UNSINN wider wissenschaftlicher Methodik

UNSINN

Last Updated 17. Dezember 2021

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn hat am 16. Dezember in der Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München seinen Weihnachts-Vortrag zum Thema Energiewende gehalten der auf Youtube veröffentlicht wurde. Das ist bereits der dritte Versuch von ihm, mit wenig plausiblen Methoden zu beweisen, dass eine Energiewende in Deutschland nicht ginge und außerdem viel zu teuer wäre. Aber dieses Mal legt er sogar noch zu. Zwar behauptet er, am Anfang seines Vortrages hinter dem Pariser Klimaabkommen zu stehen, um das ganze Thema im folgenden Verlauf sogar zu relativieren. Allein das macht ihn unglaubwürdig und so meldet sich dann auch Scientists for Future München umgehend mit einem vernichtenden Faktencheck zu Wort. Im Folgenden die Pressemitteilung von s4f-muenchen.

Prof. Sinn – wieder mit unwissenschaflicher Methodik

Von Sinn nur wenig Sinnvolles

Pressemitteilung von S4F München zum Weihnachtsvortrag “Wie retten wir das Klima – und wie nicht?” von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn am 16. Dezember in der Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München. Professor Hans-Werner Sinn, ehemaliger Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München a.D., gilt als Koryphäe der Wirtschaftswissenschaft. Wir, Münchner Wissenschaftler*innen aus diversen Disziplinen, sind hinsichtlich der wissenschaftlichen Qualität seiner Aussagen skeptisch und haben sie einem Faktencheck unterzogen, den wir Ihnen beiliegend übermitteln. Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass die Erderwärmung auf 1,5 bis maximal 2 Grad Celsius gegenüber dem Beginn des Industriezeitalters begrenzt werden muss, um nicht Gefahr zu laufen, dass weite Teile der Erde unbewohnbar werden. Es ist ebenso Konsens, dass dazu die Emissionen von Treibhausgasen innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre drastisch gesenkt werden müssen. Und es ist ein im Pariser Übereinkommen von 2015 festgehaltener globaler politischer Konsens, dass entsprechend zu handeln ist. Es herrscht darüber hinaus ein weitgehendes wissenschaftliches und politisches Einvernehmen, dass zur Bekämpfung der Klimakrise die Energieversorgung zu 100% auf erneuerbare Energien umgestellt werden muss. Prof. Sinn sieht all dies offensichtlich anders, und stellt damit sogar in IPCC-Berichten, also auf global höchster Ebene festgehaltene Fakten in Frage. Er belächelt die Erneuerbaren und plädiert stattdessen für die Weiternutzung der Kernenergie.
Bedauerlicherweise stützt sich Prof. Sinn in großem Umfang auf falsche, veraltete oder tendenziöse Berechnungen. Die von ihm vorgeschlagenen Lösungen existieren vielfach nur als Prototypen oder noch gar nicht. Zwei der wenigen Lichtblicke in Sinns langem Vortrag bleiben eine “Koalition der Willigen” aus Nationen, die beim Klimaschutz vorangehen, sowie ansatzweise sinnvolle Vorschläge zum Schutz des Waldes.
Herr Prof. Sinn mag in der Vergangenheit respektable Forschung in der Ökonomie betrieben haben, heute legt er nur eine zu großen Teilen fehlerhafte Einzelmeinung dar – mit unwissenschaftlicher Methodik. Wir als Scientists for Future, die sich – abgesehen vom Berufsethos – einer ausgewogenen fachlichen Beurteilung verschrieben haben, können uns nur weit von den Aussagen des Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn distanzieren. Pressekontakt: Dr. Miriam Noa // 0176 22 64 69 35 // presse@s4f-muenchen.de

In der Stellungnahme heißt es unter anderem…
“Es ist darüber hinaus ein weitreichender wissenschaftlicher und politischer Konsens, dass zur Bekämpfung der Klimakrise die Energieversorgung vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden muss. Prof. Sinn sieht auch das nicht so; er belächelt vielmehr die Erneuerbaren und plädiert stattdessen für die Weiternutzung der Kernenergie.
 
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz habe nichts gebracht, ist eines seiner Steckenpferde. Das ist aber schlicht falsch. Mithilfe des EEG sanken die Preise von Photovoltaik-Modulen im Zeitraum 2000-2018 inflationsbereinigt um den Faktor 17 (von 5 auf 0,3 €/Wp) [1, Abb. 3, S. 9] und der durchschnittliche CO2-Emissionsfaktor von Strom in Deutschland um 26% (von 644 auf 474 gCO2/kWh). Dass die auf dem Territorium Deutschlands insgesamt verursachten CO2-Emissionen nicht in gleichem Maße gefallen sind, liegt u.a. daran, dass Deutschland parallel dazu den Export elektrischer Energie stark gesteigert hat, vor allem aber im Verkehrssektor die CO2-Emissionen zugenommen haben.
Ganze 84 Länder schließlich haben das EEG übernommen, seine positive Wirkung reicht damit weit über Deutschland hinaus. Prof. Dr. Karen Pittel, Leiterin des ifo-Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen, hat das im Gespräch mit Prof. Dr. Harald Lesch prägnant auf den Punkt gebracht: „Das Bedeutendste, was Deutschland durch den stark geförderten Ausbau erneuerbarer Energien erreicht hat, ist, den globalen Preisverfall für Wind- und vor allen Dingen für Solarenergie zu unterstützen. Der großartige Effekt ist, dass andere Länder jetzt auch diesen Schritt […] leichter und günstiger gehen können. Damit haben wir mit Sicherheit global wesentlich mehr erreicht als das, was wir in Deutschland geschafft haben.“ [3, S. 174]…”

Das Grüne Paradoxon oder wenn ein Atomkraftbefürworter die Energiewende kaputtreden möchte.

Im Vortrag selbst erwähnt Hans-Werner Sinn einen Begriff, den er wohl selbst prägte mit der Veröffentlichung seines Buches im Jahr 2008, Das grüne Paradoxon: Plädoyer für eine illusionsfreie Klimapolitik. Und nun greift er diesen Begriff wieder auf um ihn wiederzubeleben und in die neue Energiedebatte und die Öffentlichkeit einzubringen. Mit seinen beiden Vorträgen “Energiewende ins Nichts” und “Wie viel Zappelstrom verträgt das Netz? Bemerkungen zur deutschen Energiewende“, sowie einer Studie zu Elektroautos, hatte sich der Professor schon einen Bärendienst erwiesen. Mit dem dritten Vortrag bestätigt er erneut seine Unfähigkeit oder aber seinen absichtlichen Versuch die Entwicklungen aufzuhalten.
 
In Wikipedia werden seine Argumentation im Buch, “Das grüne Paradoxon: Plädoyer für eine illusionsfreie Klimapolitik”, erläutert. Unter Rezension und wissenschaftliche Diskussion lesen wir unter anderem…
 
Hans-Werner Sinns Buch Das grüne Paradoxon – Plädoyer für eine illusionsfreie Klimapolitik erreichte in der FAZ-Rubrik Die besten Wirtschaftsbücher des Jahres 2008 den vierten Platz. Sinns Buch sei eine „klare Analyse der Umweltproblematik und Umweltpolitik“, so die FAZ. Die TAZ schreibt, dass Sinns ökonomische Diskussion vielschichtiger sei als das, was etwa die Atomkraftlobby sonst biete. „Das sollen die grünen Energiepolitiker jetzt erst einmal kontern“. Die NZZ empfiehlt das Buch jedem Bürger zur Lektüre. Es ermögliche „wie wenige Publikationen eine eigene und unabhängige Urteilsbildung“ und stehe damit in „bester Tradition der Aufklärung“. Während Dirk Maxeiner im Deutschlandradio attestiert, dass wer Hans-Werner Sinns Buch durchgelesen hat, nicht unbedingt um eine Perspektive reicher, aber mit Sicherheit um ein paar Illusionen ärmer sei, kritisiert Johannes Kaiser, dass Sinn allzu oft Halbwahrheiten liebe und „populistische Stimmungsmache“ betreibe. Die Süddeutsche Zeitung schreibt, Sinn zerlege mit wohl gewählten Worten jegliche Ansätze, um Klimaprobleme zu lösen. Seine Vorschläge seien allerdings kaum praktikabel, für die aktuellen Energieprobleme böten sie keine Perspektive.

Fazit:

Eigentlich muss man Wissenschaftler loben, wenn sie mit Kritik und belegbarer Fakten gegen einen möglicherweise falschen Weg angehen. Und Wissenschaft hat genau diese Aufgabe. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn bringt das genaue Gegenteil von dem was gefordert wäre. Er bietet Fehleinschätzungen, irrige Annahmen, verleugnet sogar ernsthafte wissenschaftliche Ergebnisse. Sinn wiederholt auch seine bekannten Aussagen gegen die Elektromobilität, die auf fragwürdigen, weil inkohärenten, wenn nicht gar in sich widersprüchlichen Annahmen und überholten Datengrundlagen beruhen.
 
So rockt der Proffessor die Energiewende nicht, was er ja offensichtlich auch nicht will.
 
Sonnige Grüße
Euer Klaus Müller
 
Wir Rocken die Energiewende
 

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