Lithium – E-Auto – Bolivien – Nachrichten – mir doch egal

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Last Updated 15. Oktober 2020

15. Nov. 2019

Was hat das große Lithiumvorkommen in Bolivien mit dem Putsch der Regierung Evo Morales zu tun? Ist ein deutsches Konsortium das Lithium in Bolivien abbauen will vertragsbrüchig geworden? Und “seiberte” Herr Seibert auf einer letzten Pressekonferenzen wieder herum? Und weshalb feiern die die Tagesthemen Elon Musk von Tesla plötzlich ab wie Daniel Düsentrieb?

All diese Fragen gilt es heute zu klären…

Vor 4 Tagen berichtete ich über die (un)politische Seite von Lithium und Kobalt. Dass es bei Rohstoffen um sehr viel Geld geht, vor allem bei denjenigen, die sie besitzen, kann man nachvollziehen. Aber, auch das wissen wir: Unter anderem werden wegen Rohstoffen, z.B. Erdöl, Kriege geführt, Regierungen weg geputscht und Regime Changes veranstaltet. Anlass für den letzten Artikel waren für mich die Vorgänge um eine kurze Meldung in den Medien. Dort es hieß: “Boliviens Regierung hat ein umstrittenes deutsch-bolivianisches Gemeinschaftsprojekt zum Abbau von Lithium gestoppt.” Das was dahinter propagiert wurde, waren vermeintliche Proteste, die es in betroffenen Salzregion in Bolivien wegen ökologischer Bedenken beim Lithiumabbau gegeben haben soll. Darum soll es jetzt noch einmal genauer gehen.

Dass diese Meldung nicht den ganzen Vorgang widerspiegelte und ihn möglicherweise sogar falsch darstellte, war mir von Anfang an klar. Die wenigsten wissen von diesem Projekt, wir berichteten aber schon sehr früh darüber. Leider ist es in den Medien kaum bekannt gemacht worden. Wie sich aber deutlich herausstellte, war der Grund ein ganz anderer, denn man traute dem abgeschlossenen Vertrag und den Vertragspartnern nicht.

Fakt ist, der Lithiumabbau soll mit diesem Vertrag in Bolivien erstmals wesentlich ökologischer als in anderen Salzebenen in Südamerika vonstatten gehen. Ein deutsches Konsortium hatte eine neue ökologischere Methode als Bestandteil des Vertrages eingemacht und darüber hinaus auch versprochen, Bolivien zu verhelfen eine eigene Akkuproduktion aufzubauen. Deshalb haben die Deutschen den Zuschlag bekommen. Dazu gleich mehr.

Die Lage in Bolivien ist aber seit Monaten angespannt aber aus ganz anderen Gründen. Evo Morales, Südamerikas erster indigener nationaler Präsident, trat am 11. November zurück und floh nach Mexiko, wo ihm politisches Asyl gewährt wurde. Unter Morales erlebte Bolivien zunächst Wirtschaftswachstum, politische Stabilität und eine Halbierung der Armut. Der indigenen Bevölkerungsmehrheit verhalf Morales, der selbst aus einer Aymara-Familie stammt, zu sozialem Aufstieg. Sein Abgang erfolgte, nachdem der Chef der Streitkräfte ihn aufgefordert hatte, im „Interesse von Frieden und Stabilität” zurückzutreten. In einer Fernsehansprache hatte Morales zuvor den „Putsch” gegen ihn und seine MAS-Regierung angeprangert. Leider erfahren wir darüber ebenso wenig in Deutschland wie über den Lithiumdeal mit dem deutschen Konsortium. Der Putsch geschah wegen eines angeblichen Wahlbetruges, der aber nie bewiesen wurde. Die Polizei und die Armee stellten sich gegen die Regierung.

Bundesregierung zu Putsch in Bolivien

Dazu kommentiert unser Regierungssprecher Steffen Seibert, in der Bundespressekonferenz vom 11. Nov. 2019 die aktuellen Vorgängen in Bolivien, Seibert wörtlich:

“Ich würde gern für die Bundesregierung sagen, dass mit seinem Rücktritt Staatspräsident Morales den Weg zu Neuwahlen frei gemacht hat und dass wir das als einen wichtigen Schritt begrüßen hin zu einer friedlichen Lösung. Ich erinnere Sie an die Erklärung der EU vom 24. Okt. in der die EU-Mitgliedsstaaten bereits dargelegt haben, dass sie in Neuwahlen die beste Möglichkeit sehen, das Vertrauen wieder herzustellen, den demokratischen Willen des Volkes zu respektieren und den sozialen Frieden zu erhalten. Und ich erinnere daran, die Wahlüberprüfungsmission der Organisation amerikanischer Staaten der OAS aufgrund von ihr nachgewiesenen schweren Unregelmäßigkeiten die Ausrichtung von Neuwahlen ebenso empfohlen hat und auch das bestätigt aus unserer Sicht die Notwendigkeit für diesen Schritt.”

Im Gegezug berichtet Telepolis einen Tag später:

Warum es in Bolivien einen Putsch gab

In westlichen Medien ist gemeinhin vom “Rücktritt” des bolivianischen Präsidenten Evo Morales die Rede. Das ist falsch

Boliviens gewählter Präsident Evo Morales ist in der Nacht zum heutigen Dienstag nach Mexiko evakuiert worden, nachdem ihm die mexikanischen Regierung Asyl gewährt hat. Die mexikanische Luftwaffe flog ihn aus Chimoré im Departement Cochabamba aus.

Morales hatte sein Amt am Sonntag inmitten einer Welle von Rücktritten von Ministern, Abgeordneten und regionalen Funktionären seiner “Bewegung zum Sozialismus” (MAS) niedergelegt. Zuvor hatten die Oberkommandierenden der Armee und der Polizei ihn zu diesem Schritt aufgefordert, während Oppositionelle Vertreter des Regierungslagers massiv bedrohten.

“Schwestern und Brüder, ich gehe nach Mexiko, dankbar für die Selbstlosigkeit der Regierung dieses Brudervolkes, das uns Asyl geboten hat, um sich um unser Leben zu kümmern”, schrieb Morales auf Twitter: “Es tut mir weh, das Land aus politischen Gründen verlassen zu müssen. Bald werde ich mit mehr Kraft und Energie zurückkehren.”

Morales bekräftigte, dass “die Polizei sich gegen einen Präsidenten erhebt und die Streitkräfte den Rücktritt eines Präsidenten fordern, der das einfache Volk vertreten hat”. Zugleich verteidigten Polizei und Streitkräfte neoliberale Politiker, die die Wirtschaftsmacht in ihren Händen halten, “und unterdrücken Menschen, die die Demokratie, Gerechtigkeit, Frieden und Gleichheit verteidigen.

Von da an überstürzen die Meldungen: Morales flieht nach Mexiko

Während der gewählte Präsident das Land verlassen hat und Bolivien in ein Machtvakuum gestürzt ist, übernimmt die Armee in einem immer stärkeren Ausmaß die Kontrolle in den Straßen. “Die Soldaten werden gemeinsam mit der Polizei vorgehen, um Blutvergießen und Leid zu verhindern”, sagte der Oberkommandierende der Streitkräfte, Williams Kaliman. Man werde mit “angemessener Gewalt” gegen marodierende Gruppen vorgehen, “die Schrecken unter der Bevölkerung verbreiten.”

Trotz dieser Entwicklung, ungeachtet des Umstandes, dass Morales sein Mandat noch bis Januar innehat und Bolivien zum ersten Mail seit dem Ende der Militärdiktaturen der 1980er Jahre nicht mehr demokratisch regiert ist, wird ein Staatsstreich von der bolivianischen Opposition in Teilen der westlichen Presse in Abrede gestellt. ”

1. Es ist ein Putsch, weil ein Wahlbetrug nie bewiesen wurde

Die Kontroverse um das Wahlergebnis entzündete sich vor allem an der sogenannten Schnellauszählung (Transmisión de Resultados Electorales Preliminares, TREP). Sinn dieser vorläufigen und unvollständigen Auszählung ist es, noch am Wahlabend möglichst schnell erste Ergebnisse bekannt zu geben.

Als das TREP-System noch am Wahlabend 83,85 Prozent der Wahlzettel erfasst hatte, gab die Wahlbehörde eine erste Pressekonferenz. Morales lag zu diesem Zeitpunkt bei 45,71 Prozent und Mesa 37,84 Prozent, eine Differenz von 7,87 Prozentpunkten. Oppositionskandidat Mesa verkündete umgehend, es werde eine Stichwahl geben, weil der Abstand zu Amtsinhaber Evo Morales weniger als zehn Prozent betrage. Die Aussage basierte aber eben nicht auf dem amtlichen Endergebnis.

Zu diesem Zeitpunkt – und das befeuerte die Kontroverse – stoppte die Wahlbehörden OEP die Schnellauszählung. Die OAS, Mesa und andere Akteure verurteilten das Vorgehen der OEP und forderten, die Schnellauszählung wieder aufzunehmen. Das machte im Grunde keinen Sinn, denn auch in der Vergangenheit sind mit dem TREP-System nie alle Stimmen erfasst wurden.

Zudem lief die offizielle Wahlauswertung weiter. Vor allem die Auswertung der Ergebnisse aus dem entfernten ländlichen Gebieten nahm stets mehr Zeit in Anspruch. Schließlich stand die Wahlbehörde derart unter Druck, dass sie nach 96,63 Prozent ausgewerteter Stimmzettel die Veröffentlichung der TREP-Ergebnisse wieder aufnahm.

Plötzlich lag Morales mit 46,86 Prozent in Führung und Mesa kam auf 36,72 Prozent. Der Abstand betrug demnach knapp mehr als zehn Prozentpunkte. Aus Akten des verantwortlichen Softwareunternehmens Neotec geht hervor, dass der Unterschied auf die Auswertung von 3.833 Ergebnisprotokollen aus den Wahllokalen zurückzuführen ist. Diese Zahl stimme exakt mit der Gesamtzahl der ausgewerteten Protokolle und auch mit der parallel laufenden offiziellen Stimmzählung überein.

Die Opposition sprach dennoch umgehend von Betrug und begann ihre Mobilisierungen. Befeuert wurde sie von der OAS-Wahlbeobachtermission, die von einer “unerklärlichen Trendwende” sprach. Wohlgemerkt: Alle diese Äußerungen wurden getätigt, bevor das Endergebnis vorlag und bevor eine Überprüfung stattgefunden hat.

Tatsächlich hatte die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) diese Methode, die auch in anderen Ländern angewandt wird, empfohlen. Die OAS hat zudem in keinem ihrer bisherigen Berichte eine Manipulation nachgewiesen. In ihrem letzten Bericht spricht sie von Unregelmäßigkeiten in 78 Ergebnisprotokollen, das sind bei einer Gesamtzahl von 34.555 dieser Datensätze exakt 0,22 Prozent.

Das lässt sich schwerlich als “weit verbreitete, schwere Unregelmäßigkeiten” bezeichnen, die Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in der Bundespressekonferenz zu erkennen meinte.

Es verböte sich eigentlich nun einen Bezug des aktuellen Putsches zu den Lithiumvorkommen in Bolivien herstellen zu wollen. Aber das werde ich hier dennoch versuchen, auch wenn dazu keine direkten Meldungen vorliegen. Bolivien hat weltweit das zweitgrößte Lithiumvorkommen und dessen Erschließung steht gerade einmal erst am Anfangt. Und Lithium wird für Akkus gebraucht. Vorweg muss gesagt werden, dass wir mitten am Anfang einer Technikrevolution, die der E-Mobilität stehen, und die zufälligerweise sogar mit dem heutigen Tag (13.11.2019) auch in Deutschland ins Rollen kommt, zumindest in der Öffentlichkeit. Gerade eben überschlagen sich die Tagesthemen geradezu euphorisch mit der Meldung, dass der amerikanische E-Autohersteller Tesla in Deutschland seine vierte Produktionsstädte in der Nähe von Berlin bauen wird. Das ist der ganze Bericht in den Tagesthemen und die Meldung steht an erster Stelle des Abends und er ist sage und schreibe elf Minuten lang. Damit nimmt dieser Bericht über Teslas neue Giga-Factory, in der sowohl E-Autos als auch Akkus hergestellt werden sollen, ein Drittel der gesamten Sendezeit der Tagesthemen ein.

Tagesthemen 13.11.2019 Teslafabrik in Brandenburg

Link zur Tagesthemensendung

Hab ich jetzt etwas verschlafen werden sich nun einige fragen? Nein, wäre meine Antwort darauf, verschlafen haben die Medien, denn wir haben seit langer Zeit ein Nachrichtenloch was die E-Mobilität und Tesla angeht. Aber verschlafen haben auch die Autokonzerne, die die Entwicklung auf dem Weltmarkt völlig falsch eingeschätzt hatten.

Das wir diese Technikrevolution der E-Mobilität bekommen werden, war bereits in 2014 klar. Tony Seba hatte sie in einem Buch “Clean Disruption of Energy and Transportation” beschrieben und in zahlreichen Vorträgen erklärt. Alle Vorhersagen die Seba damals gemacht hat sind um 1 – 2 Jahre früher eingetreten. Erfüllt wurden sie alle und meist in der Wirkung um viele Prozentpunkte besser.

Lithium-Anteile

Quelle Wikipedia

Und Tony Seba spricht nicht von einem langsamen Technikwechsel, der gemächlich vorgehen wird, nein, er spricht von einer disruptiven Entwicklung die sich zunehmend beschleunigen wird. Das bedeutet für den wachsenden Lithiumbedarf aber auch einen schnellen Zugriff auf die Lagerstätten. Länder die unbequem sind, stehen dabei im Wege. Rohstoffkonzerne wollen nicht verhandeln. Sie wollen den direkten Zugriff ohne wenn und aber. In Bolivien stand bis vor wenigen Tagen Staatspräsident Evo Morales im Wege. Wie sich die Lage nun in Bolivien entwickeln wird, wissen wir nicht. Angekündigt sind Neuwahlen für den Januar.

Heute laufen Regime Changes anders ab wie noch vor 40 Jahren in Chile, wo Augusto Pinochet die Regierung von Salvador Allende wegputschte und kurzer Hand umbringen ließ.. Aber auch hier ging es im Hintergrund um Rohstoffe und unter anderem auch um Lithium. Auch vor dem E-Auto gab es bereits einen Bedarf und einen Markt für Lithium. Die Wenigsten wissen, Lithium ist ein sehr wichtiger Rohstoff in vielen industriellen Prozessen. Damit war der Weg für einen neuen Rohstoffkonzern frei und es entstand der weltweit größte Herstellers von Kaliumnitrat, SQM. Kaliumnitrat wird in Chile in der Atacama gewonnen, neben Lithium. Die Erben von Pinochet sind die Besitzer von SQM. Was auch unbekannt ist, der damalige Putsch wurde von der CIA aus den USA unterstützt.

Zitat Wikipedia:

Negative Folge der neuen Wirtschaftspolitik war die Knappheit mancher Produkte, was zu einem immer größer werdenden Schwarzmarkt führte. Makroökonomisch und politisch am gravierendsten war die schnell steigende Inflation. Hatte sie im Jahr vor Allendes Amtsantritt 29 % betragen, stieg sie 1972 auf 160 %.[12] Die zunehmenden ökonomischen Probleme standen in Zusammenhang mit dem Boykott der Wirtschaft Chiles durch die USA und westeuropäische Staaten, sowie die politische Erosion durch großangelegte subversive Aktivitäten der CIA, die das Projekt FUBELT einer Destabilisierung des Landes und Vorbereitung eines Militärputsches verfolgte und als Mittel dazu die Auslösung einer Wirtschaftskrise vorsah.

Der oben erwähnte Vertrag mit einem deutschen Konsortium hatte folgenden Hintergrund:

Die deutsche ACI-Systems aus Zimmern ob Rottweil in Baden-Württemberg hatte den Zuschlag bekommen, weil sie, so Geschäftsführer Professor Wolfgang Schmutz, einen ganzheitlichen Ansatz gewählt hat. „Bei uns gehört die Ausbildung von Bolivianern in den einzelnen Verfahrenstechniken genauso dazu wie die Energiegewinnung durch Photovoltaik – wir wollen unseren CO2-Fußabdruck so klein wie irgend möglich bei der Lithium-Gewinnung halten.“ Das hat die bolivianische Seite genauso beeindruckt wie die Tatsache, dass ACI-Systems gut vernetzt in der deutschen Forschungslandschaft ist und Rückendeckung von der Bundesregierung genießt.

Bei der Unterzeichnung des Vertrags über das Gemeinschaftsunternehmen Acisa im Dezember 2018 war Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier mit von der Partie, der sich freute, dass die deutsche Wirtschaft nun den Zugang zum Lithium erhalte. 50.000 Tonnen Lithium-Hydroxid, so ACI-Chef Wolfgang Schmutz, wolle man aus den vertraglich fixierten 1,8 Millionen Tonnen Restsole gewinnen, die Partner YLB aus den Schwimmbädern in Llipi liefern soll. In einer Anlage, die gleich gegenüber von der Düngemittelfabrik entstehen sollte, hinter der Condoretty sein Büro hat. 2021, spätestens 2022 sollte die Anlage die Produktion aufnehmen, so lauteten die Pläne.

Doch die sind nun Makulatur, nachdem die Regierung von Evo Morales vergangene Woche per Gesetz die Aufhebung des Gesetzes 3738 beschlossen hat, in dem die Kooperation mit dem deutschen Unternehmen fixiert worden war. Gegen dieses Gesetz war vor allem das Zivilkomitee von Potosí (Comcipo), Hauptstadt des Verwaltungsbezirks, in dem der Salzsee von Uyuni liegt, auf die Barrikaden gegangen.

„Zu Recht“, so Pablo Solón, ehemaliger UN-Botschafter Boliviens und Leiter der im Umwelt und Nachhaltigkeitsbereich aktiven Stiftung Solón. „Das Gesetz 3738, dem der Vertrag mit dem deutschen Unternehmen zugrunde liegt, ist für Bolivien wenig vorteilhaft. Weder verpflichtet sich ACI-Systems, gemeinsam mit YLP Batterien en gros in Bolivien herzustellen, noch garantiert es den sicheren Absatzmarkt für die Batterien in Europa. Das hatte der zuständige Minister angekündigt.“

Damit zickt Bolivien aus Sicht von Rohstoffkonzernen zu viel herum. Rohstoffkonzerne wollen nicht verhandeln. Sie wollen den direkten Zugriff ohne wenn und aber. Bolivien bockt aber auch aus Sicht der USA. Der Einfluss den die USA in Südamerika haben möchten ist bekannt. Sie dulden keine “sozialistischen” Experimente, auch wenn die noch so besonnen sind und eher sogar sozialdemokratischen Staatsformen ähneln.

Oben ist zwei mal die Abkürzung OAS gefallen. Steffen Seibert nannte die Organisation und im Artikel von Telepolis wurde sie genannt. Sehr interessant ist nun ein Papier der Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, dass die Hintergründe und die Einflussnahme der USA auf die OAS untersucht. Eine direkte Einflussnahme durch die USA lässt sich hier nicht mehr wegdiskutieren. Dass die OAS aber nicht als alleinige Vertretung der Staaten von Südamerika dasteht sollte auf jeden Fall erwähnt werden, Es gibt eine Institution, die CELAC – Zitat aus obigem Papier:

Angetrieben von dem Interesse, multilaterale Institutionen ohne Beteiligung der USA zu gründen, hat sich insbesondere Brasilien um neue Formen der Zusammenarbeit in Süd- und Lateinamerika bemüht: Ein Ergebnis war die Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR), die im Jahr 2008 ihre Arbeit aufnahm und sich vor allem der Zusammenarbeit in Fragen der Sicherheit und län-derübergreifenden Infrastrukturentwicklung in Südamerika widmet.
[…]
Dabei herrscht bis heute keine Einigkeit über die Bedeutung und Qualität des neuen Zusammenschlusses. Für die einen ist CELAC ein Forum politischen Austauschs, das die Region außerdem in Dialogen mit anderen Weltregionen repräsentiert (so wurden bereits Dialoge mit der EU, China, Russland und den BRICS-Staaten eingerichtet), für die anderen ein neuer kontrahege-monialer Block, der sich gegen die USA und die von ihnen getragene Agenda der OAS richtet. Konkret geht es um die praktische Frage, ob CELAC eine permanentes Sekretariat und eine institutionelle Struktur erhalten oder weiterhin den Charakter eines lockeren Dialogmechanismus mit einer rotierenden Präsidentschaft auf Zeit bewahren soll. Letztere Option wird insbesondere von den 12 karibischen Mitgliedstaaten favorisiert, die aufgrund ihres Stimmengewichts unter den 33 CELAC-Mitgliedern in der Lage sind, ihre Interessen in der Gemeinschaft nachdrücklich geltend zu machen. Und ihnen liegt daran, Konflikte mit den USA zu vermeiden, weshalb sie sich auch für die Komplementarität beider Organisationen starkmachen.

Ein Reformprogramm für die OAS

Dass die OAS auch in Zukunft Forum der hemisphärischen Beziehungen und gegebenenfalls Spielball der Auseinandersetzungen zwischen ihren Mitgliedern sein wird, ist Bestandteil ihrer Konstruktion. Allerdings muss sie auch zu einer klaren Formulierung ihres Mandats vorstoßen, wenn sich die angesichts ihrer vielfältigen Auf-gaben völlig unterfinanzierte Organisation nicht weiterhin verzetteln soll. Der voraus-sichtlich neue Generalsekretär, der bisherige Außenminister Uruguays, Luis Almagro, hat ein Programm vorgelegt, das in Teilen in eine andere Richtung deutet: Almagro möchte die Organisation an Themenbereiche wie Erziehung, Energie und Infrastrukturentwicklung heranführen, die aus der OAS eine Entwicklungsagentur machen würden. Würde ein solcher Weg eingeschlagen, könnte dies die Handlungsfähigkeit eines Apparats noch stärker beeinträchtigen, der für ein solches Engagement weder ausgelegt noch geeignet ist.

Sinnvoller erscheinen jene Vorschläge, die sich auf Mechanismen zur Prävention sozialer Konflikte beziehen und die komplementär mit den subregionalen Integrationsräumen und der CELAC entwickelt werden sollten. Almagros Bekenntnis zur Stärkung des interamerikanischen Menschenrechtssystems ist sicherlich ein zentraler Punkt.Staaten wie Deutschland, die als Beobachter die OAS unterstützen, sollten artikulieren, dass auch sie an diesem Punkt ein besonderes Interesse haben. Schon allein aus den Problemen, die für die Region maßgeblich sind – von der Drogenpolitik über die Migrationsproblematik bis zu Konfliktprävention –, ergeben sich eine Fülle von Handlungsansätzen. Die OAS wird diese Ansätze nur voranbringen können, wenn sie an innerer Konsensfähigkeit gewinnt und sich vom symbolischen Spiegelfechten befreit. Als Regionalorganisation wird sie weiterhin notwendig bleiben. Denn viele Mitgliedsländer werden sie nicht missen wollen, um über Themen zu beraten, die mit den Beziehungen zwischen Nord- und Südamerika verbunden sind. Ihre Handlungsfähigkeit wird davon bestimmt sein, ob ihre Mitgliedstaaten bereit sind, eine proaktive Haltung einzunehmen, die über die bisherige Routine hinausgeht.

Die Dinge sind also wesentlich komplizierter um man muss sich bemühen hinter die Meldungen solch kurzer Berichte zu schauen. Und sicherlich kann man im Fall Bolivien auch nur eine Einflussnahme auf den Staatsputsch durch die USA vermuten. Beweisen lässt sich das bisher nicht, obwohl es sehr nahe liegt. Immerhin, wenn man zwischen den Zeilen im neuen Bericht der Tagesschau liest, scheint es klar, dass die kurzfristig eingesetzte Interimspräsidentin, Jeanine Añez, auf jede Menge Widerstand aus der indigenen Bevölkerung Boliviens zu stoßen. “Indigene fürchten, dass mit Áñez Diskriminierung und Rassismus zurückkehren und dass alte Gräben zwischen indigener Mehrheit im Hochland und weißer Wirtschaftselite im Tiefland wieder aufbrechen […]. Wie Añez, deren Amtsübernahme bereits fraglich ist. Die ehemalige Juristin ernannte sich am Dienstag mit Zustimmung des Verfassungsgerichts selbst zur Übergangspräsidentin, nachdem das Parlament die nötige Beschlussfähigkeit nicht erreicht hatte. Die Morales-treue MAS-Partei blieb der Sitzung fern. In den Präsidentenpalast zog Añez mit einer Bibel ein. “Wir bringen die Bibel in den Palast zurück”, rief sie.”

Trump und die USA befürworten das natürlich ausdrücklich: “US-Präsident Donald Trump jubelte, man sei “einer vollständig demokratischen, wohlhabenden und freien westlichen Hemisphäre einen Schritt näher.”

Vielleicht wird man es erst in Geschichtsbüchern lesen können, dass die Rohstoffe Boliviens das eigentliche Ziel waren.

Sonnige Grüße

Euer Klaus Müller

 

 

 

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