…als hätten sie die Energiewende erfunden mit lächerlichen 5,4 Prozent Anteil

Die großen Stromkonzerne betreiben Greenwashing. Energiewende ist nicht ihr Geschäftsmodell

Last Updated 3. November 2019

yHBAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAAWenn es um Energiewende geht, dann braucht es Experten. Aber wie soll sich ein System mit einer zentralen Energieerzeugung wandeln, wenn Erneuerbare etwas bieten, was alles andere als zentrale Stromerzeugung ist? Unsere Regierung bedient sich gerne der Expertise von Leuten die etwas vom Fach verstehen. In Sachen Energiewende vertraut man ausschließlich auf direkte Kontakt zu guten bewährten Leuten. Nur welchen Rat könnten bewährten Experten, die die Interessen ihrer Konzerne vertreten denn geben, wenn sie Vorschläge erarbeiten sollen, die ihren Konzernen zuwider laufen?

Der gesamte Bereich Strom, den wir bei der Energiewende nun auch zu einem sehr großen Teil auf die Sektoren Wärme und Mobilität ausdehnen werden, wird sich in der Strommenge in etwa verdoppeln. Die Stromkonzerne müssten jetzt eigentlich vor Freude das Hüpfen anfangen, wie die Schüler von Fridays for Futur. Wegfallen wird dagegen ein riesiger Teil der Energiemenge, die wir gesamt brauchen, das ist in etwa die Hälfte. Die Energiewende sorgt also dafür, dass wir über die “Sektorkopplung” Energie gewaltig einsparen und den Bereich Strom etwas ausweiten. Energiesektorlopplung im VergleichEinen sehr großen Teil der Sektoren Wärme und Mobilität decken wir bisher mit fossilen Energieträgern, Gas Kohle und Erdöl ab. Das fällt zukünftig alles weg. Es bleibt der wachsende Strombereich.

Hüpfen vor Freude tun die Stromkonzerne aber gerade nicht, denn es gibt ein sehr großes Dilemma. Mit jeder Aktivität in Richtung Erneuerbare Energie schädigen sie ihr eigenes altes Geschäftsmodell. Das ist recht einfach zu verstehen, denn dieses Geschäftsmodell basiert ja nicht nur auf zentralen Strukturen bei der Erzeugung, sonder das Modell existiert in einem geschützter Bereich in dem sie sich von Anbeginn bewegen. Dieser Marktbereich hat eigene Gesetze, oder besser, er hat eigentlich nur ein eigenes Gesetz. Die Konkurrenz wurde von vornherein ausgeschlossen. Man hat sich untereinander geeinigt und steht damit nicht mal vom Vermarktungsgebiet her in einer Konkurrenzsituation. Vier große Player, RWE, Vattenfall, E.on und EnBW (BIG4) haben den Kuchen aufgeteilt. Alles müsste eigentlich bestens laufen – das tat es auch lange Zeit, wenn da nicht die Erneuerbaren Energien dazugekommen wären. Und die kamen nicht von den Konzernen. Sie kamen von den Bürgern.

Dazu etwas aus den Analysen von Hermann Scheer

Hermann Scheer betrachtete in seinen Vorträgen, Artikeln und Büchern den Unterschied zwischen herkömmlichen Energien und erneuerbaren Energien auf eine sehr tiefgehende und umfassende Weise, die, damals wie auch heute, gern als zu theoretisch abgetan wird. Viele “Experten” kritisierten ihn, weil seine Sichtweise auf die Energiewende, die er auch aus soziologischen und politischen Blickwinkel leistete, angeblich viel zu wenig auf technische Aspekte eingehen würde. Die hatte er sehr wohl im Blick, denn er war immer mit den führende Experten vernetzt. Er hat allerdings im Gegensatz zu vielen Anderen, nie die dahinterstehenden Interessen ausblendet, mit denen Energietechnik und Energiewirtschaft behaftet ist, wenn man die Besitzerstruktur betrachtet.

Hier ging Hermann Scheer den Dingen ernsthaft auf den Grund. Und genau das machte ihn unbequem, denn er denunzierte diese Interessen nicht, nein, er benannte sie einfach nur. Denn diese Interessen sind normal, sie sind folgerichtig und systembedingt. Ihnen steht gar keine andere Handlungsmöglichkeit offen, denn sonst schädigen sie ihr Geschäft, und damit den eigenen Aktienkurs. Er war einer der wenigen, der unbequeme Wahrheiten aussprach und nicht müde wurde immer wieder darauf hinzuweisen. Heute ist Scheer aktueller denn je.

Es versteht sich von selbst, aufgrund der merkwürdigen Marktposition der BIG4, dass sie immer selbst dafür sorgten, den besten Kontakt zu Bundes- und Landesregierungen zu haben. Immerhin geht es auch um Versorgungssicherheit. Das sie im Umgang mit den Regierungen dann meist immer den Ton und die Richtung angaben, versteht sich von selbst. Und seit wir die Erneuerbaren haben sind sie auch nicht mehr zimperlich gegenüber Politikern, die es wagten andere Vorstellungen zu äußern. Hermann Scheer konnte ein langes Lied davon singen. In den letzten zehn Jahren, nachdem die Konzerne entdeckt hatten, dass ihnen mit den Erneuerbaren ein unliebsamer Konkurrent heranwächst, den sie anscheinend unterschätzt hatten, kämpfen sie nun auch mit unlauteren Mitteln. Desinformationskampagnen z.B. mithilfe des EEG-Paradoxons (wir berichten seit Jahren darüber) und die unbedingte eigene Gesetzschreibung, wenn es darum ging/geht Erneuerbare auszubremsen, zu stoppen oder für den Bürger unbequem und unattraktiv zu machen, sind inzwischen die Regel.

Abzockerei – damit die Aktionäre nicht abspringen

yHBAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAAWenn große Konzerne sich inzwischen für den viel zu langsamen Kohleaustieg pro abgeschaltete Kraftwerksleistung von einem Gigawatt eine Milliarde EURO vergüten lassen, muss man in dem Zusammenhang ganz klar vom eigenen Versagen sprechen. Genug Zeit hätte es gegeben in Alternativen einzusteigen die möglicherweise lukrativer sind. Aber mit solchen Erpressungen holt man sich eben frisches Geld in die Kasse. Die eigenen Aktionäre müssen glauben es geht weiter, man ist wieder handlungsfähig und auf einem guten Weg. Und nun wird die Werbetrommel gerührt. Man zeigt sich “Erneuerbar”. Überall finden wir die Zukunftsversprechen der Konzerne auf Plakaten und bewegten Bildern allerorten. Und bald sieht es so aus als hätten sie selbst die Energiewende erfunden. Nur die Taktik kann nicht lange halten, denn in ihren Taten sieht es anders aus. Man such verzweifelt nach eigenen Perspektiven.

Die linke Grafik ist von 2016 aber es hat sich nichts wesentliches geändert. Die Verteilung der Eigentümer an der bundesweit installierten Leistung zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien nennt die BIG4 mit lächerlichen 5,4 Prozent. Die zeigt ihr eigentliches Interessenlage. Wir sind nun 3 Jahre weiter und sehen überall diese bunte Werbung von E.on und RWE aber wir sehen keine Taten. Alles was wir sehen ist, Erneuerbare und Energiewende bieten den großen gar keine Möglichkeit, weil der ganze alte Energiebereich für die Konzerne bisher ein geschützter Bereich ist und nach anderen Gesetzen funktioniert als sie es gewohnt sind. Ihr Modell heißt: zentral produzieren und vermarkten – das ist Monopolismus. Würden sie sich in den Erneuerbaren Bereich stürzen, dann gäben sie diese geschützte Position auf. Sie stürzen sich damit in einen freien Markt mit, für sie, ganz eigenen neuen Gesetzen.

Wer sind die Renditegeier?

Wer sind die Renditegeier?

Wer sind die Renditegeier?

Jeder Marktteilnehmer ist dann direkter Konkurrent zu ihnen. Das ist eine eine ungewöhnliche Situation. Denn mit jeder Aktivität auf dem Markt gehen sie selbst sehr große Risiken ein. Aber noch schlimmer – jede Aktivität dieses Marktes zerstört ihren altes Geschäftsmodell. Ihren Aktionären ist das noch nicht klar. Es hat sich noch nicht herumgesprochen. Dies ist eines der Probleme das wir bei der Energiewende haben. Aber den angesprochenen geschützten Bereich gab es ja nie als eigenständig, wirtschaftlich, funktionierender Bereich. Er konnte nur durch massive Förderung über die Jahre existieren. Mit verdeckter PR (#LeisePR), also Kampagnen deren Herkunft nie eindeutig bewiesen werden, macht man gegen Erneuerbare Energie mächtig Stimmung. Die Betreiber von Solar-und Windanlagen wären Renditegeier. Sie würden viel zu stark gefördert. Ein Vergleich von Greenpeace auch aus dem Jahr 2016 zeigt ganz klar, was hier wirklich läuft.

Zusätzlich hat sich aber mit der Aufdeckung des EEG-Paradoxons nun herausgestellt, dass diese Manipulation in einer historisch wichtigen Situation geschaffen wurde um den Durchbruch der Erneuerbaren Energien zu verhindern. Eine superschlaue Geschichte, die die Medien seit fast 10 Jahren nicht aufdröseln konnten, schob den Erneuerbaren Energien die Schuld an steigenden Strompreisen in die Schuhe. Aber genau in dieser Situation sanken die Energiepreise und stiegen eben nicht. Also musste erst dafür sorgen, dass die Strompreise auch tatsächlich über die EEG-Umlage stiegen. Die Erneuerbaren ließen die Strompreise nämlich fallen, was ganz klar ab 2008 vorhersehbar war.

 

Lasst Euch also nicht täuschen.

Sonnig Grüße

Euer Klaus Müller
Energiewende-Rocken

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