzahlungen. Ich höre schon die Stimmen im Hintergrund – was erlauben sich die Chinesen?

Nein, diese Quote war lang genug angekündigt, und nicht die chinesische Regierung hat sich da etwas erlaubt, sondern die deutschen Medien haben sich da etwas nicht für wichtig erachtet. Immerhin ist China für die deutschen Hersteller der größte Absatzmarkt in der Welt.

Aber jetzt zum heutigen Teil unserer kleinen Lord-have-Mercy Serie die den Titel “Elektromobilität als Sündenbock?” trägt. Diesmal ist es der erste Gastbeitrag von Gerhard Hoeberth, der einige Dinge aufklärt zu den Elektroauto-Akkus und den Rohstoffen auch im Vergleich zum Erdöl.  Zusammengetragen hat die Daten auch Joe Blue, die man beide in Facebook zu finden sind und beide sind Mitglied in der Gruppe Europäische Energiewende.

 

Beim Elektroauto werden plötzlich alle zu Umwelt- und Menschenrechtsexperten. Beim Verbrenner hat das bisher nie jemand getan. Wieso also plötzlich beim Elektroauto? Wer hat Interesse daran, dass das Elektroauto als Umwelt- und Sozialsünder dasteht?
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Wie ist das also mit den Elektroautos?

Sehen wir uns mal das mit den seltenen Erden an: Zu den »Seltenen Erden« gehören 17 verschiedene Elemente. Die Bezeichnung stammt aus der Zeit der Entdeckung dieser Elemente und beruht auf der Tatsache, dass sie zuerst in seltenen Mineralien gefunden und isoliert wurden. Einige der Metalle der »Seltenen Erden« kommen in der Erdkruste häufiger vor als beispielsweise Blei, Kupfer, Molybdän oder Arsen. Thulium, das seltenste stabile Element der Metalle der »Seltenen Erden«, ist immer noch häufiger vorhanden als Gold oder Platin.
Lithium und Kobalt gehören NICHT zu den Seltenen Erden.
 
Überhaupt muss man feststellen: Alles was im Akku ist, ist nicht selten. Lithium ist nicht selten, Kobalt ist nicht selten, alles andere auch nicht. Es muss nur mehr gefördert werden, die Reserven sind da und leicht erschließbar. Alleine Deutschland hat schon Reserven für 10 Millionen E-Autos. Das Lithium reicht aber für ALLE Autos weltweit für die nächsten 200 Jahre. Und da ist das Recycling noch nicht mit eingerechnet.
Lithium wird aber nicht nur in Akkus für Elektroautos verwendet. Sehen wir uns einmal an, wo Lithium überall verwendet wird:
Die Firma Primavera in Chile beispielsweise fördern Erdöl – und Erdgas. Die verbrauchen dafür jede Menge Wasser und vor allem Lithium! Lithium ist als Additiv in Treibstoffen und Heizstoffen, sowie Gasen. Ebenso in synthetischen- sowie Mineralölen und in Schmierstoffen! In Alu und Stahlschmelzen wird Lithium verwendet, in der Keramik und Glasindustrie und in der Medizin! Bei der Veredelung und Reinigung von Bunt- und Stahlblechen oder in der Lebensmittelindustrie zum Reinigen von Edelstahl!
 
Ja, der Lithiumabbau greift in die Natur ein, jedoch viel weniger als die Ölförderung. Leicht »vergisst« man auch zu erwähnen, dass das Lithium in so gut wie allem drinn steckt, sogar im Benzin und in den Autoscheiben und, dass in einem Akku unter 2% Lithium verbaut ist.
Genauso verhält es sich mit dem Kobalt. Kobalt ist in Akkus nur noch wenig enthalten und in der nächsten Batteriegeneration überhaupt nicht mehr.
Kobalt ist aber in den gehärteten Stählen im Verbrennermotor (Kurbelwelle, Nockenwelle etc.) und in gehärteten Stählen in jedem Werkzeugkasten und wird dazu benutzt in der Raffinerie das Benzin zu entschwefeln, damit es nicht nach faulen Eiern stinkt. Zur Zeit sind in Akkus ca. 3-10% Kobalt enthalten. Und bald überhaupt nicht mehr.
 
90% des Kobalts wird auch nicht von Kindern abgebaut, sondern von großen Bergbauunternehmen.
Abgesehen davon dass es im Kongo schon immer Kinderarbeit gab, ist das natürlich etwas, das wir ändern müssen. Aber das kann man nicht der Elektromobilität anlasten und dem Rest des Kobaltverbrauchs nachsichtig verzeihen, wie man es bisher immer getan hat.
 
Akkus werden auch z.B. in Bremerhaven schon zu 65% recycelt. Theoretisch wären sogar 95% möglich. Leider wird das Lithium aber noch nicht recycelt, es ist nicht selten und daher nicht teuer genug, um das ökonomisch zu rechtfertigen.
 
Dagegen ist die Ölförderung zum Betreiben der Autos mit Verbrennungsmotor die reinste Umweltvergiftung. JEDEN TAG verbraucht die Menschheit 94.000.000 Fässer (1 Fass = 159 Liter) Öl. Das Öl muss dazu erst gefördert werden. Die Realität ist, dass Erdöl vor allem von den USA und NATO mit Rohstoffkriegen besorgt werden. Dafür verbraucht alleine das US Militär ca 500.000 Fässer Erdöl PRO TAG!
Die 10 Flugzeugträger, Zehntausende gepanzerten Fahrzeuge, tausenden Kampfflugzeuge, tausenden Helikopter, hunderten Kriegs- und Versorgungsschiffe wollen schließlich betankt werden.
 
Da fängt es aber erst an: Zuerst müssen die Erdölvorkommen aufwändig gesucht werden, dann EXTREM mühsam und auch energieintensiv gefördert werden, die ganzen Pumpen und Pipelines müssen auch erst gebaut und vor Ort installiert werden (die Metalle und Geräte hierzu wachsen natürlich nicht vor Ort sondern müssen auch aus über (mehreren) tausend Kilometer angeliefert werden.
 
Aber auch wenn das Erdöl endlich aus dem Boden gepumpt werden kann und dabei nicht gleich eine Umweltkatastrophe ausgelöst wird, muss das Rohöl zur Raffinerie transportiert werden. Mit Schiffen, Tanklastwagen, Zügen oder Pipelines. Auch die mussten energieintensiv gebaut und betrieben werden. Auf jedem Ölfeld brennen Fackeln. Auch auf Förderplattformen im Meer. Hier wird Erdgas abgefackelt, das als Nebenprodukt bei der Ölförderung ans Tageslicht gelangt. Man könnte es in Drucktanks füllen, verflüssigen oder Pipelines bauen, damit es dort genutzt werden kann, wo es gebraucht wird. Das ist aber total unwirtschaftlich. Also wird es verbrannt. Pro Jahr werden 5.455 Milliarden Liter Öl gefördert und mit Schiffen, Tanklastwagen, Zügen oder Pipelines zu den Raffinerien befördert. Auch die mussten energieintensiv gebaut und betrieben werden.
Das meiste Erdöl für die Europäer wird nach Rotterdam geliefert. Die Schiffsreise aus Kuwait beträgt ca 32 Tage. Die riesigen Tankschiffe produzieren nicht nur regelmäßig riesige Umweltkatastrophen, sondern verbrennen auch das enorm giftige und dreckige Schweröl ohne Katalysatoren. Und angeblich stoßen alleine die größten 15 Schiffe mehr Schwefeloxide aus, als alle PKWs weltweit. Das sollte bei der Diesel/Benzinautodiskussion also miteingerechnet werden.
 
Die Raffinierung von Benzin und Diesel benötigt auch wieder ENORME Energiemengen. Wikipedia: »Erdölraffinerien gelten als energieintensive Betriebe und verschmutzen zudem Luft und Grundwasser. Der hohe (bis zu 50 % der Kosten) notwendige Energieeinsatz für die Produktion wird dabei zum Teil aus den primären Energieträgern selbst gewonnen, als auch als elektrische und thermische Energie zugeführt.« Ein Liter Treibstoff benötigt bei der Herstellung aus Rohöl ein Energieäquivalent von 1,6 kWh. Damit fährt ein modernes Elektroauto bereits weiter als die Strecke, die ein Verbrenner mit diesem Liter Treibstoff kommt.
 
Der Weg ist aber bei der Raffinerie nicht zu Ende. Es geht wieder über LKW, Schiffe, Züge, Pipelines, etc. in die verschiedenen Länder und Tankstellenfirmen, um dann wieder mit Tank-LKW’s zur Feinverteilung an die Tankstellen geliefert zu werden. Und ja, auch die Tankstellen mussten gebaut, betrieben und pausenlos mit Strom versorgt werden. Und die Autos müssen zur Tankstelle gefahren werden, um zu tanken, was die nutzbare Energiebilanz zudem noch verschlechtert.
 
(Vielen Dank an Joe Blue, der einen Großteil der Daten zusammengetragen und weite Teile dieses Textes formuliert hat. https://www.facebook.com/profile.php?id=100007763628037&sk=wall&fref=gs&dti=238418979531528&hc)
Weiterführende Informationen darüber, warum das Elektroauto zum Sündenbock wurde findet ihr hier: https://energiewende-rocken.org/leise-pr-leise-luegen-001/
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Vielen Dank an Gerhard und Joe. Können wir uns denn auf einen nächsten Beitrag von Euch freuen? Ja, und in dem Zusammenhang auch ein Aufruf an andere Autoren. Auch wenn Ihr keine Profis seid – ich bin es ja auch nicht, fasst Euch ein Herz und schreibt was ihr an der Energiewende verbessern würdet. Schreibt was schief läuft und schreibt was Ihr erlebt.

Und eins ist klar. Dieses Jahr wird ein entscheidendes für die Energiewende und das E-Auto. Wir bleiben auf jeden Fall dran.

Ein Frohes Neues wünsch Euch Euer
Klaus Müller


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8 Gedanken zu “Elektromobilität als Sündenbock?

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    CK

    hmmm…gut/interessant – wenn auch ein wenig reißerisch geschrieben. Weniger auf die Tube drücken würde mehr Sachlichkeit versprühen. Auch sollte nicht zu viel “Polemik” betrieben werden. Die 10 Flugzeugträger fahren z. B. immer noch mit Atomenergie. Ob besser oder nicht ist egal – immerhin hauptsächlich nicht mit Öl. Dennoch danke für die Aufklärung.

    • cadbdbfbcacbc?s=&#;d=blank&#;r=g
      Klaus Müller Autor des Beitrags

      Vielen Dank für den Kommentar. Da werden noch einige Beiträge zum Thema kommen und ich hoffe ich reiße mich da ein bisschen zusammen. 😉
      Sonnige Grüße

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    DANIEL Markert

    Ich selbst fahre auf Autogas, was leider nicht so gefördert wurde wie jetzt die E-Autos. Dieses Erdgas was bei dem Bohrinsel als Nebenprodukt entsteht ist zum Großteil im LPG enthalten. Es wird leider in Deutschland nicht erst der Schritt gemacht den Verbrennungsmotor umzurüsten sondern gleich auf eine völlig andere Technologie gesetzt. Auf jeden Fall wird die Entwicklung spannend bleiben.

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    Ludger Klein-Ridder

    Danke für die Klarstellungen! Als Halter eines kleinen E-Mobils (MIAelectric)bin ich immer auch der kritischen Batterieproblematik ausgesetzt gewesen. Nun stellt sich die Sache ganz anders dar. Dass die MIA eine 2. Chance erhält (Schweizer Produktion in 2019) finde ich prima. Dass ein Elektroauto ohne einen Konzern im Hintergrund nur schwer durchsetzbar ist, hat die vergangenheit gezeigt. Denken wir an das EV 1, mittlerweile im Film “Who killed the electric Car?” verewigt, so zeigt sich erst recht das kriminelle potenzial von Großkonzernen, die ihre veraltete Technologie weiter in den Markt pressen wollen.

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    Ralf Heesen

    Guter Artikel. China hat im letzten Jahr 4 Mio Autos in China verkauft. Bleibt VW auch in diesem Jahr so erfolgreich, dann müsste VW tatsächlich 400.000 Elektroautos in China verkaufen. Hieraus ergibt sich ein Dilemma, denn tatsächlich kann VW dieses Jahr diese Menge an E-Autos nicht herstellen. Also werden wohl ALLE von VW produzierten Elektroautos in den Export gehen, nämlich in Länder wie China, wo es strenge Auflagen gibt. Länder wie Deutschland können dann als letzte versorgt werden.

    • ccfdffcc?s=&#;d=blank&#;r=g
      Ev-Steeve

      Wer will schon ein Elektroauto vom einem der Volksvergaser?

      Und dann noch mit einem „Orden des Todes“ vorne am Kühlergrill: „VW“- Volk Weg“…
      VW wird sich genau aus dem Grund am langsamsten umstellen: sie bekommen aus Asien nur Überschussware an Akkus. Um dann ihre Autos da,it zu bestücken. Es wird nicht lange dauern, bis China entdeckt, dass es billiger ist, Einzelteile von VW zu kaufen, statt denen Akkus zu verkaufen und dann ganze E-Autos…
      VW wird als erster Auseinanderfallen. Genau wie Toyota: sich bauen mechanisch gute Katosserien. Mehr braucht China nicht mehr…