Ein vorgeschobenes dummes Argument

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Last Updated 25. April 2023

Veröffentlicht am: 1. Feb. 2023

Ein Problem, das viele in seinem Umfang lange noch nicht verstanden haben…

Hermann Scheer sprach in seinen letzten Jahren von einem umfassenden Konflikt, der die Energiebranche in Bezug auf die Energiewende betrifft, den #Energiesystemkonflikt. Danach kann es absolut nicht im Interesse von untergehenden Konzernen liegen, sich für Techniken starkzumachen, die ihren Untergang beschleunigen und zu einer so, dass sich ihr Geschäft unwiederbringlich zerstört wird. Und das allein aus nüchternen wirtschaftlichen Gründen. Denn, wenn diejenigen dann in Masse ihre Energie selbst erzeugen, die jetzt noch die Kunden der Stromkonzerne sind, werden sie dann aber keine Kunden mehr sein. Wenn diese Kunden also nie wieder deren Energie kaufen, ist das das Todesurteil für die Konzerne, dem sie sich natürlich entziehen wollen werden.

Zitat Hermann Scheer:
“Der Wechsel zu hundert Prozent erneuerbaren Energien bedeutet den umfassendsten wirtschaftlichen Strukturwandel seit dem Beginn des Industriezeitalters. Ein Strukturwandel ohne Verlierer und Gewinner ist undenkbar. Verlierer werden unweigerlich die Anbieter der konventionellen Energien sein – in welchem Ausmaß das der Fall ist, hängt von ihrer Fähigkeit ab, sich an Haupt und Gliedern umzustrukturieren, sich mit drastisch sinkenden Marktanteilen abzufinden und neue Tätigkeitsfelder für sich zu finden, die KEINE ENERGIEWIRTSCHAFTLICHEN mehr sein werden.
VERSUCHE DER VERLIERERROLLE IN DIESEM WANDLUNGSPROZESS ZU ENTKOMMEN UND IHRE ZENTRALE ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE ROLLE ZU BEHALTEN, FÜHREN ZU WIDERSPRÜCHLICHEN UND TEUREN VERLANGSAMUNGSSTRATEGIEN.
Die Gewinner des Wechsels werden die Weltzivilisation insgesamt und Gesellschaften und Volkswirtschaften sein, und in diesen die Technologieunternehmen sowie viele lokale und regionale Unternehmen. Es wird auf jeden Fall entschieden mehr Gewinner des Energiewechsels als Verlierer geben. Einem großen Teil der Gewinner sind die Chancen noch nicht bewusst, weshalb sie noch auf der Gegenseite stehen. Den größten Einfluss auf das praktische Geschehen haben derzeit noch die etablierten potenziellen Verlierer, den geringeren die noch längst nicht etablierten Gewinner”. Zitat Ende.
Sie dazu auch:

Die Energiequelle bestimmt alles

Dass davon sowohl Stromkonzerne als auch Öl- und Gaskonzerne betroffen sind, sollte jedem klar sein. Klar ist vielen in der aktuellen Situation aber offensichtlich nicht, wer sich am geschicktesten wehrt und wie diese Gegenwehr aussieht. Es sind natürlich die Stromkonzerne, doch noch unbekannter scheint mir zu sein, dass diese Gegenwehr ja derzeit ja auch erfolgreich ist, denn die alten Lobbyisten haben ja nicht aufgehört zu arbeiten, nur weil wir ein neue Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz haben. Sie haben längst alles klargemacht, auch unter einem grünen Wirtschaftsminister Habeck. Siehe dazu mein letzter Artikel,

https://energiewende-rocken.org/wir-verhoekern-die-energiewende-eure-bundesregierung/ Wir verhökern die Energiewende – Eure Bundesregierung.

Es wird viele Grünenanhänger nun enttäuschen das hier lesen zu müssen, nur dieser Realität müssen wir uns alle stellen. Patrick Graichen ist nun mal der schlechteste Berater, den Habeck sich aussuchen konnte und damit haben Dinge ihren Lauf genommen, die es zu stoppen oder umzuwandeln gilt. Wenn die EU seit 2018 fordert, dass wir das #EnergySharing einführen müssen und Graichen sich in der Besprechung zum Osterpaket dagegen ausspricht, zeigt das, was Graichen von der Bürgerenergiewende hält.

#EnergySharing macht Energie deutlich billiger – Energiewendewissen

Es gäbe noch sehr viele Dinge aufzuzählen, aber hier soll es jetzt um Begründungen gehen, die man sich so ausdenkt oder die genannt werden. Eines der vorgeschobenen Argumente, die man oft hört, ist das hier: Wer soll denn die enormem Investitionen stemmen, die wir in der Energiewende brauchen, wenn nicht die Stromkonzerne?  Und hier eine Argumentationslinie in ganzer Pracht, die ich einem Kommentar in Facebook entnommen habe. Den Namen des Schreibers werde ich nicht veröffentlichen, (ich habe nicht gefragt). Zitat:

“Ich behaupte, dass auch den großen Versorgern eine große Rolle bei der Energiewende zufallen kann, vielleicht muss. Dies gilt natürlich nur, wenn diese einmal entschieden haben, auf diesen Zug aufzuspringen, bei RWE scheint dies der Fall zu sein. Die Gründe sehe ich wie folgt:
Die großen Versorger verfügen über notwendige finanzielle Mittel um auch große Investitionen stemmen zu können. Auf diese Weise ließen sich auch große Projekte verwirklichen. Dies wäre z. B. möglich an ehemaligen Kraftwerksstandorten, Braunkohletagebauten, etc. also auf Gelände, dass den Versorgern sowieso gehört und wo die Netzanbindung bereits vorhanden wäre.
Die Energiewende erfordert auch große Investitionen z. B. im Bereich Back-up Kraftwerke, Elektrolyseure, große netzdienliche Batteriesysteme, Ausbau Wasserstoffwirtschaft, etc.. Ich sehe nicht, wie dies ohne große Investoren möglich sein soll.
Die Energiewende erfordert massive Investitionen in Netzausbau und auch Netzmanagement. Viele netzdienliche Systeme müssen geplant und vorgehalten werden, z. B. Momentanreserve, Blindleistung, Redispatchkapazitäten. Ich sehe nicht, wie dieses Thema zumindest was die Übertragungsnetze betrifft, ohne big Player organisiert werden kann.
Nicht alle Verbraucher können m. E. in eine Form der Selbstversorgung eingebunden werden. Hier sehe ich praktische Probleme. Daher muss es m. E. größere Versorger geben, die auch die Energieversorgung dieser Gruppe übernimmt. Ich weiß, welche Mühe es bedeutet, allein in einer Nachbarschaftsgruppe zu irgendeiner gemeinsamen Entscheidung zu gelangen.
Zuletzt sehe ich das ganz praktikabel. Die großen Versorger werden sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, da bin ich ganz sicher. Daher wäre es m. E. besser, sich irgendwie zu arrangieren. Wie ich geschrieben habe: diese Versorger haben seit hundert Jahren die Energieversorgung gesichert. Es ist schlicht auch Expertise vorhanden, wie man sowas macht und Wissen darüber, worauf es ankommt. Ich empfinde es als absurd, ausgerechnet auf die Experten verzichten zu wollen.
Zusammenfassend sehe ich das so, dass es viele kleine Energiezellen auf Verteilnetzebene geben kann, die zum Teil auch privatwirtschaftlich oder genossenschaftlich organisiert sein können. Die Versorger wären demnach verantwortlich, diese Zellen zusammenzuführen und zu einem funktionierenden Ganzen zu vervollständigen, also insbesondere Übertragungsnetze, Back-up, netzdienliche Anlagen, etc..”

Ja, und da fehlen mir eigentlich die Worte, aber man muss so etwas ernst nehmen, denn das ist ja die Linie, die von den Konzernen vorgegeben wurde und die natürlich in den Talkshows in den Öffentlich-Rechtlichen Medien rauf und runtergebetet werden. Was damit eigentlich vermittelt wird, ist für viele leider ein schlagendes Argument: Die Energiewende ist unglaublich teuer und von den Stromkunden schon gar nicht zu hieven und wenn es einer kann, dann doch wohl die Stromkonzerne und auch für die ist es bereits teuer genug. Und natürlich sind das die Experten. 

In Wahrheit aber sind diese Argumente Bullshit im Quadrat. Selbstverständlich sind diese Investitionen zu tätigen, aber wenn jemand investiert, dann doch nur in der Erwartung sein Geld mit einem möglichst hohen Gewinn zurückzuerhalten. Und das war bisher des Geschäft der Stromkonzerne und aller fossilen Konzerne. Aber es wird genauso das Geschäft aller Bürger und aller Betriebe in der Zukunft sein. Die wissen leider nur zum Teil von den hohen Gewinnen, die sie erwarten und die sich in Form sehr niedriger Energiepreise darstellen. Wenn allerdings wie in der Sendung “Hart aber Fair” am letzten Montag, 30.01.2023 mit dem Thema: “Letzte Abfahrt – Wie verändert die Klimakrise Alltag und Leben?”, genau diese Argumente hin und hergeschoben muss man wachsam sein. Wenn dazu auch noch der Moderator der Sendung, Louis Klamroth, der auch schon beim Thema Klimawandel sehr unkritisch zu sehen ist und eher versagte, und sich auch diesmal wieder als vollkommen überfordert zeigt, dann habe ich wenig Hoffnung bei all seinen Vorurteilen und seiner Unkenntnis.

Was entgegnet man also solchen Leuten wie meinem Kommentarschreiber? Ich hab ihm das hier geschrieben: Dir fehlt es schlichtweg an Fantasie, für das Machbare. Wer macht denn die Arbeit bei RWE? Es sind nicht Leibeigene bei RWE beschäftigt, es sind Menschen, die sich in ihrem Job bewährt haben, es sind Menschen, die die Notwendigkeit einer schnellen Energiewende längst eingesehen haben, die aber Angst um ihre Arbeitsplätze haben. Die neue Energiewende würde sie natürlich behalten und einsetzen, denn die Aufgaben, die Du alle anführst, bleiben ja erhalten. Die Strukturen würden ähnlich erhalten bleiben können, nur die Managerposten wird es so nicht mehr geben. Und hier empfehle ich, sich einmal die Gründungsgeschichte der EWS-Schönau anzuschauen, der ältesten Bürgerenergiegenossenschaft Deutschlands. Und wichtig ist auch zu schauen, wie eine dezentrale Energiewende und alle Bürger und Betriebe zum Geld für die nötigen Investitionen kommen können. Hier gibt es die Idee der Kreditgarantien.  

#KreditgarantienSolar – Machen wir es einfach

Sonnige Grüße
Klaus Müller

Energiewende-Rocken

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