Last Updated 17. April 2023
Diese Klimakleber sind echt das Letzte…
Wir leben in aufgeregten Zeiten, aber ich sage: Glückwunsch liebe Klimakleber, und das hat seinen Grund. Klar ist, Klimaschutz ist am Ende das wichtigste Thema, aber man hat den Eindruck, je mehr darüber diskutiert wird, umso weniger wichtig nimmt man den Klimaschutz. Anscheinend gibt es Wichtigeres. Die FDP z.B. glaubt immer noch an Zaubergeister, die mit der Wünschelrute “Technologieoffenheit”, die tolle Idee von eFuels beleben will und zusätzlich dafür in der EU ein Verbrennerverbot vereitelt. Die Welt solle schön bunt sein und der Zauberstoff möge sich gegen alle wirtschaftlich/physikalischen Regeln am Markt durchsetzen, Simsalabim. Das ist eben nicht der Versuch, Klimaschutz auf eine andere Weise zu machen oder neuen Möglichkeiten die Chancen der Durchsetzung zu ermöglichen, das ist schlichte Klimaschutzverweigerung, Ausbremsen der richtigen Lösungen unter Ausnutzung einiger Wissenslücken, aber mit schwerstem Lobbyverdacht. Wer allerdings trotz sehr vieler Einwände und kritischer Nachfragen immer noch bei einer Position bleibt, die man nicht mehr verteidigen kann, der setzt sich der Gefahr aus, dass ihm aktive Klimaschutzverhinderung vorgeworfen werden muss. In der Diskussion bei Lanz am 2.3.2023 zeigte der Fraktionsvorsitzende der FDP, Christian Dürr, absolut kein Einsehen. Starrhalsigkeit in Situationen, die man so oder so sehen kann, ist ja vollkommen ok und zeigt unter Umständen sogar einen starken politischen Willen und Führungsstärke. Gekoppelt mit dummen Argumenten ist das aber bereits ein sehr großer Fehler. In der Situation eines dringend benötigten Klimaschutzes, würde ich das bereits als ein schwerwiegendes, vorsätzliches Klimaschutzvergehen einordnen, bei dem man auf den Beifall von noch unaufgeklärten Autofahrern hofft. Aus meiner Sicht wäre es der nächste Auftrag der Letzten Generation dort mal einige Sachen anzukleben, aber ich habe hier keine Aufträge zu vergeben.
Glückwunsch liebe Klimakleber – wir brauchen Euch.
Ja und da sind wir nun bei den jungen Leuten, die längst auch von wesentlich älteren Menschen unterstützt werden. Sie nennen sich Letzte Generation oder Last Generation (LG) und sie werden auf allen Ebenen bekämpft: Mit solchen Leuten dürfe man nicht reden, weil sie schlichtweg uneinsichtig sind. Denn das was sie machen wäre kriminell und undemokratisch. Sie sind die radikale Abteilung von den Klimahüpfern oder eben den Fridays for Future. Die wurden damals schon als hüpfender Kindergarten, der erst mal erwachsen werden muss, angegangen. Allerdings gehören solche Äußerungen eher in die Kategorie, gemäßigte Kritik. Aber man hörte sie auch im Bundestag und das nicht nur von der AfD. Es gab auch andere Aussagen wie, die Klima-Greta ist einfach nur krank und auch das waren eher gemäßigte Angriffe gegen Greta Thunberg. Neben wüstesten Behauptungen, sie wäre eine Lobbyistin und ihrer Eltern würden mit ihr Geld machen, gab es Morddrohungen und auch sexuelle Anzüglichkeiten. Greta Thunberg war damals 15 Jahre alt, als sie mit ihrem Schulstreik begann.
Hier eines der ersten Interviews von Janine O’Keeffe aus Schweden, ehemals Australien, die Greta interviewte.
Hier geht es zum Interview mit Greta Thunberg.
Diese massive Kritik gegen Fridays for Future ist längst vorbei. Nun ist die Letzte Generation dran und die treffen dann in “gesitteter Form” Vorwürfe wie “sie arbeiten mit Nötigung und Erpressung”, “ihr hört ja nicht auf, wenn wir nicht das machen, was ihr wollt” und “die sollen erstmal was Anständiges lernen”. Aber ebenso kann man in SozMedia auch sehr niederträchtige Hassreden gegen sie lesen. Bemerkenswert ist jedoch der naive Einwand, den man immer wieder hört, “sollen sie doch demonstrieren gehen, das ist die erlaubte Form des Protestes in Demokratien”. Man denkt sich dann doch, die Menschen haben nicht verstanden, dass Demonstrationen offensichtlich nichts nutzen, denn dann wären wir ja längst viel weiter im Klimaschutz.
Die Letzte Generation (LG)
Manche Leute haben einen regelrechten Hass auf die Aktivisten der Letzten Generation. Die meisten verstehen ihr Anliegen, billigen ihre Methoden aber nicht. Das kann man verstehen, immerhin blockieren sie Straßen und legen den Verkehr lahm, indem sie sich mit den Händen auf dem Straßenbelag festkleben, was nicht ungefährlich ist. Die Reaktionen der betroffenen Autofahrer sind dementsprechend wütend. Immer aber zieht das einen Polizeieinsatz nach sich und darauf kommt es ihnen an, denn in der Regel wird dann auch automatisch die Presse verständigt und damit erst erreichen diese Aktionen erst das Ziel, das gesetzt ist: Öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Sie haben aber auch wichtige Kunstwerke, also Gemälde angeblich zerstört, was in keinem der bekannten Fälle stimmt. Zweck der Aktionen war es immer nur Aufmerksamkeit, zu erregen. Einige wichtige Aktionen wurden aber kaum bekannt. Z.B. gab es eine Aktion der LG, bei der sie eine Pipeline zugedreht haben. Das Risiko lag dabei mindestens auf der Seite des unerlaubten Eindringens auf privatem Gelände, aber möglicherweise noch schlimmer beim undurchsichtigen Risiko, das das Abdrehen der Pipeline birgt. Leider finden solche Aktionen weniger Beachtung. Man sieht daran aber die Entschlossenheit der LG darauf aufmerksam zu machen, dass wir einen Klimaschutz-Notstand haben.
Egal, es gibt viele unterschiedliche Storys, aber was mit solchen Aktionen meist verbunden war, waren Auftritte in Talkshows oder anderen Medien – und das genau ist ihr wahres Anliegen. Den Klimanotstand kann man nicht auf der Straße erklären, dafür braucht es ein großes Publikum. Unser Planet rast grade gegen eine Wand, und die Menschen reagieren nicht. Allerdings muss man das genauer definieren, wie sollten Menschen denn reagieren, wenn ihre Regierung davon redet, alle nötigen Maßnahmen bereits ergriffen zu haben und die wären alle bereits auf dem Weg? Der #Klimaschutz wird aber immer noch sträflich vernachlässigt und die Politik reagiert viel zu spät. In der Hauptsache haben wir das den Vorgängerregierungen zwar zu verdanken, nur das, was die Ampelregierung jetzt tut, reicht bei weitem nicht aus, und das muss gesagt werden und dazu ist LG aufgestanden. Und auch Medien haben es bisher nicht geschafft, die Ernsthaftigkeit der Situation so zu vermitteln, damit die Politik endlich entschlossen genug handelt.
Aber die Letzte Generation hat das erste Mal einen größeren und dazu noch praktischen Erfolg zu verzeichnen…
Also noch mal liebe Last Generation, herzlichen Glückwunsch für diesen Erfolg, den ihr durchaus feiern solltet – ich feiere ihn auf jeden Fall. Das hab ihr euch verdient. Und genau hier muss es weitergehen, denn ihr habt ein Teilziel erreicht, mit dem ihr vermutlich nicht gerechnet habt.
Was ist geschehen? Mich erreichte vor Tagen eine Nachricht von der LG, die auch mich wirklich stark überraschte. Ich konnte sie überhaupt nicht einordnen, aber nach einigen Aktionen in Hannover haben die Leute der LG mit Vertretern der Stadt verhandelt und ihren Protest in Hannover eingestellt. Es soll hier jetzt nicht wundern, wenn ich schreibe, sie haben ihren Protest eingestellt, denn dafür gab es Bedingung. Der Protest geht also weiter, aber nur nicht in Hannover. Dazu gleich der Hintergrund.
Das war die Nachricht, so wie sie mich erreichte und eine Person auf dem Foto von LG kenne ich persönlich, aber das tut im Moment nichts zu Sache.
Meldung von LG: Heute habe ich mich gemeinsam mit der Ratsvorsitzenden Uta Engelhardt, der Umwelt- und Wirtschaftsdezernentin Anja Ritschel und der Bundestagsabgeordneten Swantje Michaelsen mit Vertreter*innen der „Letzten Generation“ im Neuen Rathaus getroffen.
Es war ein konstruktives und ergebnisorientiertes Gespräch, mit dem gemeinsamen Ziel für mehr Klimaschutz. Die aktuellen Maßnahmen reichen nicht aus, um das 1,5Grad Ziel zu erreichen und wir benötigen mehr Anstrengungen von allen gesellschaftlichen Akteur*innen in politischer Verantwortung. Deshalb prüfe ich, in welcher Form die Landeshauptstadt Hannover die Forderungen nach einem Gesellschaftsrat für Klimafragen im Bund unterstützen kann. In diesem Zusammenhang habe ich deutlich gemacht, dass es neben diesen konstruktiven Gesprächen wenig Raum für die Protestformen gibt, die nicht von allen Menschen dieser Stadt unterstützt werden. (BO) Zitat Ende.
Es gab dazu einige sehr wenige Pressemeldungen, aus denen aber nicht genug hervorging. Nun aber gab es die TAGESTHEMEN am Freitag, dem 3.3.2023 und da erfuhr man sehr viel mehr. Von wegen, Verhandlungen mit der LG wären nicht möglich. Verhandlungen, wünscht sich die LG und in diesem Fall berichteten die Tagesthemen in einem ausführlichen Gespräch mit Belit Onay, dem Oberbürgermeister von Hannover, wie diese Verhandlungen zustande kamen und über ein sehr erfolgreiches Ergebnis. Daran sollten sich viele Oberbürgermeister und Politiker ein Beispiel nehmen. Hier das 5-minütige Gespräch:
Glückwunsch liebe Klimakleber – wir brauchen Euch.
Sonnige Grüße
Klaus Müller
Energiewende-Rocken
Nachtrag
Zitat aus einem interessanten Artikel: “Das Festkleben auf den Straßen, das die Letzte Generation praktiziert, ist eine aus dem Mut der Verzweiflung geborene Protestform, die instinktiv den alltäglichen kapitalistischen Betriebsablauf stört – Sie steht in scharfem Kontrast der nachgerade entwaffnenden politischen Naivität der Gruppe, die Appelle an die politischen Funktionsträger richtet, die Klimakrise doch bitteschön zu lösen. Sogar der Verfassungsschutz musste trotz der aktuellen rechten Kampagne feststellen, dass diese Gruppe nicht „extremistisch“ ist, da sie schlicht „Funktionsträger zum Handeln auffordert“. Das Problem bei dieser Herangehensweise besteht aber offensichtlich darin, dass die politischen Funktionsträger aufgrund der obig genannten kapitalistischen Systemwidersprüche nicht in der Lage sind, der Klimakrise sinnvoll zu begegnen.”
Der Titel des Artikels ist ein wenig verwirrend.
Zitat: “Diese Klimakleber sind echt das Letzte…”
An diese Aussage musste ich beim Betrachten des “Fotos von LG” im Neuen Rathaus gleichfalls denken.
Aber hey, vielleicht gibt es ja – vor – dem nächsten Fototermin Unterstützung von den Ampelmännchen, insbesondere den Grüninnen – und sei es nur mittels Photoshopping 😉
“So lässt es sich die Bundesregierung einiges kosten, gut auszusehen. Im ersten Regierungsjahr der Ampel schnellten die Ausgaben für Friseure, Fotografen und Visagisten um 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,5 Millionen Euro in die Höhe.
Dabei schlagen allein die Aufwendungen für eine Maskenbildnerin, die für Annalena Baerbocks Haus tätig ist, mit 137.000 Euro zu Buche.
Auch das vermehrte Engagieren von Fotografen, „um den eigenen Auftritt ins gewünschte Licht zu rücken“, wird von der Steuerzahlerlobby angeprangert.”
Welt, 14.04.2023, “137.000 Euro für Baerbocks Visagistin? Wie der Bund Steuermilliarden ausgibt”
Haben sie den Artikel überhaupt gelesen? Einer bestimmten Klientel reichen ja die richtigen Überschriften. Ich hab die Überschrift jetzt geändert. Sie heißt nun: Glückwunsch liebe Klimakleber – wir brauchen Euch.
Bei aller Kritik an den Grünen, die ich teilweise teile, haben sie aber kein Argument in der Sache vorgebracht. Ich gehe davon aus, dass da auch nichts mehr kommen wird.
Sonnige Grüße