Last Updated 24. September 2023
Veröffentlicht am: 21. Mrz. 2017
Nun, die Energiewende wird teuer. Aber hinter diese Behauptung setze ich sehr gern mal ein ganz großes Fragezeichen.
Gegner der Energiewende stimmen dem aber vollstens zu: Die Wende wird teuer, bis unbezahlbar. Sie wird dieses Land zugrunde richten, usw. wir kennen die Phrasen.
Wenn so eine Headline “Wie teuer wird das eigentlich?” in einem Energiewendeblock auftaucht, könnte man allerdings auch auf die Idee kommen, dass zumindest ein bestimmter Bereich die Energiewende teuer werden könnte den man hier unbedingt besprechen muss. Anlass für den heutigen Blog war ein Bericht in der Tagesschau vom 28.02.2017und der titelte so ähnlich.
Das wird teuer
Aber dieser Bericht meinte etwas ganz anderes als die Energiewende. Es ging um Energie, genauer um die Folgekosten. Bei Folgekosten vor allem bei der fossilen Energieerzeugung denken wir immer an den Co2-Ausstoß und damit auch die Klimafolgekosten. Das hatte der Bericht aber nicht zum Thema. Wir wollen auch gleich einige weiter Erscheinungen aufgreifen, die diese Kostenart aufzeigen.
Aber zunächst zur Tagesschau. Deren Bericht betrifft den Bereich Ölförderung und wir müssen gleich ein neues Wort kennen lernen: „Decommissioning“.
Wir kennen die Berichte von Tankerunfällen, brennenden Bohrinseln, Kämpfe um Ölfelder, Öl- und Gasquellen die manchmal brennen und das auch über längere Zeit bis sie endlich gelöscht sind.
Das alles ist teuer und wir haben längst verstanden, es wird in der Öl- und Gaslieferung natürlich eingepreist. Das versteht sich von selbst. Natürlich müssen wir das bezahlen. Den Krieg um Energierohstoffe, den wir seit Jahren erleben zahlen wir auch. Die Tagesschau befasst sich aber mit einer anderen Sache.
Was passiert eigentlich wenn eine Ölquelle versiegt? Dann wird eben nichts mehr gefördert. Und was ist mit den den Bohrtürmen und Pipelines? Sie sind überflüssig und sie müssen abgebaut werden. Beim Fracking ist das ähnlich. Da aber gibt es hinterher große Landstriche verwüstete und vergifteten Landschaften. Was aber wenn das Ölquellen unter See betrifft?
Die Tagesschau berichtet von Öl- und Gasplattformen im britischen Teil der Nordsee.
Jürgen Döschner der Energieexperte der ARD schrieb:
Um einem Manager aus der Öl- und Erdgasbranche den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben, genügt ein einziges Wort: “Decommissioning” – zu Deutsch: “Stilllegung” oder “Außerbetriebnahme”.
…..
Allein im britischen Teil der Nordsee müssen 5.000 Quellen versiegelt und 470 Plattformen entsorgt werden. Für die riesigen Stahlkonstruktionen werden Spezialschiffe gebaut und Häfen erweitert. Rund 10.000 Kilometer Pipelines müssen aus dem Meer geholt, an Land gebracht und von zum Teil stark radioaktiven Ablagerungen befreit werden.
Möglicherweise wird das bis zu 120 Milliarden Euro kosten. Da kann man dann nur hoffen, die Konzerne haben etwas zurückgelegt.
Haben sie das? Die Branche spricht unumwunden von der “decommissioning time bomb”. Aha, haben sie also nicht. Und nun? Eigentlich gilt ja immer das Verursacherprinzip. Nicht aber in der Energiebranche. Da macht es man sich einfacher. Da sollen die britischen Steuerzahler nun für aufkommen. Damit die aber nicht rumzicken hat sich die Branche etwas einfallen lassen:
Größte Lobby-Offensive in Geschichte Großbritanniens
Um diese “Stilllegungs-Zeitbombe” zu entschärfen, organisierten die Öl- und Gaskonzerne in den vergangenen Monaten eine der größten Lobby-Kampagnen in der Geschichte Großbritanniens. Die auf Lobbyismus spezialisierte britische Nichtregierungsorganisation “InfluenceMap” veröffentlicht dazu heute einen ausführlichen Bericht.
Demnach warben alle betroffenen Konzerne wie Shell, BP und Exxon sowie die entsprechenden Branchenverbände massiv für Steuererleichterungen und staatliche Hilfen beim Öl-Ausstieg. Unterstützt wurden sie von Consulting-Unternehmen wie Price Waterhouse Cooper, KPMG und Deloitte sowie verschiedenen PR-Agenturen.
Und sie zeigt Wirkung
Die Argumentation war stets die gleiche: Niedrige Ölpreise und sinkende Förderraten machten der Branche das Leben schwer, ohne Entlastung bei den Steuern würden die Unternehmen die gewaltigen Lasten des Rückbaus nicht tragen können. Bei mehr als 100 Gesprächen mit führenden Verantwortlichen des britischen Finanzministeriums trug die Öl- und Gaslobby in den vergangenen drei Jahren ihre Position immer wieder vor, so die Recherchen von “InfluenceMap”.
Der Einsatz hat sich offenbar gelohnt: Die einst 50-prozentige Umsatzsteuer wurde erst gesenkt, dann ganz abgeschafft, andere Abgaben halbiert. Zugleich wurden den Öl-Konzernen in bislang 76 Vereinbarungen staatliche Hilfen für den Rückbau zugesagt. Erstmals in der Geschichte der britischen Ölförderung hat der britische Schatzmeister daher im vergangenen Jahr weniger Geld aus der Branche eingenommen, als an diese ausgezahlt wurde.
Und das, obwohl allein die großen Drei der Branche – BP, Shell und Total – im abgelaufenen Jahr einen Gewinn von rund zehn Milliarden Euro eingefahren haben.
Spitzen Lobbyarbeit
Spitzen Lobbyarbeit kann man da nur sagen und den Agenturen gratulieren. Diese Agenturen bekommen ja immer mehr Aufträge vor allem auch aus der Energiebranche in Deutschland. Und irgendwie kommt einem das doch bekannt vor. Im letzten Blogbeitrag, „Die Großen brechen zusammen“ berichteten wir kurz wie sich die großen Energieversorger aus der Strombranche viele Milliarden EUR in den Bereichen Atommüllrückstellungen, Co2-Abgabe auf alte Braunkohlekraftwerke, Netzkosten etc. erschlichen haben.
Wie perfide die deutsche Energielobby arbeitet, kann man im Vortrag von Tina Ternus lernen. Dazu ein Kommentar eines befreundeten Face-Bookers Hans-Joachim Römer: “Ich bin dankbar für diesen Beitrag. Das ist ein Lehrstück, das ich schon fast auswendig kann und das man gar nicht oft genug an die Öffentlichkeit bringen kann. Die Tina Ternus ist eine mutige und kluge Streiterin für die Erneuerbaren und erklärt hier sehr verständlich, was gerade auf unser aller Kosten und die unserer Kinder verbrochen wurde und wird.”
Es zieht sich bereits wie ein roter Faden durch unsere Seiten, wie mit der “Strompreise” manipuliert wurden und dass die Energiewende daran keine Schuld trägt. Auch, dass die Medien immer noch nicht in der Lage sind das zu berichten. Dass aber Energiefolgekosten nun endlich von den Medien thematisiert werden, lässt uns hoffen. Es auch immer wichtiger die Frage, zu stellen, wie teuer wird das eigentlich? Nur wenn Menschen verstehen, was uns Energie in Wirklichkeit kostet, werden wir schneller mit der Energiewende weiterkommen. Dazu ein Bericht von solar-professionell.de
Wir werden die Energiewende gemeinsam rocken, auch wenn uns die Großen noch so viele Knüppel zwischen die Beine werfen.
In diesem Sinne
Ihr Klaus Müller